Arbeitslosigkeit steigt spürbar an

Die Arbeitslosigkeit im Bezirk der Agentur für Arbeit Rheine, dem Kreisgebiet Steinfurt, ist im Juni gegenüber dem Vormonat um 11,4 Prozent angestiegen. Mit 10.664 Arbeitslosen waren es 1.094 mehr als noch im Mai dieses Jahres. Die Arbeitslosenquote lag mit 4,1 Prozent um 0,4 Prozentpunkte höher als noch im Vormonat.

30.06.2022 | Presseinfo Nr. 97

„Darin ist aber keine Trendwende am Arbeitsmarkt zu erkennen", berichtet Reinhard Greß, stellvertretender Leiter der Agentur für Arbeit. Er verdeutlicht, dass in erster Linie ein Sondereffekt für diese Entwicklung verantwortlich ist: "Seit Anfang Juni werden die geflüchteten Menschen, die aus der Ukraine zu uns gekommen sind, durch die kommunalen Jobcenter betreut. Damit melden sich viele von Ihnen arbeitslos, um Fuß auf dem hiesigen Arbeitsmarkt zu fassen."

Aus diesem Grund ist die Arbeitslosigkeit in der Grundsicherung für Arbeitssuchende (SGB II) auch deutlich stärker (+15,5 Prozent) angestiegen als im Bereich der Arbeitslosenversicherung (+3,3 Prozent). Insgesamt waren im Juni mit 3.881 Ausländern 974 mehr arbeitslos gemeldet als noch im Vormonat. Darunter waren im Juni 885 Arbeitslose mit einer ukrainischen Staatsbürgerschaft. Im Mai dieses Jahres waren es hingegen nur 25.

Die Entwicklung im Rechtskreis SGB III

Jugendarbeitslosigkeit steigt saisontypisch

Der Sondereffekt durch die Geflüchteten aus der Ukraine betrifft den Bereich der Arbeitslosenversicherung nicht. Dennoch ist auch hier die Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vormonat leicht angestiegen. Mit 3.270 arbeitslos gemeldeten Personen waren es im Juni 104 mehr als noch im Mai. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,1 Prozentpunkt auf nun 1,3 Prozent.

Besonders in der Personengruppe der Jugendlichen kletterte die Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vormonat. Mit 416 Arbeitslosen im Alter zwischen 15 und unter 25 Jahre waren es 85 mehr als noch im Mai. "Hierbei handelt es sich um einen saisonalen Effekt, den wir jedes Jahr vor den Sommerferien beobachten", berichtet Reinhard Greß, stellvertretender Leiter der Agentur für Arbeit Rheine. "Mit den Abschlussprüfungen der Auszubildenden im Juni, enden viele Ausbildungsverhältnisse. Nicht immer werden die Jugendlichen aber übernommen, sodass sie sich dann zunächst arbeitslos melden", fügt er an.

Aufgrund der hohen Nachfrage nach Arbeitskräften, insbesondere nach ausgebildeten Fachkräften, geht der Arbeitsmarktexperte davon aus, dass die meisten von den Jugendlichen schnell wieder eine neue Anstellung finden. "Gerade die jungen Menschen sind wichtiges Personal für die Unternehmen, mit dem sie, insbesondere mit Blick auf den Fachkräftemangel, langfristig planen können", so Greß.

Offene Stellen waren zuletzt noch zahlreich bei der Agentur für Arbeit gemeldet und boten so den Arbeitslosen gute Perspektiven. So befanden sich im Juni insgesamt 4.937 offene Stellen im Bestand der Arbeitsagentur und damit 875 mehr als noch vor einem Jahr. Allein im Juni meldeten die Unternehmen im Agenturbezirk 675 neue freie Stellen, 10 mehr als noch im Mai.

Entwicklungen im Bereich der

Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II)

Viele Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine erhalten Hilfe vom Jobcenter

Starker Anstieg der Arbeitslosigkeit

Die Zahl der Arbeitslosen, die Grundsicherungsleistungen nach dem SGB II im Kreis Steinfurt beziehen, ist im Juni um 15,5 Prozent stark angestiegen. Insgesamt betreute das zuständige jobcenter Kreis Steinfurt 7.394 arbeitslose Personen im abgelaufenen Monat. 990 Menschen mehr als noch im Mai.

Ursächlich hierfür sei, dass das jobcenter Kreis Steinfurt seit dem 1. Juni für die Menschen, die seit Kriegsbeginn aus der Ukraine in den Kreis Steinfurt geflüchtet sind, zuständig sei, erklärt der Jobcentervorstand Thomas Robert den starken Anstieg. Konkretisierend führt er aus: „Insbesondere Frauen mit Kindern sind zu uns geflüchtet.“ Dies spiegle sich auch in den aktuellen Arbeitsmarktdaten wider.

