Der Arbeitsmarkt im April: Weiterhin stabile Aufwärtsentwicklung auf dem hessischen Arbeitsmarkt

Der Arbeitsmarkt im April zeigte sich mit rund 156.200 arbeitslosen Frauen und Männern und einer Quote von 4,5 Prozent trotz aktueller politischer und wirtschaftlicher Krisen robust. Vor einem Jahr lag die Arbeitslosenquote noch bei 5,5 Prozent.

03.05.2022 | Presseinfo Nr. 7

Der Arbeitsmarkt im April zeigte sich mit rund 156.200 arbeitslosen Frauen und Männern und einer Quote von 4,5 Prozent trotz aktueller politischer und wirtschaftlicher Krisen robust. Vor einem Jahr lag die Arbeitslosenquote noch bei 5,5 Prozent. Binnen eines Jahres sank die Zahl der Arbeitslosen um fast 32.000 Personen. Das Vorkrisenniveau wurde demnach fast erreicht. Im April 2019 wurden rund 148.400 Arbeitslose gezählt. Die Arbeitslosenquote lag damals noch bei 4,4 Prozent.

Der hessische Arbeitsmarkt zeichnete sich durch einen deutlichen Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung aus. Im Vergleich zum Vorjahr legte die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse im Februar 2022 um +57.300 zu. Im Vorkrisenvergleich konnte ein Anstieg von +43.100 Beschäftigten verzeichnet werden. Die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften bei den Agenturen für Arbeit in Hessen ist hoch. Der Stellenbestand lag zum Stichtag (12.4.2022) deutlich über den Vorjahres- und Vorkrisenwerten.

„Noch zeigt sich der hessische Arbeitsmarkt gegenüber den aktuellen politischen und wirtschaftlichen Krisen äußerst stabil. Viele Parameter wie die Fachkräftenachfrage oder die Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung übersteigen sogar das Vorkrisenniveau. Auch die Arbeitslosenzahlen nähern sich weiter den Werten von 2019 an. Ebenso zeigt sich die Kurzarbeit als stabilisierender Faktor. Eine Trendumkehr ist aktuell nicht zu erkennen. Trotz Preissteigerungen und Lieferengpässen entwickelt sich der hessische Arbeitsmarkt robust. Dennoch stellen ein möglicher Stopp der russischen Energielieferungen und weiter steigende Rohstoffpreise deutliche Unsicherheitsfaktoren dar“, erklärt Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion.

Mit der Aufnahme der Flüchtlinge aus der Ukraine in die Grundsicherung erwartet Martin im Laufe der kommenden Monate einen Anstieg der Arbeitslosenzahlen.

Wie schnell die Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt erfolgen kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab:

„Grundsätzlich gehen wir von einem guten Qualifikationsniveau der Geflüchteten und guten Arbeitsmarktchancen aus. Jedoch erwarten wir in erster Linie einen Zuwachs an Frauen mit schul- und betreuungspflichtigen Kindern, so dass im ersten Schritt die Betreuungsfrage der Kinder geklärt werden muss. Zudem sind oft nur geringe oder keine Deutschkenntnisse vorhanden und es sind entsprechende Sprachkurse erforderlich“, so Martin.

Arbeitslosigkeit in Hessen: Rückgang der Arbeitslosenzahlen

Die Arbeitslosenzahlen sind im Vergleich zum Vormonat gesunken. Im April waren in Hessen 156.245 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Das waren 2.510 (-1,6 Prozent) weniger als im März und 31.863 (-16,9 Prozent) weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sank im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Prozentpunkte auf 4,5 Prozent. Im April 2021 lag die Quote noch bei 5,5 Prozent. Saisonbereinigt sank die Arbeitslosigkeit zum Vormonat um 1.000 Menschen. Zum Vorjahr zeigt sich damit eine Verringerung um 32.000 Personen.

Der Rückgang der Arbeitslosigkeit zum Vormonat und Vorjahr betraf alle betrachteten Personengruppen. Selbst die Zahl der Langzeitarbeitslosen reduzierte sich merklich (-12,6 Prozent zum Vorjahr).

Die Unterbeschäftigung, die auch Personen in entlastenden arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und in kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit mitzählt, belief sich im April 2022 auf 209.524 Personen. Das waren 34.043 (-14,0 Prozent) weniger als vor einem Jahr.

Entwicklung in den Rechtskreisen: Konstanter Rückgang im Rechtskreis SGB III

Insgesamt zählten im Berichtsmonat 34,6 Prozent (54.098) aller Arbeitslosen in Hessen zum Rechtskreis SGB III (Arbeitslosenversicherung) und 65,4 Prozent (102.147 Personen) zum Rechtskreis SGB II (Grundsicherung).

Im Bereich der Arbeitslosenversicherung (SGB III) sank die Zahl der Arbeitslosen zum Vorjahr um rund -29,0 Prozent. In der Grundsicherung (SGB II) wurde ein Minus von -8,5 Prozent erfasst.

