Der konjunkturelle Stillstand lässt auch den hiesigen Arbeitsmarkt nicht kalt. Indikatoren wie der Anstieg der Kurzarbeit, ein Rückgang der Beschäftigung im Verarbeitenden Gewerbe und in der Arbeitnehmerüberlassung sowie die hohe Zahl an anzeigepflichtigen Entlassungen sprechen für herausfordernde Zeiten. Die Arbeitslosenquote bewegt sich zwar seit Monaten auf einem verhältnismäßig niedrigen Niveau (aktuell 4,1 Prozent für die Region Schwarzwald-Baar-Heuberg), doch das sage wenig zur Dynamik aus, die aktuell am Arbeitsmarkt erlebbar sei, informierte Sylvia Scholz im Gespräch. Das Ungewöhnliche an den aktuellen Arbeitsmarktsituation ist, dass die Anzahl der Bürgerinnen und Bürger, die sich aus der Erwerbstätigkeit heraus neu arbeitslos melden, deutlich zugenommen hat (im Juli 17,8 Prozent mehr als im Vorjahresmonat), gleichzeitig aber viele Arbeitssuchende einen neuen Arbeitsplatz finden (im Juli 24,2 Prozent mehr als im Vorjahresmonat). „Von dieser Entwicklung sind einzelne Branchen stärker betroffen. Auffällig ist die Entwicklung, dass der eine Betrieb Mitarbeiter entlässt, während ein anderer aus derselben Branche aufgrund der guten Auftragslage dringend Fachkräfte sucht“, so Scholz.
„Auch im Jobcenter sind die wirtschaftlichen Verwerfungen deutlich spürbar“, ergänzte Mike Kalinasch. „Für die Kundinnen und Kunden des Jobcenters wird es wieder schwerer, in den Arbeitsmarkt einzumünden.“ Durch die hohe Zahl an Arbeitslosen, die direkt aus einer Erwerbstätigkeit kommen, sinken die Arbeitsmarktchancen für diejenigen Personen, die schon länger arbeitslos sind, Betreuungspflichten haben oder die über keine aktuelle berufliche Qualifikation verfügen. Auch die bisher sehr erfolgreiche Integrationsarbeit für geflüchtete Menschen werde dadurch erschwert.
„Hier kommt das Thema Weiterbildung ins Spiel – und zwar nicht nur bei Arbeitslosen, sondern auch bei den in den Unternehmen Beschäftigten“, bemerkte Scholz. „Durch den Wandel am Arbeitsmarkt haben die Bürgerinnen und Bürger auch in unserer Region einen hohen Bedarf, ihre beruflichen Kenntnisse auf den aktuellsten Stand zu bringen oder durch eine Ausbildung oder Fortbildung zu der dringend am Arbeitsmarkt benötigten Fachkraft zu werden. Egal ob Berufsabschluss nachholen, Sprachkenntnisse ausbauen oder vorhandene berufliche Qualifikationen anpassen – damit können wir mehr Nachhaltigkeit in bestehenden Beschäftigungsverhältnissen erreichen und Menschen, die bisher ungelernt beschäftigt waren und immer wieder von Arbeitslosigkeit betroffen waren, dauerhaft in den Arbeitsmarkt integrieren!“
Ein weiteres Thema im Gespräch war die Kinderbetreuung. Ein gutes Betreuungsangebot ist eine wichtige Voraussetzung für die Steigerung der Erwerbsbeteiligung. Viele Elternteile möchten gerne in den Beruf zurückkehren oder ihre Arbeitszeit erhöhen, haben aber kein Betreuungsangebot. Dies sei ebenfalls wichtig für die Arbeitsmarktintegration von geflüchteten Menschen, betonte Kalinasch. Eine fehlende Versorgung der Kinder hindere viele – vor allem alleinerziehende – arbeitslose Elternteile daran, eine Arbeit aufzunehmen. „Der Ausbau der Kinderbetreuungsangebote muss vorangetrieben werden, damit allen Eltern, die arbeiten möchten, ein Angebot zur Verfügung steht“, waren sich Bonath, Scholz und Kalinasch einig. Das sei auch ein Wunsch für ihre eigenen Mitarbeitenden mit Erziehungspflichten, merkte Scholz an. Abschließend bedankte sich Frank Bonath für die Impulse und den Austausch.