NRW-Arbeitsmarkt: Arbeitslosigkeit bleibt auch zum Jahreswechsel stabil

In Nordrhein-Westfalen ist zum Jahresende die Arbeitslosigkeit weiter, wenn auch nur geringfügig gesunken. Wie in den Monaten zuvor zeigte sich der Arbeitsmarkt im Dezember trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage stabil. Die Arbeitslosenquote blieb mit 6,9 Prozent auf dem Niveau des Vormonats.

03.01.2023 | Presseinfo Nr. 2

In Nordrhein-Westfalen ist zum Jahresende die Arbeitslosigkeit weiter, wenn auch nur geringfügig gesunken. Wie in den Monaten zuvor zeigte sich der Arbeitsmarkt im Dezember trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage stabil. Die Arbeitslosenquote blieb mit 6,9 Prozent auf dem Niveau des Vormonats, arbeitslos gemeldet waren 675.038 Menschen, 344 Personen oder 0,1 Prozent weniger als im November. Im Jahresdurchschnitt lag 2022 die Arbeitslosigkeit um 49.718 Personen niedriger als im Vorjahr. Allerdings waren im Dezember im Vergleich zum Vorjahr 23.672 Menschen oder 3,6 Prozent mehr arbeitslos gemeldet. Ein Grund ist, dass ukrainische Geflüchtete seit Juni Arbeitslosengeld II erhalten, das zum 1. Januar in das neue Bürgergeld überführt wurde.

„Die wichtigste Botschaft zum Jahreswechsel ist, dass sich der Arbeitsmarkt trotz der konjunkturellen Herausforderungen für die Wirtschaft – also etwa die steigenden Energiekosten oder die wachsende Inflation – stabil gezeigt hat“, sagte Bianca Cristal, Geschäftsführerin Arbeitsmarktmanagement der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit. „Im Kern beruht diese Stabilität darauf, dass die Unternehmen trotz einer angespannten wirtschaftlichen Situation alles dafür tun, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten.“

Ein für den Arbeitsmarkt 2022 maßgeblicher Einflussfaktor war der russische Überfall auf die Ukraine im Februar, sagte Cristal. „Noch bis Anfang März konnten wir eine kräftige Erholung von den Folgen der beiden Covid-Jahre beobachten. Doch durch den Krieg hat diese Erholung einen Dämpfer bekommen. Umso mehr freue ich mich, dass die schlimmen Szenarien für den Arbeitsmarkt, die anfangs greifbar schienen, nicht eingetroffen sind.“ Die konjunkturelle Abschwächung als Folge des Krieges sei im Jahresverlauf jedoch schrittweise auch am Arbeitsmarkt spürbar geworden. Im Oktober und im November waren zum ersten Mal seit Mai 2021 mehr Menschen arbeitslos gemeldet als ein Jahr zuvor. Im Dezember lag die Arbeitslosigkeit um 23.672 Personen oder 3,6 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Darunter waren auch rund 40.000 ukrainische Frauen und Männer, die vor dem russischen Überfall auf ihr Land nach NRW geflohen waren. „Diese Menschen versuchen, schnell auf eigenen Beinen zu stehen. Im Oktober hatten schon rund 15.000 Ukrainerinnen und Ukrainer eine Arbeit gefunden, davon über 11.000 Menschen eine sozialversicherungspflichtige.“

