"Aktuell reagiert der Arbeitsmarkt weitestgehend robust auf die wirtschaftlichen Unsicherheiten, die mit dem Krieg in der Ukraine, der Inflation und den gestiegenen Energiekosten verbunden sind. Die Arbeitslosigkeit blieb auf einem relativ niedrigen Niveau stabil. Die übliche Herbstbelebung am Arbeitsmarkt blieb aber aus", stellt Reiner Zwilling, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Rheine, fest. "In der Regel verzeichnen wir in den Herbstmonaten einen merklich größeren Rückgang der Arbeitslosigkeit".
So lag die Zahl der Arbeitslosen im aktuellen Monat deutlich höher als im Vorjahr. Gegenüber Oktober 2021 stieg die Arbeitslosigkeit um 1.371 Personen. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich um 0,5 Prozent. Ein Grund für diese Entwicklung ist die Aufnahme geflüchteter Menschen aus der Ukraine, die sich bei den kommunalen Jobcentern arbeitslos melden. "Das führt dazu, dass die Arbeitslosigkeit insgesamt auf einem höheren Niveau als im Vorjahr ist", erläutert Zwilling. "Gleichzeitig nehmen wir eine verhaltene Personalnachfrage wahr. Personalverantwortliche sind bestrebt, die vorhandene Belegschaft zu halten, reagieren aber zurückhaltend, wenn es um zusätzliche Einstellungen von neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geht", so der Arbeitsmarktexperte.
Positiv entwickelte sich weiterhin die Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen. So waren im Oktober 1.209 unter 25-Jährige arbeitslos gemeldet, 82 weniger als im September. Die Arbeitslosenquote in dieser Gruppe sank um 0,2 Prozentpunkte auf zuletzt 3,9 Prozent. Einige junge Erwachsenen hätten sich aus der Arbeitslosigkeit abgemeldet, weil sie eine Ausbildung oder ein Studium aufgenommen haben, berichtet Zwilling und ergänzt: "Andere haben erfolgreich eine neue Beschäftigung aufnehmen können. Insbesondere Nachwuchskräfte mit einer abgeschlossenen Ausbildung haben Chancen am Arbeitsmarkt".
Die Entwicklung im Rechtskreis SGB III
Wenig Bewegung am Arbeitsmarkt
"In der Regel geht die Arbeitslosigkeit in den Herbstmonaten zurück und die Nachfrage der Arbeitgeber nach neuen Mitarbeitern zieht an. Beide Effekte bleiben in diesem Jahr aus. Die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine mit einer unsicheren wirtschaftlichen Lage führen dazu, dass es aktuell wenig Bewegung am Arbeitsmarkt gibt", konstatiert Reiner Zwilling. So blieb die Zahl der Arbeitslosen im Bereich der Arbeitslosenversicherung (SGB III) gegenüber dem Vormonat nahezu unverändert. Im Oktober waren 3.295 Frauen und Männer bei der Agentur für Arbeit Rheine arbeitslos gemeldet, 11 mehr als im September. Verglichen mit dem Vorjahr verringerte sich die Arbeitslosigkeit um 33 Personen. Die Arbeitslosenquote blieb unverändert bei 1,3 Prozent. "Das ist weiterhin ein Spitzenwert und zeigt, dass der Arbeitsmarkt in der Region grundsätzlich stabil und gut aufgestellt ist", betont Reiner Zwilling. "Die Wirtschaft im Kreisgebiet ist breit aufgestellt und Unternehmen sind bestrebt, ihre Beschäftigten zu halten. Zumal sie wissen, dass qualifizierte Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt kaum zu finden sind".
Allerdings blieben die sonst im Herbst typischen Neueinstellungen teilweise aus, so Zwilling: "Wir registrieren eine spürbare Zurückhaltung bei der Meldung neuer Stellenangebote". Im Oktober meldeten die Unternehmen und Verwaltungen 520 neue offene Stellen bei der Agentur für Arbeit Rheine, 133 weniger als im September und 194 weniger als im Vorjahresvergleich. Betroffen sind vor allem das verarbeitende Gewerbe und der Handel. Während im verarbeitenden Gewerbe im vergangenen Jahr im Oktober 107 neue Stellenangebote gemeldet wurden, waren es aktuell nur 45. Im Handel meldeten die Unternehmen aktuell 67 neue offene Stellen, im Oktober des letzten Jahres waren es hingegen noch 128.
Insgesamt standen Arbeitsuchenden und Arbeitslosen 4.697 gemeldete Jobangebote zur Verfügung. "Damit sind nach wie vor zahlreiche Chancen für Menschen verbunden, die eine neue Beschäftigung suchen", unterstreicht Zwilling. Mehr als zwei Drittel der Stellenangebote richten sich an Bewerberinnen und Bewerber mit einem Berufs- oder Studienabschluss. "Die Nachfrage nach Fachkräften bleibt eine zentrale Herausforderung. Daher setzen wir gemeinsam mit unseren Partnern am Arbeitsmarkt weiterhin auf die Qualifizierung und Weiterbildung von Jobsuchenden und Beschäftigten", so der Agenturleiter.
Der Blick in die Region
Der Arbeitsmarkt im Münsterland
Die Arbeitslosigkeit ist im Münsterland im Oktober leicht gesunken. 38.524 Menschen waren im nun abgelaufenen Monat arbeitslos gemeldet. Das sind 189 weniger als noch im September. Allerdings sind es auch 3.410 mehr als noch vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote ist gegenüber dem Vormonat unverändert bei 4,1 Prozent geblieben.
Am deutlichsten ist die Arbeitslosigkeit im Bezirk der Agentur für Arbeit Ahlen-Münster gesunken. Hier waren im Oktober 229 Personen weniger arbeitslos gemeldet als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote blieb jedoch unverändert bei 4,6 Prozent. Im Bezirk der Arbeitsagentur Rheine waren 29 Personen weniger arbeitslos. Die Arbeitslosenquote sank hier gegenüber dem Vormonat um 0,1 Prozentpunkte auf nun 4,3 Prozent. Leicht gestiegen ist die Arbeitslosigkeit im Bezirk der Agentur für Arbeit Coesfeld (+69 Personen). Dies wirkte sich aber nicht auf die Arbeitslosenquote aus. Sie blieb bei 3,5 Prozent.
Etwas verhaltener reagierten die Unternehmen im Münsterland bei der Meldung neuer freier Stellen bei der Arbeitsagentur. Mit 2.407 freien Stellen meldeten sie im Oktober 596 Jobangebote weniger als noch im Vormonat. Der Bestand an insgesamt gemeldeten freien Stellen im Münsterland lag mit 19.635 zwar um 1.347 niedriger als im Vormonat, aber um 149 höher als vor einem Jahr zu diesem Zeitpunkt.