Familie und Beruf miteinander vereinbaren

Ob in der Gastronomie, im Gesundheits- oder Pflegebereich oder im Handwerk – viele Bereiche leiden unter einem Fachkräftemangel. Dabei ist es nicht nur schwer, Mitarbeitende zu finden, sondern auch, diese an Unternehmen zu binden. Ein guter Zeitpunkt insgesamt, aber auch anlässlich des bevorstehenden Frauentages, um Berufsrückkehrerinnen und -rückkehrern nach einer Elternzeit die Aufmerksamkeit zu widmen, die sie verdient haben.

02.03.2022 | Presseinfo Nr. 14

Nicht wenige von ihnen haben sich in der Elternzeit mit ihrer beruflichen Situation auseinandergesetzt. Viele wollen sich beruflich weiterentwickeln, einige von Ihnen möchten sich sogar komplett neu orientieren und suchen eine ganz neue Tätigkeit. Die Weiterbringer, gemeint ist die Berufsberatung im Erwerbsleben (BBiE) der Arbeitsagentur, unterstützen hierbei und beantworten Fragen zur bestehenden Beschäftigung, zum beruflichen Wiedereinstieg, zu Fördermöglichkeiten, zu Qualifizierungen oder rund um die Entwicklung am Arbeitsmarkt hat.

Wie läuft eigentlich so eine Beratung durch die Weiterbringer ab? Welche Orientierungshilfen kann man vor der Beratung nutzen?

Daniela Lange: Zuerst analysieren wir gemeinsam die aktuelle Situation. Um die persönlichen Rahmenbedingungen der Kund*innen zu erkennen, müssen auch die Erwartungen an die zukünftige Tätigkeit klar sein. Eigene Bedürfnisse zu formulieren, fällt insbesondere vielen Frauen immer noch schwer. Der Fokus der Beratung liegt klar auf den individuellen Stärken und Ressourcen. Danach unterstützen wir dabei ein berufliches Ziel festzulegen und erarbeiten einen Umsetzungsplan. Hier binden wir dann ggf. weitere Netzwerkpartner*innen, wie die Kammern oder die Landesinitiative Fachkraft im Fokus mit ein.

Wer sich vorab auch schon selbst informieren möchte, kann das Online-Tool der BA New Plan nutzen und sich dort zu alternativen Berufsmöglichkeiten inspirieren lassen. Mit dem Berufecheck kann man relativ schnell erfahren, ob man für ein bestimmten Beruf geeignet ist. Das Berufenet bietet strukturierte Informationen, Trends, Entwicklungen und auch Anforderungen aller Berufe in Deutschland.

Alle Orientierungshilfen sind auf unserer Internetseite  www.arbeitsagentur.de zu finden. Ziel ist es, Frauen und Männern in Sachen beruflichem Wiedereinstieg ein ganz persönliches Beratungs- und Unterstützungsangebot zu geben. Interessierte Frauen und Männer können mit uns in Sachen Qualifizierung und gleichzeitige Vereinbarkeit von Familie und Beruf ins Gespräch kommen. Dabei beraten wir auch über finanzielle Förderangebote oder geben Tipps zum individuellen Neustart.

Welchen Appell richten Sie an Unternehmen?

Manuela Köhler: Gründe für einen Arbeitgeberwechsel liegen häufig in der fehlenden Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Nach wie vor gibt es Arbeitgebende und Arbeitsplätze, die nicht annähernd so flexibel sind, wie Mütter, Väter und Familien es brauchen. Denn eines ist klar: Familie und Karriere sind häufig schwer vereinbar. Dabei können Unternehmen meist mit wenig Aufwand Flexibilität schaffen, die ihre Mitarbeitenden privat entlasten. Das Wichtigste jedoch ist die Kommunikation miteinander. Unternehmen können mit einer lebensphasenorientierten Personalpolitik ihre Organisationsstrukturen und Weiterbildungsmaßnahmen flexibel gestalten, um Mitarbeitende an sich zu binden. Möglicherweise lassen sich so auch freie Stellen mit Mitarbeitenden besetzen, die bereits im Unternehmen an anderer Stelle arbeiten. Besonders nach einer Elternzeit haben junge Mütter und Väter sich persönlich weiterentwickelt. Diese neu gewonnenen Fähigkeiten könnten auch im Job weiterhelfen. Wir unterstützen und beraten die Unternehmen gern und zeigen Lösungsansätze auf.

Sie raten besonders Wiedereinsteigerinnen für die Rückkehr in den Beruf Selbstmarketing zu betreiben. Warum fällt es offenbar Müttern schwer, für sich selbst die Werbetrommel zu rühren und was kann man dagegen tun?

Daniela Lange: Am häufigsten neigen Frauen zu der Annahme: „Nur wenn ich perfekt bin, kann ich mich am Arbeitsmarkt anbieten.“ Aber man kann alles lernen und fachliche Lücken schließen. Die Frauen, die sich einfach einen „Ruck“ gegeben haben und sich „unperfekt“ ins Arbeitsleben trauten, sind übrigens oft überrascht, wie schnell sie wieder im Job Fuß gefasst haben. Die Botschaft heißt also: Mehr Mut als Angst haben! Hier ist ein großes Potenzial vorhanden, das wir besser nutzen müssen und können. Genau dieses wollen wir mit unserer Wiedereinstiegsberatung sichtbar machen und wir ermutigen insbesondere die Frauen, auf ihre Stärken zu schauen und etwas zu wagen.

Zur Unterstützung bei der Selbstvermarktung bieten wir in diesem Jahr auch Kurzworkshops an, in denen wir gemeinsam Selbstvermarktungsstrategien entwickeln, Bewerbungsunterlagen auf den aktuellen Stand bringen und auf das Vorstellungsgespräch vorbereiten. Wer sich vielleicht während der Elternzeit Gedanken zu einer möglichen beruflichen Veränderung macht, kann unsere Workshopreihe besuchen – die genauen Termine werden zu gegebener Zeit auf unserer Webseite veröffentlicht.