Ausbildungsmarkt in Bewegung

Die Agentur für Arbeit zieht eine vorläufige Bilanz zum Ausbildungsjahr 2022, die abschließende Bewertung erfolgt zu Beginn des kommenden Jahres gemeinsam mit den Partnern.

02.11.2022 | Presseinfo Nr. 190

Bis zum Stichtag 30.09.22 haben sich die im Jahresverlauf sichtbaren Trends fortgesetzt. In Remscheid und Solingen dauert die rückläufige Bewerberentwicklung an, während in Wuppertal mehr Ausbildungsplatzbewerber*innen als im Vorjahr registriert werden konnten. Auf der Stellenseite hatte Wuppertal einen Rückgang zu verzeichnen, wohingegen das Stellenangebot in Remscheid noch einmal zugelegt hat, während Solingen in etwa auf Vorjahresniveau verblieben ist.

Inzwischen haben ein Viertel aller Bewerber*innen um eine Ausbildungsstelle einen ausländischen Pass. Auch die in den vergangenen Jahren zugewanderten Geflüchteten kommen zunehmend im Ausbildungsmarkt an und tragen mit einem Anteil von fast 10 Prozent an allen Bewerber*innen bereits deutlich zur Entlastung der Bewerberseite bei. „Die jungen Geflüchteten sind bei der Suche nicht weniger erfolgreich als ihre deutschen Altersgenossen“, unterstreicht Martin Klebe, Leiter der Agentur für Arbeit.

Die Berufsberatung der Agentur für Arbeit ist wöchentlich an den weiterführenden und berufsbildenden Schulen präsent. Der dadurch unkomplizierte Zugang zum Berufsberater bzw. zur Berufsberaterin und das persönlich geführte Beratungsgespräch sind ein enorm wichtiges Unterstützungsangebot für viele Schülerinnen und Schüler. Viele Jugendliche in den Abgangsklassen konnten die in den vorherigen Schuljahren üblichen Angebote der Berufsorientierung aufgrund der Einschränkungen während der Pandemie gar nicht oder nur eingeschränkt wahrnehmen. Insbesondere Praktika in den Betrieben waren nicht flächendeckend möglich. Entsprechend groß ist der Orientierungs- und damit auch Beratungsbedarf.

Bis zuletzt konnten attraktive Ausbildungsplätze angeboten werden. Deshalb haben die Partner im Ausbildungskonsens (Agentur für Arbeit, Jobcenter im Bergischen Städtedreieck, Bergische IHK, Kreishandwerkerschaft Solingen-Wuppertal, kommunale Koordinierungen, Regionalagentur) am 18.10.2022 im Berufsinformationszentrum Solingen eine Nachvermittlungsaktion „# Abflug in Ausbildung: Ausbildungsstelle to go“ auf die Beine gestellt. 40 Jugendliche haben sich beraten lassen und Vermittlungsvorschläge für Ausbildungsstellen eingeholt. Sie wurden aber auch über mögliche Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten informiert.

Die wichtigsten Ansprechpartner für die Jugendlichen sind die Eltern. Neben den Kontakten über die Schulen bietet die Berufsberatung auch unmittelbare Gespräche an. Jeweils am ersten Donnerstag des Monats um 19 Uhr findet ein digitaler Elternabend an. Der nächste digitale Elternabend dieser Veranstaltungsreihe findet am 3. November um 19 Uhr statt. Teilnahmeinteressierte Eltern können sich per Mail an solingen-wuppertal.biz@arbeitsagentur.de dafür anmelden.

Mögen in den kommenden Wochen immer noch Ausbildungsverträge für das bereits laufende Ausbildungsjahr geschlossen werden, so neigt sich das Ausbildungsjahr seinem Ende zu. Jenseits dieser Aktualität lohnt ein Blick auf zurückliegende Entwicklungen. Zwei Jahre Pandemie haben in einigen Branchen spürbare Veränderungen ausgelöst.

Insgesamt konnten am 31.12.2021 im Städtedreieck über 12.000 Auszubildende gezählt werden, was den höchsten Wert der letzten zehn Jahre darstellt. Allerdings ist die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse dynamischer gewachsen als die Zahl der Ausbildungsverhältnisse, so dass sich die Ausbildungsquote ganz leicht verringert hat.

