Der Erholungskurs am Arbeitsmarkt in Thüringen schwächt sich ab

Arbeitslosigkeit im April liegt deutlich unter dem Wert von 2019 +++ 12.600 Arbeitslose weniger als im vorigen Jahr +++ Arbeitslosenquote sinkt auf 5 Prozent +++ Arbeitgeber melden im April 4.000 neue Stellen +++ Insgesamt sind bei den Arbeitsagenturen 22.300 Stellenangebote gelistet +++ Behrens: „Die generelle Frühjahrsbelebung und die Corona Lockerungen wirken sich positiv auf den Arbeitsmarkt aus. Wirtschaftliche Folgen des Ukrainekrieges sind bisher kaum spürbar. Die Situation bleibt dennoch angespannt.“

03.05.2022 | Presseinfo Nr. 23

Die Arbeitslosigkeit in Thüringen ist im April 2022 gesunken. Der Arbeitsmarkt folgt damit dem typischen Saisonmuster, bewegt sich jedoch auf abgeschwächtem Niveau. So waren im April 55.200 Arbeitslose registriert, 1.200 weniger als im Vormonat (-2,1 Prozent). In der Vorpandemiezeit ging die Arbeitslosigkeit im April stärker zurück. Die Arbeitslosigkeit im April 2022 lag unter dem Niveau des Vorjahres und dem April 2019. So lag die Zahl der Arbeitslosen im April 2021 bei 67.800 und im April 2019 bei 59.300. Die Arbeitslosenquote lag im Berichtsmonat bei 5 Prozent. Das waren 0,1 Prozentpunkte weniger als im März. Zum Vergleich: Die Arbeitslosenquote lag im April 2021 bei 6,1 Prozent und im April 2019 bei 5,2 Prozent. Im Ländervergleich lag die Arbeitslosenquote in Thüringen gleichauf mit Niedersachsen und unter der von Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Bremen sowie unter allen anderen Ost-Ländern.


Zahl der Langzeitarbeitslosen wieder leicht gesunken
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im April 2022 wieder gesunken. So waren im Berichtsmonat 21.700 Männer und Frauen länger als ein Jahr ohne Arbeit und galten daher als langzeitarbeitslos. Das waren rund 400 weniger als im März 2022 und 4.200 weniger als im April 2021. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen beträgt in Thüringen 39,4 Prozent. Vor einem Jahr lag der Anteil bei 38,2 Prozent.


„Die Arbeitslosigkeit sinkt weiter und die Beschäftigung nimmt zu. Die Frühjahrsbelebung hat zum erneuten Rückgang der Zahl an Arbeitslosen geführt. Vorrangig profitieren davon die Männer, da das Geschäft in den Außenberufen noch einmal mehr Fahrt aufgenommen hat. Bis Mitte April gab es in den Arbeitsagenturen nur wenige Arbeitslosmeldungen von vorwiegend jungen geflüchteten Frauen aus der Ukraine mit gutem Bildungsstand. Um erfolgreich in Arbeit vermitteln zu können, müssen jedoch zunächst die Sprachbarrieren abgebaut werden. Gemeinsam mit unseren Netzwerkpartnern beraten wir die Menschen zu den Themen Arbeit, Ausbildung, Schule und Kinderbetreuung. Arbeitgeber meldeten etwas weniger Stellen als vor einem Monat. Insgesamt bleibt die Arbeitskräftesituation angespannt. Betriebe, die von den Auswirkungen des Ukrainekrieges betroffen sind, federn bisher Liefer- und Auftragsausfälle mit Kurzarbeit ab. In vielen Bereichen führen jedoch Lieferengpässe, ausgelastete Handwerker und höhere Rohstoffpreise zu einer angespannten Situation. Dazu kommen die Risiken hinsichtlich einer möglichen Ausweitung des Krieges oder eines Energie-Lieferstopps. Die Folgen für den Arbeitsmarkt vor allem für die Industrie bleiben damit unsicher. Schon jetzt ist vielerorts die Produktion beeinträchtigt und Aufträge können nicht abgearbeitet werden“, erklärte der Vorsitzende der Geschäftsführung der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen, Markus Behrens.