So ist zum einen die Zahl arbeitsloser Frauen im Bereich der Grundsicherung im Juni stark angewachsen. Hier verzeichnet das Jobcenter einen Anstieg von 22,8 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Ebenso stieg die Zahl der ausländischen Arbeitslosen um 40,2 Prozent im Vergleich zum Mai. Die Arbeitslosenquote stieg deshalb im Berichtsmonat um 0,4 Prozentpunkte auf insgesamt 2,9 Prozent an. Gleichzeitig gab es weniger Zugänge an Arbeitslosen aus Erwerbstätigkeit oder Ausbildung als im Vormonat. „Das bedeutet, der Anstieg an Arbeitslosen lässt sich einzig und allein auf die zu uns Geflüchteten zurückführen“, so Robert. Insgesamt sei der Anteil der ausländischen Arbeitslosen an allen Arbeitslosen im SGB II somit um fast 7 Prozentpunkte auf 45,3 Prozent angestiegen.

Zum anderen ist die Zahl der nicht erwerbsfähigen Leistungsberechtigten um 14,1 Prozent oder in absoluten Zahlen um 767 Personen im Vergleich zum Vormonat angewachsen. „Dabei handelt es sich in der Regel um Kinder unter 15 Jahren“, führt Robert weiter aus. Insgesamt betreute das Jobcenter im Juni 6.200 nicht erwerbsfähigen Leistungsberechtigten.

Die Zahl der Regelleistungsberechtigten, also der Menschen, egal welchen Alters, die auf finanzielle Unterstützung durch das Jobcenter angewiesen sind, stieg um 11,8 Prozent oder 2.106 Personen auf insgesamt 19.994 an. Mehr Menschen im Leistungsbezug bedeutet auch, mehr Haushalte die auf Hilfe angewiesen sind. Daher stieg auch die Zahl der Bedarfsgemeinschaft um 9,8 Prozent auf 10.111 im Juni an.

Für den kommenden Monat erwartet das Jobcenter erneut steigende Zahlen, da sich saisontypisch viele junge Menschen kurzfristig übergangsweise nach Abschluss der Schule oder ihrer Ausbildung arbeitslos melden.

Der Blick in die Region

Der Arbeitsmarkt im Münsterland

Münsterlandweit ist die Arbeitslosigkeit im Juni gegenüber dem Vormonat angestiegen. So waren im nun abgelaufenen Monat 36.140 Personen bei einer Arbeitsagentur oder einem der kommunalen Jobcenter arbeitslos gemeldet. Damit sind es 2.520 mehr als noch im Vormonat, aber 2.054 weniger als vor einem Jahr zu diesem Zeitpunkt. Die Arbeitslosenquote lag im Juni bei 3,9 Prozent und damit um 0,3 Prozentpunkte höher als im Mai dieses Jahrs.

Alle drei Agenturen für Arbeit im Münsterland verzeichneten im Juni einen Anstieg der Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vormonat. So kletterte die Arbeitslosenquote für die Agentur für Arbeit Ahlen-Münster um 0,2 Prozentpunkte auf nun 4,4 Prozent. Im Bezirk der Agentur für Arbeit Coesfeld fiel der Anstieg etwas größer aus. Hier stieg die Arbeitslosenquote gegenüber dem Vormonat um 0,3 Prozentpunkte auf nun 3,2 Prozent, was weiterhin der niedrigste Wert in Nordrhein-Westfalen ist. Die Agentur für Rheine verzeichnete für den nun abgelaufenen Monat eine Arbeitslosenquote von 4,1 Prozent. Damit liegt sie um 0,4 Prozentpunkte höher als noch im Vormonat.

Die Nachfrage nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Münsterland ist weiter gestiegen. So waren im Juni 20.862 freie Stellen bei den Arbeitsagenturen gemeldet, das sind 65 mehr als im Vormonat und sogar 4.050 mehr als im Vorjahr zu diesem Zeitpunkt. Allein im Juni meldeten die Personalverantwortlichen 2.947 neue freie Stellen und damit 219 mehr als im Vormonat.

Ansprechpartner:
Agentur für Arbeit Ahlen-Münster
Presse und Marketing
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E-Mail: Muensterland-PresseMarketing@arbeitsagentur.de

Ansprechpartner/in:
Astrid Tönnis
jobcenter Kreis Steinfurt
Unternehmenskommunikation
Tel.: 02551/69-5052
E-Mail: toennis@jobcenter-kreis-steinfurt.de

Allgemeine Presseinformation

Der Kreis Steinfurt ist als sog. Optionskreis vom Bund zugelassener kommunaler Träger der Aufgaben nach dem SGB II, Grundsicherung für Arbeitsuchende (Arbeitslosengeld II). Er nimmt diese Aufgaben eigenständig und unabhängig von der Agentur für Arbeit wahr.

Die Städte und Gemeinden bewilligen im Auftrag des Kreises Steinfurt das Arbeitslosengeld II und stellen die Ansprechpartner/innen in den Rathäusern vor Ort.

Nähere Informationen zur Gesamtaufgabenwahrnehmung erhalten Sie unter: www.jobcenter-kreis-steinfurt.de.