"Die Ursache dieses Anstiegs liegt weiterhin überwiegend im Sondereffekt, der durch die Aufnahme der geflüchteten aus der Ukraine in die Grundsicherung bedingt wird", erklärt Reiner Zwilling, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Rheine. Aus diesem Grund steigt die Arbeitslosigkeit in der Grundsicherung (SGB II) gegenüber dem Vormonat um 234 auf nun 7.963 Arbeitslose, während sie in der Arbeitslosenversicherung (SGB III) im Vergleich zum Vormonat, um 71 Personen gesunken ist.
Für Zwilling ist, abgesehen von dem genannten Effekt, die Lage am Arbeitsmarkt aber weiterhin stabil: "Wir beobachten zwar eine gewisse Verunsicherung und Zurückhaltung einiger Unternehmen, was angesichts der derzeitigen Lage in der Welt auch verständlich ist, dennoch wird tendenziell eher Personal eingestellt als entlassen."
Die Entwicklung im Rechtskreis SGB III
Arbeitslosigkeit sinkt mit Ferienende
Im Bereich der Arbeitslosenversicherung (SGB III) verzeichnete die Agentur für Arbeit Rheine im August einen Rückgang der Arbeitslosigkeit. Mit 3.545 Arbeitslosen waren es 71 weniger als noch im Juli dieses Jahres. Die Arbeitslosenquote blieb jedoch unverändert bei 1,4 Prozent. Damit liegt sie um 0,1 Prozentpunkte niedriger als noch vor einem Jahr.
"Der Arbeitsmarkt, gerade in der Arbeitslosenversicherung, zeigt sich derzeit stabil", berichtet Reiner Zwilling, Leiter der Agentur für Arbeit Rheine. Trotz vieler Unsicherheiten, wie Materialengpässe, hohe Energiepreise oder weiterer Auswirkungen durch den Ukraine-Krieg, halten die Unternehmen an ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fest. "Das ist auch so, weil die Auftragslage in der Regel noch sehr gut ist", erklärt Zwilling. Deswegen suchen sogar viele Betriebe weiterhin neue Mitarbeiter. "Zwar ist die Nachfrage zuletzt etwas verhaltener geworden, sie ist aber immer noch auf einem hohen Niveau", sagt der Arbeitsmarktexperte.
Allein im August meldeten die Unternehmen im Kreis Steinfurt 559 neue freie Stellen bei der Agentur für Arbeit, 63 weniger als im Juli und sogar 339 weniger als vor einem Jahr. Allerdings ist der Bestand an insgesamt gemeldeten Stellen mit 4.843 freien Angeboten um 176 größer als vor einem Jahr. "Ganz besonders für Fachkräfte bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, denn gut ausgebildetes Personal wird am Arbeitsmarkt derzeit dringend gesucht", macht Zwilling deutlich. Da viele Arbeitslose die benötigten Qualifizierungen nicht vorweisen können, betont Zwilling die Notwendigkeit von beruflicher Weiterbildung: "Mit verschiedensten Fördermöglichkeiten können wir Arbeitslose so qualifizieren, dass sie danach für die offenen Stellen am Arbeitsmarkt in Frage kommen." Gleichzeitig macht er darauf aufmerksam, dass auch Menschen in Beschäftigung eine Weiterbildung gefördert bekommen können: "Das macht beispielsweise dann Sinn, wenn der Arbeitgeber so eine freie Stelle, die er sonst womöglich nur schwer besetzt bekommt, dadurch mit einem Mitarbeiter aus dem Unternehmen besetzen kann."
Entwicklungen im Bereich der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II)
Jobcenter verzeichnet typischen saisonalen Anstieg der Arbeitslosigkeit
Im August wuchs die Zahl der Arbeitslosen im Rechtskreis SGB II um 3,0 Prozent auf nunmehr 7.963 Arbeitslose an. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,1 auf 3,1 Prozent.
„Der Anstieg der Arbeitslosigkeit in den Sommermonaten ist absolut saisontypisch“, erläutert Tanja Naumann, Arbeitsmarktvorständin des Jobcenters und weiter: „Betroffen davon sind hauptsächlich junge Menschen unter 25 Jahren. Ihre Zahl wuchs um 14,6 Prozent im Vergleich zum Vormonat an.“ Einige von ihnen, deren Ausbildungsverhältnis im Juli endete, haben noch keine Anschlussbeschäftigung gefunden und mussten sich arbeitslos melden. Andere wiederum haben die Schule beendet und noch keinen Ausbildungsvertrag abschließen können. Naumann betont: „Ihre Situation am Arbeitsmarkt wird sich in den kommenden Wochen wieder beruhigen und die Arbeitslosenzahlen entsprechend sinken.“
Dass die Arbeitslosenzahlen im August im Vergleich zum Vorjahr insgesamt um 17,8 Prozent höher ausfielen, ist dem Zuzug der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine geschuldet. Dementsprechend stieg die Arbeitslosenquote im Vorjahresvergleich um 0,5 Prozentpunkte auf 3,1 Prozent im Berichtsmonat.
Entsprechend des Anstiegs der Arbeitslosigkeit verzeichnet das Jobcenter für den August auch mehr erwerbsfähige Leistungsberechtigte. Ihre Zahl stieg im Vergleich zum Juli um 100 Personen auf nunmehr 14.187 Männer und Frauen an und um 7,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Ebenso wuchs die Zahl der Haushalte, die auf Unterstützungsleistungen angewiesen sind, im Vergleich zum Juli um 0,6 Prozent auf insgesamt 10.419 an. Im Vergleich zum Vorjahr betreute das Jobcenter im Berichtsmonat 7,1 Prozent oder 687 Haushalte mehr.
Der Blick in die Region
Der Arbeitsmarkt im Münsterland
Im Münsterland waren im August mehr Menschen arbeitslos gemeldet. Mit 39.341 Arbeitslose waren es 820 mehr als noch im Juli dieses Jahres. Die Arbeitslosenquote kletterte leicht um 0,1 Prozentpunkte auf nun 4,2 Prozent. Damit liegt sie auch um 0,1 Prozentpunkte höher als im vergangenen Jahr zu diesem Zeitpunkt.
Alle drei Agenturen für Arbeit im Münsterland verzeichneten einen leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit. Im Bezirk der Agentur für Arbeit Rheine wirkte sich dies aber nicht auf die Arbeitslosenquote aus. Sie blieb konstant bei 4,4 Prozent. Die Agentur für Arbeit Ahlen-Münster meldete für den August eine Arbeitslosenquote von 4,7 Prozent. Sie ist um 0,1 Prozentpunkte höher als noch im Vormonat. Auch die Agentur für Arbeit Coesfeld konnte einen Anstieg der Arbeitslosenquote um 0,1 Prozentpunkte verzeichnen. Dort lag die Quote im nun abgelaufenen Monat damit bei 3,6 Prozent.
Leicht rückläufig war die Anzahl der gemeldeten Stellen. Die Personalverantwortlichen von Unternehmen und Verwaltungen im Münsterland meldeten im August 2.872 neue freie Stellen bei den Arbeitsagenturen und damit 317 weniger als noch im Juli. Der Bestand an insgesamt gemeldeten freien Stellen ist hingegen weiter angestiegen. Mit 21.000 Stellen waren bei den Agenturen für Arbeit im August 118 Stellen mehr registriert als noch im Vormonat.