Arbeitsmarkt bleibt angespannt

Anstieg der Arbeitslosigkeit Mehr ukrainische Arbeitslose in den Jobcentern Weiterhin hoher Bestand an unbesetzten Stellen

31.08.2022 | Presseinfo Nr. 42

Der seit Juni verzeichnete kontinuierliche Anstieg der Arbeitslosigkeit in der Region Trier schreitet im August fort. Die Zahl der Arbeitslosen erhöht sich gegenüber dem Vormonat um 557 auf 10.696 Personen oder 5,5 Prozent. Dieser Anstieg schlägt sich mit einem Zuwachs von 0,2 Prozentpunkten auch in der Arbeitslosenquote nieder. Sie liegt jetzt bei 3,7 Prozent, gleichauf mit dem Wert vor einem Jahr. Gegenüber August 2021 verringerte sich die Zahl der Arbeitslosen nur leicht, um 1,8 Prozent oder 193 Personen.

„Weiterhin haben wir es im Agenturbezirk mit einer saisonuntypischen Entwicklung der Arbeitslosigkeit zu tun, die in erster Linie als Folge der Fluchtbewegung aus der Ukraine einzuschätzen ist“, erklärt Heribert Wilhelmi, Leiter der Agentur für Arbeit Trier. „In den Jobcentern der Region werden verstärkt ukrainische Staatsangehörige betreut. Sie melden sich dort aufgrund ihres seit dem ersten Juni geltenden Anspruchs auf Leistungen aus der Grundsicherung für Arbeitsuchende SGB II. Im Zuge dessen werden sie als Arbeitslose in der Statistik erfasst. Ohne die Registrierung der ukrainischen Geflüchteten in den Jobcentern wäre die Arbeitslosigkeit im Rechtskreis SGB II deutlich weniger stark angestiegen“, betont der Agenturchef. Doch noch eine Entwicklung ist anders als in den Augustmonaten vorhergehender Jahre: „Die Herbstbelebung durch Neueinstellungen hat noch nicht eingesetzt. Stattdessen sind mehr Personen aus Erwerbstätigkeit heraus arbeitslos geworden, darunter viele junge Menschen nach einer Ausbildung, die offenbar noch ohne Job sind“, stellt Wilhelmi fest.

Dabei liegt die Zahl der unbesetzten Stellen in der Region mit 7.027 weiterhin auf rekordverdächtigem Niveau, Betriebe suchen händeringend Personal. „Hier zeigt sich das Dilemma der aktuellen Situation auf dem Arbeitsmarkt: Wir haben einerseits ein enormes Stellenangebot, andererseits genügend Menschen, die eine Arbeit suchen. Doch die Anforderungsprofile der Jobs und die Qualifikationsniveaus der Arbeitssuchenden sind nicht deckungsgleich“, analysiert der Chef der Arbeitsagentur. „Eins der wichtigsten Instrumente, mit dem wir gegensteuern können, um die Fachkräftegewinnung und -sicherung  - besonders vor dem Hintergrund der fortschreitenden Digitalisierung - nachhaltig zu unterstützen, ist Qualifizierung“, betont Heribert Wilhelmi und geht diesbezüglich mit seiner Agentur in die Offensive: „Wir beraten Beschäftigte und Arbeitgeber verstärkt über individuell auf sie zugeschnittene Möglichkeiten der Weiterbildung und Mitarbeiterqualifizierung. Wir bieten umfangreiche finanzielle Förderangebote, und wir arbeiten daran, das Bewusstsein für den Nutzen von Qualifizierung in der Öffentlichkeit zu verankern“. So verleiht die Agentur für Arbeit jährlich das JobQ-Qualifizierungszertifikat an ein Unternehmen der Region, das bereits jetzt vorbildlich die Möglichkeit der Mitarbeiterqualifizierung zur Fachkräftesicherung nutzt. In diesem Jahr zeichnet Heribert Wilhelmi einen Betrieb im von Personalengpässen besonders betroffenen Pflegebereich aus: die Creatio GmbH in Wittlich, Betreiberin von Seniorenresidenzen. Sie schafft es erfolgreich, ihren Bedarf an Pflegefachkräften mithilfe von der BA geförderter Qualifizierungsmaßnahmen zu decken.

