Der Arbeitsmarkt im Januar: Hessischer Arbeitsmarkt startet solide ins neue Jahr

Der hessische Arbeitsmarkt startet zwar saisonbedingt mit einem Anstieg der Arbeitslosenzahlen in das erste Quartal 2022, mit 166.000 arbeitslosen Frauen und Männern und einer Quote von 4,8 Prozent im Januar 2022 liegen die Zahlen jedoch deutlich unter den Werten des Vorjahres.

01.02.2022 | Presseinfo Nr. 3

Der hessische Arbeitsmarkt startet zwar saisonbedingt mit einem Anstieg der Arbeitslosenzahlen in das erste Quartal 2022, mit 166.000 arbeitslosen Frauen und Männern und einer Quote von 4,8 Prozent im Januar 2022 liegen die Zahlen jedoch deutlich unter den Werten des Vorjahres. Binnen eines Jahres sank die Zahl der Arbeitslosen um rund 33.000 Personen. Die Arbeitslosenquote lag letztes Jahr noch bei 5,8 Prozent. Die Arbeitskräftenachfrage bleibt weiterhin hoch und die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten steigt beständig.

„Der hessische Arbeitsmarkt nähert sich immer weiter dem Niveau der Vorkrisenmonate an. In mehreren Indikatoren liegt Hessen sogar bereits besser als vor der Krise, beispielsweise bei der Anzahl der Beschäftigten. Insbesondere die konstant hohe Nachfrage nach Fachkräften ist ungebrochen und spiegelt sich im Bestand der offenen Stellen wider“, so Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen.

Die hohe Nachfrage nach gut qualifizierten Arbeitskräften hat auch eine Kehrseite: „Viele der derzeit arbeitslosen Menschen in Hessen haben keine Berufsausbildung, sind langzeitarbeitslos und/oder über 50 Jahre. Das sind alles Kriterien, die eine schnelle Vermittlung in den Arbeitsmarkt erschweren. In vielen Fällen muss erst eine Qualifizierung erfolgen, familiäre oder gesundheitliche Einschränkungen erkannt und berücksichtigt werden.“

Ein wichtiger Aspekt der Fachkräftegewinnung ist die duale Ausbildung. Dass sich der Faktor Demografie mehr und mehr bemerkbar macht, zeigt sich nicht erst seit diesem Jahr auf dem Ausbildungsmarkt.

„Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass für das aktuelle Ausbildungsjahr bereits mehr Lehrstellen gemeldet wurden als sich junge Menschen bei den Agenturen registrieren ließen. Fehlende Betriebspraktika, Onlineunterricht und kaum persönliche Gespräche mit den Berufsberaterinnen in den Schulen während der Corona-Pandemie haben die Berufsfindungsprozesse in den letzten beiden Jahren erheblich gestört und verlangsamt. Die Berufsberatung der BA hat zwar viele Online-Angebote entwickelt, aber nicht alle Jugendlichen und Eltern konnten und können dadurch erreicht werden“, so Martin.

Bisher haben sich rund 18.960 junge Menschen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz bei den hessischen Agenturen für das aktuelle Ausbildungsjahr gemeldet und somit 4,0 Prozent weniger als im Januar letzten Jahres. Ihnen gegenüber stehen etwa 25.130 Ausbildungsplätze: Ein Anstieg um 7,0 Prozent.

Erfolge kann Martin dennoch bei der Nachvermittlungsaktion vermelden: „Im Rahmen der Nachvermittlungsaktion konnte jede/r vierte unversorgte Bewerber/in in eine Ausbildung vermittelt werden. Über die Hälfte der zum Stichtag 30.September 2021 noch unversorgten Bewerber/innen konnten so eine Ausbildung, ein Studium, eine Qualifizierungsmaßnahme beginnen, eine weiterführende Schule besuchen oder eine Erwerbstätigkeit aufnehmen.

Arbeitslosigkeit in Hessen: Saisonüblicher Anstieg der Arbeitslosigkeit

Die Arbeitslosenzahlen sind im Vergleich zum Vormonat, wie für einen Januar üblich, gestiegen. Im Januar waren in Hessen 166.000 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Das waren 8.584 (+5,5 Prozent) mehr als im Dezember und 32.996 (-16,6 Prozent) weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote stieg im Vergleich zum Vormonat um 0,2 Prozentpunkte auf 4,8 Prozent. Im Januar 2021 lag die Quote noch bei 5,8 Prozent. Saisonbereinigt sank die Arbeitslosigkeit zum Vormonat um 3.000 Personen, zum Vorjahr zeigt sich damit eine Verringerung um 31.000 Personen.

