Land, Regionaldirektion Nord und Sozialpartner werben gemeinsam für betriebliche Umschulungen: Es ist nie zu spät für eine Ausbildung!

Im Rahmen eines Firmenbesuchs bei der Firma KFZ-Service Kirchhoff in Albersdorf haben Wirtschafts- und Arbeitsminister Claus Ruhe Madsen, RD-Chef Markus Biercher, UVNord-Hauptgeschäftsführer Michael Thomas Fröh­lich und die Vorsitzende des DGB Nord, Laura Pooth, heute (22. Mai 2023) gemeinsam betont, dass der demografische Wandel, die sukzessive Ver­rentung der Babyboomer und der daraus resultierende Fachkräftemangel es nötig machten, alle Chancen der Fachkräftesicherung zu nutzen. Die betrieb­liche Umschulung sei eine Möglichkeit, die noch häufiger genutzt werden sollte, um insbesondere auch Langzeitarbeitslose ohne Berufsabschluss zu qualifizieren.

22.05.2023 | Presseinfo Nr. 27

„Qualifizierte Arbeitskräfte sind heute schon sehr knapp und Unternehmen leiden unter Arbeitskräftemangel“, sagte Wirtschafts- und Arbeitsminister Claus Ruhe Madsen. “Die Unternehmen müssen sehen, dass es sich lohnt, den Blick auch auf Zielgruppen zu lenken, die - oft wegen bestehender Vorurteile - nicht im Fokus sind. Dazu zählen auch Langzeitarbeitslose, von denen wir in Schleswig-Holstein leider mehr als 28.000 haben.“

Viele Langzeitarbeitslose seien trotz ihrer Lage hoch motiviert. „Sie haben noch Ziele vor Augen, wollen etwas im Leben erreichen und erfolgreich sein. Wir appel­lieren daher an die Unternehmen, diese Potenziale aufzugreifen, denn das ist eine echte Chance, Arbeitsplätze zu besetzen. Die Arbeitsagenturen und Jobcenter bie­ten dazu eine Fülle an Unterstützungsmöglichkeiten, die genutzt werden sollten.“

Markus Biercher, Chef der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Ar­beit, hob hervor: „Ich bin Herrn Kirchhoff dankbar, dass er einem hochmotivierten Langzeitarbeitslosen die Chance eröffnet hat, noch mit Mitte 30 - über eine ‚be­triebliche Einzelumschulung‘ - einen Abschluss als KFZ-Mechatroniker zu er­langen. Aktuell wird diese Möglichkeit in Schleswig-Holstein von 284 Männern und Frauen genutzt. Hier ist deutlich mehr möglich.“

„Ich wünsche mir daher von den Personalverantwortlichen in den Betrieben: Er­kundigen Sie sich über dieses und natürlich auch über die weiteren Unterstützungs­angebote der Arbeitsagenturen und Jobcenter. Allein unter den aktuell 28.600 Langzeitarbeitslosen in Schleswig-Holstein haben 17.700 keinen Berufsabschluss - ein Potenzial, dass wir gemeinsam heben sollten.“

UVNord-Hauptgeschäftsführer Michael Thomas Fröhlich unterstrich: „Wir müs­sen neue Wege gehen, um Menschen Zukunftsperspektiven am Arbeitsmarkt zu geben und vor allem müssen wir alte Denkmuster und Vorurteile über Bord schmei­ßen. In jedem steckt eine passende Fachkraft. So müssen motivierte Langzeit­ar­beitslose von Jobcenter und Arbeitgebenden mehr in den Fokus genommen wer­den.“

„Die Motivation zählt, das Fachliche kann jederzeit auch nachgesteuert werden, auch gefördert. Die Chancen von Ausbildung oder Umschulung auch von Älteren müssen neu gedacht werden. Auch ein später Einstieg in den Beruf ist ein guter Einstieg. Wir als Arbeitgeber werden unseren Beitrag leisten, dass auch im Alter von Ende 30 eine gute berufliche Zukunft beginnt, die gesellschaftlich anerkannt wird.“

„Niemand darf verloren gehen, dafür kämpfen der DGB und seine Mitglieds­gewerk­schaften“, betonte Laura Pooth, Vorsitzende des DGB Nord. „Demografie, Di­gi­talisierung und der klimaneutrale Umbau der Industrie werden den Fachkräfte­bedarf weiter anheizen. Das Gebot der Stunde ist daher Fachkräftegewinnung und -sicherung auf allen Ebenen. In diesem Zusammenhang ist die berufliche Aus- und Weiterbildung von enormer Bedeutung.“

„Leider nutzen noch zu wenige Betriebe die bestehenden Fördermöglichkeiten. Wollen wir alle Potenziale heben, muss das dringend anders werden. Die ange­kündigte Ausbildungsgarantie ist ein wichtiger Schritt für mehr Fachkräfte und muss auf Landesebene durch einen Ausbildungsfonds nach Bremer Vorbild ergänzt werden. Betriebe, die ausbilden, hätten damit auch finanzielle Vorteile gegenüber den Betrieben, die sich ihrer Verantwortung für die Fachkräftesicherung entziehen.“