Übers ganze Jahr gesehen sei vor allem der konstante Anstieg der Zahl der Menschen hervorzuheben, die einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgehen, sagte Cristal weiter: „Immer mehr Menschen arbeiten in NRW in einem sozialversicherten Job. Im August wurde zum ersten Mal die Marke von 7,3 Millionen Beschäftigten überschritten. Das ist eine positive Nachricht.“ Im Jahresverlauf habe das Wachstum leicht an Dynamik verloren: „Unternehmen haben 2022 weniger arbeitslose Menschen neu eingestellt. Dabei haben sie gleichzeitig nach Möglichkeit auf Entlassungen verzichtet - trotz der unsicheren konjunkturellen Lage.“ Grund sei ein langfristiger Trend am Arbeitsmarkt, die Zunahme von Engpässen bei den qualifizierten Arbeitskräften am Arbeitsmarkt: „Hier kommen mehrere Faktoren zusammen. Zum einen werden durch die Digitalisierung und Automatisierung in der Arbeitswelt die Tätigkeiten immer anspruchsvoller und steigern damit die Anforderungen an die Qualifikationen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Zum anderen hat der wirtschaftliche Erfolg der Unternehmen in NRW dazu geführt, dass die Zahl der Beschäftigten in NRW in den vergangenen zehn Jahren um rund 1,1 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zugenommen hat. Die Bevölkerung unseres Bundeslandes ist im selben Zeitraum nur um 380.000 Personen gewachsen. Allein das führt schon dazu, dass qualifizierte Arbeitskräfte am Markt immer knapper werden. Verstärkt wird dies durch die demografische Entwicklung, dass immer mehr qualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus den geburtenstarken Jahrgängen in den Ruhestand wechseln.“

Mit Blick auf das kommende Jahr sei es deshalb wichtig, arbeitsmarktpolitisch die Fachkräftesicherung noch stärker in den Blick zu nehmen, sagte die Arbeitsmarktexpertin. „Das beginnt bei der Stärkung der dualen Ausbildung, die die wichtigste Säule der Fachkräftesicherung in Betrieben und Unternehmen ist. Dann geht es darum, die Menschen zu unterstützen und zu fördern, die jetzt arbeitslos sind, jedoch keinen neuen Job finden können, weil sie nicht ausreichend qualifiziert sind. Weitere Potentiale gibt es in den Unternehmen selbst. Die Agenturen für Arbeit bieten Beratung sowie Unterstützung für beschäftigte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die dafür Sorge tragen wollen, dass ihre Qualifikationen mit den Weiterentwicklungen der Arbeitswelt Schritt halten.“ Die Agenturen für Arbeit beraten zudem auch Unternehmen, die in die Qualifizierung von Personal investieren wollen, sagte Cristal: „Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber finden in den Arbeitsagenturen zum Beispiel Beratung dazu, wie sie die Qualifizierung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fördern lassen können.“

Vor dem Hintergrund des steigenden Bedarfs an qualifizierten Arbeitskräften begrüßte Cristal auch die Einführung des Bürgergeldes, die am 1. Januar erfolgt ist: „Das Bürgergeld setzt genau an den richtigen Punkten an. Es bietet mehr Fördermöglichkeiten für Weiterbildungen. Es schafft mehr Motivation durch das neue Weiterbildungsgeld. Und der Wegfall des Vermittlungsvorrangs setzt einen klaren Schwerpunkt auf Bildung und Qualifizierung. Dadurch erhalten viele Menschen überhaupt erst die Chance, nachhaltig in Arbeit zu finden. Und für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber erschließen sich damit neue Potentiale an qualifizierten Arbeitskräften“

Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung

Landesweit waren 2022 im Dezember 675.038 Menschen arbeitslos gemeldet. Die Zahl der Arbeitslosen lag damit um 344 Personen oder 0,1 Prozent unter der des Vormonats. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Arbeitslosigkeit um 3,6 Prozent oder 23.672 Personen. Die Arbeitslosenquote lag mit 6,9 Prozent 0,2 Prozentpunkte höher als vor zwölf Monaten. Im November lag sie ebenfalls bei 6,9 Prozent. Im Dezember lag die Arbeitslosigkeit im langjährigen Vergleich seit 1992 nur vier Mal niedriger in einem Dezember. Nur in den Boomjahren 2017 bis 2019 und im Jahr 2021 waren im letzten Monat des Jahres weniger Menschen arbeitslos gemeldet.

Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl arbeitslos gemeldeter Menschen mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit am stärksten. Im Dezember waren 268.116 Ausländerinnen und Ausländer arbeitslos gemeldet, 18,4 Prozent oder 41.633 Personen mehr als ein Jahr zuvor. Grund ist der Wechsel geflüchteter Menschen aus der Ukraine in die Grundsicherung bzw. in das Arbeitslosengel II, das seit dem 1. Januar Bürgergeld heißt.

