Arbeitsmarkt im Juni: Wirtschaftliche Unsicherheiten wirken sich langsam auf hessischen Arbeitsmarkt aus

Die Zahl der Arbeitslosen in Hessen ist im Vergleich zum Vormonat leicht gestiegen. Mit rund 178.600 arbeitslosen Frauen und Männern stieg die Arbeitslosigkeit binnen eines Monats um etwa 550 Personen an. Die Arbeitslosenquote liegt unverändert zum Vormonat bei 5,1 Prozent. Vor einem Jahr lag die Quote noch bei 4,6 Prozent. 

30.06.2023 | Presseinfo Nr. 15

Die Zahl der Arbeitslosen in Hessen ist im Vergleich zum Vormonat leicht gestiegen. Mit rund 178.600 arbeitslosen Frauen und Männern stieg die Arbeitslosigkeit binnen eines Monats um etwa 550 Personen an. Die Arbeitslosenquote liegt unverändert zum Vormonat bei 5,1 Prozent. Vor einem Jahr lag die Quote noch bei 4,6 Prozent. 

„Die bundesweit zu beobachtenden rezessiven Tendenzen machen auch vor dem hessischen Arbeitsmarkt nicht halt. Die wirtschaftlichen Folgen des Ukrainekrieges und die damit einhergehende Energiekrise wirken sich weiterhin auf die Arbeitskräftenachfrage der hessischen Betriebe aus. Seit einem Jahr sind die Stellenmeldungen rückläufig und der Bestand der offenen Stellen sinkt kontinuierlich. Für die nächsten beiden Monate erwarten wir zusätzlich einen saisonüblichen Anstieg der Arbeitslosigkeit in Hessen. Erfahrungsgemäß sind die Betriebe während der Sommerferienzeit bei Neueinstellungen zurückhaltend. Gleichzeitig verlassen immer mehr Ukrainer*innen die Integrationskurse und stehen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung, was ebenfalls zu einem Anstieg der Arbeitslosenzahlen führt“, erläutert Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirektion Hessen. 

Dass die Integration von Ukrainer*innen auf dem hessischen Arbeitsmarkt dennoch gelingt, zeigt die Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Die Zahl der in Hessen beschäftigten Ukrainer*innen hat sich binnen eines Jahres (April 2022 bis April 2023) mehr als verdoppelt. Rund 5.300 von ihnen haben eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aufgenommen haben. Sie fanden in erster Linie eine Beschäftigung im Baugewerbe, in der Arbeitnehmerüberlassung, dem Gastgewerbe und dem Verarbeitenden Gewerbe. Aktuell sind rund 17.550 arbeitslose Menschen – mehrheitlich Frauen - mit ukrainischem Pass auf der Suche nach einem Job. 

Arbeitslosigkeit in Hessen: Leichter Anstieg der Arbeitslosigkeit

Die Arbeitslosenzahlen sind im Berichtsmonat Juni (Stichtag 13.06.2023) im Vergleich zum Vormonat gestiegen. 178.620 Frauen und Männer waren zum Stichtag arbeitslos gemeldet. Das waren 549 (+0,3 Prozent) mehr als im Mai 2023 und 19.645 (+12,4 Prozent) mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote verblieb bei 5,1 Prozent. Im Juni 2022 lag die Quote noch bei 4,6 Prozent. Saisonbereinigt stieg die Zahl der Arbeitslosen um 2.000 Personen an. Zum Vorjahr wurde ein saisonbereinigter Anstieg um 20.000 Personen verzeichnet. 
Der Anstieg der Arbeitslosigkeit zum Vormonat betraf fast alle betrachteten Personengruppen außer den jungen Menschen unter 25 Jahren (-1,1 Prozent). 

Im Vorjahresvergleich stieg die Zahl der Arbeitslosen bei allen betrachteten Personengruppen an. Besonders bei der Personengruppe ohne deutschen Pass (+23,5 Prozent) wirkte sich die Zuwanderung aus der Ukraine weiter aus. Dies hat ebenfalls einen weiteren Anstieg bei der Gruppe junger Menschen unter 25 Jahren (+15,9 Prozent), bei Frauen (+13,1 Prozent) sowie Langzeitarbeitslosen (+7,3 Prozent) zur Folge. 
Die Unterbeschäftigung, die auch Personen in entlastenden arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und in kurzfristiger Arbeitsunfähigkeit mitzählt, belief sich im Juni 2023 auf 237.210 Personen. Das waren rund 25.600 (+12,1 Prozent) mehr als vor einem Jahr.

