Ein Zuwanderungsprojekt macht Schule

Junge Menschen aus El Salvador begannen ihre Ausbildung in einer Thüringer Pflegeeinrichtung

19.10.2022 | Presseinfo Nr. 50

Insbesondere im Gesundheitsbereich zeichnet sich seit Jahren in Thüringen Demografie bedingt ein steigender Bedarf an ausgebildeten Fachkräften und Auszubildenden ab. Die gezielte Zuwanderung junger Menschen aus dem Ausland ist zukünftig unabdingbar, um Fachkräfteengpässen entgegenzuwirken. Gerade gut qualifizierte Fachkräfte im Gesundheitsbereich sind jedoch weltweit sehr gefragt. Viele Länder haben zudem selbst Schwierigkeiten, die eigenen nationalen Bedarfe zu decken.


Die Bundesagentur für Arbeit hat zur Rekrutierung von Fachkräften im Gesundheitsbereich ein Ausbildungsprojekt in enger Absprache mit den Partnerländern El Salvador und Mexiko konzipiert. Die Ausbildungsinteressierten werden in ihrem Heimatland sprachlich vorbereitet und stehen zu diesem Zeitpunkt bereits im Austausch mit ihren künftigen Arbeitgebern. Während der Sprachkurse erfolgt eine intensive Betreuung durch die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit mit dem Ziel, alle notwendigen Schritte einzuleiten, um einen erfolgreichen Ausbildungsbeginn in Deutschland zu realisieren.


Projekt APAL „Ausbildungspartnerschaften mit Lateinamerika“
Kooperationspartner im Projekt sind Schulen in Lateinamerika, in denen der Deutschunterricht einen besonderen Stellenwert genießt. Nach Berlin im Jahr 2019 und Wittenberg in den Jahren 2020 und 2021 begannen nunmehr im September 2022 17 junge Menschen aus El Salvador ihre Ausbildung als Pflegefachkraft im AZURIT Seniorenzentrum „Schillerhöhe“ in Weimar. Alle Jugendlichen sind über 18 Jahre alt und haben ein Fachabitur mit Schwerpunkt Pflege absolviert. Dies wird in Deutschland einem mittleren Schulabschluss gleichgesetzt. Des Weiteren verfügen sie über Praxiserfahrungen in der Pflege.


Die salvadorianische Botschafterin, Florencia Vilanova de von Oehsen erklärt zu der Ausbildungspartnerschaft mit El Salvador:
„Seit dem Jahr 2019 setzt die salvadorianische Regierung durch die Botschaft El Salvador in Berlin gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit (BA) erfolgreich ein Projekt für die ethisch verantwortliche Anwerbung von Auszubildenden für den vom hohen Bedarf an Fachkräften geprägten Pflegebereich in Deutschland um.
Inzwischen haben bereits vier Gruppen von Auszubildenden aus El Salvador eine Pflegeausbildung in Deutschland begonnen. Wir möchten weitere Brücken der Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen El Salvador und Deutschland mit Ihrem gemeinsam bauen, stärken und fördern.“


Vanessa Ahuja, Vorständin der Bundesagentur für Arbeit (BA), die das internationale Geschäft verantwortet, sagt:
„Wir stellen aktuell für 148 Berufe einen Fachkräfteengpass fest, besonders stark in Pflegeberufen. Unseren Fachkräftebedarf können wir schon aus demographischen Trends nicht alleine decken. Ohne Fachkräfteeinwanderung schrumpft das Erwerbspersonenpotential bis 2035 deutschlandweit um sieben Millionen. Diese Lücke können wir nur schließen, wenn sich ausländische Fachkräfte für eine Arbeit in Deutschland interessieren und wie hier in Weimar auf ebenso aufgeschlossene Betriebe stoßen.“

Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der BA, Markus Behrens, betont:
„Jeder von uns wird inzwischen mit den großen Fachkräftebedarf im täglichen Leben konfrontiert- ob im Restaurant, bei den Handwerkern oder im Gesundheitswesen. Deshalb freue ich mich, dass wir heute durch die enge Zusammenarbeit im Projekt ein positives Beispiel für gezielte Zuwanderung vorstellen können. Es ist ein Win-Win Situation: Die Jugendlichen bekommen in Deutschland eine berufliche Perspektive, das Unternehmen den dringend benötigten Berufsnachwuchs und die kulturelle Vielfalt.


Dieses Beispiel macht damit Schule für andere Unternehmen. Alle Aktivitäten mit einer ausreichenden Vorlaufzeit und die notwendige Flexibilität sind für die Arbeitgeber gut angelegte Investitionskosten.“


Die Thüringer Arbeits- und Sozialministerin Heike Werner erklärt: „Das Verlassen des Herkunftslandes stellt immer ein Risiko dar, aber auch eine große Chance. Ich bin immer wieder tief beeindruckt, dass es junge Menschen in den verschiedensten Regionen der Welt gibt, die diesen mutigen Schritt gehen und mit viel Engagement für ihre Zukunft in einem fremden Land kämpfen. Wichtig ist, dass wir ihnen unsererseits die besten Voraussetzungen bieten. In der Konkurrenz um die besten Fachkräfte zählen gute Arbeitsbedingungen und eine echte Willkommenskultur. Ich bin allen Beteiligten sehr dankbar, dass sie dies mit diesem Projekt Wirklichkeit werden lassen und wünsche den Auszubildenden von Herzen viel Erfolg und alles Gute.“


Der Bereichsleiter der Firma AZURIT Dieter Kluwe resümiert:
"Für die AZURIT Gruppe steht fest, dass wir ohne Auszubildende und Pflegekräfte aus dem Ausland den Bedarf an Fachpersonal für die Einrichtungen nicht mehr decken können. Das Unternehmen beschäftigt mittlerweile Mitarbeiter aus über 90 Nationen. Alleine aus Vietnam beschäftigen wir aktuell über 200 Auszubildende verteilt über drei Lehrjahre in der AZURIT Gruppe. Schön wäre es, wenn wir eine vergleichbare Kooperation mit EL Salvador aufbauen können."