Ein uneinheitliches Bild bot die Entwicklung der Arbeitslosigkeit junger Menschen im vergangenen Jahr. In der sogenannten Jugendarbeitslosigkeit prallen zwei gegensätzliche Tendenzen aufeinander. Zum einen konnten im abgelaufenen Jahr junge Menschen mit einer aktuellen Berufsausbildung besonders vom Bedarf an Fachkräften in der Wirtschaft profitieren. Der Arbeitsmarkt zeigt sich für sie vor allem in den Belebungsphasen im Frühjahr und im Herbst besonders dynamisch. So sank die Jugendarbeitslosigkeit im März um 2,8 Prozent, während die allgemeine Arbeitslosigkeit nur um 1,6 Prozent zurückging. Im März lag die Jugendarbeitslosigkeit auch deutlich um 23,0 Prozent unter der des Vorjahres und unterschritt die Marke von 50.000 Personen. Auch auf dem Höhepunkt der Herbstbelebung im September sank sie mit 5,5 Prozent deutlich stärker als die allgemeine Arbeitslosigkeit mit 1,8 Prozent. Allerdings hatte sie im September im Vergleich zum Vorjahr schon um 1,7 Prozent zugelegt. Grund ist, dass ukrainische Geflüchtete nach dem Wechsel in die Grundsicherung im Juni auch als arbeitslos gezählt werden, unter ihnen zudem sehr viele junge Menschen unter 25 Jahren sind. Im Dezember waren schließlich 53.825 junge Menschen unter 25 arbeitslos gemeldet – 10,4 Prozent oder 5.074 mehr als ein Jahr zuvor. Im Jahresdurchschnitt war 2022 damit das Jahr mit der niedrigsten Jugendarbeitslosigkeit in NRW im aktuellen Jahrtausend.

Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit unterschied sich im Dezember deutlich in den beiden sogenannten Rechtskreisen, der Arbeitslosenversicherung nach dem Sozialgesetzbuch III (SGB III) und dem Aufgabenbereich der Jobcenter, der Grundsicherung für Arbeitssuchende nach dem Sozialgesetzbuch II (SGB II). Im SGB III, dem Aufgabenbereich der Arbeitsagenturen, sank die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr um 0,2 Prozent oder 315 Personen auf nun 180.338 Personen. Im Vergleich zum Vormonat waren im SGB III 1,6 Prozent oder 2.881 Personen mehr arbeitslos gemeldet. Im Aufgabenbereich der Jobcenter (SGB II), legte die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen im Vergleich zum Vorjahr um 5,1 Prozent oder 23.987 Personen zu. Im Vergleich zum Vormonat nahm die Zahl der Arbeitslosen in der Grundsicherung im Dezember ab – um 3.225 Personen oder 0,6 Prozent auf 494.700 arbeitslos gemeldete Menschen. Der Anstieg im Jahresvergleich in den Jobcentern ist auf die Registrierung ukrainischer Geflüchteter zurückzuführen.

Die Zahl der unterbeschäftigten Menschen stieg im Dezember leicht um 0,7 Prozent oder 6.037 Personen. Als unterbeschäftigt, aber nicht arbeitslos galten 230.202 Personen. Zählt man die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen hinzu, erhält man die gesamte Unterbeschäftigung: Landesweit galten im abgelaufenen Monat 905.240 Menschen als unterbeschäftigt. Das waren 45.233 Personen oder 5,3 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Heterogen oder uneinheitlich fällt auch der Blick auf den Jahresdurchschnitt der Arbeitslosigkeit in NRW aus. Im langjährigen Vergleich war 2022 das Jahr mit der drittniedrigsten Arbeitslosigkeit seit 1992. Durchschnittlich waren in NRW 668.502 Menschen arbeitslos gemeldet. Allerdings änderte sich im Spätsommer der Trend durch den statistischen Effekt der Erfassung ukrainischer Geflüchteter im Arbeitslosengeld II – seit dem 1. Januar nun im neuen Bürgergeld – und der konjunkturell für die Wirtschaft schwierigen Situation. Für 2023 rechnen die Agenturen für Arbeit daher im Jahresdurchschnitt mit einem leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit bei einem dennoch weiter stabilen Arbeitsmarkt.

