Entwicklung Arbeitsmarkt im Dezember
• 11.512 Arbeitslose im Agenturbezirk
• 388 Arbeitslose weniger als im Vormonat
• Arbeitslosenquote sinkt auf 4 Prozent
Die Zahl der Arbeitslosen in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg ist zum vierten Mal in Folge gesunken. Zum Stichtag Mitte Dezember waren 11.512 Männer und Frauen ohne Arbeit, 388 Personen weniger als noch im November. Mit minus 3,3 Prozent verzeichnete die Agentur für Arbeit Rottweil - Villingen-Schwenningen landesweit den stärksten Rückgang der Arbeitslosenzahlen im Dezember. „Zum einen liegt die Zahl derjenigen Personen, die ihre Arbeitslosigkeit beenden und ein Beschäftigung aufnehmen konnten, erfreulicherweise über den Werten der Vorjahre“, beschreibt Sylvia Scholz, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Rottweil – Villingen-Schwenningen die Situation. „Mehr Arbeitsaufnahmen gab es insbesondere in den Verkehrs-, Logistik- und Fertigungsberufen. Andererseits halten viele Betriebe ihre Beschäftigten, unterstützt durch Kurzarbeit.“ Die Arbeitslosenquote im Agenturbezirk sank im Dezember auf 4 Prozent und liegt damit wieder unter dem Landesschnitt von 4,2 Prozent. Der winterliche Lockdown, der seit dem 16. Dezember neuerliche Einschränkungen für Einzelhandel, Gastronomie, Kultur- und Freizeitbetriebe sowie für viele Dienstleister zur Folge hat, kann sich in den aktuellen Zahlen aufgrund des statistischen Stichtages (10. Dezember) noch nicht wiederspiegeln.
Jahresrückblick Arbeitsmarkt 2020
In den letzten zehn Jahren war der Arbeitsmarkt von einer langanhaltenden wirtschaftlichen
Wachstumsphase geprägt. Internationale Handelskonflikte, der EU-Austritt des
Vereinigten Königreiches, die Transformation in der Automobilindustrie und der Beginn
der Strukturkrise im verarbeitenden Gewerbe dämpften dieses Wirtschaftswachstum
bereits im Jahr 2019. Die Corona-Krise überlagerte diese konjunkturelle Schwächephase
im zweiten Quartal des vergangenen Jahres und sorgte ab April 2020 für einen
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weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit. Mit dem Herbstaufschwung setze eine leichte Erholung
auf dem Arbeitsmarkt ein, viele Unternehmen waren wieder auf Wachstumskurs
und Auftragsspitzen wurden abgebaut, mehr Menschen konnten ihre Arbeitslosigkeit
beenden. „Angesichts der immensen Herausforderungen zeigte sich der Arbeitsmarkt
2020 vergleichsweise robust, Wirtschaftshilfen und Stabilisierungsmaßnahmen wie das
Kurzarbeitergeld konnten eine noch höhere Arbeitslosigkeit verhindern“, sagt Sylvia
Scholz rückblickend. Die Teams der Leistungsgewährung werden weiterhin von Kolleginnen
und Kollegen aus benachbarten Bereichen unterstützt und zusätzlich wurden
befristet neue Mitarbeiter eingestellt, um die hohen Antragszahlen zu stemmen. „Die
Lage bleibt angespannt und ab wann mit einer nachhaltigen Erholung gerechnet werden
kann, ist stark vom Infektionsgeschehen abhängig. Bis dahin stellen wir eine zügige
Leistungsbearbeitung und Auszahlung von Kurzarbeitergeld und Arbeitslosengeld in
dieser für alle Beteiligten herausfordernden Situation sicher. Parallel dazu zielt unsere
Weiterbildungsförderung als präventive Maßnahme darauf ab, die Beschäftigten am Arbeitsmarkt
zu halten und fit für zukünftige Anforderungen zu machen.“
Arbeitslosigkeit
Im Jahresschnitt waren in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg 11.282 Männer und
Frauen arbeitslos gemeldet, 3.651 oder 47,8 Prozent mehr als 2019. Die Arbeitslosenquote
betrug im Jahresdurchschnitt 4 Prozent (plus 1,3 Prozentpunkte im Vergleich zu
2019).
Verlauf der Arbeitslosigkeit 2019 und 2020. Im Dezember waren 3.211 mehr Menschen arbeitslos als vor
einem Jahr. Agentur für Arbeit Rottweil - Villingen-Schwenningen (Quelle: Statistik der Bundesagentur für
Arbeit)
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
+ 3.211
8.301
11.512
2019 2020
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Der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Bereich der Arbeitslosenversicherung (SGB III) betrug
im Jahresschnitt 68 Prozent. Die Arbeitslosenzahl in der Grundsicherung (Rechtskreis
SGB II) reagiert auf Konjunktureinflüsse meist schwächer und später als in der
Arbeitslosenversicherung (Rechtskreis SGB III). Auch in der Corona-Krise stieg die Arbeitslosigkeit
in der Grundsicherung deutlich schwächer als in der Arbeitslosenversicherung.
