Arbeitsmarktreport der Region Main-Rhön im Mai 2022

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31.05.2022 | Presseinfo Nr. 24

Der Arbeitsmarkt im Mai

Weiterhin sehr aufnahmefähiger Arbeitsmarkt

Der gute Arbeitsmarkt in der Region Main-Rhön zeigte sich stabil. Im Mai waren 7.142 Menschen arbeitslos gemeldet. Das waren 85 Personen weniger als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote blieb unverändert bei 2,9 Prozent. „Die Folgen des Ukraine-Konfliktes bilden sich aktuell am regionalen Arbeitsmarkt noch nicht ab. Der Arbeitsmarkt zeigt sich weiterhin von seiner robusten Seite. Die weiterhin rückläufigen Anzeigen auf Kurzarbeit sowie die sinkende Arbeitslosigkeit und der anhaltende Fachkräftebedarf bestätigten erneut die bereits seit längerer Zeit zu beobachtende positive Entwicklung auf dem aufnahmefähigen regionalen Arbeitsmarkt“, erläutert Thomas Stelzer, Leiter der Agentur für Arbeit Schweinfurt.

Wie zu dieser Jahreszeit üblich, verzeichnete besonders die Personengruppe der Männer, welche häufig in den Außenberufen beschäftigt sind, einen Rückgang der Arbeitslosigkeit mit einem Minus von 80 Personen (2,0 Prozent). Bei den Frauen fiel der Rückgang von 5 Personen, im Vergleich zum Vormonat, deutlich geringer aus. Bei der Personengruppe der älteren Personen (50 Jahre und älter) war ebenso ein Minus von 118 Personen (3,4 Prozent) zu verzeichnen. Trotz insgesamt rückläufiger Arbeitslosenzahlen, stieg die Zahl der Arbeitslosen in der Personengruppe der ausländischen Mitbürger um 127 Personen (9,2 Prozent) im Vergleich zum Vormonat.

„Die Menschen, die seit Februar 2022 aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet sind, werden bei Vorliegen weiterer Voraussetzungen (u.a. Aufenthaltstitel) ab 1. Juni grundsätzlich von den Jobcentern betreut. Sie wechseln vom Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) in die Grundsicherung/SGB II (umgangssprachlich Hartz IV). Bereits durchgeführte Beratungen und Aktivitäten führten zu einem saisonuntypischen Anstieg bei den ausländischen Arbeitsuchenden und den Arbeitslosen“, so Stelzer.

Vom Rückgang der Arbeitslosigkeit im April profitierten die Kunden von der Arbeitsagentur, wohingegen die Anzahl der Kunden der Jobcenter leicht anstieg. In der Agentur für Arbeit Schweinfurt (im Bereich der Arbeitslosenversicherung) waren 3.724 Menschen arbeitslos gemeldet. Dies waren im Vergleich zum Vormonat 146 Personen (minus 3,8 Prozent) weniger. In den Jobcentern (umgangssprachlich Hartz IV) waren 3.418 Personen arbeitslos gemeldet. Dies entsprach einem Anstieg von 61 Personen (plus 1,8 Prozent).

Im Vergleich zum Vorjahr sank die Arbeitslosigkeit um 843 Personen. Die Arbeitslosenquote lag zum damaligen Zeitpunkt bei 3,2 Prozent. Vergleicht man die aktuellen Arbeitslosenzahlen mit dem Mai 2020 (mit Corona-Einfluss), so lag damals die Arbeitslosenquote bei 3,8 Prozent und erreichte, mit einer Anzahl von 9.591 arbeitslosen Menschen, den Höchststand der Arbeitslosigkeit während der gesamten Corona-Krise. Aktuell liegen wir deutlich unter diesem Niveau. Es sind zum momentanen Zeitpunkt 2.449 Menschen weniger von Arbeitslosigkeit betroffen als noch im Mai 2020.

