Sachsen-Anhalt: Im Juli mehr arbeitslose Jüngere und Ausländer

Arbeitslosenquote erhöht sich auf 7,2 Prozent +++ Arbeitgeber meldeten im Juli 4.200 neue Stellen +++ Bei den Arbeitsagenturen sind 23.500 Stellenangebote gelistet +++ Behrens: „Insgesamt lag die Arbeitslosigkeit geringfügig über dem Vorjahresniveau. Die Zahl der Beschäftigten und gemeldete offene Stellen hingegen erreichten einen Höchststand. Damit bleibt der Arbeitsmarkt weiterhin stabil.“

29.07.2022 | Presseinfo Nr. 34

Die Arbeitslosigkeit in Sachsen-Anhalt ist im Juli 2022 gestiegen. So waren im Juli 78.600 Arbeitslose registriert, 2.600 mehr als im Vormonat (3,5 Prozent). Die Zahl der ukrainischen Arbeitslosen ist im Juli um 1.700 auf rund 4.500 Personen gestiegen. Die Arbeitslosigkeit im Juli 2022 lag damit leicht über dem Niveau des Vorjahres und unter dem Wert von 2019. Im Juli 2021 zählten die Arbeitsagenturen im Land 78.400 Arbeitslose und im Juli 2019 79.000 Arbeitslose. Die Arbeitslosenquote lag in diesem Berichtsmonat bei 7,2 Prozent. Das waren 0,3 Prozentpunkte mehr als im Juni. Zum Vergleich: Die Arbeitslosenquote lag im Juli 2021 bei 7,1 Prozent und im Juli 2019 bei 7 Prozent. Im Ländervergleich lag die Arbeitslosenquote in Sachsen-Anhalt im aktuellen Berichtsmonat unter den Quoten von Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Bremen.

Zahl der Langzeitarbeitslosen sinkt weiter
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Juli 2022 gesunken. So waren im Berichtsmonat rund 29.200 Männer und Frauen länger als ein Jahr ohne Arbeit und galten daher als langzeitarbeitslos. Das waren 400 weniger als im Juni 2022 und 4.300 weniger als im Juli 2021. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen beträgt in Sachsen-Anhalt 37,2 Prozent. Vor einem Jahr lag der Anteil bei knapp 43 Prozent.

„Im Juli zeigte sich in den Arbeitsmarktzahlen der saisonale Sommereffekt. Mit dem Beginn der Ferienzeit steigt die Zahl der Arbeitslosen unter den jüngeren Menschen an, weil sie aktuell die Schule oder eine Ausbildung beendet haben und sich in einer Wechselphase befinden. Deutlich positive Impulse erwarte ich in den nächsten Monaten, wenn das neue Ausbildungsjahr beginnt. Auf der anderen Seite ist im zweiten Monat in Folge die Zahl vor allem der ukrainischen arbeitslosen Frauen gestiegen. Der Rechtskreiswechsel, also der Übergang der Geflüchteten in die Grundsicherung, seit Juni verläuft weiterhin insgesamt gut. Langfristig werden die Effekte auf Arbeitslosigkeit und Erwerbstätigkeit von der Bleibedauer abhängen. Zunächst stand die Leistungsgewährung im Vordergrund. Jetzt liegt der Fokus auf der Vermittlung von Sprachkenntnissen, um anschließend in ausbildungsadäquate Beschäftigung zu integrieren. Klar ist aber auch, dass die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten ein Langstreckenlauf ist und kein Sprint. Wir haben den Arbeitsmarkt bisher gut durch die Corona-Krise und die bisherigen wirtschaftlichen Folgen des Krieges gebracht. Die Unsicherheiten bei den Gaslieferungen bleiben jedoch eine Herausforderung für bestimmte Industriebranchen– etwa für die Stahlindustrie, die Chemie oder die Glasindustrie. Ein möglicher Stopp der Gaslieferungen würde zu Produktionsausfällen führen und auch auf den Arbeitsmarkt durchschlagen, vor allem auf die Kurzarbeit“, erklärte der Vorsitzende der Geschäftsführung der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen, Markus Behrens.

