Arbeitsmarktreport der region Main-Rhön im März 2022

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31.03.2022 | Presseinfo Nr. 13

Der Arbeitsmarkt im März

Stabiler Arbeitsmarkt mit Rekordwerten im Stellenbestand sowie der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung

Zum Frühjahrsbeginn hatte sich der Arbeitsmarkt in der Region Main-Rhön weiter aufgehellt. Im März waren 7.508 Menschen arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Prozentpunkte auf 3,0 Prozent. Dies waren 273 arbeitslose Personen oder 3,5 Prozent weniger als im Februar.

„Die seit Jahresbeginn anhaltende gute Entwicklung am regionalen Arbeitsmarkt setzte sich auch im März weiterhin fort. Die milden Temperaturen haben die positive Entwicklung des Arbeitsmarktes begünstigt. So hielt die Frühjahrsbelebung auf dem Arbeitsmarkt im März Einzug. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung sind jeweils um 0,1 Prozentpunkte im Vergleich zum Vormonat gesunken. Die Arbeitsaufnahmen waren insbesondere in den saisonal geprägten Branchen wie dem Hotel- und Gaststättengewerbe sowie dem Garten- und Landschaftsbau zu beobachten. Aufgrund der milden Wetterlage nahmen Arbeitgeber auch im Baugewerbe dieses Jahr bereits im März verstärkt sogenannte „Wiedereinstellungen“ vor. Die gefüllten Auftragsbücher der ansässigen Industrie sorgten ebenso für ungebremste Nachfrage nach Arbeitskräften im Verarbeitenden Gewerbe. Erfreulicherweise liegt die Arbeitslosenquote von 3,0 Prozent wieder auf dem Vorkrisenniveau von März 2019. Ebenso positiv zu vermerken ist die rückläufige Anzahl der Anzeigen auf Kurzarbeit und die Rekordwerte der 6.473 offenen Stellenmeldungen sowie 180.092 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte“, erläutert Thomas Stelzer, der Leiter der Agentur für Arbeit Schweinfurt, die regionale Arbeitsmarktsituation.

Vom Rückgang der Arbeitslosigkeit im März waren die Kunden von der Arbeitsagentur und der Jobcenter unterschiedlich betroffen. In der Agentur für Arbeit Schweinfurt (im Bereich der Arbeitslosenversicherung) waren 4.093 Menschen arbeitslos gemeldet. Dies waren im Vergleich zum Vormonat 287 Personen (minus 6,6 Prozent) weniger. In den Jobcentern (umgangssprachlich Hartz IV) waren 3.415 Personen arbeitslos gemeldet. Dies entsprach einem geringen Anstieg von 14 Personen (plus 0,4 Prozent).

Die Abgänge in Erwerbstätigkeit sind im Vergleich zum Vormonat um 129 Personen (17,2 Prozent) auf 879 gestiegen, während die Zugänge aus Erwerbstätigkeit (734) um 21 Personen (2,8 Prozent) gesunken waren.

In 2021 betrug die Arbeitslosenquote im März noch 3,6 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sank diese um 0,6 Prozentpunkte und die Arbeitslosigkeit ging um 1.466 Personen zurück.

Vergleicht man die aktuellen Arbeitslosenzahlen mit dem März 2020 (der letzte statistische Zählmonat ohne Corona-Einfluss), so liegen wir unter Vorkrisenniveau. Es sind zurzeit 503 Menschen weniger von Arbeitslosigkeit betroffen als noch im März 2020.

Arbeitslose

Anzahl absolut

Arbeitslosen-

Quote

Veränderung in %-Punkten

zum Vormonat

Veränderung in %-Punkten

zum Vorjahr

AA Schweinfurt7.5083,0 %- 0,1- 0,6
Stadt Schweinfurt1.6385,7 %- 0,3- 1,0
Lkr. Schweinfurt1.6222,4 %+/- 0,0- 0,4
Lkr. Bad Kissingen1.7133,0 %- 0,1- 0,7
Lkr. Rhön-Grabfeld1.2082,7 %- 0,1- 0,3
Lkr. Haßberge1.3272,7 %+/- 0,0- 0,6

Weitreichenden Auswirkungen der Corona-Krise wurde weiterhin mit Kurzarbeit begegnet

Seit Anfang dieses Jahres gingen von 573 Betrieben im Arbeitsagenturbezirk Schweinfurt Kurzarbeitsanzeigen für 6.666 Arbeitnehmer ein. Dies entsprach 5,2 Prozent der 10.955 Unternehmen sowie jeden 27. Beschäftigten der 180.092 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in unserer Region. Im Vergleich zum Vormonat war dies eine Abnahme von 55 Betrieben sowie 516 Arbeitnehmern.

