Der Arbeitsmarkt im Februar

Hessischer Arbeitsmarkt erreicht Vorkrisenniveau

02.03.2022 | Presseinfo Nr. 4

Der hessische Arbeitsmarkt erreichte im Februar bei wesentlichen Indikatoren wieder das Vorkrisenniveau. Mit 163.000 arbeitslosen Frauen und Männern und einer Quote von 4,7 Prozent liegt das Ergebnis nicht nur deutlich unter den Werten des Vorjahres, sondern landete punktgenau auf dem Februarwert 2020. Vor einem Jahr lag die Arbeitslosenquote noch bei 5,7 Prozent. Binnen eines Jahres sank die Zahl der Arbeitslosen um fast 35.000 Personen. Die Anzahl der Beschäftigten stieg weiter an und die Fachkräftenachfrage und somit die Zahl der gemeldeten Stellen blieb hoch.

Der Februar zeichnete sich zum Stichtag (14.2.2022) durch eine gestiegene Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften aus. Ebenso kann ein Zugang an Helferstellen verzeichnet werden. Der Stellenbestand liegt mittlerweile über den Vorjahres- und Vorkrisenwerten.

„Der hessische Arbeitsmarkt hat in den letzten Monaten eine beeindruckende Erholung hingelegt. Indikatoren wie Arbeitslosenquote, Stellenbestand oder Beschäftigungszahlen erreichen mindestens das Vorkrisenniveau; in Teilen werden sogar Werte erreicht, die besser sind als Anfang 2020“, fasst Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion, die Entwicklung zusammen. „Auch der BA-Stellenindex hat mit aktuell 118 Punkten das Niveau von September 2019 erreicht. Obwohl die Nachfrage nach ungelernten Kräften zugenommen hat, betrifft das Gros der gemeldeten Stellen immer noch ausgebildete Fachkräfte. Alle Wirtschaftszweige haben wieder mehr Stellen gemeldet. Die meisten Stellenmeldungen kamen aus dem Handel, dem Gesundheitswesen, der öffentlichen Verwaltung und dem Gastgewerbe“.

Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung überholte in Hessen ebenfalls das Vorkrisenniveau: Mittlerweile wird ein Plus von 1,3 Prozent gegenüber dem Vorkrisenjahr 2019 erreicht. Die größten Zuwächse verzeichnen das Baugewerbe, das Gesundheitswesen und der Bereich Immobilien, freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen.

„Deutliche Einbußen mußte das Gastgewerbe in den beiden letzten Jahren hinnehmen. Hier liegt die Zahl der Beschäftigten noch immer rund 10 Prozent unter dem Wert von 2019. Eine ähnliche Entwicklung erlebte im gleichen Zeitraum das Verarbeitende Gewerbe mit aktuell etwa 4,0 Prozent. Auch wenn das Gastgewerbe kurzfristig wieder Beschäftigung aufbaute, konnte das Vorkrisenniveau hier noch nicht erreicht werden“, sagt Martin.

Ebenfalls gestiegen ist die Nachfrage nach Auszubildenden für das Ausbildungsjahr 2021/2022. Bisher wurden etwa 27.000 Ausbildungsplätze gemeldet: Ein Anstieg um fast 8,0 Prozent zum Vorjahresmonat. Ihnen gegenüber stehen rund 21.880 junge Menschen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz, die sich bei den hessischen Agenturen für das aktuelle Ausbildungsjahr gemeldet haben. Das sind -3,5 Prozent weniger als im Februar letzten Jahres.

„Sollten sich in diesem Jahr deutlich weniger junge Menschen für eine duale Ausbildung entscheiden, werden zum Ausbildungsbeginn viele Lehrstellen in Hessen unbesetzt bleiben. Eine intensive Nachvermittlungsaktion bis Ende des Jahres wäre dann unvermeidbar. Um diese Entwicklung abzuwenden, werden in der Woche der Ausbildung vom 14. bis 18. März die Agenturen für Arbeit in Hessen verstärkt junge Menschen neben persönlichen Gesprächsangeboten auch über die gängigen Social-Media-Kanäle ansprechen“, so Martin.

Arbeitslosigkeit in Hessen: Rückgang der Arbeitslosenzahlen
Die Arbeitslosenzahlen sind im Vergleich zum Vormonat gesunken. Im Februar waren in Hessen 163.083 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Das waren 2.917 (-1,8 Prozent) weniger als im Januar und 34.783 (-17,6 Prozent) weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sank im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Prozentpunkte auf 4,7 Prozent. Im Februar 2021 lag die Quote noch bei 5,7 Prozent. Saisonbereinigt sank die Arbeitslosigkeit zum Vormonat um 2.000 Personen. Zum Vorjahr zeigt sich damit eine Verringerung um 33.000 Personen.