Doch damit nicht genug, am 22. und 23. September veranstaltet die Agentur ein großes Weiterbildungs- und Karriere-Event für die Region. Die „JobQ - Qualifizierung bringt weiter“ bietet am ersten Tag Online- Veranstaltungen und am zweiten eine Vor-Ort-Messe in der Agentur für Arbeit Trier, unter anderem mit den Themenschwerpunkten Pflege- und Digitalwirtschaft. Heribert Wilhelmi legt Beschäftigten, Arbeitssuchenden, Wiedereinsteigenden und Betrieben die Teilnahme dringend ans Herz: „Wer mit der rasanten Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt Schritt halten will, muss sich kontinuierlich mit dem Thema berufliche Weiterbildung auseinandersetzen. Die „JobQ - Qualifizierung bringt weiter“ zeigt dazu umfassende Möglichkeiten auf, ob es darum geht, Karriereplanung mit einer Qualifizierung richtig anzugehen, Förderangebote für betriebliche Umschulung auszuloten oder als Unternehmen durch Weiterbildungsangebote Beschäftigte zu finden und zu halten“.

Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung gibt es unter https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/trier/jobq.

 

 

Die Arbeitsmarktzahlen im Überblick

In der Region Trier waren im August 10.696 Menschen arbeitslos gemeldet, 557 mehr als im Juli aber 193 weniger als im August 2021. Die Arbeitslosenquote steigt um 0,2 Prozentpunkte auf 3,7 Prozent, den gleichen Wert wie im Vorjahresmonat.

Die Bewegungsdaten, die die Zugänge in Arbeitslosigkeit und die Abgänge aus Arbeitslosigkeit bewerten, geben wichtige Hinweise zur Dynamik am Arbeitsmarkt. Mehr Abgänge als Zugänge deuten auf sinkende Arbeitslosigkeit. Im August konnten 2.347 Menschen ihre Arbeitslosigkeit beenden, 2.910 Personen haben sich arbeitslos gemeldet.

 

Personengruppen – jugendliche und ältere Arbeitslose, Frauen und Männer, Ausländer und Langzeitarbeitslose

Die Anteile von Männern und Frauen an der Arbeitslosigkeit haben sich angenähert und liegen momentan fast gleichauf. 5.416 der Arbeitslosen im Agenturbezirk sind Männer und 5.280 Frauen. Unter den insgesamt 10.696 Arbeitslosen befinden sich 3.659 Ältere ab 50 Jahren (davon 2.666 ab 55jährige), 3.226 Ausländer und 2.894 Langzeitarbeitslose. In allen Personengruppen stieg die Arbeitslosigkeit, besonders jedoch bei den Jüngeren zwischen 15 und 20 Jahren. Hier erhöhte sich die Zahl der Arbeitslosen gegenüber Juli um 23,9 Prozent oder 71 Betroffene. Auch im Vergleich mit dem Vorjahresmonat ist die Arbeitslosigkeit dieser Altersgruppe angestiegen, um 49 Personen oder 15,4 Prozent. Bei der Altersgruppe der 15 bis 25jährigen ist ein Anstieg gegenüber Juli um 156 Personen oder 14,3 Prozent erfolgt. Im Vergleich mit August 2021 ist bei den bis zu 25jährigen ein Rückgang um 102 Arbeitslosen oder 7,5 Prozent verzeichnet.

Mit ukrainischer Staatsbürgerschaft sind derzeit in den Jobcentern und der Arbeitsagentur 2.883 erwerbsfähige Menschen gemeldet, 315 mehr als im Vormonat. Diese Gruppe umfasst sowohl Menschen, die Lohnersatzleistungen beziehen, arbeitssuchend oder arbeitslos sind. Als arbeitssuchend sind 1.862 ukrainische Bürger:innen registriert, 217 mehr als im Juli. Personen werden als Arbeitsuchende geführt, wenn sie eine Beschäftigung als Arbeitnehmer:in suchen, und als Arbeitslose, wenn sie darüber hinaus keine Beschäftigung haben, dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und nicht an einer arbeitsmarktpolitischen Maßnahme teilnehmen. Arbeitslose bilden deshalb eine Teilmenge der Arbeitsuchenden.

 

Stellenangebote

Der Monats-Zugang an neu gemeldeten Stellen liegt um 170 Angebote oder 13,6 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Auch gegenüber dem Vormonat gab es weniger (101 oder 8,6 Prozent) neue Stellenausschreibungen. Der Bestand bleibt jedoch weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. 7.027 freie Stellen sind bei der Agentur für Arbeit und den Jobcentern registriert, 76 mehr als im Juli und 1.067 mehr als im August 2021. Die meisten Stellenausschreibungen gibt es in der Zeitarbeit mit 1.904 Angeboten, im Verarbeitenden Gewerbe mit 998 freien Jobs und im Handel mit 861 Angeboten.

