Trotz Rezessionssorgen: Westmecklenburger Arbeitsmarkt zeigt sich im Dezember 2022 robust

03.01.2023 | Presseinfo Nr. 1

  • Entwicklung Arbeitslosigkeit: 16.149 Arbeitslose, 237 mehr als im November und 1.010 mehr als im Dezember 2021
  • Arbeitslosenquote: 6,6 Prozent (Jahresdurchschnitt 2022: 6,5 Prozent)
  • Arbeitslosenquoten in den Landkreisen: Ludwigslust-Parchim: 5,7 Prozent; Nordwestmecklenburg: 6,8 Prozent und Schwerin: 8,6 Prozent

Allen Unkenrufen zum Trotz sieht es auf dem Arbeitsmarkt im Westen Mecklenburgs relativ gut aus. Das liegt unter anderem daran, dass viele Firmen ihre Fachkräfte auch bei Auftragsflauten oder Kostenproblemen halten wollen. „Im Dezember steigt gewöhnlich - saisonbedingt - die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vormonat November an. Mit einem Anstieg der Arbeitslosenquote um 0,1 Prozentpunkte - ist der Anstieg saisontypisch. Dies ist in den aktuellen Zeiten und all den damit verbundenen Unsicherheiten grundsätzlich eine sehr positive Nachricht. Der Westmecklenburger Arbeitsmarkt zeigt sich weiterhin robust“, so der Chef der Arbeitsagentur, Guntram Sydow.

Die Arbeitslosenzahlen im Bezirk der Schweriner Arbeitsagentur sind gegenüber dem Vormonat um 237 oder 1,5 Prozent auf 16.149 angestiegen. Im Dezember liegt die Arbeitslosenquote in Westmecklenburg bei 6,6 Prozent (MV: 7,6 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Arbeitslosen um 1.010 oder 6,7 Prozent gestiegen. „Der Übergang der ukrainischen Schutzsuchenden in die Grundsicherung sorgt für das Plus gegenüber dem Vorjahr“, erklärt Sydow. Seit dem 1. Juni besteht ein Anspruch auf Leistungen der Grundsicherung nach dem SGB II für Geflüchtete aus der Ukraine. Im Dezember sind in Westmecklenburg 1.285 Ukrainer*innen als arbeitslos gemeldet. „Wenn sie ihren Sprach- und Integrationskurs absolviert haben, könnten sie den Arbeitsmarkt bereichern.“ Gleichwohl sei in den Beratungsgesprächen der Jobcenter Westmecklenburgs allerdings auch deutlich geworden: Viele Ukrainer*innen wollen nach Kriegsende oder einem Waffenstillstand schnellstmöglich wieder nach Hause.

Kurzarbeitergeld

Im Dezember haben insgesamt 38 Unternehmen für 727 Mitarbeiter*innen Kurzarbeit angezeigt. Ob die Unternehmen Kurzarbeit tatsächlich in Anspruch genommen haben, zeigt sich erst mit Zeitverzug, denn die Betriebe haben eine Frist von drei Monaten, Kurzarbeit für ihre Arbeitnehmer*innen abzurechnen. Die Auswertung für den Monat August 2022 liegt aktuell vor: Für 188 Beschäftigte wurde in 12 Betrieben tatsächlich Kurzarbeitergeld abgerechnet (Kurzarbeiter-Quote: 0,1 Prozent).

Entwicklung in der Grundsicherung

Die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten in der Grundsicherung für Arbeitsuchende lag in den drei Westmecklenburger Jobcentern im Dezember bei 22.022. Gegenüber dem Vorjahresmonat ist dies ein Anstieg von 1.112 Personen (5,3 Prozent). In der Grundsicherung für Arbeitsuchende waren 10.665 Menschen arbeitslos gemeldet, 892 (9,1 Prozent) mehr als ein Jahr zuvor.

Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit

Im Dezember 2022 sind insgesamt 1.484 Jugendliche unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet. Das sind 82 junge Leute oder 5,8 Prozent mehr als im November 2022 und 167 bzw. 12,7 Prozent mehr als im Dezember 2021.