Offene Stellen: Arbeitskräftenachfrage weiter rückläufig

Der Stellenbestand der hessischen Agenturen weist mit rund 48.570 offenen Stellen weiterhin einen deutlichen Rückgang gegenüber dem Vorjahr (-12,4Prozent) auf. Der Stellenzugang lag im Juni mit rund 9.900 gemeldeten Stellen ebenfalls deutlich unter dem Vorjahreswert (-13,0 Prozent). Zum Vormonat konnte ein Plus von 5,9 Prozent oder rund 550 Stellen verzeichnet werden.

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung: 28.900 Beschäftigte mehr

Der hochgerechnete vorläufige Wert der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten belief sich im April 2023 auf 2.731.800 Personen. Damit ergibt sich ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr von 28.900 Beschäftigten (+1,1 Prozent). Hessen liegt damit weiterhin über der Entwicklung des Bundes (+0,8 Prozent). 
Folgende Branchen verzeichnen im Vergleich zum Vorjahr weiterhin einen Rückgang der Beschäftigung: Land- und Forstwirtschaft (-3,3 Prozent), Arbeitnehmerüberlassung (-1,3 Prozent), Kunst, Unterhaltung und Erholung (-1,1 Prozent), Gesundheitswesen (-0,4 Prozent), Handel (-0,3 Prozent) und Verarbeitendes Gewerbe (-0,2 Prozent). Die größten relativen Zuwächse weisen die Wirtschaftszweige Information und Kommunikation (+5,0 Prozent) sowie das Gastgewerbe (+4,4 Prozent) und Immobilien, freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen (+3,7 Prozent) auf. 

Entwicklung in den Regionen: Landkreis Fulda behält niedrigste Arbeitslosenquote

Nur die Landkreise Fulda (3,2 Prozent) und Waldeck-Frankenberg (3,8 Prozent) lagen hessenweit im Juni mit ihren Arbeitslosenquoten unter der 4-Prozent-Marke. Insgesamt vierzehn der 26 hessischen Kreise und kreisfreien Städte lagen mit ihren Arbeitslosenquoten unterhalb der Hessenquote von 5,1 Prozent. Die Kreise Werra-Meißner, Lahn-Dill, Gießen, Main-Kinzig und Groß-Gerau sowie die Städte Frankfurt und Darmstadt lagen mit ihren Arbeitslosenquoten zwischen 5,1 bis 5,8 Prozent. 
Die höchsten Quoten haben die Städte Offenbach (8,5 Prozent), Kassel (8,0 Prozent) und Wiesbaden (7,8 Prozent). 

Ausbildungsmarkt: Mehr Bewerber*innen als im Vorjahr

Die Zahl der jungen Menschen, die auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind, ist im Vergleich zum Vorjahr um +2,1 Prozent auf 30.220 gestiegen. Ihnen gegenüber standen im Juni 2023 32.431 Lehrstellen und damit -0,5 Prozent weniger als zum Vorjahreszeitpunkt. 
Als unversorgt zählten zum Stichtag noch rund 12.800 Bewerber*innen. Etwa 16.000 Ausbildungsplätze waren Mitte Juni noch unbesetzt. 

„Ich bin mir sicher, dass der Präsenzunterricht, die Berufspraktika und die Gespräche der Berufsberater*innen vor Ort dafür gesorgt haben, dass sich wieder mehr junge Menschen für eine duale Ausbildung interessieren als noch im letzten Jahr. Aktuell zählen wir über 600 Bewerber*innen mehr als im Juni 2022. Erfahrungsgemäß gibt es mit dem Beginn der Sommerferien nochmal einen Schub, da viele Schüler*innen trotz aller Beratungsangebote die Berufswahl immer noch kurzfristig angehen“, so Martin.