Der Arbeitsmarkt im Dezember: Arbeitsmarkt trotz Krisen weiterhin stabil

Trotz der Nachwirkungen der Corona-Pandemie, dem Krieg in der Ukraine und der daraus entstanden Energie-Krise zeigte sich der Arbeitsmarkt in Hessen im letzten Jahr stabil.

03.01.2023 | Presseinfo Nr. 1

Mit einem Jahresdurchschnittswert von rund 164.500 Arbeitslosen schließt der hessische Arbeitsmarkt 2022 mit geringeren Arbeitslosenzahlen als noch vor einem Jahr. Trotz der Nachwirkungen der Corona-Pandemie, dem Krieg in der Ukraine und der daraus entstanden Energie-Krise zeigte sich der Arbeitsmarkt in Hessen im letzten Jahr stabil. Die Arbeitslosigkeit sank bereits während der Pandemie im Jahr 2021. Im Jahresdurchschnitt waren damals rund 178.000 Arbeitslose erfasst. 2020 lag die Zahl noch bei rund 185.000 arbeitslosen Personen. Die Arbeitslosenquote verzeichnete im Jahresdurchschnitt 2022 einen Rückgang auf 4,8 Prozent. 2021 lag die Quote noch bei 5,2 Prozent und 2020 bei 5,4 Prozent.

Joav Auerbach, Geschäftsführer Operativ der Regionaldirektion Hessen, sieht den hessischen Arbeitsmarkt weiterhin auf einem guten Weg:

„Trotz anhaltender Krisen zeigt sich der hessische Arbeitsmarkt weiterhin stabil, auch wenn die Arbeitgeber in den letzten Monat weniger freie Stellen meldeten. Obwohl die wirtschaftliche Lage unsicher war, kam es 2022 zu einem weiteren Anstieg der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Hessen. Mittlerweile gibt es sogar mehr Beschäftigte als vor Beginn der Corona-Krise. Der stetige Rückgang der Anzeigen für konjunkturelles Kurzarbeitergeld und die Tatsache, dass die Unternehmensinsolvenzen auf einem sehr niedrigen Niveau liegen, lassen auch für das Jahr 2023 auf eine gute Entwicklung hoffen.“

Der bisher robuste hessische Arbeitsmarkt stehe dennoch in den nächsten Jahren vor großen Herausforderungen, betont Auerbach:

„Die demografische Entwicklung und der bereits jetzt deutlich spürbare Fachkräftebedarf wird uns in den nächsten Jahren zunehmend begleiten und die Anforderungen an die Agenturen für Arbeit und Jobcenter verändern. Bereits jetzt legen wir einen starken Fokus auf die Qualifizierung und Weiterbildung von arbeitslosen Menschen. Mit dem jetzt eingeführten Bürgergeld werden die Aspekte Bildung sowie nachhaltige Vermittlung weiter gestärkt. Eine Berufsausbildung und bedarfsorientierte Qualifikationen erhöhen nachweislich die Chancen auf einen Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt und schützen langfristig vor Arbeitslosigkeit.“

Arbeitslosigkeit in Hessen: Quote zum dritten Mal in Folge bei 4,9 Prozent

Die Arbeitslosenzahlen sind im Dezember leicht gestiegen. Im Berichtsmonat (Stichtag 14.12.2022) waren in Hessen 168.144 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Das waren 1.143 (+0,7 Prozent) mehr als im November und 10.728 (+6,8 Prozent) mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote liegt weiterhin bei 4,9 Prozent. Im Dezember 2021 lag die Quote noch bei 4,6 Prozent. Saisonbereinigt gab es zum Vormonat keine Veränderungen. Zum Vorjahr stieg die Zahl saisonbereinigt um 11.000 Personen an.

Fast 70 Prozent aller Arbeitslosen in Hessen bezogen im Berichtsmonat Dezember Leistungen aus der Grundsicherung, das seit dem 1. Januar 2023 Bürgergeld heißt. Das waren 13,3 Prozent mehr als im Dezember 2021. Im Berichtsmonat waren rund 78.500 Arbeitslose (rund 47,0 Prozent) Menschen ohne deutschen Pass. Davon waren etwa 15.450 Ukrainer/innen. Ihre Zahl ist zum Vormonat leicht gesunken (-4,5 Prozent). Im Vorjahresmonat waren es noch 345 arbeitslose Personen mit ukrainischer Staatsbürgerschaft.

