Thüringen: Saisontypischer Anstieg der Arbeitslosigkeit im Dezember

1.500 Arbeitslose mehr als im November +++ Arbeitslosenquote steigt auf 4,9 Prozent +++ Niedrigster Dezemberwert seit 1991 +++ Arbeitgeber melden im Dezember 4.400 neue Stellen +++ Insgesamt sind bei den Arbeitsagenturen 21.300 Stellenangebote gelistet +++ Markus Behrens: „Saisontypischer Anstieg der Arbeitslosigkeit, Niveau wie im Dezember 2019 vor der Pandemie.“

04.01.2022 | Presseinfo Nr. 3

Nach rückläufigen Arbeitslosenzahlen im Spätsommer und Herbst, ist die Zahl der Arbeitslosen in Thüringen im Dezember wieder gestiegen. Der Arbeitsmarkt folgt damit dem typischen Saisonmuster. Der Anstieg entspricht dem Vorpandemiejahr 2019. So waren im Dezember 2021 54.600 Arbeitslose registriert, 1.500 mehr als im Vormonat (+2,9 Prozent). Zum Vergleich: Die Zahl der Arbeitslosen stieg zwischen November und Dezember 2019 ebenfalls um 1.500 (+2,8 Prozent). Die Arbeitslosigkeit im Dezember 2021 lag wie in den vergangenen Monaten unter dem Niveau des Vorjahres und ist der niedrigste Dezemberwert seit 1991. So waren 10.300 Arbeitslose weniger registriert als im Dezember 2020. Die Arbeitslosenquote lag im Berichtsmonat bei 4,9 Prozent. Das ist 0,1 Prozentpunkt mehr als im November 2021 und 0,9 Prozentpunkte weniger als im Dezember 2020. Im Ländervergleich lag die Arbeitslosenquote in Thüringen unter den Quoten von Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Bremen sowie unter allen anderen Ost-Ländern.

Zahl der Langzeitarbeitslosen steigt leicht
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Dezember 2021 saisonbedingt erstmals seit April wieder angestiegen. So waren im Berichtsmonat 22.700 Männer und Frauen länger als ein Jahr ohne Arbeit und galten daher als langzeitarbeitslos. Das waren 100 mehr als im November 2021 und 100 mehr als im Dezember 2020. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen beträgt in Thüringen 41,5 Prozent. Vor einem Jahr lag der Anteil bei 34,8 Prozent.


Arbeitsmarkt kommt weiterhin vergleichsweise glimpflich durch die Krise
„Der Arbeitsmarkt in Thüringen zeigt sich weiterhin sehr robust. Der aktuelle Anstieg der Arbeitslosigkeit ist vor allem auf das typische Saisonmuster zum Jahresende zurückzuführen. So kommt es um diese Jahreszeit in der Regel verstärkt zu Freisetzungen in den Außenberufen. Arbeitgeber halten sich in den Wintermonaten insbesondere in diesen Berufsgruppen bei Neueinstellungen zurück. Trotz der saisonbedingten Zurückhaltung zeigt sich insgesamt weiterhin ein gestiegener Bedarf an Fachkräften. So sind derzeit 5.100 freie Stellen mehr gemeldet als noch vor einem Jahr. Die Fachkräftesicherung bleibt damit eine der großen Herausforderungen für Unternehmen im Freistaat. Aus diesem Grund steigt auch der Bedarf an Kurzarbeit. Er zeigt, dass Unternehmen trotz der pandemiebedingten Einschränkungen und Auswirkungen an ihren Fachkräften festhalten. Es ist davon auszugehen, dass die Entwicklung der Arbeitslosigkeit auch in den kommenden Monaten dem typischen Saisonmuster folgt und nach einem weiteren Anstieg im Winter dann im Rahmen der Frühjahrbelebung wieder zurückgeht“, erklärte Markus Behrens, Chef der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen.

Einstellungen und Entlassungen
4.700 Menschen meldeten sich im Dezember aus einer Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt arbeitslos. Das waren etwa 700 mehr als im Vormonat und 100 weniger als vor einem Jahr. Die meisten Arbeitslosmeldungen von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten kamen aus der Arbeitnehmerüberlassung (700), gefolgt von den wirtschaftlichen Dienstleistungen und dem verarbeitenden Gewerbe (je knapp 600), dem Handel und dem Baugewerbe (je 500). 3.100 arbeitslose Männer und Frauen fanden eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt, das waren 500 weniger als im Vormonat und 400 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitgeber meldeten im Berichtsmonat über 4.400 neue Stellen, das waren 100 weniger als im Vormonat und knapp 600 mehr als vor einem Jahr. Rund 23 Prozent der neu gemeldeten Stellen kamen aus dem Bereich der Zeitarbeit, knapp 21 Prozent aus dem Handel, weitere 13 Prozent aus dem verarbeitenden Gewerbe und knapp 8 Prozent aus dem Gesundheits- und Sozialwesen.

Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Jahresvergleich gestiegen
Stand Oktober waren laut Hochrechnung in Thüringen 807.700 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das waren 500 mehr als im September 2021 und 4.100 mehr als im Oktober 2020.


Kurzarbeit: Anzeigen und realisierte Kurzarbeit
Die Arbeitsagenturen registrierten im Dezember über 900 Anzeigen für etwa 7.800 Beschäftigte. Im November waren es noch rund 400 Anzeigen für 4.500 Beschäftigte gewesen. Besonders betroffen war im Berichtsmonat der Bereich Gastronomie mit 290 Anzeigen für 1.800 Mitarbeiter, der Bereich Beherbergung mit 100 Anzeigen für 1.400 Mitarbeiter und der Bereich persönliche Dienstleistungen mit 140 Anzeigen für knapp 700 Mitarbeiter. Betrachtet man die tatsächlich realisierte Kurzarbeit, so waren nach ersten Hochrechnungen im September 2021 20.500 Beschäftigte in 3.400 Betrieben in Kurzarbeit. Rein rechnerisch waren damit im September 2,5 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Thüringen von Kurzarbeit betroffen. Im August 2021 waren hochgerechnet noch 2,6 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von Kurzarbeit betroffen gewesen.


Unterbeschäftigung im Monatsvergleich leicht gestiegen
In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den Arbeitslosen auch die Personen abgebildet, die Teilnehmer in Maßnahmen sind oder einen Sonderstatus (etwa kurzfristige Arbeitsunfähigkeit) innehaben und damit nicht als arbeitslos zu zählen sind. Die Zahl der Menschen in Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) lag im Dezember 2021 bei 72.800. Das waren knapp 500 mehr als im Vormonat und 11.600 weniger als im Vorjahresmonat. Die Unterbeschäftigungsquote liegt bei 6,5 Prozent. Das ist 0,1 Prozentpunkt mehr als im Vormonat.


Grundsicherung („Hartz IV“) – Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten geht weiter zurück
Im Dezember haben etwa 120 Selbstständige Anträge auf Grundsicherung neu bewilligt bekommen, 70 mehr als im Vormonat. 440 Menschen haben im Dezember Grundsicherungsleistungen neu bewilligt bekommen, weil sie mit ihrem Einkommen aus abhängiger Beschäftigung den Lebensunterhalt nicht decken konnten. Das waren etwa 60 mehr als im November. Die Jobcenter in Thüringen betreuten im Berichtsmonat insgesamt 78.100 erwerbsfähige Leistungsberechtige. Das waren 300 weniger als im November und 6.300 weniger als vor einem Jahr.

Kurz-Bilanz 2021: Durchschnittlich 4.400 Arbeitslose weniger als 2020 – Arbeitgeber bieten über 7.300 Jobs mehr an als im Vorjahr – Weniger Menschen auf „Hartz-IV“ angewiesen – höchste Inanspruchnahme Kurzarbeit im Februar

Nach dem (Arbeitsmarkt)-Schock im 1. Pandemiejahr ist die Arbeitslosigkeit im Jahr 2021 nach dem Winterlockdown wieder stark gesunken. Im Jahresdurchschnitt waren in Thüringen 62.200 Männer und Frauen ohne Arbeit. 2020 waren im Jahresschnitt 66.700 Menschen arbeitslos, im Jahr 2019 hatte die durchschnittliche Zahl der Arbeitslosen bei 59.100 gelegen. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote lag 2021 bei 5,6 Prozent, 0,4 Prozentpunkte niedriger als 2020. Im Jahr 2019 hatte die Arbeitslosenquote im Schnitt bei 5,3 Prozent gelegen. Die Arbeitskräftenachfrage hat sich ebenfalls positiv entwickelt. So meldeten Arbeitgeber den Arbeitsagenturen insgesamt 55.400 neue Arbeitsstellen, das waren 7.300 mehr als 2020. Insgesamt waren 2021 im Schnitt 20.200 gemeldete Stellen im Bestand. 2020 waren im Schnitt 18.200 offene Stellen gemeldet gewesen. Während die Zahl der Arbeitslosen 2020 anstieg, ist die Zahl der Menschen, die auf „Hartz-IV-Leistungen“ angewiesen waren auch im „Corona-Jahr“ im Vergleich zu den Vorjahren gesunken. Auch im Jahr 2021 wurden in Thüringen mit rund 83.400 erwerbsfähige Leistungsberechtigte weniger Menschen von den Jobcentern betreut, 2020 waren es im Schnitt 88.900. Die Inanspruchnahme der Kurzarbeit erreichte den Höchstwert im Jahr 2021 im Februar mit 12.700 Betrieben und 77.200 Beschäftigten und flachte danach immer mehr ab.

Der Stichtag für die Bestandszählung von Personen in der Arbeitsmarkt-, Grundsicherungs- und Förderstatistik war am 13.12.2021.


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