Wie schwierig sich die Besetzung von Stellen offenbar gestaltet zeigt sich am Beispiel des Pflegebereichs: Im Bereich der Pflegeberufe sind im Agenturbezirk Trier 204 Stellenangebote verfügbar, 136 davon allein in der Altenpflege. Dem gegenüber stehen 209 Arbeitslose aus dem Pflegesektor, 145 aus der Altenpflege. Die Relation von Arbeitslosen zu Stellen beträgt in der Altenpflege 1,1 und in den sonstigen Pflegeberufen 0,9, ist rechnerisch also nahezu deckungsgleich. „Dass trotzdem Stellen offen und Arbeitssuchende unversorgt bleiben, kann an verschiedenen Ursachen wie fehlender Qualifikation oder unpassenden Rahmenbedingungen liegen“, sagt Heribert Wilhelmi. „Mit unserem Schwerpunkt Pflegewirtschaft auf der „JobQ - Qualifizierung bringt weiter“, bieten wir hier ein Unterstützungsangebot.

Unterbeschäftigung

Wer an einer Qualifizierung teilnimmt oder erkrankt ist, wird während dieser Zeit laut Gesetz nicht als Arbeitsloser gezählt. Um hier Transparenz zu schaffen, publiziert die Bundesagentur für Arbeit jeden Monat die sogenannte Unterbeschäftigungsquote. Sie bezieht zusätzlich zu den Arbeitslosen unter anderem all jene ein, die zur Erhöhung ihrer Integrationschancen arbeitsmarktpolitisch gefördert werden. Laut aktueller Statistik lag im August die Unterbeschäftigung im Bezirk der Agentur für Arbeit Trier bei 13.652 Personen. Die Unterbeschäftigungsquote stieg gegenüber dem Vormonat um 0,2 Prozentpunkte und liegt bei 4,6 Prozent.

Ausbildungsmarkt

Zum Ende des Monats August sind die meisten Ausbildungsverträge abgeschlossen, und der Beginn des Ausbildungsjahres rückt näher. Anlass, den Blick auf den aktuellen Stand am Ausbildungsmarkt zu richten. Von Beginn des Ausbildungs-Berichtsjahres im Oktober 2021 bis Ende August waren in der Region Trier 4.179 Berufsausbildungsstellen gemeldet, 344 oder 9,0 Prozent mehr als im Vorjahr. Demgegenüber standen 2.288 Bewerber:innen, 304  oder 11,7 Prozent weniger als im Vorjahr. 1,8 Ausbildungsstellen waren pro Bewerber:in verfügbar. „Die Schere zwischen Ausbildungsangebot und Ausbildungsinteressierten klafft immer weiter auseinander“, bilanziert Heribert Wilhelmi. „Gründe dafür sind der demografische Wandel, Fachkräfteengpässe, Veränderungen durch digitalen Wandel aber auch eine erhöhte Schul- und Studienneigung“. 1.657 Ausbildungsplätze sind zum aktuellen Zeitpunkt noch unbesetzt, 298 junge Menschen haben noch keine Ausbildungsstelle gefunden. Das entspricht einer Relation von 5,6 unbesetzten Ausbildungsstellen je unversorgter Bewerberin oder unversorgtem Bewerber.

Die meisten noch unbesetzten Ausbildungsstellen gibt es im Verarbeitenden Gewerbe (470), dem Handel (387) und dem Baugewerbe (287).

Jungen Menschen, die noch auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle sind, empfiehlt Heribert Wilhelmi: „Nie waren das Angebot und die Auswahl so groß. Das bietet Ihnen die Möglichkeit, Ihren Wunschberuf zu finden. Es ist noch nicht zu spät, kommen Sie zu unserer Berufsberatung. Hier finden Sie Unterstützung und Antworten auf all Ihre Fragen“. Betrieben rät der Agenturchef: „Geben Sie jungen Menschen eine Chance und sichern Sie damit Ihren künftigen Fachkräftebedarf. Bei Zweifeln an der Eignung von Ausbildungsinteressierten können sie die vielfältigen Unterstützungsangebote des Arbeitgeber-Service der BA in Anspruch nehmen“.