Offene Stellen: Arbeitskräftenachfrage weiterhin hoch

Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist konstant hoch. Der Stellenbestand der hessischen Agenturen weist mit 53.164 offenen Stellen einen deutlichen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr (+31,6 Prozent) auf. Der monatliche Zugang stieg im Berichtsmonat um +2,0 Prozent auf rund 11.800 Stellen und lag damit rund +18,0 Prozent über dem Vorjahreswert.

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung: Weiterer Anstieg gegenüber Vorjahr

Der hochgerechnete vorläufige Wert der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten belief sich im Februar 2022 auf 2.697.400 Personen. Damit ergibt sich ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahr um +2,2 Prozent oder 57.300 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mehr. Hessen liegt damit leicht über dem Niveau des Bundes (+2,1 Prozent).

Leichte Rückgänge verzeichnet weiterhin das Verarbeitende Gewerbe (-0,6 Prozent). Das Gastgewerbe konnte zum vierten Mal in Folge wieder mehr Beschäftigte ausweisen (+3,6 Prozent). Der Beschäftigtenstand der Vorkrise konnte trotzdem noch nicht erreicht werden.

Deutlichen Beschäftigungszuwachs konnten insbesondere die Arbeitnehmerüberlassung (+8,6 Prozent) sowie die Öffentliche Verwaltung und der Bereich Erziehung und Unterricht (+3,9 Prozent) verzeichnen. Alle anderen Branchen wiesen gegenüber dem Vorjahr ebenfalls einen Zuwachs auf.

Entwicklung in den Regionen: Landkreis Fulda nahe der Vollbeschäftigung

Aktuell weisen dreizehn der 26 hessischen Kreise eine Arbeitslosenquote von unter 4,0 Prozent auf. Der Landkreis Fulda liegt mit einer Quote von 2,6 Prozent hessenweit am niedrigsten. Unter der Vier-Prozent-Marke lagen ebenfalls der Kreis Bergstraße (3,1 Prozent) sowie die Landkreise Waldeck-Frankenberg (3,3 Prozent), Hersfeld-Rotenburg (3,3 Prozent), Schwalm-Eder (3,5 Prozent), Kassel (3,5 Prozent), Vogelsberg (3,6 Prozent), Marburg-Biedenkopf (3,7 Prozent), Wetterau (3,7 Prozent), Rheingau-Taunus (3,8 Prozent), Maintaunus (3,9 Prozent), Darmstadt-Dieburg (3,9 Prozent) und Odenwald (3,9 Prozent).

Die höchsten Quoten weisen die Städte Offenbach (8,3 Prozent), Wiesbaden (7,3 Prozent), Kassel (7,2 Prozent), Frankfurt (5,7 Prozent), Darmstadt (5,2 Prozent) sowie die Kreise Gießen und Groß-Gerau (beide 4,9 Prozent) auf.

Entwicklung konjunkturelle Kurzarbeit: Weiterer Rückgang der Anzeigen und der realisierten Kurzarbeit

Im Berichtsmonat April erreichten die Agenturen für Arbeit in Hessen 378 neue Anzeigen (März: 465) für rund 5.200 Personen.

Im Oktober 2021 bezogen rund 93.800 hessische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in rund 6.700 Betrieben konjunkturelles Kurzarbeitergeld. Erste Hochrechnungen gehen von einem weiteren Rückgang der Zahlen für die Folgemonate aus. Für Januar 2021 werden rund 7.000 Betriebe und knapp 77.000 Kurzarbeitende in Hessen prognostiziert.

Ausbildungsmarkt: Mehr Ausbildungsstellen, aber weniger Bewerber/innen im Berichtsmonat

Die Nachfrage nach Auszubildenden für das Ausbildungsjahr 2021/2022 ist im Berichtsmonat nochmals gestiegen. Bisher wurden etwa 30.400 Ausbildungsplätze gemeldet: Ein Anstieg um 10,0 Prozent zum Vorjahresmonat. Ihnen gegenüber stehen rund 26.650 junge Menschen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz, die sich bei den hessischen Agenturen für das aktuelle Ausbildungsjahr gemeldet haben. Das sind -3,2 Prozent weniger als im April letzten Jahres. Als unversorgt zählten zum Stichtag noch 14.740 Bewerber/innen. Etwa 19.000 Ausbildungsplätze waren Mitte April noch unbesetzt.

„Die Corona-Krise hat deutliche Spuren auf dem Ausbildungsmarkt hinterlassen. Wichtige Aktivitäten im Prozess der Berufsfindung, wie Praktika, Berufsmesssen oder Girls Day und Boys Day konnten nicht wie gewohnt stattfinden. Glücklicherweise starten jetzt viele Angebote wieder. Ich bin zuversichtlich, dass in den nächsten Wochen noch mehr junge Menschen einen Ausbildungsplatz finden werden. Das Angebot ist groß. Dennoch dürfen wir die Augen nicht davor verschließen, dass die duale Ausbildung heute nicht mehr die erste Wahl für Schüler/innen ist. Viele suchen den Weg in die Hochschulen oder entscheiden sich für einen weiteren Schulbesuch“, so Frank Martin.

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