Im Januar 2022 zählte die Suhler Arbeitsagentur 10.704 arbeitslos gemeldete Personen, 801 bzw. 8,1 % mehr als noch vor einem Monat. Die Arbeitslosenquote beträgt 4,6 Prozent, gegenüber dem Vormonat ein Plus von 0,4 %. Im Januar vorherigen Jahres waren mit 13.293 noch 2.589 bzw. 19,5 % mehr Menschen von Arbeitslosigkeit betroffen. Im Januar vor der Pandemie registrierte die Arbeitsagentur 11.247 Menschen als arbeitslos, das sind 543 mehr als heuer.
Wolfgang Gold, Leiter der Suhler Arbeitsagentur, fasst die aktuelle Lage am heimischen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zusammen:
- Der Anstieg der Arbeitslosigkeit beruht überwiegend auf Zugängen in den typischen saisonbedingten Berufsbereichen, fällt aber nur etwa halb so stark wie in den letzten Jahren aus. Gegenüber dem Vormonat stieg die Arbeitslosigkeit im Bereich der Land- und Forstwirtschaft/ Gartenbau um 17,3 % und im Berufsfeld Bau, Architektur, Vermessung um 25,4%.
- Gegenüber dem Vormonat gingen im Berichtsmonat knapp 35 % mehr Anzeigen auf konjunkturelles Kurzarbeitergeld ein. Wir beobachten bei den Anzeigen wieder einen Anstieg seit Dezember 2021. Jedoch lässt allein die Anzahl keine Rückschlüsse auf den Umfang der Arbeitsausfälle und Anzahl der betroffenen Beschäftigten zu.
- Die Anzahl der offenen Stellen stieg mit 6.016 auf Rekordniveau. Die Besetzung dieser steht weiterhin im Fokus. Maßnahmen der Eingliederung, wie beispielsweise Qualifizierungen und Maßnahmen beim Arbeitgeber unterstützen diesen Prozess.
- Für das aktuelle Ausbildungsjahr 2022 wurden bisher nur 1.070 Ausbildungsplatzsuchende registriert, das sind 3 bzw. 0,3 % weniger als im Januar 2021. Gegenüber dem Vor-Corona- Januar sogar ein Minus von 198 bzw. 15,6%.
Personenkreise
Gegenüber dem Vormonat stieg in allen Personengruppen die Arbeitslosigkeit an.
59,6 % (6.379) der Arbeitslosen sind Männer, ein Anstieg um 593 bzw. 10,2 %. 4.325 Frauen waren im Berichtsmonat von Arbeitslosigkeit betroffen, 208 bzw. 5,1 % mehr als im Dezember 2021. „Männliche Personen sind stärker von Ausstellungen in den Wintermonaten betroffen, da sie überwiegend in den klassischen Außenberufen beschäftigt sind,“ so Gold.
850 bzw. 7,9% der Betroffenen sind unter 25 Jahre, das sind 28 bzw. 3,4 % mehr als noch vor 4 Wochen.
Fast die Hälfte (43%) aller Arbeitslosen sind älter als 50 Jahre (4.576), gegenüber dem Vormonat ein Anstieg um 9,3%. Der überwiegende Anteil (75 %) ist 55 Jahre und älter. „Ältere Arbeitslose haben es besonders schwer, auf dem heimischen Arbeitsmarkt wieder eingegliedert zu werden. Die Gefahr einer längeren Arbeitslosigkeit nimmt mit dem Alter deutlich zu, der Abbau von Vermittlungshemmnissen ist naturgemäß viel schwieriger,“ erklärt Gold.
Die Anzahl der Langzeitarbeitslosen nahm um 1,3% (3.976), der schwerbehinderten Arbeitslosen um 4,2 (984) und der Ausländer um 8,1% (1.094) zu.
