Amberg: Fluchtbewegung aus der Ukraine zieht Anstieg der Arbeitslosigkeit nach sich

„Der Krieg in der Ukraine wirkt sich auch auf den regionalen Arbeitsmarkt aus“ erklärt Stefanie Neufeld, Geschäftsstellenleiterin der Agentur für Arbeit Amberg. Da sich die Flüchtlinge aus der Ukraine seit Juni in den Jobcentern arbeitslos melden müssen, um Zugriff auf das Beratungsangebot sowie die Geldleistungen des Jobcenters zu erhalten, ist die Arbeitslosigkeit stark angestiegen. Diesen einmaligen Sondereffekt gilt es bei der Interpretation der aktuellen Arbeitsmarktzahlen zu berücksichtigen. Einige Personen haben seit dem Stichtag zur Monatsmitte die Region bereits wieder in Richtung ihrer Heimat verlassen. Insgesamt zeigt sich der Arbeitsmarkt weiterhin robust.

30.06.2022 | Presseinfo Nr. 47

Die Arbeitslosigkeit nahm binnen Monatsfrist um rund 290 Personen bzw. 19,1 Prozent zu. Mitte des Berichtsmonats waren zirka 1.820 Personen arbeitslos gemeldet, rund 50 Arbeitnehmer bzw. 2,8 Prozent weniger als im Juni 2021. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich binnen Monatsfrist um 0,5 Prozentpunkte auf nunmehr 3,2 Prozent. Im Juni 2021 lag die Quote bei 3,3 Prozent.

Die Anzahl der Stellenneumeldungen ist laut Neufeld zurückgegangen. „Im Vergleich zu den vergangenen zwei Monaten ist der Stellenzugang rückläufig. Die Zurückhaltung der Arbeitgeber bei den Neumeldungen liegt darin begründet, dass zahlreiche Stellen, die von den Arbeitgebern in den Vormonaten gemeldet wurden, noch immer unbesetzt sind. Entsprechend liegt der Bestand an offenen Stellen weiterhin auf einem hohen Niveau.“

Mitte Juni waren im gemeinsamen Stellenpool der Arbeitsagentur und des Jobcenters rund 1.610 Stellenangebote gemeldet, zirka 520 Offerten bzw. 48 Prozent mehr als im Juni 2021. Seit Jahresbeginn meldeten die Betriebe und öffentlichen Verwaltungen rund 1.440 Stellen und somit knapp 300 Offerten bzw. 25,9 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Bewegungszahlen: Mehr Arbeitslosmeldungen als im Vorjahr

Im Laufe des Berichtsmonats meldeten sich aus der Erwerbstätigkeit heraus rund 220 Personen arbeitslos und somit 60 Arbeitnehmer bzw. 37,7 Prozent mehr als im Juni 2021. Im Gegenzug beendeten knapp 120 Personen ihre Arbeitslosigkeit, um direkt ins Berufsleben zurückzukehren oder einzusteigen. Dies waren knapp 70 Arbeitnehmer bzw. 36,3 Prozent weniger als im Vorjahresmonat.

Blick auf Branchen: Wach- und Sicherheitsgewerbe sucht verstärkt Personal

Im Bereich des Wach- und Sicherheitsgewerbes wurde in der letzten Zeit verstärkt nach Personal gesucht. „Nachdem zurzeit die meisten Veranstaltungen regulär stattfinden und einige frühere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dieser Branche sich wegen Corona beruflich umorientiert haben, sind die Arbeitgeber wieder verstärkt auf der Suche nach Personal“, meint Neufeld dazu.

In der Elektro-Industrie ist die Nachfrage im letzten Monat spürbar gestiegen. In den meisten Branchen gibt es laut Neufeld weiterhin einen großen Personalbedarf, der nur schwer zu erfüllen ist.

Ausbildung: Mehr Ausbildungsstellen als im Vorjahr

In der Region Amberg-Sulzbach, zu der die Geschäftsstellenbezirke Amberg und Sulzbach-Rosenberg gehören, sind bis zum Berichtsmonat rund 1.430 Ausbildungsstellen zur Besetzung gemeldet worden, das sind knapp 180 Stellen bzw. 14,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Demgegenüber beträgt die Zahl der gemeldeten Bewerber zirka 570, das sind rund 50 Bewerber bzw. 8,7 Prozent weniger als im Vorjahr.

Zahl der Kurzarbeiter in der Region hat insgesamt abgenommen

Im Januar 2022 befanden sich der neuesten Hochrechnung der BA-Statistik zufolge in der Stadt Amberg rund 250 Beschäftigte in zirka 40 Betrieben in Kurzarbeit. Die Kurzarbeiterquote belief sich auf 0,9 Prozent, im Dezember 2021 lag sie bei 0,7 Prozent.

Im Landkreis Amberg-Sulzbach belief sich die Zahl der Kurzarbeiter im Januar auf rund 410 Beschäftigte in zirka 70 Betrieben. Die Kurzarbeiterquote betrug 1,4 Prozent, im Dezember 2021 lag sie bei 1,7 Prozent.

Fluchtbewegung aus der Ukraine spürbar

Mitte Juni waren im Landkreis Amberg-Sulzbach und der Stadt Amberg knapp 430 Ukrainerinnen und Ukrainer arbeitslos gemeldet. Damit stellten sie 16,7 Prozent aller Arbeitslosen in der Region.

In die Region sind allerdings noch mehr Menschen aus der Ukraine gekommen, die teils nicht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und daher nicht in der Zahl der Arbeitslosen erfasst sind, so zum Beispiel viele Frauen mit Betreuungspflichten für Kinder. Eine bessere Näherung an den tatsächlichen Wert der Ukrainerinnen und Ukrainer vor Ort bietet daher die Zahl der gemeldeten erwerbsfähigen Personen mit ukrainischer Staatsbürgerschaft.

In der Region Amberg-Sulzbach stieg die Zahl der gemeldeten erwerbsfähigen Personen mit ukrainischer Staatsbürgerschaft von Mitte Februar bis Mitte Juni von zirka 20 auf knapp 720 Betroffene. Diese Zahl enthält alle Arbeitslosen, Arbeitsuchenden sowie Personen, die einen Antrag auf Leistungen der Grundsicherung gestellt haben, auch wenn dieser noch nicht bewilligt wurde. Zudem sind in der Zahl volljährige Ukrainerinnen und Ukrainer enthalten, die noch zur Schule gehen, Betreuungspflichten gegenüber Kindern haben oder langfristig erkrankt sind.

Eine weitere Größe, welche bei der Interpretation der aktuellen Situation hilft, sind die sogenannten Bedarfsgemeinschaften. Bei einer Bedarfsgemeinschaft handelt es sich in der Regel um eine Familie, zu der oftmals auch Kinder gehören, mit mindestens einem Regelleistungsberechtigen. In der Gruppe der Ukrainerinnen und Ukrainer gibt es besonders viele Mütter mit Kindern, da die Väter das Herkunftsland oft nicht verlassen konnten. Bis Mitte Juni waren in der Region Amberg-Sulzbach zirka 190 Bedarfsgemeinschaften gemeldet, in denen mindestens eine Person die ukrainische Staatsbürgerschaft hat. Bei der Interpretation der Zahl gilt es zu bedenken, dass es sich um eine Hochrechnung handelt, die stark unterzeichnet ist.