Der Anstieg der Arbeitslosigkeit zum Vormonat betraf alle betrachteten Personengruppen. Gleichzeitig sank im Vorjahresvergleich die Zahl bei allen Gruppen. Selbst die Zahl der Langzeitarbeitslosen reduzierte sich zum ersten Mal seit März 2020 um -1,4 Prozent.

Die Unterbeschäftigung, die auch Personen in entlastenden arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und in kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit mitzählt, belief sich im Januar 2022 auf 217.356 Personen. Das waren 33.340 (-13,3 Prozent) weniger als vor einem Jahr.

Entwicklung in den Rechtskreisen: Stärkster Rückgang im Rechtskreis SGB III

Insgesamt zählten im Berichtsmonat 36,1 Prozent (59.966) aller Arbeitslosen in Hessen zum Rechtskreis SGB III (Arbeitslosenversicherung) und 63,9 Prozent (106.034 Personen) zum Rechtskreis SGB II (Grundsicherung).

Im Bereich der Arbeitslosenversicherung (SGB III) sank die Zahl der Arbeitslosen um rund 34,0 zum Vorjahr. In der Grundsicherung (SGB II) wurde ein Minus von -2,2 Prozent erfasst.

Offene Stellen: Arbeitskräftenachfrage weiterhin hoch

Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist konstant hoch. Der Stellenbestand der hessischen Agenturen weist mit 50.450 offenen Stellen einen deutlichen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr (+32,0 Prozent) auf. Der monatliche Zugang sank wie für einen Januar üblich zwar um -10,6 Prozent auf rund 9.950, lag aber dennoch um 29,0 Prozent über dem Vorjahresmonat.

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung: Wieder Zuwachs im Gastgewerbe – Verarbeitendes verliert weiter

Der hochgerechnete vorläufige Wert der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten belief sich im November 2021 auf 2.709.000 Personen. Damit ergibt sich ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahr um +1,6 Prozent oder 43.500 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mehr. Hessen liegt damit auf dem Niveau der Werte des Bundes und Westdeutschlands (+1,6 Prozent).

Rückgänge musste weiterhin das Verarbeitende Gewerbe (-1,3 Prozent) verzeichnen. Das Gastgewerbe konnte nach einer langen Durststrecke wieder mehr Beschäftigte ausweisen (+0,9 Prozent).

Deutlichen Beschäftigungszuwachs konnten insbesondere die Arbeitnehmerüberlassung (+8,1 Prozent) und Information und Kommunikation (+5,2 Prozent) verzeichnen. Alle anderen Branchen wiesen gegenüber dem Vorjahr ebenfalls einen Zuwachs auf. Unter anderem: Land-/Forstwirtschaft (+5,6 Prozent), Immobilien, freiberufliche, wissenschaftliche Dienstleistungen (+3,7 Prozent), Öffentliche Verwaltung (+3,4 Prozent), Baugewerbe (+2,8 Prozent), Erziehung und Unterricht (+2,4 Prozent), Gesundheitswesen (+2,2 Prozent).

Entwicklung in den Regionen: Januar lässt Arbeitslosenquote in den Kreisen steigen

Aktuell weisen noch neun der 26 hessischen Kreise eine Arbeitslosenquote von unter 4,0 Prozent auf. Der Landkreis Fulda liegt mit einer Quote von 2,9 Prozent hessenweit am niedrigsten. Unter der Vier-Prozent-Marke lagen ebenfalls die Landkreise Kassel (3,8 Prozent), Waldeck-Frankenberg (3,5 Prozent), Schwalm-Eder (3,6 Prozent), Hersfeld-Rotenburg (3,6 Prozent), Marburg-Biedenkopf (3,8 Prozent), Vogelsberg (3,7 Prozent), Wetterau (3,9 Prozent) und der Kreis Bergstraße (3,4 Prozent).

Die höchsten Quoten weisen die Städte Offenbach (8,6 Prozent), Kassel (7,5 Prozent), Wiesbaden (7,6 Prozent), Frankfurt (6,1 Prozent), Darmstadt (5,5 Prozent) sowie der Kreis Gießen (5,2 Prozent) auf.

Entwicklung konjunkturelle Kurzarbeit: Anzeigen steigen weiter an

Im Berichtsmonat Januar erreichten die Agenturen für Arbeit in Hessen rund 1.500 neue Anzeigen (Dezember: 1.200) für rund 16.000 Personen.

Im Juli 2021 bezogen fast 125.600 hessische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in rund 11.900 Betrieben konjunkturelles Kurzarbeitergeld. Erste Hochrechnungen gehen von einem Rückgang der Zahlen für die Folgemonate aus. Für Oktober 2021 werden rund 6.500 Betriebe und knapp 86.000 Kurzarbeitende in Hessen prognostiziert.