 

Blick in die einzelnen Regionen Stadt Trier

Stadt Trier

Korrespondierend zum Agenturbezirk ist in der Stadt Trier die Arbeitslosigkeit im August angestiegen. 3.562 Menschen sind arbeitslos, 56 mehr als im Juli und 179 weniger als im August 2021. Die Arbeitslosenquote hat sich um 0,1 Prozentpunkte gegenüber dem Vormonat auf 5,8 Prozent erhöht. Sie liegt damit 0,3 Prozentpunkte unter dem Wert des Vorjahresmonats.

In der Stadt Trier sind 1.901 der Arbeitslosen männlich, 1.661 weiblich, 442 Jüngere unter 25 Jahren, 944 Ältere über 50 Jahren (davon 646 über 55jährige), 1.261 Ausländer und 1.069 Langzeitarbeitslose. Im August meldeten sich 889 Personen neu arbeitslos, 2.347 konnten ihre Arbeitslosigkeit beenden.

Landkreis Bernkastel-Wittlich

Auch im Kreis Bernkastel-Wittlich ist die Arbeitslosigkeit von Juli auf August gestiegen. 2.268 Menschen im Kreis sind arbeitslos. Das sind 135 Personen mehr als im Juli und 241 mehr als im August 2021. Die Arbeitslosenquote liegt bei 3,5 Prozent und damit 0,2 Prozentpunkte höher als im Juli. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Quote um 0,3 Prozentpunkte gestiegen.

Im August mussten sich 625 Bürgerinnen und Bürger des Landkreises Bernkastel-Wittlich arbeitslos melden, 2.347 Personen konnten ihre Arbeitslosigkeit beenden. 1.065 der insgesamt 2.268 Arbeitslosen sind Männer, 1.203 sind Frauen. Darunter befinden sich 217 Jüngere zwischen 15 und 25 Jahren, 890 Ältere ab 50 Jahren (davon 666 ab 55jährige), 776 Ausländer und 542 Langzeitarbeitslose.

Eifelkreis Bitburg-Prüm

Im Eifelkreis Bitburg-Prüm ist die Zahl der arbeitslosen Menschen von Juli bis August um 105 auf 1.366 Personen gestiegen. Die Arbeitslosenquote liegt bei 2,6 Prozent, 0,2 Prozentpunkte höher als im Juli, aber 0,3 Prozentpunkte niedriger als im Vorjahresmonat. Im Vergleich zum August 2021 nahm die Zahl der Arbeitslosen um 161 Personen ab.

Unter den 1.366 Arbeitslosen sind aktuell 676 Männer, 690 Frauen, 199 Jüngere zwischen 15 und 25 Jahren, 479 Ältere ab 50 Jahren (davon 345 ab 55jährige), 334 Ausländer und 347 Langzeitarbeitslose. 332 Menschen konnten im August ihre Arbeitslosigkeit beenden, 434 Personen meldeten sich erstmals oder erneut arbeitslos.

Kreis Vulkaneifel

Auch im Vulkaneifelkreis hat sich die Arbeitslosigkeit im August erhöht. 1.186 Personen, 95 mehr als im Vormonat, aber 11 weniger als im August 2021 waren ohne Job. Die Arbeitslosenquote ist um 0,3 Prozentpunkte auf 3,6 Prozent gestiegen, den gleichen Wert, wie im Vorjahr.

Im August haben sich 314 Menschen arbeitslos gemeldet, 332 konnten ihre Arbeitslosigkeit beenden. Von den 1.186 Arbeitslosen sind 557 Männer und 629 Frauen. Darunter befinden sich 126 Jüngere unter 25 Jahren, 459 Ältere ab 50 Jahren (davon 329 ab 55jährige), 283 Ausländer und 324 Langzeitarbeitslose.

Landkreis Trier-Saarburg

Im Landkreis Trier-Saarburg erhöhte sich die Zahl der Arbeitslosen im Laufe des Augusts um 166 auf 2.314 Personen. Im Vergleich zum August 2021 sind 83 Personen weniger arbeitslos. Die Arbeitslosenquote stieg gegenüber Juli um 0,2 Prozentpunkte auf 2,9 Prozent und liegt um 0,1 Prozentpunkte niedriger als im Vorjahresmonat. 

Unter den 1.217 arbeitslosen Männern und 1.097 arbeitslosen Frauen sind 265 Jüngere unter 25 Jahren, 887 Ältere ab 50 Jahren (davon 680 ab 55jährige), 572 Ausländer und 612 Langzeitarbeitslose. 648 Menschen meldeten sich im August arbeitslos, 332 Personen haben ihre Arbeitslosigkeit beendet.