Bilanz und Ausblick – Entwicklung des Arbeitsmarktes in Mecklenburg-Vorpommern

Wirtschaftsminister Reinhard Meyer und der Chef der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit, Markus Biercher, zur Entwicklung des Arbeitsmarktes in MV

24.01.2023 | Presseinfo Nr. 5

Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Reinhard Meyer und der Chef der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit, Markus Biercher, haben in Schwerin im Rahmen einer Landespressekonferenz (LPK) die Arbeitsmarktbilanz für das Jahr 2022 und ihre Erwartungen für das Jahr 2023 vorgestellt. Im Jahr 2022 lag die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt bei 7,3 Prozent, (2021: 7,6 Prozent). Bezogen auf den Jahresdurchschnitt war 2019 das Jahr mit der niedrigsten Arbeitslosenquote (7,1 Prozent). „Der Arbeitsmarkt hat sich trotz Coronapandemie und Energiekrise im vergangenen Jahr insgesamt als äußerst robust erwiesen. Wir liegen trotz der anhaltenden Krisen im Jahresverlauf fast auf dem Niveau wie vor der Pandemie. Allerdings machen die Auswirkungen der Inflation, der Pandemie und des Ukrainekrieges den Unter-nehmen weiter zu schaffen“, sagte der Minister für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit Reinhard Meyer.

„Auch ich kann für 2022 eine insgesamt positive Bilanz ziehen“, sagte RD-Chef Biercher. „Der Arbeitsmarkt in Mecklenburg-Vorpommern hat sich trotz der nicht einfachen Rahmenbedingungen - ich nenne nur die bekannten Stichworte Ukraine-Krieg, Energiepreise, Lieferkettenprobleme und Inflation - ins-gesamt als stabil erwiesen. Selbst der Übergang der Schutzsuchenden aus der Ukraine in die Grundsicherung und damit in die Arbeitsmarktstatistik hat an dieser Gesamteinschätzung nichts geändert. Denn wir können im Vorjahresvergleich 2022 zu 2021 einen Rückgang der Arbeitslosenzahl um 2.800 oder -4,5 Prozent melden. Wenn man die arbeitslos gemeldeten Ukrainerinnen und Ukrainer rausrechnet, so hätte sich die Zahl der Arbeitslosen sogar um 5.600 oder 9,0 Prozent gegenüber 2021 reduziert.“ Besonders erfreulich finde er darüber hinaus, dass die Personalnachfrage 2022 über dem Niveau des Vorjahres 2021 gelegen habe. „Wir hatten 2022 19.400 sozialversicherungspflichtige Stellen im Bestand, 2.500 (+14,8 Prozent) mehr als im Vorjahr“, so Biercher.

Entwicklung im Jahresverlauf 2023 – Rückgang weiter möglich

Vor dem Hintergrund der anhaltenden Herausforderungen ist eine zuverlässige Prognose durch den Ukrainekrieg schwer möglich. „Teilweise veränderte Lieferketten, fehlende Rohstoffe und die Suche nach Fachkräften stellen die Wirtschaft insgesamt vor große Herausforderungen. Sollte sich die Auftragslage der Unternehmen weiter stabilisieren, rechne ich beispielsweise aufgrund des Fachkräftebedarfes der Unternehmen mit einer soliden Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt auch in diesem Jahr. Im Fokus stehen in diesem Jahr die Fachkräftesicherung, die Integration von Langzeitarbeitslosen sowie die Unterstützung von Unternehmen und Beschäftigten“, so Meyer weiter.

„Mit Blick auf das Jahr 2023“, so Biercher, „bin ich - bei allen Unabwägbarkeiten - zuversichtlich. Ich gehe davon aus, dass die Arbeitsmarktlage insgesamt stabil bleibt. Aufgrund des hohen Arbeits- und Fachkräftebedarfs erwarte ich einen weiteren Beschäftigungszuwachs. Die Zahl der Arbeitslosen wird voraussichtlich auf dem Niveau des Vorjahres liegen.“ Für alle Arbeitsmarktpartner werde auch im Jahr 2023 die Arbeits- und Fachkräftesicherung die zentrale Herausforderung bleiben. „Aufgrund der in Rente gehenden Babyboomer-Jahrgänge sind die betrieblichen Ersatzbedarfe in den kommenden Jahren beträchtlich. So sind aktuell in Mecklenburg-Vorpommern 68.700 oder 11,7 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ‚60 Jahre und älter‘. Betrachtet man die Alterskohorte ‚55 Jahre und älter‘, so sind es sogar 154.300 Beschäftigte (24,6 Prozent)“, so Biercher.

