Arbeitslosigkeit geht im April erneut zurück
Nordhausen: Die guten Nachrichten vom Arbeitsmarkt in Nordthüringen setzen sich fort. Noch nie war die Zahl der Arbeitslosen in einem Monat April seit mehr als dreißig Jahren so niedrig, wie in diesem Jahr.
„Noch spürt der Arbeitsmarkt den Rückenwind. Wir haben rund 1.700 Arbeitslose weniger als vor einem Jahr“, sagt Karsten Froböse, Chef der Nordhäuser Arbeitsagentur. „Der Fachkräftebedarf ist weiterhin hoch.“ Allerdings bemerke man ersten Gegenwind bei den Stellenzugängen. „Die Nachfrage sinkt zum Vorjahr.“ Die Auswirkungen der aktuellen weltwirtschaftlichen Lage und des Ukraine Krieges hinterlasse Spuren bei den Unternehmen. „Wir haben weniger Bewegung auf dem Arbeitsmarkt.“
7.104 Männer und Frauen waren Ende des Monats bei der Agentur für Arbeit Nordhausen mit den Geschäftsstellen in Leinefelde und Sondershausen gemeldet. Dreiundsechzig Prozent der Arbeitslosen entfielen davon auf die drei Jobcenter.
Die Arbeitslosenquote sei gesunken und liege in Nordthüringen aktuell bei 5,4 Prozent. Vor einem Jahr betrug sie noch 6,6 Prozent. Karsten Froböse verbindet die Veröffentlichung der Arbeitsmarktzahlen diesmal mit einem Firmenbesuch bei der Wohnungsbaugenossenschaft eG Südharz in Nordhausen. Das Unternehmen bildet aus und beteiligt sich am Nordthüringer Projekt „Tag in der Praxis“. Schülerinnen und Schüler der achten Klassen sammeln bis zum Bewerbungsbeginn dabei während eines Jahres einmal pro Woche jeweils für ein viertel Jahr praktische Erfahrungen in einem Unternehmen der Region. Das Projekt ist eine gemeinsame Initiative des Staatlichen Schulamtes, der Arbeitsagentur, der Industrie- und Handelskammer Erfurt und der Kreishandwerkerschaften in Nordthüringen. Erste Erfahrungen seien laut Schulen und Veranstalter positiv.
Unterbeschäftigung ist gesunken
Die Zahl der Menschen in Unterbeschäftigung lag im April 2022 bei rund 9.800. Das waren 330 weniger als im Vormonat und knapp 1.600 weniger als im Vorjahresmonat. In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den Arbeitslosen auch die Personen abgebildet, die nicht als arbeitslos zu zählen sind, etwa Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Qualifizierungsmaßnahmen. Die Unterbeschäftigungsquote lag im April bei 7,3 Prozent. Im Vorjahr betrug sie 8,3 Prozent.
Frauen und Männer im Vergleich
Frauen sind nicht so stark von Arbeitslosigkeit betroffen, wie Männer. Das überrascht nicht. Frauen sind stärker in Gesundheitsberufen und in der Pflege beschäftigt, während Männer überwiegend in Bereichen arbeiten, die von der Konjunktur abhängig sind.
3.080 Frauen sind aktuell in den drei Landkreisen auf Jobsuche, über 20 Prozent weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote liegt bei 5,1 Prozent. Bei den Männern suchen rund 4.000 derzeit eine neue Beschäftigung. Hier beträgt die Arbeitslosenquote 5,7 Prozent.
Zahl der arbeitslosen Jugendlichen deutlich unter Vorjahreswert
Die Nachfrage nach gut ausgebildeten Fachkräften hat auch für die Jugendlichen Verbesserungen mit sich gebracht. Die Arbeitslosigkeit der unter 25-Jährigen ist gesunken. 521 arbeitslose Jugendliche waren Ende April bei der Agentur und den Jobcentern gemeldet. Die Zahl der Jugendlichen konnte im Vergleich zum Vorjahr um fast ein Viertel reduziert werden. Die Arbeitslosenquote liegt aktuell bei glatt 5,0 Prozent. Vor einem Jahr betrug sie noch 6,7 Prozent.
Fachkräftenachfrage in Nordthüringen
„Wir merken die Abschwächung der Personalnachfrage“, sagt Karsten Froböse. Rund 260 Arbeitsstellen wurden dem Arbeitgeber-Service im zurück liegenden Monat gemeldet, fast ein Drittel weniger als im Vorjahr. Beim Blick auf die Meldungen seit Jahresbeginn ergibt sich bislang ein Minus von 4,8 Prozent. Allerdings sei der Stellenpool derzeit dennoch gut gefüllt. Knapp 2.100 sozialversicherungspflichtige Stellen sind in Nordthüringen aktuell zu besetzen, rund ein Viertel im verarbeitenden Gewerbe. Darüber ist vor allem Personal im Baugewerbe, Maschinenbau, im Einzelhandel und in der Gastronomie gefragt. „Die Besetzung der Stellen gestaltet sich nach wie vor schwierig. Fachkräfte stehen nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung.“ Karsten Froböse unterstreicht in dem Zusammenhang noch einmal wie wichtig es sei, gut qualifiziert zu sein. Neun von zehn Stellenangeboten sind auf Fachkräfte ausgerichtet.
Arbeitslosigkeit in den Landkreisen:
2.915 Arbeitslose waren im Landkreis Nordhausen registriert, 13,1 Prozent (-439) weniger als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote im letzten Monat bei 7,0 Prozent. Im Jahr zuvor betrug sie 7,9 Prozent.
Im Kyffhäuserkreis ging die Zahl der Arbeitslosen zum April 2021 um 21,2 Prozent zurück. 2.382 Männer und Frauen waren Ende des Monats arbeitslos. Die Arbeitslosenquote lag bei 6,5 Prozent, im Vorjahresmonat noch bei 8,1 Prozent.
1.807 Personen waren im Landkreis Eichsfeld ohne Arbeit. Vor einem Jahr hatte der Eichsfeldkreis noch rund 2.400 Erwerbslose. Der Rückgang zum Vorjahresmonat war mit 24,8 Prozent in Thüringen am höchsten. Die Arbeitslosenquote liegt aktuell bei 3,4 Prozent. Im Vorjahr betrug sie 4,5 Prozent.