Arbeitsmarktbericht Geschäftsstellenbezirk Cham

Arbeitslosigkeit geringfügig auf 2,4 Prozent gesunken

29.07.2022 | Presseinfo Nr. 60

„Wenn von Juni auf Juli die Arbeitslosigkeit - wenn auch nur geringfügig – sinkt, dann ist dies jahreszeitlich nicht üblich, aber erfreulich“, sagt der Chamer Arbeitsagenturleiter Hans-Peter Hausladen. Gründe hierfür sind zum einen, dass der Großteil aller jungen Fachkräfte, die ihre Ausbildung beendeten, von ihrem Ausbildungsbetrieb übernommen wurden. Außerdem sind bereits 100 ukrainische Flüchtlinge weggezogen bzw. in die Ukraine wieder zurückgekehrt.

Die Arbeitslosigkeit nahm binnen Monatsfrist um knapp 60 Personen bzw. 4,1 Prozent ab. Mitte des Berichtsmonats waren rund 1.320 Personen arbeitslos gemeldet, sechs Arbeitnehmer bzw. 0,5 Prozent weniger als im Juli 2021. Die Arbeitslosenquote ist binnen Monatsfrist um 0,1 Prozentpunkte auf nunmehr 2,3 Prozent gesunken. Im Juli 2021 lag die Quote bei 2,4 Prozent.

Auf den Stellenmarkt im Agenturbezirk wirkt sich der Konflikt bislang nicht spürbar aus. „Zwar belasten die durch den Konflikt weiter gestiegenen Material- und Energiepreise viele Unternehmen, doch die Personalnachfrage und der Stellenbestand ist weiterhin sehr hoch – es herrscht Fachkräftemangel in vielen Branchen“, sagt Hausladen.

Mitte Juni waren im gemeinsamen Stellenpool der Arbeitsagentur und des Jobcenters rund 2.160 Stellenangebote gemeldet, zirka 490 Offerten bzw. 29,0 Prozent mehr als im Juli 2021. Seit Jahresbeginn meldeten die Betriebe und öffentlichen Verwaltungen rund 2.020 Stellen und somit zirka 200 Offerten bzw. 8,9 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

Bewegungszahlen: Weniger Arbeitslosmeldungen als im Vorjahr

Im Laufe des Berichtsmonats meldeten sich aus der Erwerbstätigkeit heraus rund 110 Personen arbeitslos und somit zirka 40 Arbeitnehmer bzw. 27,5 Prozent weniger als im Juli 2021. Im Gegenzug beendeten rund 130 Personen ihre Arbeitslosigkeit, um direkt ins Berufsleben zurückzukehren oder einzusteigen. Dies waren rund 10 Arbeitnehmer bzw. acht Prozent weniger als im Vorjahresmonat.

Blick in die Branchen: Gastronomie sucht händeringend nach Personal

Die Auftragslage im Hoch- und Tiefbau sowie im Baunebengewerbe ist immer noch gut bis sehr gut, auch wenn die Preise unsicher sind und es immer wieder mal Lieferschwierigkeiten gibt. Der Stellenbestand ist weiterhin hoch, es herrscht Fachkräftemangel.

Im Groß- und Einzelhandel waren nur vereinzelt insbesondere in Supermärkten Stellenzugänge zu verzeichnen, im Gegenzug nur sehr wenige Arbeitsuchend-Meldungen von Bewerbern aufgrund gesundheitlicher Gründe. Die Umsätze waren zufriedenstellend.

Im Metallgewerbe gibt es unverändert gute Beschäftigungschancen sowohl für Fachkräfte als auch für Anlernkräfte in der Produktion, im Berichtsmonat gab es erfreulicherweise wieder Arbeitsaufnahmen und Vertragsverlängerungen zu vermelden.

Unverändert große Nachfrage an Fachkräften besteht bei den Elektroinstallationsfirmen sowie im Bereich der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, auch zuverlässige Helfer haben gute Chancen. Die Ausbildungsbereitschaft ist in allen Handwerksbetrieben sehr hoch.

Die Auftragslage in der Elektronikindustrie ist sehr gut, einhergehend mit einem hohen Kräftebedarf, die Ukrainekrise hat aktuell keine direkten Auswirkungen auf den Personalbedarf.

