Arbeitslosigkeit steigt zum Jahresende saisonbedingt

03.01.2023 | Presseinfo Nr. 1

Januar 2023: Mit 8.542 Arbeitslosen ist in den drei nördlichsten Landkreisen Thüringens das Jahr 2022 zu Ende gegangen. Zum November habe man ein Plus von zehn Prozent, sagt Karsten Froböse, Chef der Agentur für Arbeit Thüringen Nord. Das sei aber saisontypisch und stelle keine Besonderheit dar. „Das Jahresende bringt regelmäßig mehr Arbeitslose mit sich.so der Agenturchef.

„Der Ukrainekrieg hat sich aber auch deutlich in der Arbeitslosenzahl in Nordthüringen niedergeschlagen.“ Im Dezember gab es knapp 1.300 Arbeitslose mehr als im Dezember 2021. Durch die Betreuung der zumeist aus der Ukraine geflüchteten Menschen, stieg die Arbeitslosigkeit in der zweiten Jahreshälfte spürbar an. „Das war eine humanitäre Entscheidung. In den Jobcentern ging dadurch die Zahl der Arbeitslosen merklich nach oben.“

Bei den Kundinnen und Kunden der Arbeitsagentur sei die Arbeitslosigkeit hingegen zum Vorjahr praktisch konstant geblieben.

Die Arbeitslosenquote lag insgesamt Ende des Jahres im Agenturbezirk Nordhausen bei 6,6 Prozent. Im Jahr zuvor betrug sie 5,5 Prozent. Im Unstrut-Hainich-Kreis waren im Dezember knapp 3.600 Männer und Frauen ohne Arbeit. Das waren 222 (+6,6%) mehr als im Vorjahr. Verglichen mit November stieg die Zahl der Jobsuchenden um 196 Personen (+5,8%). Die Quote lag zum Jahresende bei 6,8 Prozent. Vor einem Jahr betrug sie 6,3 Prozent.

Jahresrückblick 2022 Agentur für Arbeit Nordhausen

  • Niedrigste Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt seit der Wiedervereinigung
  • Arbeitslosenquote erstmals unter sechs Prozent
  • Knapp vier Prozent mehr Arbeitslose in der Grundsicherung

„Das vergangene Jahr war zweigeteilt“, so Froböse. „Im ersten Halbjahr gab es gute Nachrichten vom Arbeitsmarkt. Die Beschäftigung stieg an, die Arbeitslosigkeit konnte deutlich gesenkt werden. Das zweite Halbjahr war anders: Die Übernahme der aus der Ukraine geflüchteten Menschen in die Betreuung der Jobcenter ließ die Arbeitslosigkeit seit Jahresmitte deutlich ansteigen. Auch die Konjunktur schwächte sich ab. Das erreichte den Arbeitsmarkt. Zum Jahresende hatten wir dann fast achtzehn Prozent mehr Arbeitslose, als ein Jahr zuvor.“

Zum Jahresende hätten negative Zahlen dominiert. „Das Gesamtjahr war aber anders“, sagt Karsten Froböse mit Blick auf die Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt.

„2022 war das Jahr mit der niedrigsten Arbeitslosigkeit im Norden Thüringens seit 1990. Rund 7.700 Menschen waren ohne Arbeit, 340 weniger als 2021. Die Quote lag erstmals mit 5,9 unter sechs Prozent.“ Knapp 5.100 Menschen wurden von den Jobcentern betreut, über 2.600 Personen waren als Kundinnen und Kunden bei der Arbeitsagentur. Noch vor fünf Jahren waren fast 9.000 Menschen auf Jobsuche. Die Arbeitslosenquote betrug damals 6,6 Prozent.

Die positive Entwicklung zeigte sich vor allem bei den deutschen Arbeitslosen mit einem Rückgang um über elf Prozent zum Vorjahr.

Die Arbeitskräftenachfrage habe sich aber 2022 spürbar abgeschwächt. „Wir haben trotzdem noch eine hohe Nachfrage nach Fachkräften. Arbeitgeber hielten meist an gut qualifizierten Leuten fest, waren aber auch vorsichtiger mit neuen Stellenmeldungen“, so der Agenturchef.

Aktuell habe der Arbeitgeber-Service noch 2.046 freie Stellen aus Industrie und Handwerk, sowie öffentlichen Bereichen zur Vermittlung. „Nordthüringen bietet weiterhin gute Beschäftigungsmöglichkeiten für Fachkräfte. Die Besetzung der Stellen mit Fachkräften ist und bleibt in vielen Branchen die große Herausforderung für 2023.“

Jahresrückblick Unstrut-Hainich-Kreis

Sinkende Bevölkerungs- und Arbeitslosenzahlen, auch im nördlichen Thüringen, haben ab 01. Januar zu Anpassungen in der Organisation der Agenturen für Arbeit geführt. Vor diesem Hintergrund bildet mit Beginn des neuen Jahres der Unstrut-Hainich-Kreis, bislang zugehörig zu Gotha, zusammen mit den bisherigen Geschäftsstellen der Arbeitsagentur Nordhausen die neue Agentur für Arbeit Thüringen Nord.

Karsten Froböse blickt deshalb in diesem Jahr erstmals auch auf die Ergebnisse des Unstrut-Hainich-Kreises. „Wir hatten in den Geschäftsstellen Mühlhausen und Bad Langensalza im letzten Jahr rund 3500 Arbeitslose, acht Prozent Arbeitslose weniger als 2021“, so Froböse. Die Arbeitslosenquote lag bei 6,6 Prozent. Vor einem Jahr betrug sie 7,1 Prozent. Man habe hier ebenfalls die niedrigste Arbeitslosigkeit in einem Jahresdurchschnitt seit drei Jahrzehnten, so der Agenturchef. Die Arbeitslosigkeit sei bis zur Jahresmitte rückläufig gewesen, danach habe sich aber auch hier die Übernahme von Geflüchteten in das Jobcenter ausgewirkt. 