Im Jahresdurchschnitt 2020 waren dies 22,6 Prozent. Mit der negativen Arbeitsmarktentwicklung
nahm die Anzahl der Langzeitarbeitslosen – Menschen, die länger als
ein Jahr arbeitslos sind – zu: Im Bereich der Arbeitslosenversicherung (SGB III) waren
im Jahresschnitt 528 langzeitarbeitslose Personen gemeldet, das ist ein Anstieg von
90,3 Prozent zum Vorjahreswert. Die Mehrzahl der Langzeitarbeitslosen erhält jedoch
Leistungen aus der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II): 2020 waren das im
Schnitt 1.576 Personen (plus 27,5 Prozent). „In der aktuellen Krise haben besonders
geringqualifizierte Arbeitslose ein erhöhtes Risiko, dass aus dem kurzfristigen Jobverlust
Langzeitarbeitslosigkeit wird“, beschreibt Sylvia Scholz. „In dieser Situation setzen
Jobcenter und die Agenturen für Arbeit auf eine Verbesserung der Qualifikation und
abschlussorientierte Weiterbildung, um anschließend auf dieser Basis eine möglichst
dauerhafte Arbeitsaufnahme zu ermöglichen.“
Schwarzwald-Baar-Kreis Jahreswerte 2020
5.393 Arbeitslose im Jahresdurchschnitt (plus 50,8 Prozent)
SGB III: 3.209 Personen (plus 71 Prozent)
SGB II: 2.183 Personen (plus 28,5 Prozent)
Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt: 4,4 Prozent (2019: 3 Prozent)
Landkreis Rottweil Jahreswerte 2020
2.742 Arbeitslose im Jahresdurchschnitt (plus 46,5 Prozent)
SGB III: 1.846 Personen (plus 67 Prozent)
SGB II: 896 Personen (plus 17 Prozent)
Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt: 3,4 Prozent (2019: 2,3 Prozent)
Landkreis Tuttlingen Jahreswerte 2020
3.147 Arbeitslose im Jahresdurchschnitt (plus 44,2 Prozent)
SGB III: 2.064 Personen (plus 64,5 Prozent)
SGB II: 1.084 Personen (plus 16,7 Prozent)
Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt: 3,8 Prozent (2019: 2,7 Prozent)
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Kurzarbeit
Kurzarbeit hat sich in der Krise als flexibles Instrument bewährt, um Arbeitsplätze zu
erhalten und Kündigungen zu vermeiden. Die angezeigte Kurzarbeit ist ein wichtiger
Indikator für die Entwicklung des Arbeitsmarktes und signalisiert, wie viele Betriebe für
welche Anzahl ihrer Beschäftigten Kurzarbeit planen. Da sich die Auftragslage der Betriebe
ändern kann, handelt es sich um eine reine Absichtserklärung – das bedeutet,
dass die Kurzarbeit für weniger Beschäftigte oder für einen kürzeren Zeitraum oder sogar
gar nicht erfolgen kann.
Angezeigte Kurzarbeit
Seit Beginn der Corona-Pandemie wurde Kurzarbeit in einem bisher noch nie erlebten
Umfang angezeigt. Der Höhepunkt des Jahres 2020 wurde im April erreicht: In diesem
Monat gingen 3.988 Anzeigen von Betrieben aus dem Agenturbezirk ein. Damit wurde
Kurzarbeit für 58.818 Beschäftigte angemeldet. Im dritten Quartal gingen die Anzeigen
mit dem konjunkturellen Erholungskurs deutlich zurück und erreichten im August ihren
Tiefstand seit Beginn der Corona-Krise. Aufgrund der steigenden Infektionszahlen im
Herbst und den damit einhergehenden neuen Beschränkungen stieg die angezeigte
Kurzarbeit im vierten Quartal erneut an. Im Dezember setzte sich die Entwicklung mit
433 Anzeigen für 3.099 Personen fort.
Insgesamt gingen 2020 kumuliert 7.017 Anzeigen für 99.086 Personen ein (2019: 392
Anzeigen für 5.951 Personen). Bei der Summe können allerdings Doppelzählungen
durch Betriebe auftreten, die in 2020 mehr als eine Anzeige abgegeben haben, weil sie
die Kurzarbeit für mindestens drei Monate unterbrochen haben oder weil die erste Anzeige
nur für ein halbes Jahr galt.
