Thüringen: Stabiler Arbeitsmarkt trotz schwacher Konjunktur

Arbeitslosenquote liegt bei 5,7 Prozent +++ Arbeitgeber melden im Juni 3.200 neue Stellen +++ Bei den Arbeitsagenturen sind 17.000 Stellenangebote gelistet +++ Behrens: „Zur Jahresmitte sinkt die Arbeitslosigkeit nochmals, jedoch weniger als in den Vormonaten. Trotz angespannter Lage meldeten Arbeitgeber wieder mehr freie Arbeitsstellen.“

30.06.2023 | Presseinfo Nr. 36

Die Arbeitslosigkeit in Thüringen geht im Juni 2023 weiter zurück. So waren im Juni 62.600 Arbeitslose registriert, 500 weniger als im Vormonat. In den Arbeitsagenturen und Jobcentern waren 6.200 Arbeitslose mit ukrainischer Herkunft registriert, das entsprach dem Wert vom Mai. Im Juni 2022 zählten die Arbeitsagenturen im Land 56.000 Arbeitslose. Die Arbeitslosenquote lag in diesem Berichtsmonat bei 5,7 Prozent. Im Juni 2022 lag die Arbeitslosenquote bei 5,1 Prozent. Im Ländervergleich lag die Arbeitslosenquote in Thüringen unter der von Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Bremen sowie allen östlichen Bundesländern.

Langzeitarbeitslosigkeit steigt
So waren im Berichtsmonat rund 20.800 Männer und Frauen länger als ein Jahr ohne Arbeit und galten daher als langzeitarbeitslos. Das waren 400 mehr als im Mai 2023 und 100 mehr als im Juni 2022. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen beträgt in Thüringen 33,2 Prozent. Vor einem Jahr lag der Anteil bei 37 Prozent.

„Zur Jahresmitte sinkt die Arbeitslosigkeit nochmals, jedoch weniger als in den Vormonaten. Davon profitieren Männer, Frauen, Jüngere, Ältere und Ausländer. Saisonbereinigt errechnet sich eine leichte Zunahme der Arbeitslosigkeit. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten geht Demografie bedingt zurück. Trotz angespannter Lage meldeten Arbeitgeber wieder mehr freie Arbeitsstellen. Der Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit in den Jobcentern hat zwei Gründe: Einerseits werden seit über einem Jahr die geflüchteten Menschen aus der Ukraine betreut und nicht jeder ist nach dem Integrations- oder Sprachkurs gleich auf dem Arbeitsmarkt vermittelbar. Andererseits ist der Arbeitsmarkt aufgrund der konjunkturellen Lage weniger aufnahmefähig als im Vorjahr. Der private Konsum dürfte wieder zunehmen, auch weil die günstige Arbeitsmarktlage den Beschäftigten Arbeitsplatzsicherheit gibt. Die Unsicherheit bei den Arbeitgebern wird weiterhin zu verhaltener Einstellungsbereitschaft führen. Aktuell profitieren viele Unternehmen noch von einem Polster an Aufträgen, die sie während Corona nicht abarbeiten konnten, aber die geopolitische und wirtschaftliche Lage bleibt unbeständig. Eine unserer Aufgabe bleibt es damit, die Startchancen der arbeitslosen Menschen durch Weiterbildung und Qualifizierung zu verbessern. Die neuen Instrumente des Bürgergeldes enthalten dazu zahlreiche Verbesserungen,“ erklärte der Vorsitzende der Geschäftsführung der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen, Markus Behrens.

Einstellungen und Entlassungen
Rund 4.000 Menschen meldeten sich im Juni aus einer Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt arbeitslos. Das waren 100 mehr als im Vormonat und 50 mehr als vor einem Jahr. Die meisten Arbeitslosmeldungen von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten kamen aus dem verarbeitenden Gewerbe, der Arbeitnehmerüberlassung und dem Handel/ Instandhaltung/Reparatur von Kfz (jeweils 600), den wirtschaftlichen Dienstleistungen (500) sowie aus dem Gesundheits- und Sozialwesen und dem Verkehr/der Lagerei (jeweils 300). 3.600 arbeitslose Männer und Frauen fanden eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt, das waren 300 weniger als im Vormonat und 100 mehr als vor einem Jahr.