Unterstützung für Unternehmen und Beschäftigte

Im Dezember 2022 haben 164 Betriebe für 2.706 Beschäftigte Kurzarbeit angezeigt und im September 2022 – aktuellster Wert – waren 397 Beschäftigte in Kurzarbeit (in 40 Betrieben). Die Kurzarbeiter-Quote lag bei 0,1 Prozent. „Die Kurzarbeit wurde in einem vergleichbaren Umfang genutzt wie vor der Corona- Pandemie. Insbesondere durch den massiven Einsatz dieses arbeitsmarktpolitischen Instruments des konjunkturellen Kurzarbeitergeldes konnten während der Corona-Pandemie schwerwiegende Folgen auf dem Arbeitsmarkt verhindert wer-den“, erläuterte Meyer. Die Erleichterungen beim Zugang zum Kurzarbeitergeld und die Öffnung für Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeitnehmer sind aktuell bis zum 30. Juni 2023 gültig. 3

Sicherung des Fach- und Arbeitskräftebedarfs

Unternehmen konkurrieren in einem immer enger werdenden Markt um Fachkräfte, die wir für die wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes dringend benötigen. „Die Fachkräftesicherung ist eine der drängendsten Herausforderungen für die wirtschaftliche Entwicklung in Mecklenburg-Vorpommern. Personaleng-pässe sind in vielen Branchen spürbar und das Arbeitskräftepotential wird sich durch die demografische Entwicklung weiter verringern. Wir werden mit einer gemeinsamen Fachkräftestrategie auf diese Entwicklungen antworten. Für die Sicherung des Fach- und Arbeitskräftebedarfs gibt es hierbei nicht den einen Lösungsweg. Unternehmerinnen und Unternehmer sichern Fachkräfte in den Betrieben. Die Politik setzt die Rahmenbedingungen. Aufgrund von zunehmenden Fachkräfteengpässen sind wir auch auf gezielte Zuwanderung aus dem Ausland an-gewiesen“, sagte Arbeitsminister Meyer.

„Wir - die Arbeitsagenturen und Jobcenter - werden insbesondere in die Qualifizierung von Arbeitslosen und Beschäftigten investieren und uns gleichzeitig dem Thema ‚faire Erwerbsmigration‘ mit besonderem Nachdruck widmen“, unterstrich Biercher. „Ich begrüße in diesem Zusammenhang ausdrücklich die Reform der Grundsicherung und dabei speziell die stärkeren Anreize für Kundinnen und Kunden der Jobcenter, sich für eine berufliche Weiterbildung zu entscheiden. Das ist für sie - aufgrund ihrer nicht selten negativen Lernbiografien - besonders wichtig. Gleichzeitig steigen so auch ihre Chancen auf eine ´nachhaltige Vermittlung` in den Arbeitsmarkt. Denn wir wissen aus der Arbeitsmarktforschung, dass ein Berufsabschluss die Integration in Beschäftigung erleichtert und das Risiko einer erneuten Arbeitslosigkeit deutlich reduziert.“

Integration von Langzeitarbeitslosen und Flüchtlingen

Darüber hinaus machte Meyer auf die Unterstützung der Integration von langzeitarbeitslosen und von Langzeitarbeitslosigkeit bedrohten Personen in den Arbeitsmarkt durch die Förderung von Integrationsprojekten mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) aufmerksam. Von 2015 bis 2022 wurden durch das Wirtschaftsministerium landesweit 219 Projekte um-gesetzt, mit denen insgesamt fast 16.200 Personen erreicht werden konnten. Von diesen wurden 20,28 Prozent in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung und weitere 7,86 Prozent in eine geringfügige Beschäftigung oder beruflich voll-qualifizierende Ausbildung vermittelt (Stand Juni 2022). „Auch in der neuen EU-Förderperiode 2021 bis 2027 des ESF Plus setzen wir das bewährte Förderinstrument um und wollen mit weiteren 25 Millionen Euro und in Kooperation mit den Jobcentern im Land weitere Langzeitarbeitslose und von Langzeitarbeitslosigkeit bedrohte Personen auf dem Weg in die Einmündung auf dem Arbeitsmarkt begleiten“, so Minister Meyer.

Seit dem Inkrafttreten der neuen Förderrichtlinie im Juni 2022 wurden bereits 46 Integrationsprojekte mit einem Fördervolumen von circa 6,7 Millionen Euro auf den Weg gebracht. Damit sollen pro Jahr ca. 2.700 Teilnehmer unterstützt werden. An-lässlich des russischen Angriffs auf die Ukraine und die dadurch eingetretene Fluchtwelle hat die Landesregierung 5,0 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. „Die Mittel werden für Hilfen für Flüchtlinge, humanitäre Unterstützung und Integration eingesetzt. Im Rahmen eines Arbeitsmarktprogramms werden 3,0 Millionen Euro für die branchenoffene Sensibilisierung und Beratung von Unternehmen zur Einstellung von Geflüchteten sowie für die aufsuchende Information und Beratung von geflüchteten Erwerbspersonen eingesetzt“, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschafts- und Arbeitsminister Reinhard Meyer abschließend.