Jahresrückblick 2022 - Arbeitsmarkt ist stabil – größte Herausforderung ist die Überalterung der Beschäftigten

„Das Jahr 2022 war von der wirtschaftlichen Erholung nach den beiden Pandemiejahren und den Auswirkungen durch den Ukrainekrieg geprägt. Dennoch hat sich der Arbeitsmarkt im Laufe des Jahres stabil gehalten, ein Einbruch blieb aus. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Jahresverlauf war moderat und wurde aufgrund der Betreuung der ukrainischen Arbeitslosen vorwiegend in den Jobcentern sichtbar.
Drei Megatrends werden die künftige Entwicklung des Arbeitsmarkts prägen: Digitalisierung, Dekarbonisierung und demografischer Wandel. Infolge dessen gilt es einerseits die weitere Integration von Arbeitslosen in den Arbeitsmarkt voranzubringen und andererseits als Dienstleister am Arbeitsmarkt die aktuellen Herausforderungen der Transformation der Arbeitswelt zu meistern, die durch die Corona-Krise weiter beschleunigt wurde – Beispiele sind das Homeoffice und der Onlinehandel. Auch die Umsetzung des Bürgergeldes und die Fachkräftezuwanderung sowie den Bereich der Weiterbildung und Qualifizierung gilt ist zu meistern. Diese Herausforderungen können nur gemeinsam mit den Akteuren und Netzwerkpartnern gestaltet werden“
, so Birgit Ruhland, Chefin der Arbeitsagentur Sachsen-Anhalt Ost.

18.01.2023 | Presseinfo Nr. 7

Die Unternehmen halten an ihren Fach- und Arbeitskräften fest. Im Jahresdurschnitt 2022 haben sich 4 Prozent weniger arbeitslos gemeldet als ein Jahr zuvor. Die Arbeitslosenquote lag 2022 bei 6,9 Prozent und damit unter der des Landes Sachsen-Anhalt (7,1 Prozent).

Mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftigte

Im Juni 2022 waren 132.923 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Im Vergleich zu Juni 2021 stieg die Anzahl um 181 Männer und Frauen (plus 0,1 Prozent). 71 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten gehen in Vollzeit arbeiten und 29 Prozent sind teilzeitbeschäftigt.

Im Jahresdurchschnitt über 500 weniger Arbeitslose als 2021

Im Jahresdurchschnitt 2022 waren 12.308 Frauen und Männer im Agenturbezirk von Arbeitslosigkeit betroffen. Das waren 518 Personen weniger als im Jahresdurchschnitt 2021. Fast 29,7 Prozent der Arbeitslosen sind der Arbeitslosenversicherung (SGB III) zu zuordnen und 70,3 Prozent dem Bereich der Grundsicherung (SGB II). Aufgrund der Betreuung der Ukrainerinnen und Ukrainer stieg die Anzahl der Arbeitslosen in der Grundsicherung.

Arbeitslosenquote unter dem Landesniveau

Im Jahresdurchschnitt lag die Arbeitslosenquote 2022 bei 6,9 Prozent und damit unter dem Landesniveau von 7,1 Prozent. Die Arbeitslosenquote reduzierte sich im Jahresvergleich 2021 zu 2022 um 0,20,6 Prozentpunkte (Land Sachsen-Anhalt: minus von 0,2 Prozentpunkte).

Fast 1.200 Jugendliche unter 25 Jahre ohne Job

Die Jugendarbeitslosigkeit blieb zum Vorjahr annähernd unverändert. Durchschnittlich waren 1.140 junge Menschen ohne Beschäftigung, 11 junge Erwachsene weniger als noch ein Jahr zuvor. Der Übergang von der Ausbildung ins Arbeitsleben ist gerade für Jugendliche, die noch am Beginn ihres Erwerbslebens stehen, entscheidend für ihr weiteres (Erwerbs-) Leben.

Anteil älterer Arbeitnehmer im Jahresdurschnitt gesunken

Im Jahr 2022 waren über 3.500 Personen aller Arbeitslosen 55 Jahre und älter. Dies entsprach einem Anteil von 29,1 Prozent. In 2021 lag der Anteil an lebensälteren Arbeitslosen ebenfalls bei 29,1 Prozent (3.737 Männer und Frauen).
Um den Fachkräftebedarf zu sichern, gilt es, auch älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern eine Chance des Wiedereinstiegs in das Erwerbsleben zu geben und ihre Berufs- und Lebenserfahrung zu nutzen. Dieses Potenzial sollte noch von mehr Arbeitgebern genutzt werden.

In 2022 weniger Bedarfsgemeinschaften als 2021

Im Jahresdurchschnitt 2022 waren es 572 weniger Bedarfsgemeinschaften, als im Jahr 2021. Damit sank die Anzahl, der von Grundsicherung abhängigen Familien, auf 15.524 Bedarfsgemeinschaften. Auch die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberichtigten hat im Jahresvergleich abgenommen. Waren 2021 noch 19.927 Frauen und Männer Leistungen der Grundsicherung, waren es 2022 noch 19.319 Personen, was einem Minus von 3 Prozent entspricht.

Arbeitskräftenachfrage auf hohem Niveau

Der Zugang an offenen Stellen stieg im Vergleich zum Jahr 2021 um 543 Stellen auf 9.588 (plus 6 Prozent). Der Bestand an offenen Stellen hat sich im Jahresdurschnitt erhöht. Waren 2021 noch 3.068 offene Stellen im Bestand, waren es 2022 bereits 3.891 Stellen. Hier wird deutlich, dass das Angebot an Arbeitskräften nicht immer mit der Nachfrage übereinstimmt. Beispielhaft zeigt das der hohe Anteil der Langzeitarbeitslosen (fast 40 Prozent), deren einmal erworbene Qualifikationen nicht mehr dem heutigen Anforderungsniveau entspricht.

Ausblick auf die Herausforderungen

„Sorge bereitet die immer schwieriger werdende Suche nach Fachkräften, die die Wirtschaft bereits jetzt vor ernste Herausforderungen stellt. Um den Bedarf an Fach- und Arbeitskräften zu decken, ist es unsere gemeinsame Herausforderung möglichst allen arbeitsuchenden Menschen Perspektiven zu geben, egal ob langzeitarbeitslos, schwerbehinderten oder älter und unsere vorhandenen Potenziale zu nutzen, z.B. durch die Ausweitung von Mini-Jobs in Teil- oder Vollzeitarbeit“, erklärt Ruhland.
Im Jahr 2023 wird weiterhin Aus- und Weiterbildung als Strategie zur Bewältigung des Fachkräftemangels noch wichtiger. „Die Arbeitsagentur kann Unternehmen und Mitarbeiter fördern und Weiterbildungskosten übernehmen. Damit können beispielsweise innerbetriebliche Aufstiegsketten gebildet werden, die letzten Endes auch eine Beschäftigungschance für eine langzeitarbeitslosen Bewerber eröffnen. Um den Personalbedarf auch in Zukunft decken zu können, kann die gezielte Fachkräfteeinwanderung neben dem verfügbaren inländischen Arbeitskräftepotential eine zukünftige Chance darstellen“, so Ruhland.