Arbeitsmarkt der Region Main-Rhön: Jahresrückblick 2021

Der Arbeitsmarkt in der Region Main-Rhön im Jahr 2021

20.01.2022 | Presseinfo Nr. 2

Nr.002 / 2022  –  20.01.2022

Der Arbeitsmarkt in der Region Main-Rhön im Jahr 2021

Der Arbeitsmarkt zeigte sich weitgehend unbeeindruckt von der Corona-Krise

„Trotz erfreulich guter Zahlen bei der Arbeitslosigkeit und den Beschäftigten, hatte ich unterjährig ständig die Sorge, dass die Situation am Arbeitsmarkt sehr fragil sei und jederzeit ein massiver Einbruch möglich gewesen wäre. Umso beachtlicher ist es, dass das Jahr 2021 im Dezember mit einem Allzeithoch von 6.027 offenen Stellen endete und im Jahresdurchschnitt ein leichter Rückgang der Arbeitslosenquote zu verzeichnen war“, fasst Stelzer das Geschehen am Arbeitsmarkt zusammen.

Der Arbeitsmarkt in der Region Main-Rhön erholte sich im Laufe des Jahres und erreichte zum Ende annähernd das Vorkrisenniveau, nachdem er infolge der Corona-Pandemie in 2020 stark eingebrochen war. Die Jahresdurchschnittsarbeitslosenquote lag bei 3,3 Prozent. Die Arbeitslosenquote sank im Jahresverlauf von 3,8 Prozent im Januar auf 3,0 Prozent im Dezember. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Anzahl der arbeitslosen Personen um 9,5 Prozent.

Kurzarbeit sowie massive staatliche Hilfen für die Unternehmen waren wichtige Gründe, weshalb der Anstieg der Arbeitslosigkeit begrenzt blieb. Allerdings hat die Kurzarbeit im Vergleich zum Vorjahr deutlich abgenommen. Waren im Zeitraum Januar bis August 2020 rund 150.000 Personen von Kurzarbeit betroffen, so waren es 2021 im gleichen Zeitraum, mit 85.000 Personen, deutlich weniger. Nach einer langen Phase der Erholung in 2021 kam im Schlussquartal der Arbeitsmarkt angesichts der vierten Infektionswelle erneut unter Druck. Ein Einbruch wie im letzten Quartal 2020 zeichnete sich allerdings nicht ab. Vor allem in Teilen der Industrie zeigt sich aktuell eine positive Entwicklung der Auftragslage.

Die durchschnittliche sozialversicherungspflichtige Beschäftigung mit 177.309 Personen in 2021 verfehlte nur knapp das Vorkrisenniveau von 2019 mit 177.795 Personen. Starke Zuwächse in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, im Vergleich zum Vorjahr, hatten das Baugewerbe, das Gesundheits- und Sozialwesen sowie die Öffentliche Verwaltung.

Der Bestand mit 5.072 offenen Stellen im Jahresdurchschnitt lag wieder über dem Vorkrisenniveau von 2019. Nachdem die Nachfrage nach neuen Mitarbeitern im ersten Lockdown 2020 regelrecht eingebrochen war, hat sich diese im Laufe 2021 sukzessive wieder erholt. Im Vorkrisenjahr 2019 verzeichnete der jahresdurchschnittliche Stellenbestand 4.991 Stellen.

Leichter Rückgang der Arbeitslosenquote (minus 9,5 Prozent auf 3,3 Prozent im Jahresdurchschnitt)

Im Jahresdurchschnitt waren 8.110 Menschen arbeitslos gemeldet. Es wurden 853 Personen bzw. 9,5 Prozent weniger im Vergleich zum Vorjahr gezählt. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote lag mit 3,3 Prozent weiterhin auf einem niedrigen Wert und verringerte sich in 2021 um 0,3 Prozentpunkte.

Vom Rückgang der Arbeitslosigkeit waren die Kunden von der Arbeitsagentur und der Jobcenter unterschiedlich betroffen. In der Agentur für Arbeit Schweinfurt (im Bereich der Arbeitslosenversicherung) waren 4.627 Menschen von Arbeitslosigkeit betroffen, dies entsprach einem Rückgang von 948 Personen (minus 17 Prozent). In den Jobcentern (umgangssprachlich Hartz IV) waren 3.483 Personen arbeitslos gemeldet. Dies entsprach einem Zuwachs von 95 Personen (plus 2,8 Prozent).

