Sachsen-Anhalt: Arbeitsmarktprognose für 2023- Herausforderungen werden zunehmen

1.600 Arbeitslose mehr für 2023 prognostiziert +++ Behrens: „Unternehmen geraten in Folge der Krisen zunehmend unter Druck, gleichzeitig herrscht Nachwuchs- und Fachkräftemangel. Es wird schwerer werden, aus der Arbeitslosigkeit herauszukommen.“

07.11.2022 | Presseinfo Nr. 55

Wissenschaftler des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) haben ihre regionalen Arbeitsmarktprognosen für das Jahr 2023 mit verschiedenen Rechenmodellen vorgelegt. In ihrem Mittelwertszenario gehen die Arbeitsmarktexperten davon aus, dass die Arbeitslosigkeit in Sachsen-Anhalt im Jahresschnitt 2023 steigen wird und gleichzeitig neue Jobs entstehen, wenngleich deutlich weniger als im Bundesschnitt.


„Vor dem Hintergrund der aktuellen Krisen- Krieg, Energiepreise, Material- und Lieferengpässe- rechnen wir mit einer konjunkturellen Schwächephase. Der Arbeitsmarkt wird beeinträchtigt, allerdings dürfte es in Anbetracht des hohen Arbeitskräftebedarfs keinen Einbruch geben. Bereits in vergangenen Krisen haben sich Wirtschaft und Arbeitsmarkt entkoppelt“, erklärte IAB-Wissenschaftler Dr. Per Kropp.


Beschäftigung: Vergleichsweise geringes Wachstum erwartet
Im Jahr 2023 rechnen die Forscher des IAB in Sachsen-Anhalt in ihrem Mittelwertszenario mit durchschnittlich 808.900 sozialversicherungspflichtigen Jobs in Sachsen-Anhalt. Das wären 3.300 Beschäftigte mehr als im hochgerechneten Jahresdurchschnitt 2022 von 805.600 Beschäftigten und entspräche einem Job-Wachstum von 0,4 Prozent.
Für den Bundesschnitt und für Ostdeutschland prognostizieren die IAB-Wissenschaftler gleichzeitig ein Wachstum ein Job-Plus von jeweils 0,9 Prozent.


Das Untergrenzenszenario der IAB-Wissenschaftler geht in Sachsen-Anhalt von einem Rückgang der Beschäftigung in Höhe von -0,5 Prozent aus. Konkret würde das für das kommende Jahr 4.400 Jobs weniger als 2022 bedeuten. Im besten Fall rechnen die Arbeitsmarktexperten mit einem Jobwachstum von 1,4 Prozent. Das wären 11.000 neue Jobs mehr im Jahr 2023 als 2022.


Arbeitslosigkeit in Sachsen-Anhalt wird steigen
Wie beim Thema „Beschäftigung“ zeigen die Rechenmodelle der IAB-Wissenschaftler auch beim Thema „Arbeitslosigkeit“ eine sehr weite Bandbreite: In ihrem Mittelwertszenario rechnen die IAB-Forscher für das Jahr 2023 mit durchschnittlich 77.600 Arbeitslosen. Das entspricht einem Anstieg der Arbeitslosigkeit um 2,1 Prozent (+1.600 Personen) im Vergleich zum Jahresdurchschnitt 2022. Deutschlandweit prognostizieren die Experten in der Mittelwertprognose einen Anstieg der Arbeitslosigkeit um 2,3 Prozent, für Ostdeutschland um 3 Prozent. Im günstigsten Fall gehen die Wissenschaftler im kommenden Jahr von 69.400 Arbeitslosen aus, dass wären 8,7 Prozent weniger als 2022.


Markus Behrens, Vorsitzender der BA- Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen erklärt dazu:
„Die Situation ist derzeit uneinheitlich. Während insbesondere kleine und mittelgroße Unternehmen durch die Energiepreis-Inflation und Lieferkettenprobleme unter Druck bleiben, herrscht in vielen Branchen gleichzeitig ein Nachwuchs- und Fachkräftemangel. Den Unternehmen ist klar, wie schwierig es ist, neue und qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Andererseits sind die Firmen vorsichtiger geworden. Das merken wir an den rückläufigen Stellenmeldungen und Neueinstellungen. Das verringert vor allem für Menschen, die lange arbeitslos sind, die Chancen, aus der Arbeitslosigkeit wieder herauszukommen. Ansonsten wird viel davon abhängen, wie die aktuellen Krisen abgefedert werden können. Anders als 2020 wird das Kurzarbeitergeld dabei nur eingeschränkt unterstützen können.“


„Bei den ukrainischen Menschen erwarten wir einen weiteren Rückgang der Arbeitslosigkeit. Durch das Erlernen der deutschen Sprache werden diese Personen auf den Arbeitsmarkt vorbereitet. Wenn dann noch die Kinderbetreuung gesichert ist, sind die wichtigsten Grundlagen für eine Integration in den Arbeitsmarkt gelegt. Wir streben zudem eine ausbildungsadäquate Vermittlung der Geflüchteten an, denn die Nachfrage nach Fachkräften ist sehr hoch.“

Die Prognose und den IAB-Kurzbericht finden Sie hier zum Download:
https://doku.iab.de/kurzber/2022/kb2022-15.pdf