Neuer Höchststand bei sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung

Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten legte im Laufe des Jahres in NRW trotz der wirtschaftlich gehemmten Entwicklung beständig zu. Vor rund einem Jahr, im September 2021, waren zum historisch ersten Mal im Bundesland über 7,2 Millionen Menschen einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach. Im August 2022 wurde nun zum ersten Mal die Marke von 7,3 Millionen Beschäftigten überschritten. Im Oktober – dem aktuellen Berichtsmonat für die Beschäftigung – waren 7.340.200 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das waren 117.426 Personen oder 1,6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Im Vergleich zum Vormonat blieb die Zahl der Beschäftigten mit einem geringfügigen Minus von 200 Personen gleich. Zum Vergleich: Im Dezember 2012, also vor zehn Jahren, waren in NRW lediglich 6.254.962 Menschen in einer Beschäftigung – 1.085.238 Personen oder 14,8 Prozent weniger.

Ukrainische Kriegsgeflüchtete in NRW

Seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine am 24. Februar sind zahlreiche ukrainische Staatsangehörige vor der Kriegsgewalt nach Deutschland geflohen. Für alle geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer besteht seit dem 1. Juni die Möglichkeit, einen Antrag auf Grundsicherung für Arbeitssuchende, für das Arbeitslosengeld II zu stellen.

Zum Stichtag 14. Dezember waren in NRW unter 40.000 aus der Ukraine geflüchtete Personen arbeitslos gemeldet. Das waren rund 500 Personen weniger als vor einem Monat. Diese Zahl ergibt sich aus der Differenz der im Februar vor dem Tag des russischen Angriffs und der im November in NRW arbeitslos gemeldeten ukrainischen Staatsangehörigen. Der Grund für den schrittweisen Rückgang der Zahl ukrainischer Geflüchteter in der Arbeitslosigkeit ist vor allem die Teilnahme der Menschen an Sprach- und Integrationskursen.

Insgesamt waren im Dezember bei den Jobcentern in NRW rund 130.500 Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit gemeldet. Darunter waren rund 44.000 Kinder und Jugendliche.

Von den nach NRW seit Ende Februar geflüchteten ukrainischen Männern und Frauen hatten nach einer Hochrechnung im September bereits 14.800 Personen eine Arbeit aufnehmen können. 11.100 dieser Arbeitsverhältnisse waren sozialversicherungspflichtig.

Mehr als 165.000 freie Stellen in NRW gemeldet

Die Nachfrage nach Arbeitskräften bewegte sich auch im Jahr 2022 durchgehend auf hohem Niveau. Gleichzeitig ging jedoch in den vergangenen Monaten die Zahl der jeweils neu gemeldeten offenen Stellen zurück. Im Dezember waren 153.094 offene Arbeitsstellen bei den Agenturen für Arbeit gemeldet, 13.096 oder 7,9 Prozent weniger als im Vormonat, 7.302 oder 4,6 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die Neumeldungen lagen mit 27.988 um 3,6 Prozent oder 964 über dem Vormonat, aber um 14,8 Prozent oder 4.849 niedriger als vor zwölf Monaten.

Ein wichtiger Grund für die verhaltenen Stellenmeldungen bei gleichzeitig weiter hohem stand an offenen Stellen sind die konjunkturellen Unsicherheiten, die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber dazu motivieren, nur zurückhaltend neue offene Stellen zu melden beziehungsweise offene Stellen nicht sofort zu besetzen, sondern erst einmal noch etwas abzuwarten. Hinzu kommt aber maßgeblich auch, dass viele Stellen nicht sofort besetzt werden können, da die von der Qualifikation her passenden Bewerberinnen und Bewerber nicht gefunden werden. Unternehmen in NRW fällt offenbar zunehmend schwer, diese Stellen mit qualifizierten Mitarbeitenden zu besetzen.

