Wer Fachkräfte braucht, muss neue Wege gehen

Der Arbeitsmarkt steht vor großen Herausforderungen.

Es gibt unterschiedliche Ansätze zur Fachkräftesicherung.

Einer liegt in der Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte.

31.05.2023 | Presseinfo Nr. 25

Für Unternehmen wird es zunehmend schwieriger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. Derzeit sind bei den Arbeitsagenturen und Jobcentern in gemeinsamer Trägerschaft in Rheinland-Pfalz 43 000 offene Arbeitsstellen gemeldet. Mehr als sechs Monate werden benötigt, um eine Stelle mit der passenden Fachkraft besetzen zu können.

Auf dem Ausbildungsmarkt sind 13 300 Ausbildungsstellen registriert, die auf die passende Bewerberin bzw. den passenden Bewerber warten.

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hat berechnet, dass das Erwerbspersonenpotenzial in Deutschland bis zum Jahr 2060 um 11,7 Prozent von 45,7 Millionen auf 40,4 Millionen schrumpfen wird. Der Arbeitsmarkt steht vor großen Herausforderungen. Fachkräftegewinnung und Fachkräftesicherung werden immer bedeutender.

„Es gibt nicht den einen Weg Fachkräfte zu gewinnen. Ich sehe mehrere Ansatzpunkte wie zum Beispiel die Erhöhung der Erwerbsbeteiligung der Frauen und der Älteren. Ein weiterer Hebel ist die Ausbildung. Wir unterstützen nicht nur Jugendliche, die nach der Schule eine Ausbildung beginnen, sondern auch Menschen, die eine Ausbildung im zweiten Anlauf aufnehmen“, so Heidrun Schulz, Chefin der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit. „Des Weiteren ist die Qualifizierung sowohl Beschäftigter als auch Arbeitsloser ein wichtiger Baustein.“

Ein weiteres Potenzial zur Fachkräftesicherung liegt in der Zuwanderung ausländischer Fachkräfte. Im November 2022, das ist der derzeit aktuellste Datenstand, lag die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung bei 1,5 Millionen Menschen, 1,0 Prozent mehr als im Vorjahr.

„Diese Steigerung geht ausschließlich auf den Anstieg der Beschäftigung ausländischer Personen zurück. Im Vergleich zum Vorjahr waren 15 400 Personen mit ausländischem Pass oder 7,8 Prozent mehr beschäftigt. Mit deutscher Staatsangehörigkeit wurden 700 Beschäftigte oder 0,1 Prozent weniger gezählt“, berichtet Heidrun Schulz. „Es ist wichtig, dass wir diese Arbeitskräfte aus dem Ausland in den Arbeitsmarkt integrieren und ihnen eine Bleibeperspektive bieten.“

Die demografische Entwicklung wird auch in der Westpfalz deutlich spürbar. In den nächsten zehn Jahren geht jeder vierte der aktuell rund 171 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den Ruhestand.

„Die Unternehmen haben dies erkannt und gehen die Personalplanungen mehr und mehr mit Weitblick an. Aus- und Weiterbildung, Zuwanderung und die Steigerung der Frauenerwerbstätigkeit gewinnen in diesem Zusammenhang noch stärker an Bedeutung“, bekräftigt Peter Weißler, Leiter der Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens.

Die Arbeitgeber der Region suchen dringend nach Fachkräften. Wenn diese die hohe Zahl der freien Stellen besetzen wollen, wird es mehr und mehr darauf ankommen, auch Bewerberinnen und Bewerber mit in die Personalauswahl einzubeziehen, die auf den ersten Blick nicht alle Voraussetzungen erfüllen oder im Blickpunkt stehen. „Wir beraten auf diesem Weg gerne zu finanziellen Fördermöglichkeiten und erforderlichen Qualifizierungen, kommen mit Unternehmen aus der Region aber immer mehr auch in den Austausch zur gezielten Anwerbung von Fachkräften im Ausland. Dabei können wir von Erfahrungen und Hinweisen regionaler Unternehmen profitieren, die in vergangenen Jahren diesen Weg zur Fachkräftesicherung bereits frühzeitig eingeschlagen haben“, so Weißler.

Das Hotel Restaurant Kunz in Pirmasens bildet seit Januar zwei junge Menschen aus Tunesien zum Hotelfachmann bzw. Koch aus. In der mit Blick auf die Fachkräftegewinnung herausfordernden Branche des Hotel- und Gaststättengewerbes geht man hier neue Wege und versucht langfristig dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Der Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit steht dabei im ständigen Kontakt mit dem Unternehmen und kann wichtige Tipps auch an weitere interessierte Firmen weitergeben.

„Da es in den letzten zwei Jahren aus der Region nicht ausreichend Bewerber gab, die sich für eine Ausbildung in der Hotel- und Gastronomiebranche interessierten, haben wir uns dazu entschieden Auszubildende durch die gezielte Zuwanderung zu rekrutieren“, erklärt Catharina Kunz von der Hotel - Restaurant Kunz GmbH & Co. KG. „Wir erhoffen uns dadurch, motivierte Mitarbeiter zu finden und diese durch die Ausbildung in unserem Haus zu kompetenten Fachkräften auszubilden. Bisher sind wir mit der Entwicklung der zwei jungen Männer aus Tunesien sehr zufrieden. Beide haben sich sehr schnell in unserem Betrieb sowie im sozialen Umfeld integriert.“