Jahresrückblick 2023

Konjunkturelle Auswirkungen sind spürbar am Arbeitsmarkt

31.01.2024 | Presseinfo Nr. 14

„Die Arbeitslosenquote in Sachsen-Anhalt Ost stieg im Jahresdurchschnitt 2023 leicht an. Dieser Anstieg spiegelt sich auch in den einzelnen Landkreisen und Städten der Region wider. Besonders betroffen waren bestimmte Gruppen wie Jugendliche, deren Arbeitslosenzahlen überproportional zunahmen.
Die Anzahl der Langzeitarbeitslosen blieb weitgehend unverändert, wobei der Prozentsatz der Langzeitarbeitslosen weiterhin auf einem hohen Niveau verharrt. Dies unterstreicht die andauernde Herausforderung, Langzeitarbeitslosigkeit effektiv zu bekämpfen.
Im Bereich der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung zeigte sich ein leichter Rückgang, der jedoch regional unterschiedlich ausfiel. Einige Branchen, wie die Bereich Verkehr und Lager, verzeichneten einen Zuwachs an Arbeitsplätzen, während in anderen Bereichen, wie dem Handel und der Arbeitnehmerüberlassung, Arbeitsplätze abgebaut wurden.
Die Arbeitslosigkeit unter Ausländern erhöhte sich überproportional, was auf die Herausforderungen der Integration und die Auswirkungen der humanitären Migration, insbesondere aus der Ukraine, hinweist.
Insgesamt spiegeln die regionalen Daten der Agentur für Arbeit für Sachsen-Anhalt Ost die allgemeinen Herausforderungen wider, vor denen der Arbeitsmarkt in Deutschland 2023 stand. Dazu gehörten die Auswirkungen der schwachen Konjunktur, die Bedeutung der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund und die anhaltende Herausforderung der Langzeitarbeitslosigkeit.
Die konjunkturellen Auswirkungen zeigen sich auch bei den gemeldeten Stellen regionalen Unternehmen. Im Jahr 2023 wurden 6.930 neue Stellen der Arbeitsagentur gemeldet, das waren knapp 28 Prozent als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote lag 2023 bei 7,5 Prozent und damit auf dem Niveau des Landes Sachsen-Anhalt (7,5 Prozent)“, so Olaf Ruch, Chef der Arbeitsagentur Sachsen-Anhalt Ost.

Weniger sozialversicherungspflichtige Beschäftigte
Im Juni 2023 waren 131.714 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Im Vergleich zu Juni 2022 sank die Anzahl um 1.209 Männer und Frauen (minus 0,9 Prozent). 71 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten gehen in Vollzeit arbeiten und 29 Prozent sind teilzeitbeschäftigt.

Im Jahresdurchschnitt über 950 mehr Arbeitslose als 2022
Im Jahresdurchschnitt 2023 waren 13.265 Frauen und Männer im Agenturbezirk von Arbeitslosigkeit betroffen. Das waren 958 Personen mehr als im Jahresdurchschnitt 2022. Fast 29,7 Prozent der Arbeitslosen sind der Arbeitslosenversicherung (SGB III) zu zuordnen und 70,3 Prozent dem Bereich der Grundsicherung (SGB II). Aufgrund der Betreuung der Ukrainerinnen und Ukrainer stieg die Anzahl der Arbeitslosen in der Grundsicherung.

Arbeitslosenquote auf dem Landesniveau
Im Jahresdurchschnitt lag die Arbeitslosenquote 2023 bei 7,5 Prozent und damit auf dem Landesniveau von 7,5 Prozent. Die Arbeitslosenquote stieg im Jahresvergleich 2022 zu 2023 um 0,6 Prozentpunkte.

Fast 1.250 Jugendliche unter 25 Jahre ohne Job
Die Jugendarbeitslosigkeit stieg zum Vorjahr. Durchschnittlich waren 1.252 junge Menschen ohne Beschäftigung, 112 junge Erwachsene mehr als noch ein Jahr zuvor. Der Übergang von der Ausbildung ins Arbeitsleben ist gerade für Jugendliche, die noch am Beginn ihres Erwerbslebens stehen, entscheidend für ihr weiteres (Erwerbs-) Leben.

Anteil ältere Arbeitnehmer im Jahresdurschnitt gestiegen
Im Jahr 2023 waren über 3.900 Personen aller Arbeitslosen 55 Jahre und älter. Dies entsprach einem Anteil von 29,6 Prozent. In 2022 lag der Anteil an lebensälteren Arbeitslosen bei 29,1 Prozent (3.577 Männer und Frauen). Um den Fachkräftebedarf zu sichern, gilt es, auch älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern eine Chance des Wiedereinstiegs in das Erwerbsleben zu geben und ihre Berufs- und Lebenserfahrung zu nutzen. Dieses Potenzial sollte noch von mehr Arbeitgebern genutzt werden.

In 2023 mehr Bedarfsgemeinschaften als 2022
Im Jahresdurchschnitt 2023 waren es 378 mehr Bedarfsgemeinschaften, als im Jahr 2022. Damit stieg die Anzahl, der von Grundsicherung abhängigen Familien, auf 15.918 Bedarfsgemeinschaften. Auch die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberichtigten hat im Jahresvergleich zugenommen. Waren 2022 noch 19.322 Frauen und Männer Leistungen der Grundsicherung, waren es 2023 schon 19.021 Personen, was einem Plus von 3,6 Prozent entspricht.

Arbeitskräftenachfrage auf niedrigerem Niveau
Der Zugang an offenen Stellen sank im Vergleich zum Jahr 2022 um 2.658 Stellen auf 6.930 (minus 27,7 Prozent). Auch der Bestand an offenen Stellen ist im Jahresdurchschnitt gesunken. Waren 2022 noch 3.891 offene Stellen im Bestand, waren es 2023 bereits 3.734 Stellen.

Ausblick auf die Herausforderungen
„Sorge bereitet die immer schwieriger werdende Suche nach Fachkräften, die die Wirtschaft bereits jetzt vor ernste Herausforderungen stellt und die demografische Situation in unserer Region. Um den Bedarf an Fach- und Arbeitskräften zu decken, ist es unsere gemeinsame Herausforderung möglichst allen arbeitsuchenden Menschen Perspektiven zu geben, egal ob langzeitarbeitslos, schwerbehinderten, älter oder mit Migrationshintergrund“, erklärt Ruch.
Im Jahr 2024 werden auch weiterhin Demographie, Digitalisierung und die Dekarbonisierung eine Hausforderung für unsere Region sein. In den nächsten 15 Jahren werden über 40 Prozent der Belegschaft in den Ruhestand gehen. Es muss uns gemeinsam gelingen, jeden Jugendlichen einen Ausbildungs- oder Studienplatz in seiner Heimat anzubieten. Mit Aus- und Weiterbildungsstrategien wird es uns gelingen den Prozess der Digitalisierung in den Unternehmen zu begleiten und auch die Auswirkungen der Dekarbonisierung zu minimieren“, so Ruch.