Gesucht werden in NRW vor allem Fachkräfte. 14.788 oder 52,8 Prozent der neu gemeldeten 27.988 Stellen richteten sich im Dezember an Menschen mit dualer Berufsausbildung. Insgesamt waren im Dezember bei den Agenturen für Arbeit 87.784 oder 57,3 Prozent aller offenen Stellen für Fachkräfte gemeldet. Diesen standen 175.000 arbeitslose Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit passender Qualifikation gegenüber. Das Verhältnis der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber mit Fachkraftausbildung auf offene Stellen lag damit bei 199 qualifizierten Bewerberinnen und Bewerbern auf einhundert Stellen.

Deutlich geringer ist das Angebot für Menschen ohne aktuelle Ausbildung: 34.787 Stellen oder 22,7 Prozent aller Arbeitsangebote waren als Helfertätigkeiten, also für an- und ungelernte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ausgeschrieben. Arbeitslos gemeldet waren 382.836 Menschen ohne eine aktuelle Ausbildung. Das Verhältnis offener Stellen zu Bewerberinnen und Bewerbern ohne aktuelle Qualifikation lag im November damit bei 1100 Bewerberinnen und Bewerber auf einhundert offene Stellen für Helferinnen und Helfer.

Anzeigen auf Kurzarbeit im Dezember

Landesweit gingen im Dezember 459 Anzeigen auf mögliche Kurzarbeit weniger bei den Agenturen für Arbeit ein als einen Monat zuvor. Insgesamt gab es 977 neue Anzeigen und damit 1.818 weniger als vor einem Jahr. Von möglicher Kurzarbeit potentiell betroffen durch die neuen oder erneuten Anzeigen waren im aktuellen Dezember 16.071 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Unternehmen und Betrieben. Vor einem Monat waren 12.290 Personen, vor einem Jahr 39.090 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mehr von Anzeigen auf mögliche Kurzarbeit betroffen. Zum Vergleich die Zahlen aus dem Frühjahr 2020: Im April, also zum Beginn der Corona-Pandemie, hatten 126.661 Unternehmen Kurzarbeit für 1.644.465 Personen angezeigt.

Kurzarbeit ist ein zweistufiges arbeitsmarktpolitisches Instrument. Es erlaubt Unternehmen, trotz konjunktureller Engpässe Beschäftigte im Unternehmen zu halten. Die Unternehmen zeigen geplante verkürzte Arbeit an. Realisieren sie die angezeigte Kurzarbeit tatsächlich, gehen sie mit der Auszahlung des Lohnersatzes – also des Kurzarbeitergeldes zum Beispiel für den Dezember - in Vorleistung. Frühestens nach Ablauf des Monats, spätestens nach drei Monaten rechnen Unternehmen und Betriebe das an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgezahlte Kurzarbeitergeld bei den Agenturen für Arbeit ab. Wieviel im Dezember in NRW tatsächlich verkürzt gearbeitet wurde, weiß man erst nach Ablauf dieser drei Monate, wenn alle Unternehmen ihren Antrag auf Erstattung der in Vorleistung erbrachten Lohnersatzleistung gestellt haben. Die realisierte Kurzarbeit gibt wieder, wie vielen Unternehmen und für wie viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die Lohnersatzleistung in einem Monat erstattet wurde.

Für den Monat September liegt eine erste Hochrechnung vor, wieviel Kurzarbeit tatsächlich realisiert wurde: Demnach rechneten in NRW im September 1.681 Unternehmen mit den Agenturen für Arbeit Kurzarbeit ab. Das waren 207 Unternehmen mehr als im August und 265 Unternehmen mehr als im Monat zuvor, dem Juli 2022. Im September 2021 – also vor einem Jahr – hatten 24.035 Unternehmen Kurzarbeit abgerechnet. Im aktuellen September 2022 arbeiteten 24.681 Beschäftigte verkürzt, 6.145 Personen mehr als im August und 11.486 Personen mehr als im Juli. Im Vergleich zum Vorjahr arbeiteten im September 119.532 Personen weniger verkürzt. Die Kurzarbeiter-Quote blieb im September auf dem Niveau von August: 0,3 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in NRW arbeiteten im September verkürzt. Im Juni 2022 hatte die Quote bei 0,7 Prozent gelegen.