Anzeigen konjunkturelle Kurzarbeit 2020, Agentur für Arbeit Rottweil-Villingen-Schwenningen (Quelle: Statistik
der Bundesagentur für Arbeit, eigene Darstellung)
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Realisierte Kurzarbeit
Die Statistik über die realisierte Kurzarbeit gibt den tatsächlichen Arbeitsausfall an. Anträge
mit Abrechnungslisten der Betriebe können innerhalb einer Frist von drei Monaten
nach dem Monat mit Kurzarbeit abgegeben werden, weshalb die Daten erst nach einer
5-monatigen Wartezeit vollzählig sind und veröffentlicht werden.
Realisierte Kurzarbeit 2020, Agentur für Arbeit Rottweil-Villingen-Schwenningen (Quelle: Statistik der Bundesagentur
für Arbeit, eigene Darstellung)
Im Mai 2020 war rund jeder vierte sozialversicherungspflichtige Beschäftigte im Agenturbezirk
von Kurzarbeit betroffen: Die Kurzarbeiterquote erreichte in diesem Monat ihren
Höchststand von 24,9 Prozent. 3.648 Betriebe bezogen in diesem Monat für 53.444
Beschäftigte Kurzarbeitergeld. Rund zwei Drittel der Beschäftigten kamen aus dem Verarbeitenden
Gewerbe, vor allem aus der Metall- und Elektroindustrie. Aber auch Dienstleistungsbereiche
wie Handel und Gastronomie waren stark von Kurzarbeit betroffen.
Beschäftigung
Im Laufe des Jahres 2020 nahm die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im
Agenturbezirk mit seinen drei Landkreisen ab. Insgesamt sank die Zahl der Beschäftigten
um 1,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf insgesamt 212.194 Personen (minus
3.060 Personen). Das Verarbeitende Gewerbe zeigte bereits seit Mitte 2019 eine
Schwächetendenz, die sich mit der Corona-Krise beschleunigte: Die Beschäftigung
sank um 2,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2020: 97.697 Personen, minus 2.661
Beschäftige). Im Gastgewerbe war prozentual gesehen ein noch stärkerer Beschäftigungsrückgang
mit minus 5,7 Prozent zu verzeichnen (2020: 4.130 Personen, minus
248 Beschäftigte). Die Daten beziehen sich auf den Stichtag vom 30. Juni 2020.
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Stellenmarkt
Im Jahr 2020 war die Nachfrage nach Arbeitskräften verhalten. In wirtschaftlich angespannten
Lagen wechseln Beschäftigte seltener ihren Arbeitsplatz. Diese niedrigere
Fluktuation trägt neben dem zurückhaltenden Personalbedarf der Unternehmen dazu
bei, dass weniger Stellen zu besetzen sind. Insgesamt wurden im Agenturbezirk knapp
ein Drittel weniger Arbeitskräfte nachgefragt als 2019. Der Bestand an gemeldeten Arbeitsstellen
fiel im Jahresschnitt 30,9 Prozent geringer aus. Im Dezember waren zuletzt
582 Stellenangebote weniger im Bestand als vor einem Jahr.
Entwicklung der gemeldeten Arbeitsstellen in den Jahren 2019 und 2020. Im Dezember gab es 582 Stellenangebote
weniger im Bestand als vor einem Jahr. Agentur für Arbeit Rottweil-Villingen-Schwenningen
(Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit)
Ausbildungsmarkt
Die Corona-Pandemie hat den Ausgleich auf dem Ausbildungsmarkt deutlich verlangsamt,
aufgrund des Lockdowns im Frühjahr verzögerten sich Auswahl- und Entscheidungsprozesse.
Im Agenturbezirk Rottweil – Villingen-Schwenningen hatten Bewerber
jedoch weiterhin gute Chancen: Auf 100 gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen kamen
rechnerisch 68 gemeldete Bewerber. Kleine und mittlere Unternehme, die an ihrer
Ausbildungsbereitschaft festhalten, können seit August mit dem Bundesprogramm Ausbildungsplätze
sichern Förderleistungen beantragen, um die Folgen der Corona-Pandemie
abzufedern. Die Vermittlungsaktivitäten der Berufsberatung laufen indes weiter: Im
sogenannten „5. Quartal“ von Oktober bis Dezember können erfahrungsgemäß einige
der noch unbesetzten Ausbildungsstellen besetzt werden und noch unversorgte Bewerber
werden dabei unterstützt, einen Ausbildungsplatz oder eine Alternative finden. Die
Bilanz zur Nachvermittlung erscheint mit dem nächsten Arbeitsmarktbericht am 29. Januar.