Arbeitslosigkeit steigt zum Jahresende

 

Die Arbeitslosigkeit im Bezirk der Agentur für Arbeit Rheine ist im Dezember 2022 gegenüber dem Vormonat um 220 Personen gestiegen. Damit sind aktuell 11.553 Personen arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,1 Prozentpunkte. Sie liegt derzeit bei 4,5 Prozent

03.01.2023 | Presseinfo Nr. 1

Reiner Zwilling, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Rheine ordnet den Anstieg der Arbeitslosigkeit ein: "Hier zeigen sich leichte Einflüsse durch die Energiekrise oder Lieferengpässen am Arbeitsmarkt", erklärt er. Das führe bei den Unternehmen zu Unsicherheiten und in bislang wenigen Fällen manchmal auch zu Entlassungen. "Trotzdem ist derzeit keine Trendwende am Arbeitsmarkt zu erkennen. Insgesamt bleibt die Situation stabil", so der Arbeitsmarktexperte.

Der Blick auf das Vorjahr zeigt, dass die Arbeitslosigkeit im nun abgelaufenen Monat um 2.010 Personen höher war als noch vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote lag vor einem Jahr mit 3,7 Prozent um 0,8 Prozentpunkte niedriger als im aktuellen Berichtsmonat. Den größten Einfluss habe hier ein Sondereffekt, wie der Zwilling verdeutlicht: "Durch den Krieg in der Ukraine mussten viele Menschen aus Angst um ihr Leben flüchten. Ein Teil davon auch nach Deutschland. Diese Menschen versuchen hier nun Fuß zu fassen. Sie melden sich bei der Suche nach Arbeit natürlich auch arbeitslos."

Die Entwicklung im Rechtskreis SGB III

Mehr Stellen im Dezember

Im Bereich der Arbeitslosenversicherung zählte die Arbeitsagentur Rheine im Dezember 3.329 Arbeitslose. Damit waren es 103 mehr als noch im Vormonat. Die Arbeitslosenquote kletterte um 0,1 Prozentpunkte auf 1,3 Prozent. "Wir bewegen uns hier immer noch in einem Rahmen sehr niedriger Arbeitslosigkeit", erklärt Reiner Zwilling, der Leiter der Arbeitsagentur Rheine, und ergänzt: "Das lieg auch daran, dass viele Unternehmen trotz diverser Unsicherheiten versuchen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten." Zwar gäbe es einzelne Entlassungen, viele Personalverantwortlichen wüssten aber, dass es schwer ist bei Bedarf neue Fachkräfte zu finden.

Das zeigt auch ein Blick auf die gemeldeten Arbeitsstellen. Allein im Dezember konnte die Arbeitsagentur 752 Stellenmeldungen entgegennehmen, 122 mehr als noch im November. Das sind sogar 78 mehr als vor einem Jahr zu diesem Zeitpunkt, als Energiekrise und Ukrainekrieg noch unvorstellbar schienen. Insgesamt waren im Dezember 4.082 freie Stellen bei der Arbeitsagentur gemeldet, 400 weniger als im Vormonat.

"Es bleibt schwierig, die freien Stellen schnell zu besetzten, denn die Unternehmen suchen vorrangig Fachkräfte, die es am Arbeitsmarkt aber kaum gibt", erklärt Zwilling. Daher setze man weiterhin auf die Qualifizierung von Arbeitslosen, aber auch von Menschen in Beschäftigung.

Entwicklungen im Bereich der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II)

Ukraine-Krieg sorgt für steigende Zahlen 
Jobcenter trotzdem zuversichtlich

Die Zahl der Arbeitslosen im Rechtskreis SGB II ist zum Jahresende weiter gestiegen. Insgesamt waren im Dezember 8.224 Personen arbeitslos. 117 oder 1,4 Prozent mehr als noch im Vormonat. Gegenüber dem Dezember des Vorjahres waren im aktuellen Monat 1.791 Menschen mehr von Arbeitslosigkeit betroffen. „Dies entspricht einem Anstieg von 27,8 Prozent“, erläutert Tanja Naumann, Vorstand des jobcenters Kreis Steinfurt. Dementsprechend stieg die Arbeitslosenquote für den Rechtskreis SGB II im Vergleich zum Vorjahr um 0,7 Prozentpunkte auf nunmehr 3,2 Prozent.