Einstellungen und Entlassungen
Reichlich 4.600 Menschen meldeten sich im Juli 2022 aus einer Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt arbeitslos. Das waren 400 mehr als im Vormonat und 300 mehr als vor einem Jahr. Die meisten Arbeitslosmeldungen von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten kamen aus dem Handel/Instandhaltung/Reparatur von Kfz (600), der Arbeitnehmerüberlassung, dem verarbeitenden Gewerbe sowie dem Gesundheits- und Sozialwesen (jeweils 500). 3.700 arbeitslose Männer und Frauen fanden eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt, das waren 30 weniger als im Vormonat und 1.000 weniger als im Juli 2021.

Die Arbeitgeber meldeten im Berichtsmonat 4.200 neue Stellen, das waren rund 500 mehr als im Vormonat und 700 weniger als vor einem Jahr. Rund 22 Prozent der neu gemeldeten Stellen kamen aus dem Bereich der Zeitarbeit, 11 Prozent aus dem verarbeitenden Gewerbe, 10 Prozent aus dem Handel/Instandhaltung/Reparatur von Kfz, 9 Prozent aus dem Gesundheits- und Sozialwesen und 8 Prozent aus dem Verkehr/Lagerei.


Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten weiter gestiegen
Stand Mai 2022 waren laut Hochrechnung in Sachsen-Anhalt 802.300 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das waren 300 mehr als im April 2022 und 4.500 mehr als im Mai 2021.

Kurzarbeit: Anzeigen und realisierte Kurzarbeit
Die Arbeitsagenturen registrierten im Juli rund 60 Anzeigen für etwa 800 Beschäftigte. Im Juni waren es 80 Anzeigen für 1.300 Beschäftigte gewesen. Besonders betroffen war im Berichtsmonat die Herstellung von Metallerzeugnissen mit 4 Anzeigen für 50 Mitarbeiter sowie die Bauvorbereitung/ das Ausbaugewerbe mit 8 Anzeigen für 50 Mitarbeiter. Betrachtet man die tatsächlich realisierte Kurzarbeit, so waren nach ersten Hochrechnungen im April 2022 6.200 Beschäftigte in 900 Betrieben in Kurzarbeit. Rein rechnerisch waren damit im April 0,8 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Sachsen-Anhalt von Kurzarbeit betroffen. Dies sind 0,8 Prozentpunkte weniger als im Vormonat.

Unterbeschäftigung ist gestiegen
In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den Arbeitslosen auch die Personen abgebildet, die Teilnehmer in Maßnahmen sind oder einen Sonderstatus (etwa kurzfristige Arbeitsunfähigkeit) innehaben und damit nicht als arbeitslos zu zählen sind. Die Zahl der Menschen in Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) lag im Juli 2022 bei 108.200. Das waren knapp 3.000 mehr als im Vormonat und 2.800 weniger als im Vorjahresmonat. Die Unterbeschäftigungsquote lag bei 9,7 Prozent. Das waren 0,3 Prozentpunkte mehr als im Juni.

Grundsicherung („Hartz IV“) – Zahl erwerbsfähige Leistungsberechtigte gestiegen
Die Jobcenter in Sachsen-Anhalt betreuten im Berichtsmonat insgesamt 125.400 erwerbsfähige Leistungsberechtige. Das waren 700 mehr als im Juni und 3.400 weniger als vor einem Jahr. Insgesamt 10.800 erwerbsfähige Personen kamen aus der Ukraine, 4.300 mehr als vor einem Monat und 10.400 mehr als vor einem Jahr.

Statistik-Daten bilden die Entwicklung am Arbeitsmarkt bis zum Zähltag 12.07.2022 ab.

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