Beim Blick in einzelne Branchen gibt es allerdings erhebliche Unterschiede. Trotz Pandemie hat der Einzelhandel die Zahl seiner Ausbildungen mit Stand 31.12.21 im Vergleich zu 2019 noch gehalten, wohingegen im verarbeitenden Gewerbe die Zahl der Beschäftigungs-, vor allem aber die Zahl der Ausbildungsverhältnisse deutlich gesunken ist. Mit dem Rückgang von 2.405 Ausbildungsverhältnissen in 2019 auf 2.128 in 2021 ist auch die Ausbildungsquote (= Anteil der Auszubildenden an allen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten) von 4,1% auf 3,8% rückläufig.

Besonders dramatisch ist die Ausbildungssituation im Hotel- und Gastgewerbe. Zählte die Branche im Städtedreieck Ende 2019 noch über 200 laufende Ausbildungsverträge, so sind es zwei Jahre später nur noch 137. Damit fällt der Rückgang der Ausbildungsleistung (-32,8%) deutlich dramatischer aus als der Verlust an sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung (-9,4%).

Für die Arbeitgeber wird die Bewerbergewinnung zunehmend aufwändiger und der Wettbewerb um die jungen Menschen intensiver. „Umso wichtiger ist es, auch Jugendlichen mit schwächeren Schulnoten Chance und Zeit zu geben, ihr häufig noch verborgenes Potenzial zu entfalten. Die Agentur für Arbeit unterstützt hierbei gern – auch bereits in Vorbereitung auf eine Ausbildung,“ wirbt Martin Klebe für die Einstiegsqualifizierung und assistierte Ausbildung.

Finanzielle Förderungsmöglichkeiten für Unternehmen

Die Agentur für Arbeit und Jobcenter unterstützen Unternehmen bei der Ausbildung von Nachwuchskräften: https://www.arbeitsagentur.de/unternehmen/finanziell/foerderung-ausbildung

Vorbereitung auf eine Ausbildung / Einstiegsqualifizierung:
Eine Einstiegsqualifizierung ist ein sozialversicherungspflichtiges Praktikum. Sie soll Jugendliche und junge Erwachsene, die sich bereits für einen konkreten Beruf entschieden haben, auf eine Ausbildung vorbereiten. Im Betrieb werden sie an die entsprechenden Ausbildungsinhalte herangeführt und können Ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Ein solches Praktikum dauert zwischen 6 und 12 Monaten. Die Teilnehmerin oder der Teilnehmer bekommen vom Unternehmen eine Vergütung. Diese kann bezuschusst werden. Eine vorherige sozialversicherungspflichtige Beschäftigung des jungen Menschen in dem gleichen Unternehmen schließt die Förderung aus.

Hilfen während der Ausbildung - Assistierte Ausbildung:
Für junge Menschen, die eine besondere Förderung brauchen und eine Ausbildung nicht ohne Unterstützung schaffen, gibt es die Assistierte Ausbildung (AsA). Die Auszubildenden bekommen individuell angepassten Förderunterricht und Unterstützung bei persönlichen Problemen. Darüber hinaus wird dem ausbildenden Unternehmen Entlastung bei der Durchführung und Organisation der Ausbildung angeboten. Die Assistierte Ausbildung kann auch bereits vor Ausbildungsbeginn zur Unterstützung der Ausbildungsaufnahme ansetzen.

Die Zahlen für den Agenturbezirk Solingen-Wuppertal

Bis Oktober 2022 sind in der Arbeitsagentur Solingen-Wuppertal insgesamt 3.184 Berufsausbildungsstellen gemeldet worden. Dem gegenüber stehen 3.752 Bewerber und Bewerberinnen, die sich im Laufe des Berichtsjahres bei den Agenturen für Arbeit vor Ort gemeldet haben. Auf eine/n Bewerber/in kommen damit 0,8 Ausbildungsplätze. Zurzeit sind noch 297 junge Frauen und Männer auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle. Gleichzeitig sind noch 344 Ausbildungsplätze unbesetzt. Somit kommen auf jede/n unversorgten Bewerber/in 1,2 unbesetzte Berufsausbildungsstellen. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Anzahl von Bewerber/innen um 1,2 Prozent gesunken. Im gleichen Zeitraum ist die Zahl der Ausbildungsstellen um 5,9 Prozent gesunken. Der Rückgang ist statistisch etwas überzeichnet, da zu Beginn des Ausbildungsjahres im Herbst 2021 in Wuppertal etwa 100 gemeldete Ausbil-dungsstellen nicht in die Statistik eingeflossen sind.