Gemeldete Stellen

Krisenzeiten bremsen die Nachfrage nach Arbeitskräften auch im Westen Mecklenburgs. Die Personalnachfrage liegt unter dem Niveau des Vorjahres. "Vor dem Hintergrund der aktuellen Unsicherheiten lässt der neu gemeldete Personalbedarf nach. Weil Arbeitskräfte knapp sind, halten Betriebe ihre Beschäftigten dennoch. Neue Einstellungspläne werden allerdings leicht zurückgefahren", erklärt der Agenturchef.

Im Dezember wurden dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service Westmecklenburg 815 freie Stellen auf dem ersten Arbeitsmarkt gemeldet: 154 oder 15,9 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Dennoch bieten sich zahlreiche Einstiegsmöglichkeiten - insbesondere im Bereich der Zeitarbeit, im verarbeitenden Gewerbe, im Gesundheits- und Sozialwesen, im Handel, in der öffentlichen Verwaltung. Aktuell sind 5.677 zu besetzende freie Arbeitsstellen in unserem Bestand: 133 oder 2,3 Prozent weniger als im Dezember 2021. Der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften in Westmecklenburg ist somit - trotz aller Vorsicht - ungebrochen hoch.

Auf einen Blick - Entwicklung in der Landeshauptstadt Schwerin

Entwicklung in der Landeshauptstadt Schwerin
 Dez 22Veränd. zum
VJ in %
Nov 22Dez 21
Arbeitslosenquote in %8,60,3 p. P.8,78,3
Arbeitslose4.2173,84.2344.063
darunter SGB III1.0767,51.0411.001
darunter SGB II3.1412,63.1933.062
darunter Jugendliche4311,9396423

 

Jahresdurchschnittsvergleich - Arbeitslosenquote Agenturbezirk Schwerin:

Jahresdurchschnittsvergleich Arbeitslosenquote Agenturbezirk Schwerin 2019 bis 2022
 2019202020212022
Westmecklenburg
Agenturbezirk Schwerin gesamt
6,16,86,86,5
Landeshauptstadt Schwerin8,79,59,28,9
Landkreis Nordwestmecklenburg5,86,46,56,4
Landkreis Ludwigslust-Parchim5,36,06,05,6

 

Bilanz und Ausblick: Entwicklung des Arbeitsmarktes in Westmecklenburg

Fachkräftesicherung ist elementare Aufgabe

Ukraine-Krieg, Inflation und Energiekrise haben dem Arbeitsmarkt in Westmecklenburg bisher nur wenig anhaben können. „Ein stabiler Arbeitsmarkt hilft dabei mit, eine schwerwiegende Rezession zu vermeiden“, so Sydow. Trotz eingetrübter Stimmung in der Wirtschaft und nach unten korrigierten Wachstumsprognosen gibt es - ungeachtet der Debatten um hohe Energiepreise und Inflation im Land - noch immer einen hohen Bedarf an Fachkräften und geburtenstarke Jahrgänge erreichen zunehmend das Rentenalter.

Im Jahresdurchschnitt 2022 gab es 15.981 Arbeitslose, ein Rückgang von 4,3 Prozent oder 719 gegenüber dem Jahr 2021. „Ich blicke verhalten optimistisch auf den Arbeitsmarkt im Jahr 2023.“ Der Agenturleiter geht nicht davon aus, dass die Arbeitslosigkeit 2023 stark steigen wird. „Wir rechnen mit einem weitestgehend stabilen Arbeitsmarkt und einer stabilen Beschäftigung“, so Sydow. „Allerdings wird die Fachkräftesicherung zunehmend zur Herausforderung für Unternehmen. So werden die Folgen der demografischen Entwicklung spürbarer, und auch die Digitalisierung spielt eine Rolle, da die Ansprüche an die Qualifikation von Fachkräften steigen. Das heißt: Das drängendste Problem des Arbeitsmarktes in Westmecklenburg ist und bleibt die Fachkräftesicherung. „Es muss allen bewusst sein, dass es bei der Bekämpfung des Fachkräftemangels eine Vielzahl von Ansatzpunkten gibt - von der dualen Ausbildung über die Qualifizierung, die Sicherung und Ausschöpfung von Erwerbspotenzialen, bis zur Fachkräftezuwanderung aus EU- und Drittstaaten. Dazu gehört allerdings auch, dass wir gemeinsam alle Potenziale der Arbeitslosen und der angelernten Beschäftigten durch Weiterbildung entwickeln und nutzen.“