Der Rückgang der Arbeitslosigkeit zum Vormonat betraf fast alle betrachteten Personengruppen. Allein die Zahl der arbeitslosen jungen Menschen bis 25 Jahren stieg um +2,9 Prozent an. Gleichzeitig konnte im Vorjahresvergleich ein Rückgang bei allen betrachteten Gruppen festgestellt werden. Selbst die Zahl der Langzeitarbeitslosen reduzierte sich merklich (-4,2 Prozent).

Die Unterbeschäftigung, die auch Personen in entlastenden arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und in kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit mitzählt, belief sich im Februar 2022 auf 215.974 Personen. Das waren 35.809 (-14,2 Prozent) weniger als vor einem Jahr.

Entwicklung in den Rechtskreisen: Weiterhin stärkster Rückgang im Rechtskreis SGB III
Insgesamt zählten im Berichtsmonat 35,9 Prozent (58.583) aller Arbeitslosen in Hessen zum Rechtskreis SGB III (Arbeitslosenversicherung) und 64,1 Prozent (104.500 Personen) zum Rechtskreis SGB II (Grundsicherung).

Im Bereich der Arbeitslosenversicherung (SGB III) sank die Zahl der Arbeitslosen zum Vorjahr um rund 34,0 Prozent. In der Grundsicherung (SGB II) wurde ein Minus von -4,5 Prozent erfasst.

Offene Stellen: Arbeitskräftenachfrage weiterhin hoch
Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist konstant hoch. Der Stellenbestand der hessischen Agenturen weist mit 52.482 offenen Stellen einen deutlichen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr (+36,5 Prozent) auf. Der monatliche Zugang stieg im Berichtsmonat um 32,6 Prozent auf rund 13.200 und lag damit 28,0 Prozent über dem Vorjahreswert.

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung: Gesamtzuwachs in Hessen liegt bei 50.700 Beschäftigten
Der hochgerechnete vorläufige Wert der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten belief sich im Dezember 2021 auf 2.701.500 Personen. Damit ergibt sich ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahr um +1,9 Prozent oder 50.700 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mehr. Hessen liegt damit leicht über dem Niveau des Bundes und Westdeutschlands (+1,8 Prozent).

Rückgänge musste weiterhin das Verarbeitende Gewerbe (-1,0 Prozent) verzeichnen. Das Gastgewerbe konnte zum zweiten Mal in Folge nach einer langen Durststrecke wieder etwas mehr Beschäftigte ausweisen (+1,8 Prozent), wenn auch auf deutlich niedrigerem Niveau als vor der Krise.

Deutlichen Beschäftigungszuwachs konnten insbesondere die Arbeitnehmerüberlassung (+7,5 Prozent) und Information und Kommunikation (+5,4 Prozent) verzeichnen. Alle anderen Branchen wiesen ebenfalls gegenüber dem Vorjahr einen Zuwachs auf.

Entwicklung in den Regionen: Landkreis Fulda weiterhin unter 3-Prozent-Marke
Aktuell weisen neun der 26 hessischen Kreise eine Arbeitslosenquote von unter 4,0 Prozent auf. Der Landkreis Fulda liegt mit einer Quote von 2,8 Prozent hessenweit am niedrigsten. Unter der Vier-Prozent-Marke lagen ebenfalls der Kreis Bergstraße (3,3 Prozent) sowie die Landkreise Waldeck-Frankenberg (3,5 Prozent), Schwalm-Eder (3,5 Prozent), Hersfeld-Rotenburg (3,6 Prozent), Kassel (3,7 Prozent), Vogelsberg (3,7 Prozent), Marburg-Biedenkopf (3,8 Prozent), Wetterau (3,9 Prozent).

Die höchsten Quoten weisen die Städte Offenbach (8,4 Prozent), Wiesbaden (7,5 Prozent), Kassel (7,4 Prozent), Frankfurt (5,9 Prozent), Darmstadt (5,4 Prozent) sowie der Kreis Gießen (5,2 Prozent) auf.

Entwicklung konjunkturelle Kurzarbeit: Leichter Rückgang der Anzeigen
Im Berichtsmonat Februar erreichten die Agenturen für Arbeit in Hessen rund 950 neue Anzeigen (Januar: 1.500) für rund 8.300 Personen.

Im August 2021 bezogen 98.555 hessische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in rund 9.600 Betrieben konjunkturelles Kurzarbeitergeld. Erste Hochrechnungen gehen von einem weiteren Rückgang der Zahlen für die Folgemonate aus. Für November 2021 werden rund 6.400 Betriebe und knapp 79.000 Kurzarbeitende in Hessen prognostiziert.

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