Einstellungen und Entlassungen
Knapp 4.200 Menschen meldeten sich im April aus einer Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt arbeitslos. Das waren 400 mehr als im Vormonat und 200 weniger als vor einem Jahr. Die meisten Arbeitslosmeldungen von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten kamen aus dem verarbeitenden Gewerbe (600) und dem Handel/Instandhaltung/Reparatur von Kfz (500), der Arbeitnehmerüberlassung (700) und dem Gesundheits- und Sozialwesen (500). 4.400 arbeitslose Männer und Frauen fanden eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt, das waren reichlich 100 weniger als im Vormonat und 1.500 weniger als vor einem Jahr.


Die Arbeitgeber meldeten im Berichtsmonat 4.000 neue Stellen, das waren 200 weniger als im Vormonat und 400 weniger als vor einem Jahr. Rund 20 Prozent der neu gemeldeten Stellen kamen aus dem Bereich der Zeitarbeit, 19 Prozent aus dem verarbeitenden Gewerbe, 13 Prozent aus dem Handel/Instandhaltung/Reparatur von Kfz, 10 Prozent aus dem Gesundheits- und Sozialwesen und 7 Prozent aus dem Baugewerbe.


Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Jahresvergleich gestiegen
Stand Februar 2022 waren laut Hochrechnung in Thüringen 800.300 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das waren 1.200 mehr als im Januar 2022 und 9.100 mehr als im Februar 2021.


Kurzarbeit: Anzeigen und realisierte Kurzarbeit
Die Arbeitsagenturen registrierten im April etwa 200 Anzeigen für etwa 4.100 Beschäftigte. Im März waren es noch rund 330 Anzeigen für 5.200 Beschäftigte gewesen. Besonders betroffen war im Berichtsmonat der Bereich Arbeitnehmerüberlassung mit 7 Anzeigen für 910 Mitarbeiter, die Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen mit 11 Anzeigen für 520 Mitarbeiter und die Herstellung von Gummi- u. Kunststoffwaren mit 7 Anzeigen für 360 Mitarbeiter.
Betrachtet man die tatsächlich realisierte Kurzarbeit, so waren nach ersten Hochrechnungen im Januar 2022 24.600 Beschäftigte in 4.500 Betrieben in Kurzarbeit. Rein rechnerisch waren damit im Januar 3,1 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Thüringen von Kurzarbeit betroffen. Im Dezember 2021 waren hochgerechnet 2,9 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von Kurzarbeit betroffen gewesen.


Unterbeschäftigung ist gesunken
In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den Arbeitslosen auch die Personen abgebildet, die Teilnehmer in Maßnahmen sind oder einen Sonderstatus (etwa kurzfristige Arbeitsunfähigkeit) innehaben und damit nicht als arbeitslos zu zählen sind. Die Zahl der Menschen in Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) lag im April 2022 bei 72.600. Das waren 1.200 weniger als im Vormonat und 12.400 weniger als im Vorjahresmonat. Die Unterbeschäftigungsquote lag bei 6,5 Prozent. Das sind 0,1 Prozentpunkte weniger als im Vormonat.

Grundsicherung („Hartz IV“) – Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten geht weiter zurück
Im April haben rund 40 Selbstständige Anträge auf Grundsicherung neu bewilligt bekommen, genauso viel wie im Vormonat. 370 Menschen haben im April Grundsicherungsleistungen neu bewilligt bekommen, weil sie mit ihrem Einkommen aus abhängiger Beschäftigung den Lebensunterhalt nicht decken konnten. Das waren etwa 50 weniger als im März. Die Jobcenter in Thüringen betreuten im Berichtsmonat insgesamt 76.600 erwerbsfähige Leistungsberechtige. Das waren 360 weniger als im Vormonat und 10.300 weniger als vor einem Jahr.
Die statistischen Daten bilden die Entwicklung am Arbeitsmarkt bis zum Zähltag am 12. April 2022 ab.


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