Große Herausforderungen für Chemie- und Metallbranche durch Klimawandel und Digitalisierung:

Auch wenn aktuell die hohen Energiepreise die Diskussion in Wirtschaft und Gesellschaft dominieren, langfristig sind Digitalisierung und Klimawandel zwei der größeren Herausforderungen für die niedersächsischen Unternehmen. Dr. Martin Wrobel, Wissenschaftler des IAB und Autor der Regionalstudie „Klimawandel und Digitalisierung: Potenzielle Chancen und Risiken für die niedersächsische Wirtschaft“: Beide Megatrends haben entscheidenden Einfluss auf weite Teile der Wirtschaft wobei die Herausforderungen im Zuge der Digitalisierung aktuell dringlicher erscheinen.“

16.09.2022 | Presseinfo Nr. 40

Das IAB Niedersachsen-Bremen hat erstmals potentielle Chancen und Risiken durch beide Megatrends für die niedersächsische Industrie und Teile des Dienstleistungssektor untersucht. Betrachtet wurde (datenbedingt) der Zeitraum 2013-2019. In diesem Zeitraum stieg die Möglichkeit, menschliche Arbeit durch digitale Technologien zu ersetzen (Substituierbarkeitspotenzial) in nahezu allen untersuchten Branchen kontinuierlich an und erreicht zum Teil deutlich über 70 Prozent. Dieser Trend hält weiter an. Mit hoher Geschwindigkeit erlangen immer neue Innovationen Marktreife. Dadurch verändern sich fortlaufend die Rahmenbedingungen für die Unternehmen. Um erfolgreich zu bleiben müssen berufliche Inhalte stetig angepasst werden, was aber häufig nicht im gleichen Tempo gelingt.

Dagegen dürften sich für die überwiegenden Mehrheit der analysierten Branchen die Chancen und Risiken des Klimawandels und der daraus resultierenden Klimapolitik die Waage halten. Das zeigt der erstmals mit Blick auf die niedersächsische Wirtschaft berechnete Klimaindex. Ob sich die Unternehmen in Summe zunehmend besser an den Klimawandel anpassen können, oder sie damit vermehrt Schwierigkeiten haben, ist noch nicht eindeutig zu bewerten. Die Ergebnisse der Studie dazu sind widersprüchlich. In jenen Branchen, in denen überwiegend potenziell negative Impulse durch den Klimawandel zu erwarten sind und die zudem hohe Substituierbarkeitspotenziale aufweisen, sind strukturelle Veränderungen in der Beschäftigung, der Produktion bzw. Leistungserbringung und/oder in den Geschäftsmodellen als Anpassungsreaktion am ehesten und umfassendsten zu erwarten. Zu diesen Branchen gehören unter anderem die Chemie sowie die Metallerzeugung und -bearbeitung.

Johannes Pfeiffer, Chef der Regionaldirektion Niedersachsen-Bremen der Bundesagentur für Arbeit: „Die fortwährende Qualifizierung der Beschäftigten erleichtert die Anpassung an Digitalisierung und Klimawandel. Es ist ein gutes Zeichen, dass Weiterbildung und Qualifizierung in der Gesellschaft heute einen größeren Stellenwert einnehmen als in der Vergangenheit. Das unterstützen wir als Bundesagentur für Arbeit mit Beratung und Förderung. Der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften ist riesig. Auch bei den Berufen, die speziell für die Bewältigung des Klimawandels gebraucht werden, tut sich eine dramatische Lücke auf.“

Die Bundesagentur für Arbeit berät und unterstützt dabei Beschäftigte und ihre Arbeitgeber genauso wie Arbeitslose. Neu ist, dass die Bundesagentur in Niedersachsen und Bremen die Ausbildung spezieller Transformationslotsen für Energie fördert. Diese sollen in Unternehmen die Anpassung an den Klimawandel vorantreiben. Ebenso neu ist die Vermittlung „Ökologischer Kompetenzen“ in verschiedenen Qualifizierungskursen in Niedersachsen und Bremen.

https://doku.iab.de/regional/NSB/2022/regional_niedersachsen-bremen_0122.pdf

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