Thüringen: Im Juli mehr arbeitslose Jüngere und Ausländer

Arbeitslosenquote erhöht sich auf 5,4 Prozent +++ Arbeitgeber melden im Juli 3.800 neue Stellen +++ Bei den Arbeitsagenturen sind 22.100 Stellenangebote gelistet +++ Behrens: „Insgesamt lag die Arbeitslosigkeit unter dem Vorjahresniveau. Die Zahl der Beschäftigten erreichte einen Höchststand. Damit bleibt der Arbeitsmarkt weiterhin stabil.“

29.07.2022 | Presseinfo Nr. 35

Die Arbeitslosigkeit in Thüringen ist im Juli 2022 gestiegen. So waren im Juli 58.600 Arbeitslose registriert, 2.600 mehr als im Vormonat (4,7 Prozent). Die Zahl der ukrainischen Arbeitslosen ist im Juli um 1.300 auf rund 4.500 Personen gestiegen. Die Arbeitslosigkeit im Juli 2022 lag dennoch unter dem Niveau des Vorjahres und leicht über dem Wert von 2019. Im Juli 2021 zählten die Arbeitsagenturen im Land 60.200 Arbeitslose und im Juli 2019 58.100 Arbeitslose. Die Arbeitslosenquote lag in diesem Berichtsmonat bei 5,4 Prozent. Das waren 0,3 Prozentpunkte mehr als im Juni. Zum Vergleich: Die Arbeitslosenquote lag im Juli 2021 ebenfalls bei 5,4 Prozent und im Juli 2019 bei 5,2 Prozent. Im Ländervergleich lag die Arbeitslosenquote in Thüringen gleichauf mit Niedersachsen und unter der von Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Bremen sowie unter allen anderen Ost-Ländern.

Zahl der Langzeitarbeitslosen wieder gesunken
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Juli 2022 leicht gesunken. So waren im Berichtsmonat rund 20.700 Männer und Frauen länger als ein Jahr ohne Arbeit und galten daher als langzeitarbeitslos. Das waren 30 weniger als im Juni 2022 und 4.000 weniger als im Juli 2021. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen beträgt in Thüringen rund 35 Prozent. Vor einem Jahr lag der Anteil bei 41 Prozent.

„Im Juli zeigte sich in den Arbeitsmarktzahlen der saisonale Sommereffekt. Mit dem Beginn der Ferienzeit steigt die Zahl der Arbeitslosen unter den jüngeren Menschen an, weil sie aktuell die Schule oder eine Ausbildung beendet haben und sich in einer Wechselphase befinden. Deutlich positive Impulse erwarte ich in den nächsten Monaten, wenn das neue Ausbildungsjahr beginnt. Auf der anderen Seite ist im zweiten Monat in Folge die Zahl vor allem der ukrainischen arbeitslosen Frauen gestiegen. Der Rechtskreiswechsel, also der Übergang der Geflüchteten in die Grundsicherung, seit Juni verläuft weiterhin insgesamt gut. Langfristig werden die Effekte auf Arbeitslosigkeit und Erwerbstätigkeit von der Bleibedauer abhängen. Zunächst stand die Leistungsgewährung im Vordergrund. Jetzt liegt der Fokus auf der Vermittlung von Sprachkenntnissen, um anschließend in ausbildungsadäquate Beschäftigung zu integrieren. Klar ist aber auch, dass die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten ein Langstreckenlauf ist und kein Sprint. Wir haben den Arbeitsmarkt bisher gut durch die Corona-Krise und die bisherigen wirtschaftlichen Folgen des Krieges gebracht. Die Unsicherheiten bei den Gaslieferungen bleiben jedoch eine Herausforderung für bestimmte Industriebranchen– etwa für die Stahlindustrie, die Chemie oder die Glasindustrie. Ein möglicher Stopp der Gaslieferungen würde zu Produktionsausfällen führen und auch auf den Arbeitsmarkt durchschlagen, vor allem auf die Kurzarbeit“, erklärte der Vorsitzende der Geschäftsführung der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen, Markus Behrens.

