Der Arbeitsmarkt im Oktober

Trotz Inflation, Energiekrise und den weiteren Folgen des Ukraine-Krieges zeigte sich der hessische Arbeitsmarkt im letzten Monat weiterhin stabil. Die Arbeitslosigkeit sank im Berichtsmonat Oktober (Stichtag: 13.10.2022) auf rund 169.000 Personen.

02.11.2022 | Presseinfo Nr. 22

Trotz Inflation, Energiekrise und den weiteren Folgen des Ukraine-Krieges zeigte sich der hessische Arbeitsmarkt im letzten Monat weiterhin stabil. Die Arbeitslosigkeit sank im Berichtsmonat Oktober (Stichtag: 13.10.2022) auf rund 169.000 Personen.

Obwohl sich auch die Beschäftigtenzahlen positiv entwickelten und weiter anstiegen, zeichnet sich zunehmend eine Zurückhaltung der Arbeitgeber bei den Stellenmeldungen und somit der Fachkräftenachfrage ab. Stellenmeldungen und -bestand konnten das Vorkrisenniveau nicht mehr erreichen.

Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen, geht davon aus, dass sich die verhaltene Einstellungsbereitschaft in den nächsten Monaten weiterhin bemerkbar machen wird:

„Die aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen bergen für viele Betriebe Risiken, die nur schwer abzuschätzen sind. In dieser unsicheren Situation halten viele Firmen an ihrer Belegschaft fest und reduzieren zeitgleich die Zahl der Neueinstellungen. Die sonst übliche Herbstbelebung fällt gedämpft aus.“

Dass trotz der gestiegenen Unsicherheiten dennoch ein konstanter Bedarf an Fachkräften besteht, zeigen auch die Ausbildungsmarktzahlen für 2021/2022:

„Die hessischen Ausbildungsbetriebe haben über 34.600 Ausbildungsstellen gemeldet. Die demografische Entwicklung und der damit einhergehende steigende Bedarf an Fachkräften erhöht das Ausbildungsengagement vieler Betriebe. Erfreulicherweise konnte der Großteil der gemeldeten Ausbildungsstellen in den letzten Monaten besetzt werden. Zum Stichtag waren noch 3.600 Lehrstellen frei. Ich bin zuversichtlich, dass bis zum Ende der Nachvermittlungsaktion die meisten davon besetzt werden können“, so Martin.

Ausbildungsmarkt 2021/2022: Deutlich weniger unversorgte Bewerber*innen

Die Zahl der unversorgten Bewerber*innen liegt in diesem Jahr mit einem Minus von gut 13 Prozent unterhalb des Vorjahrsniveaus und ebenfalls deutlich unter dem Niveau des Vorvorjahres (-28 Prozent). Aktuell sind noch 1.700 Bewerber*innen unversorgt, zugleich suchen viele Unternehmen händeringend Auszubildende.

Zum Stichtag war jeder zehnte Ausbildungsplatz in Hessen noch unbesetzt, insgesamt waren es etwa 3.600. Es zeigen sich deutliche regionale Unterschiede. Im Bezirk der Agentur Frankfurt lag der Anteil der unbesetzten Stellen mit 3,8 Prozent am niedrigsten, während in Marburg der Wert mit 15,5 Prozent am höchsten lag.

Insgesamt meldeten die Betriebe den Agenturen für Arbeit in Hessen rund 34.600 Ausbildungsplätze und somit 5,7 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Ihnen gegenüber standen rund 33.700 Bewerber*innen. Das waren 4,3 Prozent weniger als letztes Jahr. Zum ersten Mal seit fünf Jahren waren damit mehr Ausbildungsstellen als Bewerber*innen gemeldet.

Arbeitslosigkeit in Hessen: Quote sinkt auf 4,9 Prozent

Die Arbeitslosenzahlen sind im Oktober gesunken. Im Berichtsmonat waren in Hessen 168.842 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Das waren 2.319 (-1,4 Prozent) weniger als im September und 5.625 (+3,4 Prozent) mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sank im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Prozentpunkte auf 4,9 Prozent. Im Oktober 2021 lag die Quote noch bei 4,7 Prozent. Saisonbereinigt stieg die Arbeitslosigkeit zum Vormonat um 1.000 Personen an. Zum Vorjahr wird ein Anstieg um 6.000 Personen verzeichnet.

