Auf den ersten Blick zeigte sich der Ausbildungsmarkt recht ausgeglichen, denn die Zahl der Bewerber und der gemeldeten Ausbildungsstellen lagen im aktuellen Ausbildungsjahr relativ nah beieinander. Aber während junge Menschen immer mehr Chancen auf einen Ausbildungsplatz haben, wachsen gleichzeitig die Nachwuchssorgen der Unternehmen, zieht die Agentur für Arbeit Rheine Bilanz.
Für das jetzt begonnene Ausbildungsjahr meldeten sich 2.644 junge Menschen bei der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Rheine. Sie wünschten sich Unterstützung bei der beruflichen Orientierung und der Suche eines Ausbildungsplatzes. Das waren 67 Bewerberinnen und Bewerber mehr als im Vorjahreszeitraum. Gegenüber dem Ausbildungsjahr 2019, vor Beginn der Corona Pandemie, sank die Zahl der Ausbildungsplatzbewerber jedoch um 802 Jugendliche. Das entspricht einem Rückgang um mehr als 23 Prozent. Grund dafür ist unter anderem der demografische Wandel. So schrumpfte die Zahl der Abgängerinnen und Abgängern aus den allgemeinbildenden Schulen in den vergangenen zehn Jahren um 18 Prozent auf zuletzt 4.880.
Gleichzeitig setzt sich der Trend zum Besuch einer weiterführenden Schule oder eines Studiums weiter fort. So haben sich knapp 17 Prozent der Bewerberinnen und Bewerber für diesen Weg entschieden. Dabei kann ein weiterer Schulbesuch durchaus der richtige Weg sein, wenn man damit ein klares berufliches Ziel verknüpft. Wer eigentlich lieber Praxiserfahrung sammeln und eine Ausbildung machen möchte, sollte dieses Ziel auch zum aktuellen Zeitpunkt nicht aus den Augen verlieren. Denn es gibt weiterhin freie Ausbildungsplätze und ein Einstieg in die Ausbildung ist auch jetzt noch möglich.
Fast 96 Prozent der Bewerberinnen und Bewerbern und damit fast allen Jugendlichen, die durch die Berufsberatung der Arbeitsagentur betreut wurden, ist der gewünschte Weg geglückt. Sie haben eine Ausbildungsstelle oder eine passende Alternative, wie einen Studienplatz gefunden. Insgesamt 112 junge Menschen waren Ende September noch auf der Suche nach einem passenden Ausbildungsplatz, 13 mehr als im vergangenen Jahr. Dennoch blieben 390 der 3.103 Ausbildungsstellen, die Unternehmen und Verwaltungen seit Oktober 2022 bei der Agentur für Arbeit Rheine meldeten, unbesetzt. Das zeigt, dass es für Ausbildungsbetriebe es zunehmend schwierig wird, passende Auszubildende zu finden.
Für die Unternehmen macht das ein Umdenken erforderlich. Immer wichtiger wird es dabei für Arbeitgeber, aktiv auf junge Menschen zuzugehen und ihnen praktische Erfahrungen zum Beispiel durch Schnuppertage oder Praktika anzubieten. So können Jugendliche und junge Erwachsene Berufe und Betriebe erleben. Immer mehr Unternehmen verstehen Praktika als ein wichtiges Instrument und gestalten diese Einblicke in ihren Betrieb mit großem Engagement, um Jugendliche für sich zu begeistern. Daher sollten junge Menschen die Gelegenheit von Praktika und Hospitationen nutzen, um Berufe und Arbeitgeber kennenzulernen. Das gilt insbesondere für all diejenigen, die weiterhin auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind. Es kann sich dabei auch lohnen, offen für alternative Berufe zu sein und sie im Praktikum auszuprobieren. Unternehmen, die ihre Ausbildungsplätze für dieses Jahr noch besetzen wollen, bieten diese Möglichkeiten gerne an. Offene Ausbildungsstellen gab es zuletzt noch in vielen Berufen und Branchen, beispielsweise für angehende Einzelhandelskaufleute, Kaufleute für Büromanagement, zahnmedizinische Fachangestellte, Elektrotechniker oder Fachkräfte für Lagerlogistik. Junge Menschen, die bei der Suche nach Ausbildungsbetrieben und bei der Kontaktaufnahme Unterstützung wünschen, können sich an die Berufsberatung der Agentur für Arbeit Rheine wenden. Einen Termin kann man per Mail an Rheine.Berufsberatung@arbeitsagentur.de vereinbaren.