IAB-Betriebspanel 2021: Licht und Schatten auf dem Ausbildungsmarkt

Die Auswertungen des diesjährigen IAB-Betriebspanels widmen sich dem Thema Fachkräftesicherung in und nach der Pandemie. Der zweite Report analysiert das betriebliche Ausbildungsverhalten.

20.06.2022 | Presseinfo Nr. 11

Die Auswertungen des diesjährigen IAB-Betriebspanels widmen sich dem Thema Fachkräftesicherung in und nach der Corona-Pandemie. Die betriebliche Ausbildung ist ein wichtiger Pfeiler der Fachkräftesicherung. Der zweite Report analysiert daher das betriebliche Ausbildungsverhalten. Dazu wurden knapp 1.200 hessische Betriebe im Zeitraum Juli bis November 2021 befragt.

Ausbildungsbeteiligung sinkt

Die Ausbildungsbeteiligung in Hessen ist im Ausbildungsjahr 2020/2021 auf 26 Prozent gesunken. Das ist der niedrigste Wert seit Beginn der Panelauswertungen 2001. Ein Grund hierfür war, dass die Betriebe aufgrund unsicherer Beschäftigungssituationen und Geschäftslagen im ersten Pandemiejahr 2020 zurückhaltender bei der Beschäftigung von Auszubildenden agierten. Gerade Kleinstbetriebe, die aufgrund geringerer Liquiditätsreserven stärker von der unsicheren Geschäftssituation betroffen waren, haben ihre Ausbildungsbeteiligung zumindest zeitweise merklich eingeschränkt. Lediglich im Baugewerbe zeigte sich ein geringfügiger Anstieg des Engagements.

Ausbildungsplätze häufig unbesetzt

Ein weiterer wichtiger Grund war jedoch auch auf die mangelnde Verfügbarkeit von Bewerbern. Im Ausbildungsjahr 2020/2021 konnten nur drei von vier angebotenen Ausbildungsplätzen besetzt werden. Die Besetzungsquote lag zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren auf einem historisch niedrigen Wert von unter 75 Prozent. Betriebe aus der Öffentlichen Verwaltung sowie aus den wirtschaftsnahen und wissenschaftlichen Dienstleistungen hatten weniger Probleme bei der Besetzung ihrer Ausbildungsplätze. Die in 2020 wirtschaftlich besonders stark von der Pandemie betroffenen Betriebe aus Handel und Reparatur konnten hingegen nur drei von fünf Ausbildungsplätze besetzen.

Übernahmequote erreicht Höchstwert

Im Jahr 2021 wurden etwa drei von vier Absolventinnen und Absolventen von ihren Ausbildungsbetrieben übernommen. Mit 74 Prozent erreichte die Übernahmequote damit den höchsten Wert seit Beginn der Erfassung und spiegelt den enormen Fachkräftebedarf in den Betrieben wider, der auch während der Corona-Krise kaum nachließ. Die höchste Übernahmequote erzielte die Öffentliche Verwaltung (96 Prozent). Deutlich überdurchschnittliche Quoten gab es im Verarbeitenden Gewerbe (82 Prozent) und im Baugewerbe (87 Prozent). Wie im Vorjahr stieg die Übernahmequote auch 2021 mit der Betriebsgröße.

Weniger Bewerbungen, aber wieder mehr abgeschlossene Ausbildungsverträge

Von den Betrieben, die für 2021/2022 Ausbildungsplätze angeboten haben, gaben 30 Prozent an, weniger Bewerbungen erhalten zu haben als in der Zeit vor der Pandemie. Nur 8 Prozent erhielten mehr Bewerbungen. Die Bewerbungen gingen im Vergleich zum Vorpandemiejahr 2019 in allen Wirtschaftszweigen zurück. Das betraf am häufigsten das Baugewerbe sowie Handel und Reparatur. Die Öffentliche Verwaltung war am wenigsten von Bewerbungsrückgängen betroffen.

Dennoch hatten 22 Prozent der Betriebe für das Ausbildungsjahr 2021/2022 bereits Ausbildungsverträge abgeschlossen. Dies entspricht dem Vorpandemie-Niveau. Die wirtschaftliche Betroffenheit durch die Corona-Pandemie wirkt sich allerdings auch hier aus: 24 Prozent der positiv und nur 18 Prozent der negativ betroffenen Betriebe hatten bereits Ausbildungsverträge abgeschlossen. Bei Betrachtung der geplanten weiteren Vertragsabschlüsse lässt sich erkennen, dass in den letzten zehn Jahren immer mehr Betriebe ihren Auszubildendenbedarf nicht frühzeitig decken konnten. Sie planen deshalb, Verträge für das beginnende Ausbildungsjahr auch noch in der zweiten Jahreshälfte abzuschließen. Die Pandemie scheint diesen Trend verstärkt zu haben.

Sinkende Bewerberzahlen und mehr unbesetzte Ausbildungsplätze stehen einem größer werdenden Fachkräftebedarf gegenüber - ein Trend, der bereits vor der Corona-Pandemie eine Herausforderung für die hessische Ausbildungslandschaft darstellte.

Hintergrundinformationen

Die Ausbildungsdaten des IAB-Betriebspanels weisen einige Besonderheiten auf und sind daher nicht mit den Daten des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zum Ausbildungsgeschehen vergleichbar.

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) lässt seit 1993 jährlich Betriebe im Rahmen des IAB-Betriebspanels durch das Marktforschungsinstitut Kantar befragen. Die Auswertung für Hessen erfolgt durch das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur. Gefördert werden die hessischen Zusatzauswertungen aus Mitteln des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen sowie der Bundesagentur für Arbeit.