Thüringen: Saisonbedingter Anstieg der Arbeitslosigkeit

Arbeitslosenquote liegt bei 5,6 Prozent +++ Arbeitgeber melden im Dezember 3.100 neue Stellen +++ Bei den Arbeitsagenturen sind 17.600 Stellenangebote gelistet +++ Behrens: „Im Dezember ist die Zahl der Arbeitslosen zwar gestiegen, bleibt aber im saisonüblichen Rahmen. Die Unternehmen meldeten im Jahresverlauf 2022 rund 18 Prozent weniger neue Arbeitsstellen. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung bleibt im Oktober auf hohem Niveau.“

03.01.2023 | Presseinfo Nr. 3

Die Arbeitslosigkeit in Thüringen ist im Dezember 2022 gestiegen. So waren im Dezember 60.800 Arbeitslose registriert, 1.500 mehr als im Vormonat (2,6 Prozent). In den Arbeitsagenturen und Jobcentern waren 5.800 Arbeitslose mit ukrainischer Herkunft registriert, rund 100 mehr als im November. Die Arbeitslosigkeit im Dezember 2022 lag damit über dem Niveau des Vorjahres und über dem Wert von 2019. Im Dezember 2021 zählten die Arbeitsagenturen im Land 54.600 Arbeitslose und im Dezember 2019 56.700 Arbeitslose. Die Arbeitslosenquote lag in diesem Berichtsmonat bei 5,6 Prozent. Das waren 0,2 Prozentpunkte mehr als im November. Zum Vergleich: Die Arbeitslosenquote lag im Dezember 2021 bei 4,9 Prozent und im Dezember 2019 bei 5,1 Prozent. Im Ländervergleich lag die Arbeitslosenquote in Thüringen unter der von Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Bremen sowie unter allen anderen Ost-Ländern.

 

Weniger Langzeitarbeitslose als vor einem Jahr

Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist im Dezember 2022 gestiegen. So waren im Berichtsmonat rund 19.900 Männer und Frauen länger als ein Jahr ohne Arbeit und galten daher als langzeitarbeitslos. Das waren 100 mehr als im November 2022 und 2.800 weniger als im Dezember 2021. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen beträgt in Thüringen 32,7 Prozent. Vor einem Jahr lag der Anteil bei 41,5 Prozent.

„Der Arbeitsmarkt in Thüringen bleibt stabil und hat sich im Dezember entsprechend des üblichen Saisonmusters entwickelt. Vom Anstieg der Arbeitslosenzahlen sind insbesondere Männer, die häufig in saisonabhängigen Branchen beschäftigt sind, betroffen. So kommt es um diese Jahreszeit in der Regel verstärkt zu Freisetzungen in den Außenberufen es nehmen weniger Menschen eine neue Arbeit auf. Der private Konsum erwies sich aufgrund des Weihnachtsgeschäftes als eine Stütze der Wirtschaft. Aufgrund der Betreuung der ukrainischen Arbeitslosen stieg die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr. Ein Frühindikator für eine verhaltene Arbeitskräftenachfrage der Betriebe ist die Anzahl der neu gemeldeten offenen Stellen. Diese ist seit Monaten rückläufig, vor allem bei den Zeitarbeitsstellen. Wir gehen davon aus, dass die Einstellungsbereitschaft zumindest im ersten Quartal 2023 schwach bleiben wird. Der Arbeitsmarkt wird aber trotz hoher Energiekosten und gebremstem Wirtschaftswachstum gut durch den Winter kommen,“ erklärte der Vorsitzende der Geschäftsführung der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen, Markus Behrens.

 

Kurz-Bilanz 2022: Durchschnittlich 4.100 Arbeitslose weniger als 2021 – Arbeitgeber bieten über 10.100 weniger Jobs an als im Vorjahr - Weniger Menschen auf Grundsicherungsleistungen angewiesen

Im Jahresdurchschnitt waren in Thüringen 58.200 Männer und Frauen ohne Arbeit. 2021 waren im Jahresschnitt 62.200 Menschen arbeitslos, im Jahr 2019 hatte die durchschnittliche Zahl der Arbeitslosen bei 59.100 gelegen. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote lag 2022 bei 5,3 Prozent, 0,3 Prozentpunkte niedriger als 2021. Im Jahr 2019 hatte die Arbeitslosenquote im Schnitt ebenfalls bei 5,3 Prozent gelegen. Einen Rückgang gab es 2022 bei der Arbeitskräftenachfrage. So meldeten Arbeitgeber den Arbeitsagenturen insgesamt 45.300 neue Arbeitsstellen, das waren 10.100 weniger als noch 2021. Insgesamt waren 2022 im Schnitt 21.300 gemeldete Stellen im Bestand. 2021 waren im Schnitt 20.200 offene Stellen gemeldet gewesen. Die Zahl der Menschen, die auf Grundsicherung angewiesen waren, ist im Vergleich zum Vorjahr gesunken. 2022 wurden in Thüringen rund 80.500 erwerbsfähige Leistungsberechtigte von den Jobcentern betreut, 2021 waren es im Schnitt 83.300.

