Woche der Menschen mit Behinderung 2022 Inklusion: Win-Win-Situation

Zur bundesweiten Aktionswoche für Menschen mit Behinderung vom 28. November bis zum 3. Dezember bieten in NRW viele Agenturen für Arbeit Beratungs- und Informationsveranstaltungen für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sowie für Menschen mit Behinderung an.

29.11.2022 | Presseinfo Nr. 35

Menschen mit Behinderung verfügen in der Regel über gute Qualifikationen. Das ist nicht zuletzt ein Grund dafür, dass die Zahl der Beschäftigten mit einer Behinderung in den vergangenen Jahren weiter gestiegen, die Zahl der arbeitslosen Menschen mit einer Behinderung weiter gesunken ist.

Zur bundesweiten Aktionswoche für Menschen mit Behinderung vom 28. November bis zum 3. Dezember bieten in NRW viele Agenturen für Arbeit Beratungs- und Informationsveranstaltungen für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sowie für Menschen mit Behinderung an.

Die Regionaldirektion NRW veröffentlicht eine Broschüre zur Lage der Menschen mit Behinderung am Arbeitsmarkt in NRW.

„Erfolgreiche Inklusion am Arbeitsmarkt ist eine Win-Win-Situation. Die Menschen profitieren durch die Teilhabe am Arbeitsleben. Die Unternehmen profitieren durch die Besetzung ihrer Arbeitsplätze und durch vielfältiges Know-how in den Betrieben“, sagte Bianca Cristal, Geschäftsführerin Arbeitsmarktmanagement der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit. „Dies wird in Zeiten des zunehmenden Fachkräftebedarfes und des demografischen Wandels immer wichtiger.“

"Schwerbehinderung ist in den meisten Fällen die Folge einer Krankheit, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer trifft“, sagte der Arbeitsmarktexperte weiter. „Viele dieser Menschen sind gut qualifiziert, in vielen Fällen steht ihrer Integration in den Arbeitsmarkt nicht viel im Wege.“ In der Woche der Menschen mit Behinderung sei das Ziel von Jobcentern und Agenturen für Arbeit, auf die vielfältigen Beratungsangebote für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber wie für Menschen mit einer Behinderung aufmerksam zu machen: „Wir haben in Arbeitsagenturen und Jobcentern speziell ausgebildete Reha-Beraterinnen und -Berater für Unternehmen wie für ratsuchende Menschen mit Behinderung. „Diese Reha-Expertinnen und Experten stehen in engen und permanenten Austausch mit den lokalen Partnern, angefangen bei den Landschaftsverbänden bis zu besonderen lokalen Kooperationen. Ziel ist es, gemeinsam die individuellen Herausforderungen anzugehen vor denen zum Beispiel erkrankte Menschen stehen, damit sie weiter ihrer Arbeit nachgehen können.“

Ein Beispiel: Um bei einer Sehbeeinträchtigung erfolgreich die Rückkehr an den Arbeitsplatz zu ermöglichen, stimmen sich die Reha-Beraterinnen und Berater und der technische Beratungsdienst der Bundesagentur für Arbeit mit dem lokalen Integrationsfachdiensten für Sehbeeinträchtigte ab. Dabei geht es etwa um eine individuell passende technische Unterstützung wie Monitore oder Spracherkennungsprogramm. „Das Besondere ist, dass gemeinsam mit Arbeitgeber und Kundin oder Kunde alle Möglichkeiten in Erwägung gezogen werden, damit der individuell und zum Arbeitsplatz am besten passenden Weg gefunden wird. Dieses gemeinsame Engagement lohnt sich. So ergibt sich für Arbeitgeber wie für Kundinnen und Kunden eine Win-Win-Situation.“

Aktionswoche der Agenturen für Arbeit in NRW

In der bundesweiten Schwerpunktwoche anlässlich des Internationalen Tages der Menschen mit Behinderung am kommenden Samstag, 3. Dezember, bieten Agenturen für Arbeit und Jobcenter in NRW viele zusätzliche Beratungsmöglichkeiten. Mit zahlreichen weiteren Aktionen und Beispielen wollen sie zudem die Aufmerksamkeit auf die Chancen und Möglichkeiten am Arbeitsmarkt lenken, die gelungene Inklusion sowohl Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern als auch Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber bietet.

Die Erfahrung, dass Beschäftigte mit einer körperlichen Einschränkung schnell unverzichtbar werden können, machte zum Beispiel am Niederrhein ein Floristik-Betrieb in Kamp-Lintfort, bei dem einer gehörlosen Gärtnerin der Wiedereinstieg ins Berufsleben gelang. Etwas weiter nördlich, feiert sein zehnjähriges Jubiläum in diesem Jahr das Ausbildungsmodell der Schulmensa in der Wallfahrtsstadt Kevelaer. Hier engagiert sich das SOS Kinderdorf Niederrhein, zusammen werden junge Menschen mit Behinderung in einer kooperativen Ausbildung erfolgreich fit für den ersten Arbeitsmarkt gemacht.

Im Münsterland wird im Kreis Steinfurt gemeinsam mit Lernen Fördern e.V. die neue „Einheitliche Ansprechstelle für Arbeitgeber (EAA)“ vorgestellt, die am 1. Januar für die Öffentlichkeit ihre Türen öffnet. Ziel ist es, eine unabhängige Anlaufstelle für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber anzubieten, die sich informieren und beraten lassen wollen sowie – angefangen mit der Antragstellung - Unterstützung suchen bei der Ausbildung, Einstellung und Beschäftigung von schwerbehinderten Menschen.

