Seit Beginn des letzten Jahres ist die Arbeitslosigkeit im Bezirk der Arbeitsagentur Rheine Schritt für Schritt zurückgegangen. Im Oktober sank sie erstmals nach Beginn der Corona-Krise wieder unter die Marke von 10.000 Arbeitslosen. Im Jahresschnitt lag die Arbeitslosenquote bei 4,1 Prozent und damit nur noch knapp über dem Niveau von 2019, vor Beginn der Pandemie. Damals betrug die Arbeitslosenquote 4 Prozent. Dass der Arbeitsmarkt so robust reagiert habe, sei unter anderem auf die Kurzarbeit zurückzuführen, erklärt Zwilling: "Das Kurzarbeitergeld hat als Rettungsschirm dafür gesorgt, dass Unternehmen ihre Beschäftigten in der Regel halten und Entlassungen vermeiden konnten". Im Februar erreichte die Kurzarbeit im Kreis Steinfurt für 2021 ihren Höchststand. 1.941 Betriebe und damit jedes fünfte Unternehmen waren in Kurzarbeit. Insgesamt 12.500 Beschäftigte haben Kurzarbeitergeld erhalten. "Was für jeden Betroffenen sicher mit einer schwierigen Situation und finanziellen Einbußen verbunden war, hat gleichzeitig den Arbeitsplatz gesichert", betont Zwilling.
Von der Erholung am Arbeitsmarkt profitierten vor allem junge Menschen. "Wir konnten die Jugendarbeitslosigkeit im letzten Jahr auf ein Rekordtief senken", berichtet der Agenturleiter erfreut. Im Jahresdurchschnitt lag die Arbeitslosenquote bei den unter 25-Jährigen bei 3,7 Prozent, 0,4 Prozentpunkte unter der Quote von 2019, also vor der Pandemie. "Jeder junge Erwachsene, der in unserer Region arbeitet und hier seinen Lebensmittelpunkt hat, ist wichtig. Denn die jungen Nachwuchskräfte bringen nach ihrer Ausbildung den neuesten Kenntnisstand in ihrem Beruf mit und tragen zur Fachkräftesicherung bei. Die Personalverantwortlichen in den Unternehmen wissen das und haben im vergangenen Jahr vielen jungen Frauen und Männern eine berufliche Perspektive gegeben", so Zwilling.
Der Agenturchef weist zugleich darauf hin, dass die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt nicht für alle Menschen im Kreisgebiet Chancen bereitgehalten hat: "Die Langzeitarbeitslosigkeit ist leider auch im letzten Jahr erneut erheblich angestiegen", so Zwilling. Im Jahresschnitt waren 4.486 Frauen und Männer, die länger als ein Jahr erwerbslos waren, bei der Arbeitsagentur und den kommunalen Jobcentern arbeitslos gemeldet, ein Drittel mehr als noch vor dem Beginn der Pandemie. "Viele, die bereits damals ohne Arbeitsstelle waren, haben trotz der stabilen Arbeitsmarktlage leider nicht den Sprung in eine neue Beschäftigung geschafft", sagt Zwilling und erklärt: „In einer Situation, in der in vielen Bereichen händeringend Personal gesucht wird, muss es gelingen, diesen Menschen eine Chance zu geben. Mit Qualifizierungen, Anpassungen des Arbeitsplatzes oder auch finanziellen Hilfen können wir hier viel erreichen". Damit allein sei es aber nicht getan: "Es braucht auch weiterhin die Bereitschaft der Arbeitgeber", so sein Appell.
Die Nachfrage der Unternehmen nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern lag im vergangenen Jahr auf Rekordniveau und war höher als vor der Pandemie. Insgesamt 9.844 neue Arbeitsstellen meldeten die Personalverantwortlichen in 2021, das waren 435 oder 4,6 Prozent mehr als in 2019. Mehr als 76 Prozent der Stellen richteten sich an Fachkräfte mit einer abgeschlossenen Berufs- oder Hochschulausbildung. Demgegenüber verfügten aber 56 Prozent, also mehr als die Hälfte der Personen, die im vergangenen Jahr arbeitslos gemeldet waren, über keinen Ausbildungsabschluss. Diese Menschen zu qualifizieren, sei unerlässlich, um ihnen eine dauerhafte berufliche Perspektive zu ermöglichen und den Betrieben die erforderlichen Fachkräfte bereitzustellen, unterstreicht der Agenturleiter. "Mit intensiver Beratung und gesonderten Weiterbildungsveranstaltungen konnten wir im vergangenen Jahr viele Menschen unterstützen, ihre berufliche Zukunft mit einer Weiterbildung, Qualifizierung oder Umschulung auf eine solide Basis zu stellen", berichtet Zwilling. So ermöglichte und förderte die Arbeitsagentur Rheine allein im vergangenen Jahr 600 Personen, einen Berufsabschluss nachzuholen.
Für das Jahr 2022 erwartet der Arbeitsmarktexperte, dass die Arbeitslosigkeit leicht abnimmt und mehr Menschen eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aufnehmen. "Somit kann man für die kommenden Monate vorsichtig optimistisch sein", sagt Zwilling. „Gleichzeitig bleiben große Herausforderungen. Denn allein in den kommenden zehn Jahren wechselt rund ein Fünftel der Beschäftigten in der Region in den Ruhestand und nur wenige junge Menschen rücken in den Arbeitsmarkt nach. Vieles hängt also davon ab, ob es gelingt, den hohen Fachkräftebedarf der Unternehmen zu sichern. Daher bleibt die Qualifizierung von Arbeitsuchenden und Beschäftigten ein zentrales Zukunftsthema", fasst Zwilling zusammen.