Der Arbeitsmarkt in den NRW-Regionen im Dezember

Landesweit ergab sich im Dezember ein im Vergleich zum Vormonat sehr uneinheitliches Bild der Arbeitsmärkte. In einigen Agenturen sank die Arbeitslosigkeit, zum Beispiel in Bochum um 1,5 Prozent oder in Mettmann um 1,8 Prozent, in Brühl sogar um 2,0 Prozent. Die Agenturen mit dem stärksten Wachstum im Monatswechsel waren Rheine mit 1,9 Prozent, Ahlen-Münster mit 2,3 Prozent und Paderborn mit 2,7 Prozent. Gerade im Münsterland ist auch der Vergleich zum Vorjahr auffällig: So nahm die Arbeitslosigkeit in Coesfeld um 23,0 Prozent, in Rheine um 21,1 Prozent zu. Aber auch Paderborn ist hier mit 16,0 Prozent auffällig. Grund für diese deutliche Zunahme ist der Zuzug ukrainischer Geflüchteter auf lokale Arbeitsmärkte mit geringer Arbeitslosigkeit.

Im Bergischen Land stieg im Vorjahresvergleich die Arbeitslosigkeit um 0,6 Prozent oder 402 Personen auf jetzt 65.239 Personen. Im Vergleich zum Vormonat November sank die Arbeitslosigkeit geringfügig um 13 Personen. Damit blieb die Quote der Arbeitslosen auf 6,7 Prozent. Vor einem Jahr lag sie um 0,1 Prozentpunkte niedriger.

Im Jahresvergleich waren im Rheinland im Dezember mit 233.400 Personen 1.813 Menschen oder 0,8 Prozent mehr arbeitslos gemeldet. Im Monatswechsel sank die Zahl der Arbeitslosen um 0,4 Prozent oder 1.025 Personen. Die Arbeitslosenquote blieb binnen Monatsfrist bei 6,7 Prozent. Vor einem Jahr lag sie 0,1 Prozentpunkte niedriger.

Im Ruhrgebiet ist die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen im Vergleich zum Vormonat um 993 Personen oder 0,4 Prozent zurückgegangen. Hier waren im Dezember 235.367 Menschen arbeitslos gemeldet. Vor einem Jahr waren im Ruhrgebiet 8.954 Personen oder 4,0 Prozent weniger arbeitslos. Die Quote lag im abgelaufenen Monat bei 9,6 Prozent, genauso hoch wie vor einem Monat und 0,4 Prozentpunkte höher als vor zwölf Monaten.

Im Vorjahresvergleich ist in Südwestfalen im Dezember die Arbeitslosigkeit um 2.318 Personen oder 6,1 Prozent gestiegen. Arbeitslos gemeldet waren im Dezember 40.347 Personen und damit 374 Personen oder 0,9 Prozent mehr als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote lag im Dezember bei 5,2 Prozent und hielt damit das Niveau des Vormonats, lag aber um 0,3 Punkte über der des Vorjahres.

In Ostwestfalen-Lippe waren im Dezember 61.154 Menschen arbeitslos gemeldet – 4.525 Personen oder 8,0 Prozent mehr als vor einem Jahr. Im Vergleich zum Vormonat stieg die Arbeitslosigkeit leicht um 554 Personen oder 0,9 Prozent. Die Quote stieg im Vormonatsvergleich um 0,1 Punkte auf 5,4 Prozent und lag 0,4 Punkte über der des Vorjahres-Dezember 2021.

Im Vergleich zum Vormonat stieg im Dezember im Münsterland die Zahl der Arbeitslosen um 2,0 Prozent oder 759 Personen auf 39.531 arbeitslos gemeldete Menschen. Vor einem Jahr waren 5.660 Personen oder 16,7 Prozent weniger arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote stieg im Monatswechsel um 0,1 Punkte auf jetzt 4,2 Prozent. Damit lag die Quote um 0,6 Punkte höher als vor zwölf Monaten.

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