Thüringen: Gedämpfte Herbstbelebung trotz zahlreicher Krisen

Arbeitslosenquote liegt bei 5,5 Prozent +++ Arbeitgeber melden im September 3.100 neue Stellen +++ Bei den Arbeitsagenturen sind 20.900 Stellenangebote gelistet +++ Behrens: „Trotz drohender Rezession sinkt die Arbeitslosigkeit saisontypisch, d.h. der demografisch bedingte Fachkräftemangel entkoppelt Arbeitsmarkt und Konjunktur. Doch die Unternehmen werden vorsichtig und melden weniger Stellen im September als in den Vorjahren.“

30.09.2022 | Presseinfo Nr. 46

Die Arbeitslosigkeit in Thüringen ist im September 2022 leicht gesunken. So waren im September 60.000 Arbeitslose registriert, 1.500 weniger als im Vormonat (-2,4 Prozent). Die Zahl der ukrainischen Arbeitslosen ist im September um 500 auf rund 6.100 Personen gestiegen. Die Arbeitslosigkeit im September 2022 lag damit über dem Niveau des Vorjahres und über dem Wert von 2019. Im September 2021 zählten die Arbeitsagenturen im Land 57.200 Arbeitslose und im September 2019 56.600 Arbeitslose. Die Arbeitslosenquote lag in diesem Berichtsmonat bei 5,5 Prozent. Das waren 0,1 Prozentpunkte weniger als im August. Zum Vergleich: Die Arbeitslosenquote lag im September 2021 bei 5,2 Prozent und im September 2019 bei 5,1 Prozent. Im Ländervergleich lag die Arbeitslosenquote in Thüringen geringfügig über der von Niedersachsen und unter der von Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Bremen sowie unter allen anderen Ost-Ländern.


Zahl der Langzeitarbeitslosen gesunken
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im September 2022 gesunken. So waren im Berichtsmonat rund 20.100 Männer und Frauen länger als ein Jahr ohne Arbeit und galten daher als langzeitarbeitslos. Das waren 350 weniger als im August 2022 und 3.600 weniger als im September 2021. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen beträgt in Thüringen rund 34 Prozent. Vor einem Jahr lag der Anteil bei reichlich 41 Prozent.

„Trotz der konjunkturell angespannten Lage ist der Arbeitskräftebedarf der Unternehmen in Thüringen groß. Die Arbeitslosigkeit sinkt entsprechend dem saisonalen Muster. Im September kommt der Arbeitsmarkt typischerweise mit der Herbstbelebung wieder in Schwung. Viele Jüngere, die sich nach Schule und Ausbildung arbeitslos meldeten, haben eine Lehre oder ihre erste Arbeitsstelle angetreten. Die Unternehmen stellen nach der Urlaubszeit wieder vermehrt Beschäftigte ein, obwohl die Inflation, die rasant steigenden Energiekosten und die Lieferengpässe nach wie vor die wirtschaftliche Entwicklung belasten. Die angespannte Lage spiegelt sich in den Stellenmeldungen wieder, diese sind niedriger als im September der letzten sechs Jahre. Auch in der Summe seit Jahresbeginn liegt der Stellenzugang deutlich unter dem Vorjahr. Die Unternehmen haben nach wie vor volle Auftragsbücher, werden allerdings aufgrund der bestehenden Risiken vorsichtig. Die führenden Wirtschaftsinstitute prognostizieren für das kommende Jahr eine Rezession. Die Entwicklung der nächsten Monate bleibt also mit hohen Unsicherheiten verbunden, insbesondere mit der Energiepreisentwicklung und Versorgungssicherheit der Unternehmen.“ erklärte der Vorsitzende der Geschäftsführung der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen, Markus Behrens.

Einstellungen und Entlassungen
Knapp 4.200 Menschen meldeten sich im September aus einer Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt arbeitslos. Das waren rund 700 weniger als im Vormonat und 200 mehr als vor einem Jahr. Die meisten Arbeitslosmeldungen von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten kamen aus dem verarbeitenden Gewerbe (600), dem Handel/ Instandhaltung/Reparatur von Kfz, der Arbeitnehmerüberlassung und den wirtschaft-lichen Dienstleistungen (je 500) sowie dem Gesundheits- und Sozialwesen (400). 4.400 arbeitslose Männer und Frauen fanden eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt, das waren 1.100 mehr als im Vormonat und 740 weniger als vor einem Jahr.

Die Arbeitgeber meldeten im Berichtsmonat 3.100 neue Stellen, das waren 300 weniger als im Vormonat und 1.500 weniger als vor einem Jahr. Rund 22 Prozent der neu gemeldeten Stellen kamen aus dem Bereich der Zeitarbeit, 16 Prozent aus dem verarbeitenden Gewerbe, 13 Prozent aus dem Handel/Instandhaltung/Reparatur von Kfz, sowie 11 Prozent von den Unternehmensdienstleistungen.

Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Jahresvergleich gestiegen
Stand Juli 2022 waren laut Hochrechnung in Thüringen 800.700 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das waren 2.700 weniger als im Juni 2022 und 6.300 mehr als im Juli 2021.

Kurzarbeit: Anzeigen und realisierte Kurzarbeit
Die Arbeitsagenturen registrierten im September etwa 90 Anzeigen für 1.600 Beschäftigte. Im August waren es noch 80 Anzeigen für 1.100 Beschäftigte gewesen. Besonders betroffen waren im Berichtsmonat, die Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren mit 6 Anzeigen für 300 Mitarbeiter, die Bauvorbereitung mit 8 Anzeigen für 50 Beschäftigte und die Herstellung von Metallerzeugnissen mit 13 Anzeigen für 200 Beschäftigte. Betrachtet man die tatsächlich realisierte Kurzarbeit, so waren nach ersten Hochrechnungen im Juni 2022 rund 6.200 Beschäftigte in 1.100 Betrieben in Kurzarbeit. Rein rechnerisch waren damit im Juni 0,8 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Thüringen von Kurzarbeit betroffen. Im Mai 2022 waren hochgerechnet 0,9 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von Kurzarbeit betroffen gewesen. 

Unterbeschäftigung ist gesunken
In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den Arbeitslosen auch die Personen abgebildet, die Teilnehmer in Maßnahmen sind oder einen Sonderstatus (etwa kurzfristige Arbeitsunfähigkeit) innehaben und damit nicht als arbeitslos zu zählen sind. Die Zahl der Menschen in Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) lag im September 2022 bei 78.500. Das waren 600 weniger als im Vormonat und 3.000 mehr als im Vorjahresmonat. Die Unterbeschäftigungsquote lag bei 7,1 Prozent und war damit genauso hoch wie im August 2022. 

Grundsicherung („Hartz IV“) – Zahl erwerbsfähige Leistungsberechtigte gesunken
Die Jobcenter in Thüringen betreuten im Berichtsmonat insgesamt rund 82.500 erwerbsfähige Leistungsberechtige. Das waren 500 weniger als im Vormonat und 1.700 mehr als vor einem Jahr. Insgesamt 11.300 erwerbsfähige Personen kamen aus der Ukraine, 1.100 mehr als vor einem Monat und 11.000 mehr als vor einem Jahr.


Statistik-Daten bilden die Entwicklung am Arbeitsmarkt bis zum Zähltag 12.09.2022 ab.

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