Unbesetzte Ausbildungsstellen, unversorgte Bewerber

344 Stellen waren Ende Oktober unbesetzt, das sind vier mehr als im Jahr zuvor. Auf der anderen Seite suchen noch 297 junge Menschen nach einer Ausbildungsstelle, das waren 45 weniger als vor einem Jahr. Von den unversorgten Ausbildungssuchenden hatten die meisten (106) einen Realschulabschluss, 88 die Fachhochschulreife und 87 einen Hauptschulabschluss.

459 Jugendliche haben zum 30.09. nicht mit ihrer ursprünglichen Wunschausbildung begonnen, weil sie eine anderweitige Anschlussperspektive gewählt haben – zum Beispiel weiterer Schulbesuch, Praktikum, Studium, soziale Dienste, Auslandsaufenthalt, Arbeitsstelle.

Wer noch eine Ausbildungsstelle sucht, für den hat die Berufsberatung noch aktuelle Angebote. Einige dieser Stellen sind aber auch schon für das nächste Jahr. Aktuell werden im Bergischen Städtedreieck für das noch laufende Ausbildungsjahr Auszubildende in folgenden Berufsgattungen gesucht: Berufe in der Pflege und Medizin *im Büro und Sekretariat *im Handel

Der Ausbildungsmarkt in den drei Städten im Einzelnen

Remscheid

549 Jugendliche aus Remscheid haben sich seit Oktober 2021 an die Berufsberatung der Agentur für Arbeit gewandt, um einen Ausbildungsplatz zu finden. Insgesamt sind das 33 Personen (-5,7 Prozent) weniger als im Vorjahr. 39 Jugendliche sind davon aktuell noch unversorgt: 14 Personen (-26,4 Prozent) weniger als ein Jahr zuvor. Der Vielzahl an Bewerbern und Bewerberinnen stehen derzeit 743 gemeldete Berufsausbildungsstellen gegenüber von denen aktuell noch 106 Ausbildungsplätze unbesetzt sind. Im Vergleich zum Vorjahr sind seit Beginn des Berichtsjahres 39 Ausbildungsstellen (5,5 Prozent) mehr gemeldet worden.

Solingen

719 Jugendliche aus Solingen haben sich seit Oktober 2021 an die Berufsberatung der Agentur für Arbeit gewandt, um einen Ausbildungsplatz zu finden. Insgesamt sind das 116 Personen (-13,9 Prozent) weniger als im Vorjahr. 52 Jugendliche sind davon aktuell noch unversorgt: 21 Personen (-28,8 Prozent) weniger als ein Jahr zuvor. Der Vielzahl an Bewerbern und Bewerberinnen stehen derzeit 784 gemeldete Berufsausbildungsstellen gegenüber, von denen aktuell noch 96 Ausbildungsplätze unbesetzt sind. Im Vergleich zum Vorjahr sind seit Beginn des Berichtsjahres 19 Ausbildungsstellen (-2,4 Prozent) weniger gemeldet worden.

Wuppertal

2.484 Jugendliche aus Wuppertal haben sich seit Oktober 2021 an die Berufsberatung der Agentur für Arbeit gewandt, um einen Ausbildungsplatz zu finden. Insgesamt sind das 105 Personen (4,4 Prozent) mehr als im Vorjahr. 206 Jugendliche sind davon aktuell noch unversorgt: zehn Personen (-4,6 Prozent) weniger als ein Jahr zuvor. Der Vielzahl an Bewerbern und Bewerberinnen stehen derzeit 1.657 gemeldete Berufsausbildungsstellen gegenüber, von denen aktuell noch 142 Ausbildungsplätze unbesetzt sind. Im Vergleich zum Vorjahr sind seit Beginn des Berichtsjahres 221 Ausbildungsstellen (-11,8 Prozent) weniger gemeldet worden. Der Rückgang ist statistisch etwas überzeichnet, da zu Beginn des Ausbildungsjahres im Herbst 2021 in Wuppertal etwa 100 gemeldete Ausbildungsstellen nicht in die Statistik eingeflossen sind.