Thüringen: Arbeitsmarkt bleibt auch im Winter robust

Arbeitslosigkeit liegt weiter deutlich unter dem Vorkrisenniveau +++ 4.400 Arbeitslose mehr als im Dezember 2021 +++ Arbeitslosenquote steigt auf 5,3 Prozent +++ Arbeitgeber melden im Januar 4.100 neue Stellen +++ Insgesamt sind bei den Arbeitsagenturen fast 21.600 Stellenangebote gelistet +++

01.02.2022 | Presseinfo Nr. 10

Die Arbeitslosigkeit ist im Januar gestiegen. Der Arbeitsmarkt folgt damit dem typischen Saisonmuster. So waren im Januar 2022 59.000 Arbeitslose registriert, 4.400 mehr als im Vormonat (+8 Prozent). Die Arbeitslosigkeit im Januar 2022 lag unter dem Niveau des Vorjahres und auch unter dem Niveau kurz vor Ausbruch der Pandemie. So lag die Zahl der Arbeitslosen im Januar 2021 bei 71.000, im Januar 2020 – also kurz vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie - bei 63.300 und im Januar 2019 bei 66.000. Die Arbeitslosenquote lag im Berichtsmonat bei 5,3 Prozent. Das sind 0,4 Prozentpunkte mehr als im Dezember 2021. Zum Vergleich: Die Arbeitslosenquote lag im Januar 2021 bei 6,4 Prozent, im Januar 2020 bei 5,7 Prozent und im Januar 2019 bei 5,8 Prozent. Im Ländervergleich lag die Arbeitslosenquote in Thüringen gleichauf mit Schleswig-Holstein und Niedersachsen, unter der von Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Bremen sowie unter allen anderen Ost-Ländern.

Zahl der Langzeitarbeitslosen steigt leicht
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Januar 2022 saisonbedingt wieder angestiegen. So waren im Berichtsmonat 23.100 Männer und Frauen länger als ein Jahr ohne Arbeit und galten daher als langzeitarbeitslos. Das waren 400 mehr als im Dezember 2021 und 1.100 weniger als im Januar 2021. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen beträgt in Thüringen 39,1 Prozent. Vor einem Jahr lag der Anteil bei 34 Prozent.

Behrens: „Omikron-Welle könnte nur geringfügige Spuren auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen“
„Der Arbeitsmarkt im Freistaat zeigt sich robust und folgt dem typischen Saisonmuster. Der aktuelle Anstieg der Arbeitslosigkeit ist vor allem auf winterbedingte Freisetzungen in den Bau- und Außenberufen und Entlassungen von Saisonkräften nach dem Weihnachtsgeschäft im Handel aber auch dem Gastgewerbe zurückzuführen. Die Arbeitskräftenachfrage bleibt jedoch trotz der jahreszeitlich bedingten Zurückhaltung auf hohem Niveau. Der deutlich gestiegene Bestand an freien Arbeitsstellen zeigt, dass der Bedarf an Fachkräften demografisch bedingt über nahezu alle Branchen hinweg wächst. Derzeit sind bei den Agenturen für Arbeit im Land 5.500 freie Stellen mehr gemeldet als noch vor einem Jahr. Die Omikron-Welle wird zeitverzögert zu den alten Bundesländern verstärkt in den nächsten Wochen auch Mitteldeutschland erreichen. Allerdings besteht die Chance, dass die Infektionswelle nur geringfügige Spuren auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen wird. Zum einen besteht bei vielen Unternehmen die Hoffnung, dass es nicht zu weiteren Einschränkungen kommen wird. Zum anderen wirkt sich die Demografie weiterhin sehr stark reduzierend auf die Arbeitslosigkeit aus. Darüber hinaus entfaltet die Kurzarbeit weiterhin eine stabilisierende Wirkung in besonders von Pandemiefolgen betroffenen Branchen“, erklärte Markus Behrens.

Einstellungen und Entlassungen
7.000 Menschen meldeten sich im Januar aus einer Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt arbeitslos. Das waren etwa 2.300 mehr als im Vormonat und 1.100 weniger als vor einem Jahr. Die meisten Arbeitslosmeldungen von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten kamen aus dem Baugewerbe (1.100), gefolgt vom verarbeitenden Gewerbe (1.000), den wirtschaftlichen Dienstleistungen und der Arbeitnehmerüberlassung (jeweils 800). 2.900 arbeitslose Männer und Frauen fanden eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt, das waren 300 weniger als im Vormonat und 200 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitgeber meldeten im Berichtsmonat über 4.100 neue Stellen, das waren 300 weniger als im Vormonat und knapp 800 mehr als vor einem Jahr. Rund 30 Prozent der neu gemeldeten Stellen kamen aus dem Bereich der Zeitarbeit, 16 Prozent aus dem verarbeitenden Gewerbe und 9 Prozent aus dem Gesundheits- und Sozialwesen.

Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Jahresvergleich gestiegen
Stand November 2021 waren laut Hochrechnung in Thüringen 808.400 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das waren 800 mehr als im Oktober 2021 und 4.300 mehr als im November 2020.

Kurzarbeit: Anzeigen und realisierte Kurzarbeit
Die Arbeitsagenturen registrierten im Januar fast 1.100 Anzeigen für etwa 8.900 Beschäftigte. Im Dezember waren es noch rund 1.100 Anzeigen für 9.200 Beschäftigte gewesen. Besonders betroffen war im Berichtsmonat der Bereich Gastronomie mit 300 Anzeigen für 1.700 Mitarbeiter, der Bereich Einzelhandel mit 100 Anzeigen für knapp 1.000 Mitarbeiter und der Bereich Beherbergung mit 90 Anzeigen für 1.000 Mitarbeiter. Betrachtet man die tatsächlich realisierte Kurzarbeit, so waren nach ersten Hochrechnungen im Oktober 2021 18.900 Beschäftigte in 3.100 Betrieben in Kurzarbeit. Rein rechnerisch waren damit im Oktober 2,3 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Thüringen von Kurzarbeit betroffen. Im September 2021 waren hochgerechnet noch 2,5 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von Kurzarbeit betroffen gewesen.

Unterbeschäftigung im Monatsvergleich leicht gestiegen
In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den Arbeitslosen auch die Personen abgebildet, die Teilnehmer in Maßnahmen sind oder einen Sonderstatus (etwa kurzfristige Arbeitsunfähigkeit) innehaben und damit nicht als arbeitslos zu zählen sind. Die Zahl der Menschen in Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) lag im Januar 2022 bei 76.100. Das waren 3.300 mehr als im Vormonat und 12.600 weniger als im Vorjahresmonat. Die Unterbeschäftigungsquote lag bei 6,8 Prozent. Das sind 0,3 Prozentpunkte mehr als im Vormonat.

Grundsicherung („Hartz IV“) – Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten geht weiter zurück
Im Januar haben etwa 80 Selbstständige Anträge auf Grundsicherung neu bewilligt bekommen, 40 weniger als im Vormonat. 400 Menschen haben im Januar Grundsicherungsleistungen neu bewilligt bekommen, weil sie mit ihrem Einkommen aus abhängiger Beschäftigung den Lebensunterhalt nicht decken konnten. Das waren etwa 40 weniger als im Dezember. Die Jobcenter in Thüringen betreuten im Berichtsmonat insgesamt 77.800 erwerbsfähige Leistungsberechtige. Das sind in etwa gleich viele wie im Vormonat aber 7.900 weniger als vor einem Jahr. Der Stichtag für die Bestandszählung von Personen in der Arbeitsmarkt-, Grundsicherungs- und Förderstatistik war am 13.01.2022

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