Arbeitslose

Anzahl absolut       

Arbeitslosen-

Quote

Veränderung in %-Punkten

zum Vormonat

Veränderung in %-Punkten

zum Vorjahr

AA Schweinfurt7.1422,9 %+/- 0,0- 0,3
Stadt Schweinfurt1.6265,7 %+/- 0,0- 0,3
Lkr. Schweifnurt1.6792,5 %+ 0,1+ 0,1
Lkr. Bad Kissingen1.5342,7 %- 0,1- 0,6
Lkr. Rhön-Grabfeld1.0722,4 %- 0,1- 0,4
Lkr. Haßberge1.2312,5 %- 0,1- 0,4

Rückgang der Kurzarbeitergeld-Anzeigen

Seit Anfang dieses Jahres gingen von 289 Betrieben im Arbeitsagenturbezirk Schweinfurt Kurzarbeitsanzeigen für 5.036 Arbeitnehmer ein. Dies entsprach 2,6 Prozent der 10.955 Unternehmen sowie 2,8 Prozent der 180.092 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in unserer Region. Im Vergleich zum Vormonat war dies eine Abnahme von 128 Betrieben sowie 221 Arbeitnehmern.

Eine Anzeige wird oft auch vorsorglich gestellt. Daraus lässt sich nicht schließen, wie viele Beschäftigte am Ende tatsächlich in Kurzarbeit waren und in welchem Stundenumfang. Diese Angaben liegen erst mit Zeitverzögerung vor. Für die tatsächlich eingetretene Kurzarbeit tritt der Betrieb mit der Lohnabrechnung in Vorleistung und muss danach bei der Agentur für Arbeit für den jeweiligen Monat einen Antrag auf die Auszahlung des Kurzarbeitergeldes stellen. Aktuelle Hochrechnungen unserer amtlichen Statistik zur realisierten Kurzarbeit der regionalen Unternehmen liegen uns deshalb bis lediglich zum Monat Januar 2022 vor.

Demnach wurde im Januar für 552 Betriebe und 3.293 Beschäftigte Kurzarbeitergeld abgerechnet. Im Vergleich zum Vormonat war dies ein Anstieg von 38 Betrieben, verbunden mit einer deutlichen Abnahme von 693 betroffenen Arbeitnehmern. Die Statistik weist seit Ende 2020 die Kurzarbeiterquote aus. Diese berechnet sich als Verhältnis aus der Zahl der Personen in Kurzarbeit, bezogen auf die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Beschäftigungsstatistik. Die Quote bemisst das relative Ausmaß und die Bedeutung der Kurzarbeit für eine Region. Die Kurzarbeiterquote im Januar lag über alle Branchen hinweg bei 1,8 Prozent, im Vormonat Dezember bei 2,2 Prozent. In der Spitze, im Mai 2020, lag diese noch bei 21,6 Prozent.

Offene Arbeitsstellen erneut auf Rekordwert

Mit insgesamt 6.661 Arbeitsangeboten im Bestand, stieg dieser im Vergleich zum Vormonat um 115 Stellen (1,8 Prozent) und im Vergleich zum Vorjahr um 1.992 Stellen (+ 42,7 Prozent) an. Seit Jahresbeginn wurden 5.365 Stellenzugänge verzeichnet, dies waren 533 Stellen oder 11,0 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. 1.860 der offenen Stellen (27,9 Prozent) entfielen auf die Branche Verarbeitendes Gewerbe. Weitere 1.152 Stellenausschreibungen (17,3 Prozent) betrafen die Branche Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit. Den Branchen Gesundheit und Soziales mit 1.147 Stellen (17,2 Prozent) sowie den kaufmännischen Dienstleistungen, Handel Vertrieb und Tourismus mit 902 Stellen (13,5 Prozent), fielen ebenfalls ein großes Gewicht zu.

„Erneut wurde ein Höchststand an gemeldeten offenen Arbeitsstellen erreicht. Es bleibt weiterhin eine Herausforderung, die hohe Nachfrage nach Arbeitskräften in der Region Main-Rhön zufriedenzustellen. Aktuell bleiben ausgeschriebene Stellenangebote im Durchschnitt 224 Tage vakant. Die regionalen Unternehmen suchen überwiegend Fachkräfte. Fast zwei Drittel der ausgeschriebenen Stellenangebote richten sich an Fachkräfte. Auf der anderen Seite hat lediglich rund ein Drittel der arbeitslosen Menschen eine abgeschlossene Berufsausbildung vorzuweisen. Deshalb investieren wir in die Qualifizierung von Arbeitslosen sowie Beschäftigten“, so Stelzer. 