 

Einstellungen und Entlassungen

Knapp 4.900 Menschen meldeten sich im Dezember aus einer Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt arbeitslos. Das waren rund 400 mehr als im Vormonat und 200 mehr als vor einem Jahr. Die meisten Arbeitslosmeldungen von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten kamen aus dem verarbeitenden Gewerbe, dem Handel/ Instandhaltung/Reparatur von Kfz und der Arbeitnehmerüberlassung (jeweils 600) sowie dem Baugewerbe (500). 2.800 arbeitslose Männer und Frauen fanden eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt, das waren 500 weniger als im Vormonat und 400 weniger als vor einem Jahr.

Die Arbeitgeber meldeten im Berichtsmonat 3.100 neue Stellen, das waren lediglich rund 10 weniger als im Vormonat aber 1.400 weniger als vor einem Jahr. Rund 16 Prozent der neu gemeldeten Stellen kamen aus dem verarbeitenden Gewerbe, jeweils 15 Prozent aus dem Bereich der Zeitarbeit und den Unternehmensdienstleistungen, 13 Prozent aus dem Handel/Instandhaltung/Reparatur von Kfz, sowie 12 Prozent aus dem Gesundheitswesen.

 

Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zum Dezember 2021 gestiegen

Stand Oktober 2022 waren laut Hochrechnung in Thüringen 811.100 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das waren 600 weniger als im September 2022 und 3.500 mehr als im Oktober 2021.

 

Kurzarbeit: Anzeigen und realisierte Kurzarbeit

Die Arbeitsagenturen registrierten im Dezember etwa 200 Anzeigen für 5.300 Beschäftigte. Im November waren es 300 Anzeigen für 3.500 Beschäftigte gewesen. Besonders betroffen waren im Berichtsmonat der Maschinenbau mit 4 Anzeigen für 1.000 Beschäftigte, die Herstellung von Gummi/Kunststoffwaren mit 8 Anzeigen für 900 Beschäftigte, die Herstellung von Metallerzeugnissen mit 33 Anzeigen für 500 Beschäftigte, die Bauvorbereitung mit 24 Anzeigen für 200 Beschäftigte und der Einzelhandel mit 15 Anzeigen für 200 Mitarbeiter. Betrachtet man die tatsächlich realisierte Kurzarbeit, so waren nach ersten Hochrechnungen im September 2022 rund 2.300 Beschäftigte in 200 Betrieben in Kurzarbeit. Rein rechnerisch waren damit im September und August jeweils 0,3 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Thüringen von Kurzarbeit betroffen.

 

Unterbeschäftigung ist gestiegen

In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den Arbeitslosen auch die Personen abgebildet, die Teilnehmer in Maßnahmen sind oder einen Sonderstatus (etwa kurzfristige Arbeitsunfähigkeit) innehaben und damit nicht als arbeitslos zu zählen sind. Die Zahl der Menschen in Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) lag im Dezember 2022 bei 81.300. Das waren 1.800 mehr als im Vormonat und 8.600 mehr als im Vorjahresmonat. Die Unterbeschäftigungsquote lag bei 7,3 Prozent. Das waren 0,8 Prozentpunkte mehr als im Dezember 2021.

 

Grundsicherung – mehr erwerbsfähige Leistungsberechtigte als vor einem Jahr

Die Jobcenter in Thüringen betreuten im Berichtsmonat insgesamt rund 83.800 erwerbsfähige Leistungsberechtige. Das waren 600 weniger als im Vormonat und 6.200 mehr als vor einem Jahr. Insgesamt 13.100 erwerbsfähige Personen kamen aus der Ukraine, 500 mehr als vor einem Monat und 12.800 mehr als vor einem Jahr.

 

Statistik-Daten bilden die Entwicklung am Arbeitsmarkt bis zum Zähltag 14.12. 2022 ab.

 

Tipp:Service für Hörfunkredaktionen: O-Töne von Markus Behrens finden Sie hier:
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