Zahl der arbeitslosen Jugendlichen leicht gestiegen

Die Zahl der jugendlichen Arbeitslosen ist im letzten Jahr um 2,3 Prozent leicht gestiegen. Auch hier wirkte sich die Betreuung der aus der Ukraine geflüchteten Menschen aus. 628 unter 25jährige waren im Jahresdurchschnitt des vergangenen Jahres gemeldet, 14 mehr als 2021. Die Arbeitslosenquote lag bei 5,9 Prozent. „Das ist kein Grund zur Besorgnis. Fachkräfte sind gefragt und das bietet auf Jahre Chancen für junge Menschen“, bestätigt Froböse. Es gäbe zunehmend Ältere in den Betrieben und mit deren Ausscheiden suchen die Unternehmen entsprechenden Ersatz.

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung stabilisiert sich

84.099 Menschen waren zur Jahresmitte 2022 im Agenturbezirk Nordhausen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Nach dem die Beschäftigung über mehrere Jahre rückläufig war, stieg die Zahl zur Jahresmitte um 0,3 Prozent weiter an. Das Land Thüringen verzeichnete Ende Juni sogar einen Beschäftigungszuwachs um 0,9 Prozent.

Den höchsten Zuwachs an Arbeitskräften gab es im Kyffhäuserkreis um ebenfalls 0,9 Prozent (+ 177 Personen), gefolgt vom Landkreis Eichsfeld mit einem Plus von 0,6 Prozent (+212 Personen), der Landkreis Nordhausen verzeichnete hingegen einen Rückgang um 106 Beschäftigte (-0,4%).

Der Unstrut-Hainich-Kreis hatte mit einem Zuwachs von 1,1 Prozent und fast 400 Personen vergleichsweise mit Abstand die beste Entwicklung. Im Landkreis waren zur Jahresmitte 35.723 Menschen sozialversicherungspflichtig tätig.

2022 in den Landkreisen:

Arbeitslosigkeit in allen Landkreisen rückläufig

3.088 Arbeitslose waren im Landkreis Nordhausen registriert, 0,6 Prozent (-20) weniger als im Jahresverlauf 2021. Die Zahl der Arbeitslosmeldungen ging im Landkreis um knapp zwei Prozent zurück. Die Arbeitslosenquote lag 2022 unverändert zum Vorjahr bei 7,4 Prozent.

Der Landkreis Eichsfeld hatte den höchsten Rückgang der Arbeitslosigkeit im Jahr 2022. Rund sechs Prozent weniger Arbeitslosmeldungen aus Erwerbstätigkeit ließen die Zahlen sinken. Mit durchschnittlich 1.956 Personen waren erstmals weniger als 2.000 Menschen im Jahresdurchschnitt ohne Arbeit. Die Arbeitslosenquote lag bei 3,7 Prozent. Im Vorjahr betrug sie 4,1 Prozent.

Im Kyffhäuserkreis waren durchschnittlich 2.702 Arbeitslose gemeldet. Das sind 2,1 Prozent (-66) weniger als im Jahr zuvor. Die Arbeitslosenquote lag bei 7,4 Prozent, im Vorjahresvergleich um 0,1 Prozentpunkte niedriger.

Was kommt 2023?

 „Wir hatten, mit Blick auf die vier Landkreise im letzten Jahr durchschnittlich 11.200 Arbeitslose. Die Übernahme der geflüchteten Menschen in die Betreuung der Jobcenter erfolgte erstmals zur Jahresmitte. Für 2023 müssen wir demnach, bei ähnlicher Lage, mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt rechnen“, blickt Froböse voraus. “Wenn wir unter 11.500 bleiben, wäre es aus meiner Sicht ein gutes Jahr“, so der Arbeitsmarktexperte.

Die Fachkräftesituation verlange im kommenden Jahr konsequentes Handeln auf dem Ausbildungsmarkt und damit neue Lösungen. „Deshalb werden wir auch 2023 gemeinsam mit dem Schulamt Nordthüringen, der IHK und den Kreishandwerkerschaften den Tag in der Praxis (TiP) fortführen. Inzwischen beteiligen sich neun Schulen mit 460 Schülerinnen und Schülern sowie fast 400 Unternehmen. Diese Initiative für Schülerinnen und Schüler, Schulen und Unternehmen gibt es in dieser Form in anderen Regionen noch nicht“, sagt Froböse.

Gestartet sei man mit 120 Betrieben. „Da hat sich richtig etwas bewegt.“ Schülerinnen und Schüler ab Klasse 8 werden auch im neuen Jahr wieder einen Tag pro Woche für gut ein Vierteljahr in einem Praktikum bei einem Unternehmen sein. Danach wird gewechselt, so dass pro Schuljahr mehrere Ausbildungsbetriebe und mehrere Ausbildungsberufe kennengelernt werden können.

Für Agenturleiter Karsten Froböse ist die praxisnahe Berufsorientierung ein wesentlicher Schritt, wenn es um die Berufswahl geht. „Wir wollen den jungen Menschen die Chancen in unserer Region vor Augen führen. Dabei sind betriebliche Praktika in dieser Form für den Einstieg in das Berufsleben sehr hilfreich“, so Froböse.