Der Rückgang der Arbeitslosigkeit zum Vormonat betraf alle betrachteten Personengruppen. Wie für einen Oktober üblich sank mit Ausbildungsbeginn und dem Start schulischer und universitärer Ausbildungswege die Zahl junger Menschen unter 25 Jahren gegenüber September am deutlichsten (-5,5 Prozent). Bedingt durch die Aufnahme geflüchteter Menschen aus der Ukraine in die Grundsicherung stieg im Vorjahresvergleich die Zahl der Personen ohne deutschen Pass weiter an:  +22,1 Prozent. Rund 79.350 Arbeitslose (47 Prozent) waren Menschen ohne deutschen Pass.

Die Unterbeschäftigung, die auch Personen in entlastenden arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und in kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit mitzählt, belief sich im Oktober 2022 auf 224.087 Personen. Das waren rund 6.800 (+3,1 Prozent) mehr als vor einem Jahr.

Arbeitslose Geflüchtete aus der Ukraine: Leichter Rückgang zum Vormonat

Von den etwa 80.000 arbeitslos gemeldeten Menschen ohne deutschen Pass sind aktuell rund 16.570 Ukrainer*innen. Ihre Zahl ist zum Vormonat leicht gesunken (-0,4 Prozent). Rund 250 Ukrainer*innen konnten im Oktober eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt aufnehmen, viele weitere sind in staatlich finanzierten Sprachkursen.

Entwicklung in den Rechtskreisen: 70 Prozent aller Arbeitslosen beziehen Leistungen aus der Grundsicherung

Insgesamt zählten im Berichtsmonat 70,8 Prozent (119.491) aller Arbeitslosen in Hessen zum Rechtskreis SGB II (Grundsicherung). Das sind -1,3 Prozent weniger als noch im Vormonat und ein Anstieg von +11,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Der Anstieg der Arbeitslosenzahlen in der Grundsicherung ist mehrheitlich auf die Zuwanderung aus der Ukraine zurückzuführen.

Zum Rechtskreis SGB III (Arbeitslosenversicherung) gehörten 29,2 Prozent (49.351) aller Arbeitslosen. Das sind -1,6 Prozent weniger als im September 2022. Im Vorjahresvergleich sank die Zahl der Arbeitslosen im SGB III um -11,8 Prozent.

Offene Stellen: Rückgang der gemeldeten Stellen

Der Stellenbestand der hessischen Agenturen weist mit 53.780 offenen Stellen noch immer ein Plus gegenüber dem Vorjahr (+2,5 Prozent) auf. Der Stellenzugang im Oktober lag mit rund 10.200 gemeldeten Stellen jedoch deutlich unter dem Vorjahreswert: -14,0 Prozent.

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung: 42.700 Beschäftigungs-verhältnisse mehr als im Vorjahr

Der hochgerechnete vorläufige Wert der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten belief sich im August 2022 auf 2.719.900 Personen. Damit ergibt sich ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr von 42.700 (+1,6 Prozent) sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Damit liegt Hessen leicht hinter der Entwicklung des Bundes (+1,7 Prozent).

Ein Minus im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet weiterhin allein das Verarbeitende Gewerbe (-0,4 Prozent). Die größten relativen Zuwächse weisen die Wirtschaftszweig Arbeitnehmerüberlassung (+6,1 Prozent), Information und Kommunikation (+5,6 Prozent), Immobilien, freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen (+4,4 Prozent) und das Gastgewerbe (+4,0 Prozent) auf.

Entwicklung in den Regionen: Niedrigste Arbeitslosenquote bleibt in Fulda

Wenige hessische Kreise weisen aktuell eine Arbeitslosenquote unter vier Prozent auf. An der Spitze steht weiterhin der Landkreis Fulda (3,1 Prozent). Es folgen die Kreise Hersfeld-Rotenburg (3,6 Prozent), Waldeck-Frankenberg (3,7 Prozent), Schwalm-Eder (3,9 Prozent) sowie Hochtaunus (3,9 Prozent).

Die höchsten Quoten weisen die Städte Offenbach (8,5 Prozent), Wiesbaden (7,6 Prozent), Kassel (7,8 Prozent), Frankfurt (5,9 Prozent), sowie der Landkreis Gießen (5,3 Prozent) auf.

Kurzarbeit: Deutlicher Rückgang bei Betrieben und Kurzarbeitenden

Im April 2022 bezogen rund 31.000 hessische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in rund 3.300 Betrieben konjunkturelles Kurzarbeitergeld. Erste Hochrechnungen gehen von einem deutlichen Rückgang der Zahlen für die Folgemonate aus. Für Juli 2022 werden rund 280 Betriebe und knapp 4.300 Kurzarbeitende in Hessen prognostiziert.

Im Berichtsmonat Oktober 2022 erreichten die Agenturen für Arbeit in Hessen knapp 290 neue Anzeigen (September: rund 160) für rund 4.100 Personen.