Jahresbilanz 2021 und die Arbeitsmarktprognose 2022

Auswertung der Agentur für Arbeit Bernburg

21.01.2022 | Presseinfo Nr. 5

♦ Stellenzuwachs um 22 Prozent gegenüber 2020

♦ Rückgang der arbeitslosen Menschen im Bestand um 7 Prozent

♦ leichter Rückgang der sozialversicherungpflichtigen Beschäftigten

♦ Kurzarbeitergeld ist das Stabilisierungsinstrument

Gesamtentwicklung

Den Arbeitsmarkt im Jahresrückblick 2021 bewertet die Agenturchefin, Anja Huth für den Agenturbezirk Bernburg wie folgt: „Anfang 2021 befand sich auch der Landkreis noch in einem harten Lockdown u.a. mit Ausgangsbeschränkungen, geschlossenem Einzelhandel sowie Gastronomie, Kultur- und Freizeiteinrichtungen. Dementsprechend musste der Arbeitsmarkt gerade in den ersten Monaten des letzten Jahres mit Kurzarbeit stärker gestützt werden. Mit Beginn des Sommers konnten viele einschränkenden Maßnahmen zurückgenommen werden, so dass eine breite Erholung in den Branchen einsetzte, die besonders hart von diesen Maßnahmen betroffen gewesen waren. Das zweite Halbjahr war dann einerseits gekennzeichnet von der Erholung im Handel, Gastgewerbe und Dienstleistungssektor. Andererseits bremsten Engpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten die Produktion.“


Arbeitslosigkeit:

Im zurückliegenden Jahr waren durchschnittlich im Landkreis 7.313 Menschen arbeitslos, 587 bzw. 7,4 Prozent weniger als im Jahr 2020.

Die jahresdurchschnittliche Arbeitslosenquote sank um 0,5 Prozentpunkte auf 7,9 Prozent.

Die Zugänge aus Erwerbstätigkeit lagen 2021 unter dem Niveau von 2020. 6.640 Männer und Frauen meldeten sich nach Entlassung bei der Arbeitsagentur, 890 weniger als 2020. Schwieriger war es jedoch, aus der Arbeitslosigkeit in eine Beschäftigung einzumünden. Ca. 6.350 Menschen gelang dies, 64 Personen weniger als im Vorjahr.

Die Arbeitslosigkeit in der Bernburger Arbeitsagentur ist im Jahresdurchschnitt um 14,7 Prozent gesunken. Auch das Jobcenter des Salzlandkreises hat einen Rückgang von 3,4 Prozent zu verzeichnen.

Im Rechtskreis des SGB III waren durchschnittlich 2.409 Männer und Frauen arbeitslos gemeldet, 414 weniger als 2020. Betroffen waren dabei fast alle Personengruppen. Nur bei den langzeitarbeitslosen Menschen ist ein Zuwachs von mehr als 10 Prozent zu verzeichnen (42 Personen).

Im Rechtskreis des SGB II waren durchschnittlich 4.904 Männer und Frauen arbeitslos gemeldet, 173 weniger als im Vorjahr. Auch im Jobcenter ist der Rückgang ist bei fast allen Personengruppen, außer bei den Langzeitarbeitslosen, zu verzeichnen.

Verfestigung der Langzeitarbeitslosigkeit:

Wie 2020 bereits, verfestigt sich die negative Entwicklung bei den langzeitarbeitslosen Menschen. Im Jahresdurchschnitt waren in beiden Rechtskreisen ca. 2.830 Frauen und Männer länger als ein Jahr arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich die Zahl um 144 bzw. ca.12 Prozent.

Fast unveränderte Beschäftigung und mehr Arbeitskräftenachfrage:

Ende Juni 2021 (letzter Stichtag) belief sich die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Salzlandkreis auf 62.014 Personen, das sind 70 Beschäftigte weniger als im Vorjahresmonat.

Die Wirtschaft in der Region ist in den vergangenen Jahren gewachsen und krisenresistenter geworden. Die Einstellungsbereitschaft der Arbeitgeber war nach anfänglicher Zurückhaltung im Jahresverlauf positiv. So wurden im letzten Jahr 3.230 Arbeitsstellen von regionalen Arbeitgebern gemeldet, das sind 583 mehr als ein Jahr zuvor.

Kurzarbeit: Stabilitätsanker

„Das arbeitsmarktpolitische Instrument Kurzarbeit ist der Stabilitätsanker in der Krise. Kurzarbeit hat sich bewährt um Arbeitskräfte in konjunkturell schwierigen Zeiten zu halten. Die Arbeitgeber haben es in bisher noch nie dagewesenen Umfang genutzt,“ erklärt Anja Huth.

Im Agenturbezirk Bernburg haben im Jahresdurchschnitt 2021 mehr als 700 Betriebe mit insgesamt ca. 4.000 Beschäftigten Kurzarbeitergeld erhalten.

Die TOP 3 der von realisierter Kurzarbeit betroffenen Wirtschaftsabteilungen nach Anzahl der Personen im Juni 2021 waren an erster Stelle der Handel, Instandhaltung u. Reparatur von Kfz mit 604 kurzarbeitenden Menschen in 85 Betrieben, gefolgt von der Metall- u. Elektro-, Stahlindustrie mit 336 Männer und Frauen in 26 Betrieben und das Gastgewerbe mit 250 Beschäftigten in 79 Betrieben.