„Die Anzeigen auf Kurzarbeit stammen überwiegend aus dem Gastgewerbe, der Veranstaltungsbranche, der Reisebranche, den körpernahen Dienstleistungen sowie dem Verarbeitenden Gewerbe. Die Folgen des Ukraine-Konflikts sind aktuell noch nicht absehbar. Größtenteils ist die Auftragslage bei den regionalen Unternehmen sehr gut. Allerdings wird das Material zunehmend knapp. Insofern ist zu vermuten, dass aufgrund des Krieges ein Anstieg der Anzeigen auf Kurzarbeit durch die vorherrschende Lieferkettenproblematik in den Branchen Maschinenbau und Kfz-Zulieferer sowie in der Branche der Personaldienstleister zu verzeichnen sein wird“, erklärt Stelzer.

Eine Anzeige wird oft auch vorsorglich gestellt. Daraus lässt sich nicht schließen, wie viele Beschäftigte am Ende tatsächlich in Kurzarbeit waren und in welchem Stundenumfang. Diese Angaben liegen erst mit Zeitverzögerung vor. Für die tatsächlich eingetretene Kurzarbeit tritt der Betrieb mit der Lohnabrechnung in Vorleistung und muss danach bei der Agentur für Arbeit für den jeweiligen Monat einen Antrag auf die Auszahlung des Kurzarbeitergeldes stellen. Aktuelle Hochrechnungen unserer amtlichen Statistik zur realisierten Kurzarbeit der regionalen Unternehmen liegen uns deshalb bis lediglich zum Monat November 2021 vor.

Demnach wurde im November für 395 Betriebe und 4.299 Beschäftigte Kurzarbeitergeld abgerechnet. Im Vergleich zum Vormonat war dies ein Anstieg von 31 Betrieben, mit einer Zunahme von 522 betroffenen Arbeitnehmern. Die Statistik weist seit Ende 2020 die Kurzarbeiterquote aus. Diese berechnet sich als Verhältnis aus der Zahl der Personen in Kurzarbeit, bezogen auf die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Beschäftigungsstatistik. Die Quote bemisst das relative Ausmaß und die Bedeutung der Kurzarbeit für eine Region. Die Kurzarbeiterquote im November lag über alle Branchen hinweg bei 2,4 Prozent. In der Spitze, im Mai 2020, lag diese noch bei 21,6 Prozent.

„Um den Arbeitsmarkt in der nahen Zukunft zu stabilisieren, hat der Gesetzgeber die Verlängerung der Sonderregelungen für die Kurzarbeit bis zum 30.06.2022 beschlossen. Zur Gesetzesänderung gehört der erleichterte Zugang zum Kurzarbeitergeld, der Anspruch auf erhöhte Leistungssätze sowie die Hinzuverdienstmöglichkeiten während der Kurzarbeit. Das Instrument der Kurzarbeit bleibt bei der Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie nach wie vor eine der wichtigsten Maßnahmen, um Arbeitsplätze zu erhalten und Entlassungen zu vermeiden“, so Stelzer.

Mit 180.092 sozialversicherungsplichtig Beschäftigten wurde ein Allzeithoch erreicht

Nach dem erstmaligen Rückgang der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (SvB) seit elf Jahren in 2020, nahm die Anzahl der SvB in 2021 wieder zu. Zum letzten Quartalsstichtag der Beschäftigungsstatistik, Ende September 2021, belief sich die Zahl der SvB auf 180.092 Personen und somit über dem Vorkrisenniveau von 2019 (177.795 Personen). Gegenüber dem Vorjahresquartal entsprach dies einer Zunahme um 1.681 Personen oder 0,9 Prozent und erreichte somit ein Allzeithoch. Nach Nationalität verteilt entwickelte sich die SvB wie folgt: Die SvB der 165.429 deutschen Staatsangehörigen stiegen um 288 Personen (0,2 Prozent), die der 14.663 ausländischen Mitbürger um 1.394 Personen (10,5 Prozent).

