Fischwirt Florian Stadler lebt und liebt seinen Beruf

Ein gelungenes Beispiel für die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten.
 

28.11.2022 | Presseinfo Nr. 62

„Meine Arbeit ist so vielseitig und deshalb liebe ich sie. Die Aufzucht und Pflege von Fischen zählen genauso zu meinen Aufgaben wie sie zu fangen und herzurichten. Aber auch das Zimmern von Holzunterständen, das Schneiden von Bäumen und Sträuchern oder die Unterstützung in unserer Gastronomie fallen in meinen Aufgabenbereich“, erzählt Florian Stadler. Der 21Jährige hat seine Ausbildung zum Fischwirt bei der Herzoglichen Fischzucht in Wildbad Kreuth im Sommer erfolgreich abgeschlossen. Dabei war sein beruflicher Weg nicht immer leicht: „Ich habe 2017 meine Mittlere Reife gemacht und hatte während der Prüfungsphase ständig Kopfschmerzen. Ich dachte eigentlich, dass der Stress der Grund dafür sei. Doch leider kam dann, nur vier Tage nachdem ich meine Ausbildung begonnen hatte, heraus, dass ich einen Tumor im Kleinhirn habe. Dann hieß es leider erst einmal Krankenhaus statt Ausbildung“, erzählt er.

Sein Arbeitgeber Alexander Wiemann, der zu dem jungen Mann während der Zeit des krankheitsbedingten Ausfalls Kontakt hatte, sagt: „Ich kannte Florian schon mehrere Jahre, bevor er die Ausbildung bei uns begonnen hat, da er immer wieder hier vorbeikam und geholfen hat. Als er dann gleich zu Beginn der Ausbildung wegen der schlimmen Krankheit ausfiel, war das für uns alle ein Schock. Für uns war aber auch sofort klar, dass wir zu ihm in Kontakt bleiben und alles tun werden, um seine Rückkehr in die Ausbildung zu unterstützen“, sagt er. „Als sich Florians gesundheitliche Situation dann zum Glück wieder stabilisiert hatte und der erneute Start in die Ausbildung in greifbare Nähe rückte, zeichnete sich ab, dass er zeitlich reduziert arbeiten kann. Wir haben dann Kontakt zur Agentur für Arbeit aufgenommen, um uns wegen Unterstützungsmöglichkeiten zu informieren. Der Austausch mit den Ansprechpartnern*innen hat immer sehr gut funktioniert, so dass auch ich als kleiner Arbeitgeber, der vorher noch keine Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt hatte, schnell die Hilfe bekommen habe, die ich brauchte. Ich möchte deshalb andere Betriebe ermutigen, das Angebot zu nutzen.“

Eva Ludwig, die Beraterin von Florian Stadler bei der Agentur für Arbeit, berichtet über die gemeinsamen Gespräche Anfang 2019: „Florian hatte zu diesem Zeitpunkt bereits mit der beruflichen Wiedereingliederung für drei Stunden am Tag bei der Fischzucht begonnen. Als sich dann positiver Weise abzeichnete, dass er die Ausbildung im Sommer voraussichtlich wiederbeginnen kann, haben wir über den Ausbildungszuschuss als Unterstützungsmöglichkeit gesprochen“, sagt sie. Und weiter: „Im Laufe der Ausbildung wurde deutlich, dass Florian nicht mehr so schwer heben kann. Daraufhin haben wir gemeinsam überlegt, wie wir helfen können.“ An dieser Stelle kamen bei der Agentur für Arbeit die Ansprechpartner für Fragen zur Einrichtung von Arbeitsplätzen für Menschen mit Einschränkungen ins Spiel: „Mein Vorgänger Maximilian Röckl, der inzwischen im Ruhestand ist, hat in enger Abstimmung mit Herrn Stadler und durch einen intensiven Austausch den Hoflader als das richtige Gerät gefunden, um Florian bei seiner täglichen Arbeit, dem Transport von Fischen oder auch von Grünschnitt oder im Winter dem Schneeräumen, zu unterstützen“, sagt Barbara Eringer, die in diesem Bereich arbeitet. „Wir freuen uns, dass wir hier viele Möglichkeiten in unterschiedlichen Arbeitsfeldern und -umgebungen haben und möchten Interessierte einladen sich gerne bei uns zu melden.“

Florian Stadler konnte seine Ausbildung im Sommer 2019 beginnen und hat diese in der regulären Dauer von drei Jahren – trotz reduzierter Arbeitszeit und den Herausforderungen der Coronapandemie mit Homeschooling etc. – erfolgreich abgeschlossen. Jetzt geht der junge Fischwirt in seiner Arbeit voll auf und spricht darüber: „Ich habe hin und wieder Gleichgewichtsprobleme und kann halt nicht so schwer heben. Aber sonst kann ich genauso arbeiten wie meine Kollegen und dafür bin ich sehr dankbar.“ Sein Arbeitgeber Alexander Wiemann bestätigt dies und beide ermutigen Menschen mit Einschränkungen und Arbeitgeber*innen einander eine Chance zu geben und es miteinander zu versuchen, da beide Seiten davon profitieren können. 

Michael Schankweiler, der Leiter der Rosenheimer Arbeitsagentur und Bereichsleiter Fabian Wilhelm, denen Menschen wie Florian sehr am Herzen liegen, bestätigen dies: „Es ist bewundernswert, dass der junge Mann seine Ausbildung in der regulären Zeit   erfolgreich abgeschlossen hat. Dabei freut es uns auch besonders wie die Zusammenarbeit von ihm und allen Ansprechpartnern im Ausbildungsbetrieb über die gesamte Zeit so gut funktioniert hat. Wir sind wirklich froh, dass es Arbeitgeber*innen wie Alexander Wiemann gibt, die Menschen mit Einschränkungen eine Chance geben. Denn so können Schätze gehoben werden, von denen beide Seiten profitieren. Menschen wie Florian Stadler sind richtige „Mutmacher“, sagen sie. Michael Schankweiler fügt hinzu: „Ich möchte Interessierte – Bewerber*innen- und Arbeitgeber*innen – einladen sich bei unseren Kolleginnen und Kollegen zu melden, die auf die Betreuung von Menschen mit Einschränkungen spezialisiert sind. Diese nehmen sich viel Zeit, um in ausführlichen Gesprächen über die individuelle Situation zu reden und berufliche Perspektiven zu erarbeiten. Dabei gibt es vielseitige Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten.“

Die Ansprechpartner*innen sind unter den Rufnummern 08031 / 202-271 (Agentur für Arbeit), 08031 / 40894-323 (Jobcenter Rosenheim Stadt), 08031 / 9015-200 (Jobcenter Landkreis Rosenheim) und 08041 / 7854-381 (Jobcenter Bad Tölz-Wolfratshausen) erreichbar.

Weitere Informationen unter www.arbeitsagentur.de/menschen-mit-behinderungen.