Nicht alle Unternehmen haben von den vorsorglich gestellten Kurzarbeit Anzeigen Gebrauch gemacht. Tatsächlich betraf die abgerechnete Kurzarbeit deutlich weniger Beschäftigte. Das Anzeigenhoch im Landkreis war im letzten Jahr im Januar mit fast 1.700 Beschäftigten in ca. 230 Betrieben zu verzeichnen.

Kurzarbeit wurde dabei branchenübergreifend genutzt, schwerpunktmäßig von den am stärksten betroffenen Branchen und Dienstleistungsbetrieben, wie das Hotel- und Gastgewerbe, der Einzelhandel und dem verarbeitenden Gewerbe.

Arbeitsmarktsituation in den Altkreisen:

Bernburg und Umgebung:

Die durchschnittliche Arbeitslosenquote 2021 betrug in der Region Bernburg 7,3 Prozent. Das ist ein Rückgang von 0,6 Prozentpunkten gegenüber dem Jahresdurchschnitt 2020. Gegenüber dem Vorjahresvergleich sind 2.073, fast 200 Männer und Frauen weniger im durchschnittlichen Jahresbestand an Arbeitslosen gemeldet. Das entspricht 8,7 Prozent weniger und ist damit im Landkreis der höchste Rückgang.

Aschersleben und Umgebung:

Die durchschnittliche Arbeitslosenquote 2021 betrug im Altkreis Aschersleben und Umgebung 9,7 Prozent. Das ist ein Rückgang von 0,4 Prozentpunkten zum letzten Jahr. Gegenüber dem Vorjahresvergleich sind 1.638 (-89) Personen im durchschnittlichen Jahresbestand an Arbeitslosen weniger gemeldet. Das entspricht 5,1 Prozent und ist damit der niedrigste Rückgang im Landkreis.

Staßfurt und Umgebung:

Die durchschnittliche Arbeitslosenquote 2021 betrug im Altkreis Staßfurt 8,4 Prozent. Das ist ein Rückgang von 0,4 Prozentpunkten gegenüber dem Jahresdurchschnitt 2020. Gegenüber dem Vorjahresvergleich sind 1.764 (-128) Personen im durchschnittlichen Jahresbestand an Arbeitslosen weniger gemeldet. Das entspricht 6,8 Prozent und ist damit an dritter Stelle im Landkreis.

Schönebeck und Umgebung:

Die durchschnittliche Arbeitslosenquote 2021 betrug im Altkreis Schönebeck 7,0 Prozent. Das ist ein Rückgang von 0,6 Prozentpunkten gegenüber dem Jahresdurchschnitt 2020.Damit verzeichnet der Altkreis die niedrigste Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt. Gegenüber dem Vorjahresvergleich sind 1.838 (-172) Personen im durchschnittlichen Jahresbestand an Arbeitslosen weniger gemeldet. Das entspricht 8,6 Prozent und ist damit im Landkreis der zweihöchste Rückgang.

Arbeitsmarktprognose für den Salzlandkreis 2022
  • Wenig Beschäftigungszuwachs erwartet
  • Rückgang der Arbeitslosigkeit um fast 14 Prozent prognostiziert

Mit einem zurückgehenden Beschäftigungswachstum rechnen die Wissenschaftler des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) für 2022. Die Experten haben sich auch für den Salzlandkreis positioniert und erwarten durchschnittlich 62.200 sozialversicherungspflichtige Jobs – im Mittelwert. Das entspricht einem prognostizierten Zuwachs um 0,2 Prozent. Die Arbeitslosigkeit wird sich im Mittelwert mit 6.200 Menschen und damit mit einem Rückgang von ca.14 Prozent einordnen.

Der Arbeitsmarkt im Salzland kommt weiterhin vergleichsweise glimpflich durch die Corona-Krise. Das größte Risiko ist dennoch die Pandemieentwicklung. Die wirtschaftliche Entwicklung wird neben den Lieferengpässen, durch die nicht planbaren Energie - und Rohstoffpreise herausgefordert. Das Salzland ist wirtschaftlich breit aufgestellt und wird sich erfahrungsgemäß schneller erholen. Der aktuelle Anstieg der Arbeitslosigkeit ist vor allem auf die typischen Saisonmuster zum Jahresanfang zurückzuführen. Die Arbeitskräftenachfrage ist weiterhin auf einem guten Niveau. Neben der Corona-Pandemie wird die Demografie, der Strukturwandel mit tiefgreifenden Veränderungen in der Automobilindustrie und anderen Wirtschaftszweigen, sowie die Digitalisierung in diesem Jahr die größten Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt darstellen. Aufgrund der Alterung unserer Erwerbsbevölkerung und dem damit verbundenen Ersatzbedarf in vielen Unternehmen, werden die Chancen für Fachkräfte und junge Menschen auch 2022 weiterhin gut bleiben“, analysiert die Bernburger Arbeitsagenturchefin, Anja Huth.