Die Arbeitgeber meldeten im Berichtsmonat rund 3.200 neue Stellen, das waren 200 mehr als im Vormonat und 600 weniger als vor einem Jahr. Rund 19 Prozent der neu gemeldeten Stellen kamen aus dem Bereich der Zeitarbeit, 15 Prozent aus dem verarbeitenden Gewerbe, 13 Prozent aus dem Handel/Instandhaltung/Reparatur von Kfz, 14 Prozent aus freiberuflichen wissenschaftlich/ technischen Dienstleistungen und 11 Prozent aus dem Gesundheitswesen. Im Vergleich zum Juni vorigen Jahres wurden knapp 37 % weniger Stellen in der Zeitarbeit gemeldet.

Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten geht zurück
Stand April 2023 waren laut Hochrechnung in Thüringen 800.000 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das waren 700 weniger als im März 2023 und 2.700 weniger als im April 2022.

Kurzarbeit: Anzeigen und realisierte Kurzarbeit
Die Arbeitsagenturen registrierten im Juni rund 100 Anzeigen für 2.000 Beschäftigte. Im Mai waren es 100 Anzeigen für 1.600 Beschäftigte gewesen. Besonders betroffen waren im Berichtsmonat die Herstellung von Metallerzeugnissen mit rund 20 Anzeigen für insgesamt 300 Beschäftigte, die Bauvorbereitung mit 8 Anzeigen für 100 Beschäftigte, die Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren und der Maschinenbau mit jeweils 3 Anzeigen für jeweils 100 Beschäftigte. Betrachtet man die tatsächlich realisierte Kurzarbeit, so waren nach ersten Hochrechnungen im März 2023 rund 6.400 Beschäftigte in 300 Betrieben in Kurzarbeit. Rein rechnerisch waren damit im März 0,8 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Thüringen von Kurzarbeit betroffen, das entsprach dem Wert vom Februar 2023.

Mehr Unterbeschäftigung als voriges Jahr
In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den Arbeitslosen auch die Personen abgebildet, die Teilnehmer in Maßnahmen sind oder einen Sonderstatus (etwa kurzfristige Arbeitsunfähigkeit) innehaben und damit nicht als arbeitslos zu zählen sind. Die Zahl der Menschen in Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) lag im Juni 2023 bei 83.200. Das waren 600 weniger als im Vormonat, aber 9.600 mehr als im Vorjahresmonat. Die Unterbeschäftigungsquote lag bei 7,5 Prozent. Das waren 0,8 Prozentpunkte mehr als im Juni 2022.

Grundsicherung – mehr erwerbsfähige Leistungsberechtigte als vor einem Jahr
Die Jobcenter in Thüringen betreuten im Berichtsmonat insgesamt rund 87.100 erwerbsfähige Leistungsberechtige. Das waren zwar 800 weniger als im Vormonat, aber 6.900 mehr als vor einem Jahr. Insgesamt kamen 14.600 erwerbsfähige Personen aus der Ukraine, das entsprach dem Wert vom Mai. Im Vergleich zum Vorjahr gab es 8.900 erwerbsfähige Leistungsberechtigte mehr.

Ausbildungsmarkt- mehr Stellen als Bewerber
Seit Oktober 2022 meldeten sich in Thüringen 7.000 junge Menschen bei den Arbeitsagenturen zur Vermittlung in eine Ausbildungsstelle an. Das sind rund 300 weniger als vor einem Jahr. Noch eine Ausbildungsstelle suchen aktuell 2.500 Bewerber/innen. Auf der anderen Seite wurden bisher 12.300 betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet, 300 mehr als voriges Jahr. Im Juni waren davon noch 6.700 unbesetzt. Statistik-Daten bilden die Entwicklung am Arbeitsmarkt bis zum Zähltag 13.06.2023 ab.

Tipp:Service für Hörfunkredaktionen: O-Töne von Markus Behrens finden Sie hier: https://www.ba-mediaboard.de/media-share/external/share/5ea23f32-ad63-4528-b09e-f3e58eceebb4