Neue Wege wagen – mit Erfolg

18.04.2024 | Presseinfo Nr. 26

Wie das große Schlagwort der Integration Geflüchteter zu einer Geschichte werden kann, geht mit vielen kleinen Schritten. Davor haben sich Albert Pichlmeier vom gleichnamigen Autohaus in Kirchdorf am Inn und seine drei ukrainischen Mitarbeiter, davon zwei aus dem Landkreis Altötting nicht gescheut. Insgesamt 28 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählt das über 80 Jahre bestehende Autohaus heute und hat, wie viele, mit Personalengpässen durch einen stark steigenden Bedarf an Werkstattleistungen, gleichzeitig aber auch altersbedingt ausscheidende Kollegen zu kämpfen. Deshalb mussten auch hier neue Wege gefunden werden, um die Leistungen weiterhin so aufrecht erhalten zu können, um den gewohnt guten Service für den Kundenkreis zu erhalten.
Angefangen hat alles mit Sergej Kazmirenko, einem gelernter Kfz-Mechaniker, der in der Ukraine seine Ausbildung absolviert hatte und ohne jede sprachliche Vorkenntnis einfach bei dem Autohaus nach einer Arbeit angefragt hat. „Der Google-Übersetzer war der beste Freund der Werkstatt“, scherzt Pichlmeier, aber es hat funktioniert und der Vater von drei Kindern arbeitet seit Juni 2022 als angesehener Kollege mit. Einige Monate später reisten zwei zukünftige Kollegen nach Deutschland. Rustem Bikbaiev kam als alleinerziehender Vater von zwei schulpflichtigen Kindern im September 2022 hier an. Nach einem ersten dreimonatigen Deutschkurs und einem zweiten, der noch andauert, fragte der gelernte Kfz-Elektroniker nach einem Praktikum bei Pichlmeier nach. Das hat so gut geklappt, dass im Januar die Einstellung erfolgte. „Anfangs hatte ich schon meine Zweifel, ob das mit der Sprache hinhaut“, gibt Pichlmeier zu, „aber diese Sorgen waren unbegründet.“ Denn da war ja Kazmirenko als Pate und Anleiter, der schon eineinhalb Jahre dort arbeitet, und fehlende Kenntnisse oder Spezialwissen weitergibt. Der dritte ukrainische Mitarbeiter ist Alim Hafarov. Der einundvierzigjährige dreifache Vater kam im Oktober 2022 aus der Ukraine in den Landkreis Altötting und hat nach Deutsch- und Integrationskurs und zwei Praktika so überzeugt, dass gleich im Anschluss der Arbeitsvertrag geschlossen wurde. In der Ukraine hat Hafarov selbstständig als Automechaniker gearbeitet, bringt also ebenfalls eine Menge Erfahrung mit.
Ganz ohne Hürden geht es nie und deshalb ist bei Pichlmeier auch Geduld, Einsatz und Entgegenkommen gefordert. Der alleinerziehende Vater bekam eine Teilzeitstelle, weil die Kinderbetreuung durch ihn übernommen wird und er zugleich einen weiterführenden Integrationskurs macht, der durch das BAMF (Bundesamt für Migration du Flüchtlinge) gefördert wird. Pichlmeier hatte oft Kontakt zu verschiedenen Behörden, bis alle nötigen Unterlagen beisammen waren und alle Anträge vollständig ausgefüllt waren. Auch die familiären Situationen der drei neuen Mitarbeiter werden berücksichtigt. „Ohne stabile Familiensituation wird sich kein Mitarbeiter längerfristig an den Betrieb binden, egal wo er herkommt“ stellt er fest.  Er ist überzeugt von seinem pragmatisch-familiären Ansatz mit Unterstützung bei der Hilfe einen Arbeitsplatz für den Partner zu finden oder Kontakt zur Schule für die Kinder herzustellen. Der Spracheinzelunterricht wird ebenfalls von der Firma übernommen. Das Team hat keinerlei Vorbehalte. „Es sind mittlerweile vier Nationalitäten mit unterschiedlichen Muttersprachen, das ist eine Herausforderung, das hat schon was“, lacht Pichlmeier. „Die gute Stimmung ist wichtig und überträgt sich auf die Arbeitsergebnisse.“ Da hilft auch einmal ein „Ukrainisches Mittagessen“ gekocht für das ganze Team.
„Die anfänglichen Unterschiede in der Arbeitsweise und der unterschiedliche Kenntnisstand werden durch das Jobcenter Altötting durch einen Eingliederungszuschuss ausgeglichen. Bedingung dafür ist, dass der Mitarbeiter weiter in den Betrieb beschäftigt bleibt, so lange, wie der Zuschuss gezahlt wurde“, so Susanne Aicher, Geschäftsführerin des Jobcenters Altötting. Aber da sieht Pichlmeier keine Hindernisse.

Info:

Die Aktionswoche Jobturbo läuft vom 22. – 28. April. In dieser Woche werden bundesweit gelungene Vermittlungsaktionen der Jobcenter veröffentlicht, um zu zeigen, wie unterschiedlich erfolgreiche Vermittlungen zustande kommen und welche Ideen Jobcenter entwickeln, um geflüchteten Menschen die Integration in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen.