Sachsen-Anhalt: Gedämpfte Herbstbelebung trotz zahlreicher Krisen

Arbeitslosenquote sinkt auf 7,2 Prozent +++ Arbeitgeber meldeten im September 3.600 neue Stellen +++ Bei den Arbeitsagenturen sind 22.900 Stellenangebote gelistet +++ Behrens: „Trotz drohender Rezession sinkt die Arbeitslosigkeit saisontypisch, d.h. der demografisch bedingte Fachkräftemangel entkoppelt Arbeitsmarkt und Konjunktur. Doch die Unternehmen werden vorsichtig und melden weniger Stellen im September als in den Vorjahren.“

30.09.2022 | Presseinfo Nr. 45

Die Arbeitslosigkeit in Sachsen-Anhalt ist im September 2022 gesunken. So waren im September 78.900 Arbeitslose registriert, 2.200 weniger als im Vormonat (-2,7 Prozent). Die Zahl der ukrainischen Arbeitslosen ist im September mit 5.200 Personen gleichgeblieben. Die Arbeitslosigkeit im September 2022 lag damit über dem Niveau des Vorjahres und auch über dem Wert von 2019. Im September 2021 zählten die Arbeitsagenturen im Land 75.700 Arbeitslose und im September 2019 75.800 Arbeitslose. Die Arbeitslosenquote lag in diesem Berichtsmonat bei 7,2 Prozent. Das waren 0,2 Prozentpunkte weniger als im August. Zum Vergleich: Die Arbeitslosenquote lag im September 2021 bei 6,8 und im September 2019 bei 6,7 Prozent. Im Ländervergleich lag die Arbeitslosenquote in Sachsen-Anhalt im aktuellen Berichtsmonat unter den Quoten von Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Bremen.


Zahl der Langzeitarbeitslosen ist zum Vormonat gesunken
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im September 2022 gesunken. So waren im Berichtsmonat rund 29.200 Männer und Frauen länger als ein Jahr ohne Arbeit und galten daher als langzeitarbeitslos. Das waren 200 weniger als im August 2022 und 3.500 weniger als im September 2021. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen beträgt in Sachsen-Anhalt 37 Prozent. Vor einem Jahr lag der Anteil bei 43 Prozent.

„Trotz der konjunkturell angespannten Lage ist der Arbeitskräftebedarf der Unternehmen in Sachsen-Anhalt groß. Die Arbeitslosigkeit sinkt entsprechend dem saisonalen Muster. Im September kommt der Arbeitsmarkt typischerweise mit der Herbstbelebung wieder in Schwung. Viele Jüngere, die sich nach Schule und Ausbildung arbeitslos meldeten, haben eine Lehre oder ihre erste Arbeitsstelle angetreten. Die Unternehmen stellen nach der Urlaubszeit wieder vermehrt Beschäftigte ein, obwohl die Inflation, die rasant steigenden Energiekosten und die Lieferengpässe nach wie vor die wirtschaftliche Entwicklung belasten. Die angespannte Lage spiegelt sich in den Stellenmeldungen wieder, diese sind niedriger als im September der letzten sechs Jahre. Auch in der Summe seit Jahresbeginn liegt der Stellenzugang deutlich unter dem Vorjahr. Die Unternehmen haben nach wie vor volle Auftragsbücher, werden allerdings aufgrund der bestehenden Risiken vorsichtig. Die führenden Wirtschaftsinstitute prognostizieren für das kommende Jahr eine Rezession. Die Entwicklung der nächsten Monate bleibt also mit hohen Unsicherheiten verbunden, insbesondere mit der Energiepreisentwicklung und Versorgungssicherheit der Unternehmen.“ erklärte der Vorsitzende der Geschäftsführung der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen, Markus Behrens.

Einstellungen und Entlassungen
4.700 Personen meldeten sich im September 2022 aus einer Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt arbeitslos. Das waren 400 weniger als im Vormonat und 400 mehr als vor einem Jahr. Die meisten Arbeitslosmeldungen von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten kamen aus den wirtschaftlichen Dienstleistungen und dem Handel/Instandhaltung/Reparatur von Kfz (je 600) sowie aus dem verarbeitenden Gewerbe und der Arbeitnehmerüberlassung (je 500). 4.900 arbeitslose Männer und Frauen fanden eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt, das waren 1.100 mehr als im Vormonat und 700 weniger als im September 2021.

Die Arbeitgeber meldeten im Berichtsmonat 3.600 neue Stellen, das waren ebenso viele wie im Vormonat und 600 weniger als vor einem Jahr. Rund 18,2 Prozent der neu gemeldeten Stellen kamen aus dem Bereich der Zeitarbeit, 16,6 Prozent aus den Unternehmensdienstleistungen, 13,8 Prozent aus dem verarbeitenden Gewerbe, 9,7 Prozent aus Handel/ Instandhaltung/ Reparatur von Kfz, sowie 9,4 Prozent aus der öffentlichen Verwaltung.

Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten weiter gestiegen
Stand Juli 2022 waren laut Hochrechnung in Sachsen-Anhalt 799.600 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das waren 3.900 weniger als im Juni 2022 und 2.900 mehr als im Juli 2021.


Kurzarbeit: Anzeigen und realisierte Kurzarbeit
Die Arbeitsagenturen registrierten im September rund 60 Anzeigen für etwa 1.100 Beschäftigte. Im August waren es 70 Anzeigen für 600 Beschäftigte gewesen. Besonders betroffen war im Berichtsmonat die Herstellung von Metallerzeugnissen mit 7 Anzeigen für 200 Beschäftigte, die Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren mit 4 Anzeigen für 200 Mitarbeiter, sowie die Bauvorbereitung/ das Ausbaugewerbe mit 14 Anzeigen für 60 Mitarbeiter. Betrachtet man die tatsächlich realisierte Kurzarbeit, so waren nach ersten Hochrechnungen im Juni 2022 3.100 Beschäftigte in 450 Betrieben in Kurzarbeit. Rein rechnerisch waren damit im Juni 0,4 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Sachsen-Anhalt von Kurzarbeit betroffen. Im Mai 2022 waren hochgerechnet 0,5 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von Kurzarbeit betroffen gewesen.

Unterbeschäftigung ist gesunken
In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den Arbeitslosen auch die Personen abgebildet, die Teilnehmer in Maßnahmen sind oder einen Sonderstatus (etwa kurzfristige Arbeitsunfähigkeit) innehaben und damit nicht als arbeitslos zu zählen sind. Die Zahl der Menschen in Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) lag im September 2022 bei 109.900. Das waren 700 weniger als im Vormonat und 2.500 mehr als im Vorjahresmonat. Die Unterbeschäftigungsquote lag bei 9,8 Prozent. Das waren 0,1 Prozentpunkt weniger als im August. 

Grundsicherung („Hartz IV“) – Zahl erwerbsfähige Leistungsberechtigte gesunken
Die Jobcenter in Sachsen-Anhalt betreuten im Berichtsmonat insgesamt 126.100 erwerbsfähige Leistungsberechtige. Das waren 2.700 weniger als im August und 900 mehr als vor einem Jahr. Insgesamt kamen 12.900 erwerbsfähige Personen aus der Ukraine, 800 mehr als vor einem Monat und 12.500 mehr als vor einem Jahr.


Statistik-Daten bilden die Entwicklung am Arbeitsmarkt bis zum Zähltag 12.09.2022 ab.

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