Auffällig war, dass es während der Krise für einige Arbeitslose schwieriger war, neue Arbeit zu finden. Aus diesem Grund ist auch die Anzahl der Langzeitarbeitslosen (Menschen, die ein Jahr und länger arbeitslos gemeldet waren) im Vergleich zum Vorjahr um 509 Personen (um 25,2 Prozent) angestiegen.

„Hocherfreulich ist allerdings, dass die Arbeitslosigkeit der 683 Jugendlichen (Personengruppe: 15 bis unter 25 Jahre), mit einer Quote von 2,5 Prozent, die niedrigste seit der Wiedervereinigung im Jahre 1990 war“, betont Stelzer.

Die flexible Inanspruchnahme des Instruments der Kurzarbeit dämpfte den Anstieg der Arbeitslosenzahlen erneut in 2021 deutlich

Seit Jahresbeginn 2021 wurde von 1.191 Betrieben für insgesamt 10.800 Arbeitnehmer Kurzarbeit angezeigt (2020: 4.143 Betriebe für 55.850 Arbeitnehmer). Nachdem die monatliche Zahl der Neuanzeigen sich seit April kontinuierlich verringert hatte, stieg diese erstmals im November wieder an. In unserer Region betraf dies hauptsächlich das Hotel- und Gaststättengewerbe, das Verarbeitende Gewerbe sowie die Branche Verkehr und Lagerei.

Aktuelle Hochrechnungen unserer amtlichen Statistik zur tatsächlich realisierten Kurzarbeit der regionalen Unternehmen liegen uns bis zum Monat August vor. Demnach wurde im August für 519 Betriebe und 2.814 Beschäftigte Kurzarbeitergeld abgerechnet. Im Vergleich zum Vormonat Juli waren dies 169 Betriebe weniger, verbunden mit einem deutlichen Rückgang von 1.530 betroffenen Arbeitnehmern. In 2021 lag der durchschnittliche Arbeitsausfall rein rechnerisch für jeden kurzarbeitenden Mitarbeiter bei 44,8 Prozent. Damit wurde beim Höchststand der Kurzarbeit im Februar 2021, bei mathematischer Betrachtung, die Arbeitslosigkeit für rund 8.000 Vollzeitbeschäftigte verhindert. Im Mai des Vorjahres waren dies sogar über 15.000 Vollzeitbeschäftigte.

Die Statistik weist eine sog. Kurzarbeiterquote aus. Diese berechnet sich als Verhältnis aus der Zahl der Personen in Kurzarbeit, bezogen auf die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Die Kurzarbeiterquote im August 2021 lag über alle Branchen hinweg bei 1,6 Prozent. Dies entsprach dem niedrigsten Wert seit Beginn der Pandemie. Damals lag die Quote bei 6,8 Prozent. Den Höchststand erreichte dieser Wert im Mai 2020 mit 21,6 Prozent.

„In 2021 waren nach Betriebsgröße die Kleinstbetriebe (bis 19 Beschäftigte) mit rund 85 Prozent (2020: rund 80 Prozent) am stärksten von Kurzarbeit betroffen. Damit hilft das Instrument Kurzarbeit während der Corona-Pandemie insbesondere den Kleinstbetrieben, die schwierige Situation zu überbrücken. Im Agenturbezirk Schweinfurt wurden den Arbeitgebern für ihre Arbeitnehmer insgesamt 73,3 Millionen Euro (Bayern: 3,6 Milliarden; Bund: 20,2 Milliarden) an Kurzarbeitergeld und Sozialversicherungsbeiträgen erstattet. Erneut bewährte sich das Instrument der Kurzarbeit in einer Krise“, bewertet Stelzer die aktuelle Lage.

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung mit 177.309 Personen verfehlte nur knapp das Vorkrisenniveau von 2019 mit 177.795 Personen

Nach dem erstmaligen Rückgang der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (SvB) seit 11 Jahren in 2020, nahm die Anzahl der SvB in 2021 wieder zu. Es wurde in 2021 ein Stand von 177.309 SvB (176.110 in 2020; 177.795 in 2019) verzeichnet, was einer Zunahme von 1.199 Personen (plus 0,7 Prozent) entsprach.