Einstellungen und Entlassungen
Knapp 4.200 Menschen meldeten sich im Juli aus einer Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt arbeitslos. Das waren rund 200 mehr als im Vormonat und über 300 mehr als vor einem Jahr. Die meisten Arbeitslosmeldungen von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten kamen aus dem verarbeitenden Gewerbe (600), dem Handel/ Instandhaltung/Reparatur von Kfz und der Arbeitnehmerüberlassung (jeweils 500), sowie dem Gesundheits- und Sozialwesen (400). 3.200 arbeitslose Männer und Frauen fanden eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt, das waren 400 weniger als im Vormonat und rund 1.300 weniger als vor einem Jahr.

Die Arbeitgeber meldeten im Berichtsmonat neue 3.800 Stellen, das waren 50 weniger als im Vormonat und 1.500 weniger als vor einem Jahr. Rund 25 Prozent der neu gemeldeten Stellen kamen aus dem Bereich der Zeitarbeit, 16 Prozent aus dem verarbeitenden Gewerbe, 10 Prozent aus dem Handel/Instandhaltung/Reparatur von Kfz und 8 Prozent aus dem Gesundheits- und Sozialwesen.

Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Jahresvergleich gestiegen
Stand Mai 2022 waren laut Hochrechnung in Thüringen 802.700 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das waren 400 mehr als im April 2022 und 7.400 mehr als im Mai 2021.

Kurzarbeit: Anzeigen und realisierte Kurzarbeit
Die Arbeitsagenturen registrierten im Juli etwa 80 Anzeigen für ca. 2.200 Beschäftigte. Im Juni waren es noch 100 Anzeigen für 2.800 Beschäftigte gewesen. Besonders betroffen waren im Berichtsmonat die Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren mit 8 Anzeigen für 140 Mitarbeiter, die Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln mit 5 Anzeigen für 80 Mitarbeiter, die Herstellung von Textilien mit 3 Anzeigen sowie das Druckgewerbe mit 4 Anzeigen für jeweils 50 Mitarbeiter. Betrachtet man die tatsächlich realisierte Kurzarbeit, so waren nach ersten Hochrechnungen im April 2022 rund 12.800 Beschäftigte in 1.900 Betrieben in Kurzarbeit. Rein rechnerisch waren damit im April 1,6 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Thüringen von Kurzarbeit betroffen. Im März 2022 waren hochgerechnet 2,6 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von Kurzarbeit betroffen gewesen.

Unterbeschäftigung ist gestiegen
In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den Arbeitslosen auch die Personen abgebildet, die Teilnehmer in Maßnahmen sind oder einen Sonderstatus (etwa kurzfristige Arbeitsunfähigkeit) innehaben und damit nicht als arbeitslos zu zählen sind. Die Zahl der Menschen in Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) lag im Juli 2022 bei 76.200. Das waren 2.400 mehr als im Vormonat und 2.600 weniger als im Vorjahresmonat. Die Unterbeschäftigungsquote lag bei 6,9 Prozent. Das waren 0,2 Prozentpunkte mehr als im Juni.

Grundsicherung („Hartz IV“) – Zahl erwerbsfähige Leistungsberechtigte gestiegen
Die Jobcenter in Thüringen betreuten im Berichtsmonat insgesamt rund 80.000 erwerbsfähige Leistungsberechtige. Das waren 900 mehr als im Vormonat und 3.600 weniger als vor einem Jahr. Insgesamt 8.500 erwerbsfähige Personen kamen aus der Ukraine, 2.800 mehr als vor einem Monat und 8.200 mehr als vor einem Jahr.

Statistik-Daten bilden die Entwicklung am Arbeitsmarkt bis zum Zähltag 12.07.2022 ab.

Service für Hörfunkredaktionen: O-Töne von Markus Behrens finden Sie hier:
https://www.ba-mediaboard.de/media-share/external/share/69520a5b-51bb-425e-8646-56d90459cfea