Der Anstieg der Arbeitslosigkeit zum Vormonat betraf fast alle betrachteten Personengruppen. Die Ausnahme bildeten junge Menschen unter 25 Jahren (-1,5 Prozent), Frauen (-0,7 Prozent) sowie Langzeitarbeitslose (-0,5 Prozent). Im Vorjahresvergleich stieg die Zahl der Personen ohne deutschen Pass (+25,0 Prozent) aufgrund der Zuwanderung aus der Ukraine weiter an. Dies zog ebenfalls einen Anstieg bei den jungen Menschen unter 25 Jahren (+15,1 Prozent) und Frauen (+11,7 Prozent) nach sich.

Die Unterbeschäftigung, die auch Personen in entlastenden arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und in kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit mitzählt, belief sich im Dezember 2022 auf 227.567 Personen. Das waren rund 16.490 (+7,8 Prozent) mehr als vor einem Jahr.

Offene Stellen: Stellenmeldungen weiter rückläufig

Der Stellenbestand der hessischen Agenturen weist mit 49.357 einen Rückgang gegenüber dem Vormonat (-6,3 Prozent) und dem Vorjahr (-2,3 Prozent) auf. Die hessischen Betriebe suchen in erster Linie Fachkräfte. Nur etwa 21,0 Prozent der gemeldeten Stellen betreffen Helfertätigkeiten.

Der Stellenzugang im Dezember lag mit rund 10.100 gemeldeten Stellen deutlich unter dem Vorjahreswert: -9,1 Prozent. Zum Vormonat ist ebenfalls ein Rückgang zu verzeichnen (-6,5 Prozent).

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung: 46.700 Beschäftigungsverhältnisse mehr als im Vorjahr

Der hochgerechnete vorläufige Wert der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten belief sich im Oktober 2022 auf 2.748.200 Personen. Damit ergibt sich ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr von 46.700 (+1,7 Prozent). Damit liegt Hessen leicht über der Entwicklung des Bundes (+1,5 Prozent).

Ein Minus im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet weiterhin allein das Verarbeitende Gewerbe (-0,3 Prozent). Die größten relativen Zuwächse weisen die Wirtschaftszweige Arbeitnehmerüberlassung (+6,2 Prozent), Information und Kommunikation (+5,6 Prozent) und Immobilien, freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen (+4,4 Prozent) auf. Das Gastgewerbe konnte trotz eines Plus von +3,1 Prozent noch nicht auf das Beschäftigungsniveau der Vorkrise zurückkehren.

Entwicklung in den Regionen: Fuldas Arbeitslosenquote bleibt bei 3,0 Prozent

Nur noch drei hessische Kreise weisen aktuell eine Arbeitslosenquote unter vier Prozent auf. An der Spitze steht weiterhin der Landkreis Fulda (3,0 Prozent). Es folgen die Kreise Hersfeld-Rotenburg (3,7 Prozent) und Waldeck-Frankenberg (3,9 Prozent). Die höchsten Quoten weisen die Städte Offenbach (8,3 Prozent), Kassel (7,9 Prozent), Wiesbaden (7,5 Prozent), Frankfurt (5,7 Prozent), sowie der Landkreis Gießen (5,1 Prozent) auf.

Kurzarbeit: Leichter Anstieg bei Betrieben und Kurzarbeitenden ab dem Sommer

Im Juni 2022 bezogen rund 13.340 hessische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in rund 1.580 Betrieben konjunkturelles Kurzarbeitergeld. Erste Hochrechnungen gehen von einem leichten Anstieg der Zahlen für die Folgemonate aus. Für September 2022 werden rund 275 Betriebe und knapp 5.100 Kurzarbeitende in Hessen prognostiziert.

Im Berichtsmonat Dezember 2022 erreichten die Agenturen für Arbeit in Hessen knapp 214 neue Anzeigen (Im Vergleich November 2022: 276 Anzeigen) für rund 5.200 Personen.