In Ostwestfalen-Lippe thematisiert die Arbeitsagentur Bielefeld gemeinsam mit der von Bodelschwinghschen Stiftung Bethel die berufliche Bildung für Menschen mit Behinderung aus der Ukraine. Auch der Sondernewsletter der Agentur für Arbeit Paderborn für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber macht auf die besonderen Chancen für Unternehmen aufmerksam, die sich ihnen am Arbeits- und Ausbildungsmarkt durch Menschen mit Behinderung bieten.

Im südwestfälischen Soest veranstalten das Jobcenter AHA Kreis mit der Arbeitsagentur Soest gemeinsam am 08. Dezember ein Bewerberinnen- und Bewerber-Speeddating für Menschen mit Behinderung sowie Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern. Teilnehmen werden Unternehmen aus dem Kreis, die in Zukunft mehr auf die Qualitäten von Menschen mit Behinderung setzen und daher mit Stellen im Gepäck vor Ort sind.

Weiter im Westen, im Ruhrgebiet in Oberhausen, vergeben die Arbeitsagentur und die Stadt gemeinsam den Inklusionspreis für ein Unternehmen, das sich in besonderem Maße für die Inklusion einsetzt. In diesem Jahr werden in Oberhausen sogar zwei Unternehmen ausgezeichnet. Denn im vergangenen Jahr musste die Preisverleihung aufgrund des Corona-Lockdowns am Jahresende abgesagt werden. Die Preisverleihung findet am 7. Dezember statt.

Auf zusätzliche telefonische Beratungsangebote setzen einige Agenturen für Arbeit in NRW, so zum Beispiel im Bergischen Land die Agentur für Arbeit Mettmann. Sie bietet während der Woche der Menschen mit Behinderung eine tägliche Telefon-Hotline für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber an, die Menschen mit einer Behinderung beschäftigen wollen. Die telefonische Beratungsaktion des Arbeitgeber-Services ist von Montag bis Freitag von 10.00 bis 12.00 Uhr geschaltet. Auch weitere Agenturen bieten Sondertelefonaktionen an.

Das persönliche Gespräch suchen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der rheinischen Agentur für Arbeit Bonn. Hier besuchen die Reha-Spezialisten Unternehmen der Region, die sich für Inklusion bereits engagieren oder dies in Zukunft verstärkt tun wollen.

Sinkende Arbeitslosigkeit schwerbehinderter Menschen

Die Regionaldirektion NRW hat zum Arbeitsmarkt für Menschen mit einer schweren Behinderung die Arbeitsmarkt-Broschüre „Der Arbeitsmarkt für schwerbehinderte Menschen“ aufgelegt, die im Internet zum Download bereit steht: https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/rd-nrw/arbeitsmarkt-analysieren

Einen anerkannten Grad der Behinderung von mindestens 50 besaßen Ende 2021 in Nordrhein-Westfalen 1.919.075 Einwohnerinnen und Einwohner. Damit stellt die Gruppe den beachtlichen Anteil von 10,7 Prozent an der Gesamtbevölkerung von Nordrhein-Westfalen. Davon waren 747.925 Personen im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 und unter 65 Jahren. Mit dem Alter steigt das Risiko einer Schwerbehinderung. Nur 3,6 Prozent der Behinderungen sind angeboren.

Arbeitslos gemeldet waren im Zeitraum vom November 2021 bis Oktober 2022 in NRW durchschnittlich 50.891 schwerbehinderte Menschen. Das waren 1.381 Personen oder 2,6 Prozent weniger als im Jahresdurchschnitt 2021. Trotz dieser positiven Nachricht stieg der Anteil schwerbehinderter Menschen an allen Arbeitslosen und lag im Jahresdurchschnitt bei 7,7 Prozent. Der Grund liegt in der Corona-Pandemie und der darauffolgenden Erholung am Arbeitsmarkt. Während der Pandemie wurden weniger Menschen mit Behinderung arbeitslos, da sie häufig bereits länger in Unternehmen angestellt sind oder es spezielle Kündigungsregeln gibt. Ihr Anteil an der Arbeitslosigkeit sank auf 7,0 Prozent 2020.

Von der Erholung des Arbeitsmarktes, die im April 2021 einsetzte, konnten schwerbehinderte Menschen allerdings nicht im gleichen Umfang profitieren. Die Dauer ihrer Arbeitslosigkeit liegt im Schnitt höher als die von Menschen ohne Behinderung, aktuell um rund 100 Tage über dem Mittel bei Menschen ohne eine schwere Behinderung.

Im Jahr 2020 (aktueller Datenstand) waren in Nordrhein-Westfalen 265.618 schwerbehinderte Beschäftigte registriert, dies waren 2.935 Beschäftigte oder 1,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Zusätzlich wurden in Betrieben ohne Verpflichtung zur Beschäftigung schwerbehinderter Menschen rund 49.800 schwerbehinderte Personen beschäftigt. Die Zahl der Arbeitgeber, die verpflichtet sind, schwerbehinderte Menschen zu beschäftigen, ist von 2019 bis 2020 um 354 oder 1,0 Prozent auf 35.965 Unternehmen gestiegen. Durch das stetige Beschäftigungswachstum der vergangenen zehn Jahre, mittlerweile sind mit 7,3 Millionen rund 1,1 Millionen Menschen mehr in NRW sozialversicherungspflichtig beschäftigt als 2012, erreichten Unternehmen auch häufiger die Schwelle von 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Dieser Trend wurde durch die Corona-Pandemie im Jahr 2020 lediglich gehemmt, aber nicht gestoppt.

Weitere Informationen

Broschüre „Der Arbeitsmarkt für schwerbehinderte Menschen“. Die Broschüre der Regionaldirektion NRW liegt in einer grafischen und einer barrierefreien Version vor: https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/rd-nrw/arbeitsmarkt-analysieren

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