Grund für den starken Zuwachs an Arbeitslosen im Bereich der Grundsicherung für Arbeitsuchende sei, so Naumann weiter, der starke Zustrom ukrainischer Flüchtlinge als Folge des russischen Angriffskriegs. So sei die Zahl der ausländischen Arbeitslosen im Berichtsmonat um 68,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat angewachsen. Damit einhergehend, stieg auch die Zahl der Menschen, die finanzielle Hilfen vom Jobcenter erhalten im Dezember weiter an. So waren im aktuellen Monat insgesamt 14.971 Männer und Frauen auf Unterstützung angewiesen. Rund 17,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig betreut das Jobcenter im Dezember 6.709 nicht erwerbsfähige Leistungsberechtigte. 20,8 Prozent mehr als im Vorjahr. „Dabei handelt es sich in der Regel um Kinder unter 15 Jahren“, erläutert Naumann und weiter: „Diese Entwicklung spiegelt die Tatsache wider, dass besonders viele Frauen mit ihren Kindern zu uns geflüchtet sind.“ Aufgrund des Anstiegs der Leistungsberechtigten nahm auch die Zahl der Bedarfsgemeinschaften, also der Haushalte, die Unterstützung vom Jobcenter erhalten, zu. Insgesamt waren im Dezember 10.935 Haushalte auf Unterstützung angewiesen. 107 mehr als noch im Vormonat und sogar 1.518 mehr als im Vorjahresmonat.

Trotz der steigenden Zahlen blickt Naumann zuversichtlich auf das kommende Jahr. „Die ukrainischen Flüchtlinge sind hochmotiviert und wollen arbeiten“, betont sie. Einziges Hindernis: mangelnde Sprachkenntnisse bremsen eine erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt häufig aus. Daher absolvieren derzeit viele Ukrainerinnen einen Sprachkurs, um Deutsch zu lernen. „Wenn sie unsere Sprache besser verstehen und auch sprechen, sind sie der Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung einen großen Schritt nähergekommen“, so Naumann. Zumal aufgrund des Fachkräftemangels der Bedarf an fähigem und motiviertem Personal groß sei.

Der Blick in die Region

Der Arbeitsmarkt im Münsterland

Die Arbeitslosenquote lag im Dezember im Münsterland bei 4,2 Prozent und erhöhte sich damit gegenüber dem Vormonat um 0,1 Prozentpunkte. Vor einem Jahr lag sie mit 3,6 Prozent allerdings spürbar niedriger. Aktuell sind münsterlandweit 39.531 Personen arbeitslos gemeldet, 759 mehr als im Vormonat. Gegenüber dem Vorjahr stieg die Arbeitslosigkeit um 5.660 Personen, das entspricht einem Anstieg um 16,7 Prozent.

Die Arbeitslosenquoten stiegen im Vergleich zum Vormonat in allen drei Arbeitsagenturen im Münsterland um 0,1 Prozentpunkte. Die Arbeitslosenquoten lagen im Dezember bei 3,6 Prozent für die Arbeitsagentur Coesfeld, im Bezirk der Arbeitsagentur Rheine betrug sie 4,5 Prozent und im Bereich der Agentur für Arbeit Ahlen-Münster 4,7 Prozent.

Die Arbeitskräftenachfrage der Unternehmen im Münsterland stieg leicht an. So meldeten die Betriebe und Verwaltungen der Region im Dezember 2.916 neue freie Stellen bei den Arbeitsagenturen. Das waren 212 mehr als im November und 12 mehr als im Dezember vor einem Jahr. Insgesamt können Arbeitsuchende damit münsterlandweit auf 17.701 offene Stellen zurückgreifen, 1.366 weniger mehr als im Vorjahresmonat.

 

Die Daten zum Arbeitsmarkt können Sie hier abrufen:  Daten.