„Zwar ist die Corona-Krise noch nicht überwunden, dennoch war in den überwiegenden Wirtschaftsbereichen ein Beschäftigungsaufbau zu beobachten. Gestützt durch weitreichende staatliche Maßnahmen wie Wirtschaftshilfen, den massiven Einsatz von Kurzarbeit und die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht, konnte der regionale Arbeitsmarkt mit zunehmender Lockerung der behördlichen Einschränkungen im laufenden Jahr wieder Fahrt aufnehmen und den Erholungskurs erfreulicherweise bis zur Mitte des vierten Quartals fortsetzen. Zu erwarten ist, dass auch zukünftig in der Region Main-Rhön ein höherer Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften bestehen wird“, so Stelzer.

Sowohl das Gastgewerbe (minus 217 Personen; minus 4,9 Prozent) als auch das Verarbeitende Gewerbe (minus 203 Personen; minus 0,4 Prozent) verzeichneten einen Beschäftigungsrückgang. Im Gegenzug gab es Beschäftigungszuwächse im Baugewerbe (plus 517 Personen; plus 4,2 Prozent), gefolgt vom Gesundheits- und Sozialwesen (plus 338 Personen; plus 1,1 Prozent), sowie dem Bereich der öffentlichen Verwaltung (plus 324 Personen: plus 3,7 Prozent).

Bestand mit 5.072 offenen Stellen im Jahresdurchschnitt wieder über dem Vorkrisenniveau von 2019.

Der durchschnittliche Bestand mit 5.072 noch zu besetzenden Stellen lag mit 1.241 Stellen über dem Wert des Vorjahres (plus 32,4 Prozent). Im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 ist der aktuelle durchschnittliche Stellenbestand um 81 Stellen höher (plus 1,6 Prozent).

Rein mathematisch betrachtet waren 23 Prozent der Stellenangebote im Laufe des Jahres 2021 im Bestand als Helferstellen (1.178 Stellen) ausgeschrieben. Mehr als das Doppelte, knapp 50 Prozent, der arbeitslosen Menschen (3.995 Personen) waren dagegen auf der Suche nach einem Helferjob. Die regionalen Unternehmen waren mit fast 60 Prozent ihrer Stellenausschreibungen (2.944 Stellen) auf der Suche nach geeigneten Fachkräften. Dem wiederum standen 2.610 arbeitslosen Personen mit dem entsprechenden Qualifikationsniveau gegenüber. Bei den Spezialisten bzw. Experten kamen auf 951 Stellen 948 arbeitslose Menschen.

Ausblick 2022

„Unter der Annahme, dass es im Verlauf der Covid-19-Pandemie zu keinen weiteren Einschränkungen kommen wird, rechnen wir mit einem moderaten Rückgang der Arbeitslosigkeit und in fast allen Branchen mit einer Beschäftigungszunahme in 2022. Bleiben werden allerdings die bekannten Herausforderungen, wie der strukturelle Wandel, die Digitalisierung sowie der demographische Wandel. Der Fachkräftebedarf bleibt auch 2022 eines der zentralen Themen am Arbeitsmarkt der Region Main-Rhön. Der limitierende Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg wird es sein, ob es gelingt die notwendigen Fachkräfte zu gewinnen. Hierfür ist es erforderlich, dass alle Akteure am Arbeitsmarkt das inländische Potential (Arbeitslose, stille Reserve, Geringqualifizierte u.a.) heben und die Zuwanderung als Chance nutzen. Weiterbildung und Qualifizierung können den Beschäftigten in den vom Strukturwandel betroffenen Branchen neue Perspektiven bieten. Für das Jahr 2022 stehen bundesweit 2 Milliarden Euro bereit, um die Qualifizierung von Arbeitslosen und Beschäftigten zu fördern. Auch der Ausbildungsmarkt bietet den jungen Menschen zahlreiche Möglichkeiten. Unsere Berufsberater*innen werden wieder die jungen Menschen beim Übergang von Schule in die Ausbildung tatkräftig unterstützen“, gibt Stelzer einen Ausblick auf den Arbeitsmarkt 2022.