Nach Branchen betrachtet, gab es in diesem Zeitraum absolut die stärkste Zunahme im Verarbeitenden Gewerbe (+ 443 Personen oder + 0,8 Prozent). Weitere starke Zuwächse in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, im Vergleich zum Vorjahr, hatten die Öffentliche Verwaltung (+ 302 Personen oder + 0,2 Prozent), das Baugewerbe (+ 300 Personen oder + 0,2 Prozent) sowie das Gesundheits- und Sozialwesen (+ 254 Personen oder +0,1 Prozent). Am ungünstigsten war dagegen die Entwicklung bei der Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (– 256 Personen oder – 6,5 Prozent). „Noch ist die Corona-Krise nicht überwunden, dennoch war in den überwiegenden Wirtschaftsbereichen ein Beschäftigungsaufbau zu beobachten. Gestützt durch weitreichende staatliche Maßnahmen wie Wirtschaftshilfen, den massiven Einsatz von Kurzarbeit und die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht, konnte der regionale Arbeitsmarkt, mit zunehmender Lockerung der behördlichen Einschränkungen, erfreulicherweise wieder Fahrt aufnehmen und den Erholungskurs fortsetzen. Zu erwarten ist, dass auch zukünftig in der Region Main-Rhön ein höherer Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften bestehen wird“, berichtet Stelzer.

Die Anzahl der offenen Stellenangebote verharrte weiterhin auf hohen Niveau

„Da es im weiteren Verlauf der Covid-19-Pandemie seit Jahresbeginn zu keinen erneuten Einschränkungen kam, blieb der Arbeitskräftebedarf auf Rekordniveau. Der aktuelle Bestand an offenen Stellen von 6.473 erreichte abermals ein neues Allzeithoch. Dieser lag deutlich über dem Bestand von März 2020 (Vorkrisenniveau) mit damals 4.232 Stellen (plus 2.241 Stellen, plus 53,0 Prozent)“, stellt Stelzer fest. Mit insgesamt 6.473 Arbeitsangeboten im Bestand, stieg dieser im Vergleich zum Vormonat um 220 Stellen (3,5 Prozent) und im Vergleich zum Vorjahr um 2.290 Stellen (+ 54,7 Prozent) an. Bei 6.249 Stellen handelte es sich um sozialversicherungspflichtige Angebote. 5.796 Stellen davon waren unbefristet und 677 Stellenangebote wurden in Teilzeit ausgeschrieben. 874 der offenen Stellen (13,5 Prozent) betrafen das Verarbeitende Gewerbe. Weitere 816 Stellen (12,6 Prozent) entfielen auf die Branche Gesundheit und Soziales. Den Branchen Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen fiel ebenfalls mit 786 Stellen (12,1 Prozent) ein großes Gewicht zu. Das Baugewerbe verzeichnete 646 Stellen (10,0 Prozent) aller Stellengebote. Bedingt durch den zunehmenden Fachkräftemangel dauert es im Durschnitt rund 7 Monate bis Unternehmen eine offene Stelle besetzen können.

Ausbildungsmarkt – weiterhin ein Bewerbermarkt

Angelehnt an den üblichen Ausbildungsbeginn startet für die Berufsberatung das sogenannte Beratungsjahr jeweils im Oktober und läuft bis zum folgenden September. Traditionell wirft die Agentur für Arbeit im Berichtsmonat März erstmals einen Blick auf den Ausbildungsstellenmarkt. Im März ist der Ausbildungsmarkt noch stark in Bewegung. Deshalb erlauben die aktuellen Daten nur eine grobe und vorläufige Einschätzung der Entwicklung im noch jungen Berichtsjahr 2021/22.