Entwicklung in den Regionen
In allen Regionen der Suhler Arbeitsagentur stieg die Arbeitslosigkeit an. Den höchsten Anstieg verzeichnet die Stadt Suhl mit 0,6%. Im Landkreis Hildburghausen stieg sie um 0,5% und in den Landkreisen Sonneberg, Schmalkalden/Meinigen und im Wartburgkreis um 0,3% an. Die geringste Arbeitslosenquote weißt weiterhin der Landkreis Hildburghausen mit 4,0% auf, die höchste wurde in der Stadt Suhl mit 5,7% registriert. Der Wartburgkreis verzeichnet eine Quote von 4,9%, die Landkreise Sonneberg und Schmalkalden/Meiningen von 4,2%.
Arbeitsmarkt
Im Bestand der Arbeitsagentur Suhl befinden sich 6.016 freie Stellen zur Vermittlung. Das sind 181 bzw. 3,1% mehr als im Dezember 2021. 42 % aller zu besetzenden Stellen sind dem Berufsfeld Fertigung/ Produktion zugeordnet, 16 % Verkehr/Logistik und knapp 15 % im Bereich Gesundheit/ Soziales. „Wir haben in Südwestthüringen die Besonderheit, dass sich die Region über eine sehr große Fläche erstreckt. Das erschwert natürlich die Vermittlungsmöglichkeiten, z.B. durch lange Wege zum Arbeitsplatz oder das Angewiesen sein auf öffentlichen Verkehrsmitteln ungemein,“ weiß Agenturchef Gold.
Vor einem Jahr zählte die Arbeitsagentur nur 4.224 freie Stellen im Bestand, 30 % weniger als heuer. Im Vor-Corona-Januar waren 5.305 registriert, 711 weniger als heuer.
Betriebe und Einrichtungen meldeten im Berichtsmonat 1.012 neue Stellen, das sind 30 bzw. 2,9% weniger als im Dezember 2021 neu gemeldet wurden. Im Januar 2020 meldeten Arbeitgeber nur 618 neue Stellen, im Vor-Vor-Januar gingen 691 Stellen neu ein.
Ausbildungsmarkt
1.070 Bewerberinnen und Bewerber zählte die Arbeitsagentur für das kommende Ausbildungsjahr. Zum Vergleich: Im Berichtsjahr vor der Pandemie waren zum gleichen Zeitpunkt bereits 1.268 Jugendliche und junge Menschen ausbildungssuchend gemeldet. „Wir wollen in den kommenden Wochen und Monaten verstärkt Schülerinnen und Schüler der Abgangsklassen für eine duale Ausbildung gewinnen. Betriebe und Einrichtungen meldeten bisher 1.832 duale Ausbildungsstellen für das aktuelle Ausbildungsjahr, gegenüber dem Vorjahr ein Plus von knapp 19 %. Für mich ein Zeichen für mehr Stabilität in den Südwestthüringer Unternehmen,“ so die Einschätzung von Gold.
Den größten Bedarf an Auszubildenden signalisierten Betriebe der Rohstoffindustrie, Fertigung und Produktion mit knapp 800 Stellen, gefolgt von Handel, Vertrieb, Tourismus und kaufmännischen Dienstleistungen (535).
Entwicklung in den Rechtskreisen
46 Prozent (4.919) aller arbeitslos gemeldeten Personen gehören dem Rechtskreis SBG III an, 54 Prozent sind dem Rechtskreis SGB II zugeordnet (5.785). In beiden Rechtskreisen stieg die Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vormonat an, jedoch mit unterschiedlicher Ausprägung (SGB III: +630/ SGB II: +171).
Gold erklärt: „Die Zugänge in Arbeitslosigkeit kommen überwiegend aus Beschäftigung und weniger aus Übertritten in den Rechtskreis SGB II,“. Die Anzahl an Langzeitarbeitslosen nimmt gegenüber dem Vormonat weiter zu, auch hier ist die Ausprägung in den Rechtskreisen unterschiedlich (SGB III: +43, SGB II: +9).