Die Hotel- und Gaststättenbetriebe sind gut ausgelastet, zu anstehenden Hauptsaison werden vor allem flexible Aushilfskräfte für Küche, Service und Zimmerreinigung gesucht, auch Minijobbasis ist eine willkommene Unterstützung.

Die Auftragslage der Zeitarbeitsfirmen ist gut, Stellenangebote wurden aus allen Bereichen gemeldet. Gesucht werden sowohl Fachkräfte als auch Helfer, ebenso kaufmännisches Personal.

Die Betriebe des Gesundheitswesens sind sehr gut ausgelastet und es besteht hoher Kräftebedarf sowohl im Pflegebereich als auch an Medizinischen und Zahnmedizinischen Fachkräften, Physiotherapeuten. Fachkräfte sind kaum vorhanden.

„Die Fördermöglichkeiten der Agentur für Arbeit im Bereich Weiterbildung sind sehr gut, sowohl für Arbeitslose als auch für Beschäftigte. Im Übrigen sind bereits eine Teilqualifizierung und erst recht ein Berufsabschluss die beste langfristige Versicherung für eine dauerhafte Beschäftigung“, so Hausladen. 

Ausbildung: Zahl der Bewerber ist deutlich zurückgegangen

Im Landkreis Cham, zu dem die Geschäftsstellenbezirke Cham und Bad Kötzting gehören, sind bis zum Berichtsmonat zirka 1.700 Ausbildungsstellen zur Besetzung gemeldet worden, das sind 180 Stellen bzw. 11,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Demgegenüber beträgt die Zahl der gemeldeten Bewerber knapp 570, das sind zirka 100 Personen bzw. 14,8 Prozent weniger als im Vorjahr.

Zahl der Kurzarbeiter hat abgenommen

Im Februar 2022 befanden sich der neuesten Hochrechnung der BA-Statistik zufolge im Landkreis Cham rund 1.140 Beschäftigte in zirka 190 Betrieben in Kurzarbeit. Die Kurzarbeiterquote belief sich auf 2,1 Prozent, im Januar 2021 lag sie noch bei zwei Prozent.

Fluchtbewegung aus der Ukraine spürbar

Mitte Juli waren im Landkreis Cham rund 220 Ukrainerinnen und Ukrainer arbeitslos gemeldet. Damit stellten sie 16,7 Prozent aller Arbeitslosen im Kreis.

In die Region sind allerdings noch mehr Menschen aus der Ukraine gekommen, die teils nicht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und daher nicht in der Zahl der Arbeitslosen erfasst sind, so zum Beispiel viele Frauen mit Betreuungspflichten für Kinder. Eine bessere Näherung an den tatsächlichen Wert der Ukrainerinnen und Ukrainer vor Ort bietet daher die Zahl der gemeldeten erwerbsfähigen Personen mit ukrainischer Staatsbürgerschaft. Im Landkreis Cham stieg die Zahl der gemeldeten erwerbsfähigen Personen mit ukrainischer Staatsbürgerschaft von Mitte Februar bis Mitte Juli von sechs auf knapp 580 Betroffene. Diese Zahl enthält alle Arbeitslosen, Arbeitsuchenden sowie Personen, die einen Antrag auf Leistungen der Grundsicherung gestellt haben, auch wenn dieser noch nicht bewilligt wurde. Zudem sind in der Zahl volljährige Ukrainerinnen und Ukrainer enthalten, die noch zur Schule gehen, Betreuungspflichten gegenüber Kindern haben oder langfristig erkrankt sind.

Eine weitere Größe, welche bei der Interpretation der aktuellen Situation hilft, sind die sogenannten Bedarfsgemeinschaften. Bei einer Bedarfsgemeinschaft handelt es sich in der Regel um eine Familie, zu der oftmals auch Kinder gehören, mit mindestens einem Regelleistungsberechtigen. In der Gruppe der Ukrainerinnen und Ukrainer gibt es besonders viele Mütter mit Kindern, da die Väter das Herkunftsland oft nicht verlassen konnten. Bis Mitte Juli waren im Landkreis Cham knapp 390 Bedarfsgemeinschaften gemeldet, in denen mindestens eine Person die ukrainische Staatsbürgerschaft hat. Bei der Interpretation der Zahl gilt es zu bedenken, dass es sich um eine Hochrechnung handelt, die möglicherweise noch unterzeichnet ist.