Von Oktober 2021 bis März 2022 meldeten sich bei der Agentur für Arbeit und den Jobcentern 1.927 Bewerber für eine Ausbildungsstelle. Das waren 250 weniger als im Vorjahreszeitraum, ein Minus von 11,5 Prozent. Von diesen waren 983 Jugendliche im März noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz für den Ausbildungsbeginn 2022. Das waren 161 junge Menschen weniger als vor einem Jahr, ein Minus von 14,1 Prozent. „Der Rückgang der Bewerber, im Vergleich zum Vorjahr, liegt vor allem an den rückläufigen Schulentlasszahlen, der Entscheidungsunsicherheit der Jugendlichen sowie dem seit Jahren anhaltenden Trend zum Besuch weiterführender Schulen und der etwas höheren Anzahl von (auch freiwilligen) Wiederholern. Erst jetzt schlagen auch die Auswirkungen der Lockdowns bei den Jugendlichen, wie z.B. schwierigere Voraussetzungen zur Berufsorientierung und den zum großen Teil fehlenden Praktikumsmöglichkeiten in den Betrieben, stärker durch“, betont Stelzer.

Gleichzeitig waren 3.523 Ausbildungsstellen gemeldet. Dies waren 237 Stellen mehr als vor einem Jahr (+ 7,2 Prozent). Davon waren im März noch 1.982 Ausbildungsstellen unbesetzt. Das waren 280 Stellen (+ 16,5 Prozent) mehr als vor einem Jahr. Im März standen rein rechnerisch jedem jungen Menschen ohne Ausbildungsstelle 1,8 offene Stellen zur Verfügung. Im letzten Jahr waren es 1,5 offene Stellen, im vorletzten Jahr waren es 1,6.

IAB-Arbeitsmarktbarometer legt trotz des Ukraine-Kriegs weiter zu

Trotz des Ukraine-Kriegs ist das IAB-Arbeitsmarktbarometer im März zum dritten Mal in Folge gestiegen. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) liegt bei 105,1 Punkten und damit weiter auf hohem Niveau. Einen höheren Stand erreichte das Arbeitsmarktbarometer zuletzt im Sommer 2021. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer steigt im März gegenüber dem Vormonat um 0,5 Punkte und signalisiert, dass sich der Arbeitsmarkt weiterhin auf einem Erholungskurs befindet. Risiken bleiben allerdings durch eine geopolitische Ausweitung der Ukraine-Krise oder einen Energie-Lieferstopp. „Solange der Ukraine-Krieg nicht noch umfassender eskaliert, erwarten die Arbeitsagenturen, dass der Aufschwung am Arbeitsmarkt weitergeht. Sowohl die Aussichten für die Beschäftigungsentwicklung als auch für die Arbeitslosigkeit verbessern sich erneut. Je nach weiterer Entwicklung des Ukraine-Krieges besteht allerdings das Risiko, dass dieser Aufwärtstrend ausgebremst wird. Etliche Betriebe sind durch Lieferengpässe, Exportausfälle und Energiepreissteigerungen betroffen. Aber viele negative Arbeitsmarkteffekte können nötigenfalls durch Kurzarbeit abgefedert werden. Gleichzeitig schreitet auch die Erholung von der Corona-Krise weiter voran. Anders als die Kurzarbeit sollten Wirtschaftshilfen gerade für energieintensive Betriebe bei Weiterführung der Produktion und nicht nur bei Ausfall unterstützen“, so ein Experte des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“.

„Der sich weiterhin deutlich abzeichnende positive Trend am regionalen Arbeitsmarkt, trotz anhaltender Corona-Krise, lässt positiv in die Zukunft blicken. Es bleibt allerdings abzuwarten, wie sich die durch den Krieg stark beeinträchtigten Handelsverflechtungen, die steigenden Energiekosten, die Auswirkungen der Fluchtmigration und die daraus resultierenden Unsicherheiten auf die Unternehmen in der Region Main-Rhön in naher Zukunft auswirken werden. Das absehbare Ende der Corona-Einschränkungen spricht für eine anhaltende Frühjahrsbelebung. Die Folgen des Ukraine-Krieges könnten allerdings zu einem Dämpfer am regionalen Arbeitsmarkt führen“, fasst Stelzer zusammen.