Wieder Zunahme der arbeitslosen Menschen mit Fluchthintergrund

Im Mai wurden in der Region Main-Rhön 571 arbeitslose Menschen mit Fluchthintergrund gezählt. Das waren 8,0 Prozent aller gemeldeten Arbeitslosen. Den weitaus größten Anteil bildeten dabei Menschen aus Syrien (339 Personen), gefolgt von afghanischen Staatsbürgern (78 Personen) sowie aus osteuropäischen Ländern (51). Im Vormonat wurden 549 arbeitslose Menschen mit Fluchthintergrund gezählt, dies waren 7,6 Prozent aller gemeldeten Arbeitslosen. Vor einem Jahr war die Zahl der 687 Arbeitslosen mit Fluchthintergrund um 116 Personen höher, dies entsprach 8,6 Prozent aller gemeldeten Arbeitslosen.

Anhaltende positive Entwicklung am Ausbildungsmarkt aus Sicht der Bewerber*innen

„Das Bewerber-Stellen-Verhältnis aus Sicht der Ausbildungsplatzsuchenden hat sich weiterhin positiv entwickelt. Im Mai kamen auf 100 unbesetzte Ausbildungsstellen im Durchschnitt 40 unversorgte Bewerber*innen. Auf dem Ausbildungsmarkt ist aktuell noch viel Bewegung. Die Jugendlichen sollten nicht zögern, die Beratungsangebote der Agentur für Arbeit anzunehmen. Auch zum jetzigen Zeitpunkt haben die jungen Menschen noch gute Chancen am Ausbildungsmarkt“, erläutert Stelzer.

Seit Oktober 2021 wandten sich 2.094 Jugendliche bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle an die Berufsberatung der Agentur für Arbeit Schweinfurt. Dies war gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang um 218 junge Menschen und entsprach einem Minus von 9,4 Prozent. Im gleichen Zeitraum wurden der Arbeitsagentur 3.773 Berufsausbildungsstellen gemeldet, 271 oder 7,7 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Zahl der Jugendlichen, die im Mai noch auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle waren, lag mit 713 um 110 (13,4 Prozent) niedriger als vor der Jahresfrist. Sie hatten die Wahl zwischen 1.782 unbesetzten Berufsausbildungsstellen. Das waren 204 (12,9 Prozent) mehr als vor einem Jahr.

IAB-Arbeitsmarktbarometer: Im Mai zum ersten Mal in diesem Jahr gesunken

Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) lag im Mai bei 105,5 Punkten und ist im Vergleich zum Stand im April um 0,3 Punkte zurückgegangen. Damit verzeichnet das Barometer zum ersten Mal seit Beginn des Jahres 2022 einen Rückgang. Dennoch liegt es weiterhin auf einem hohen Niveau. Große Risiken bestehen auch weiterhin hinsichtlich einer möglichen weiteren geopolitischen Ausweitung des russischen Kriegs gegen die Ukraine oder eines weitgehenden Energie-Lieferstopps. „Trotz des Ukraine-Kriegs sind die Arbeitsmarktaussichten in Deutschland weiterhin gut. Im Mai gab es allerdings den ersten leichten Dämpfer in diesem Jahr. Zugleich ist der Arbeitskräfteknappheits-Index des IAB, der Schwierigkeiten bei Stellenbesetzungen widerspiegelt, auf Rekordniveau gestiegen. Da Arbeitskräfte stark gesucht sind, ergeben sich auch gute Voraussetzungen für die Integration von Zuwanderinnen und Zuwanderern in den deutschen Arbeitsmarkt. Auch deshalb dürfte sich die Beschäftigung stärker verbessern als die Arbeitslosigkeit“, so ein Experte des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“.

„Die Nachfrage nach Arbeitskräften stellt einen wichtigen Indikator für die Stabilität am regionalen Arbeitsmarkt dar. Deshalb können mit Blick auf diese Zahlen Arbeitnehmer in der Region Main-Rhön zuversichtlich sein. Das heißt, voraussichtlich bleiben die guten Arbeitsmarktbedingungen für die Arbeitnehmer in der nächsten Zeit erhalten. Allerdings bestehen noch gewisse Unsicherheiten, zum einen durch die zunehmende Knappheit von Rohstoffen und die damit einhergehenden Lieferengpässe sowie Preissteigerungen. Inwieweit sich der Krieg in der Ukraine durch das drohende Gas-Embargo gegen Russland und die Zuwanderung der Kriegsflüchtlinge auch auf die Region Main-Rhön auswirken wird, bleibt ebenso abzuwarten“, fasst Stelzer zusammen.