Weiterhin Ungleichgewicht am Ausbildungsmarkt

Ausbildungsstellen bleiben häufig unbesetzt

02.11.2023 | Presseinfo Nr. 46

Das Berichtsjahr für den Ausbildungsmarkt, das den Zeitraum vom 01. Oktober 2022 bis 30. September 2023 umfasst, endet für viele Betriebe mit unbesetzten Ausbildungsstellen. Es bleibt schwierig, geeignete Auszubildende zu finden. „Es gibt weiterhin ein Ungleichgewicht am Ausbildungsmarkt. Zwar konnten wir ein leichtes Plus bei den Bewerberzahlen erzielen, das deckt den Bedarf jedoch bei weitem nicht.“, erklärt Heribert Wilhelmi, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Trier „Junge Menschen tendieren dazu, länger zur Schule zu gehen, um die bestmögliche Schulbildung zu erreichen und anschließend wenn möglich zu studieren. Hinzu kommt, dass durch den demografischen Wandel die Abgänge der geburtenstarken Jahrgänge in den Betrieben rein quantitativ nicht ausgeglichen werden können.“

Gemeldete Ausbildungsstellen und Bewerber
Vergleich zu den Vorjahren

Tabelle Ausbildungsstellen und Bewerber

Statistisch gesehen bestand im Berichtsjahr 2022/2023 in der Region Trier ein Verhältnis von 1,77 Stellen pro Bewerberin bzw. Bewerber. Insgesamt wurden 4.219 Berufsausbildungsstellen in der Agentur für Arbeit Trier gemeldet. Das waren 90 bzw. 2,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Demgegenüber suchten nur 2.382 junge Menschen eine Ausbildungsstelle, 17 oder 0,7 Prozent mehr als im vergangenen Berichtsjahr. „Die Veränderungen sind gering, dennoch freut mich die leicht positive Entwicklung auf Bewerberseite.“, so Heribert Wilhelmi.

Erfreulich sei auch, dass der Bestand an Altbewerberinnen und Altbewerber, also Menschen, die bereits seit längerem nach einer Ausbildungsstelle suchen, im Vergleich zum Vorjahr um 39, also 4,2 Prozent, auf 879 reduziert werden konnte. „Daran kann man erkennen, dass wir Menschen schneller integrieren und der Ausbildungsmarkt Jugendliche aufnimmt, die es im ersten Anlauf nicht geschafft haben.“, sagt Heribert Wilhelmi. Besonders junge Menschen unter 20 Jahren profitieren vom Abbau des Alt-Bestands an Ausbildungssuchenden.

Dennoch ist der Anteil an unversorgten Bewerberinnen und Bewerbern im aktuellen Berichtsjahr gestiegen, 193 junge Menschen haben bis Ende September keine passende Ausbildungsstelle gefunden, 16,3 Prozent mehr als im Vorjahr. „Die Vorstellungen der Jugendlichen und die Erwartungen der Betriebe klaffen auseinander. Außerdem konzentrieren sich viele junge Menschen auf nur wenige Berufswünsche, es gibt keine Streuung.“, konstatiert Wilhelmi. Die Situation am Ausbildungsmarkt der Agentur für Arbeit Trier gibt Grund zur Sorge, denn pro unversorgtem jungen Menschen weist die Statistik zum Berichtsjahresende noch 3,7 unbesetzte Ausbildungsstellen aus. Insgesamt blieben 719 betriebliche Ausbildungsstellen bis September unbesetzt, 103 bzw. 12,5 Prozent weniger als zum Ende des vorigen Berichtsjahres. Insbesondere Stellen in den Bereichen Energietechnik, Hochbau und Sanitär, Heizung und Klima wurden von den jungen Menschen weniger gefragt.

Vergleicht man die Top Ten-Berufe der unbesetzten Ausbildungsstellen und unversorgten Ausbildungssuchenden, ergeben sich deutliche Diskrepanzen. So sind zum Beispiel noch 110 Ausbildungsangebote im Verkauf zu haben, doch auch noch 25 Bewerberinnen und Bewerber waren zuletzt auf der Suche nach einer entsprechenden Ausbildungsstelle. Auch im Bürobereich sind noch 33 Ausbildungsstellen unbesetzt und 17 junge Menschen mit diesem Berufswunsch registriert.

Top 10 der gemeldeten Ausbildungsstellen und Bewerber nach Berufen
2022/2023

Top 10 Ausbildungsstellen

 „Die Berufsberatung leistet einen wichtigen Beitrag zur Orientierung und Vermittlung der Jugendlichen und bezieht dabei Eltern und Sorgeberechtige intensiv mit ein. Unsere Fachkräfte sind sehr früh an den Schulen und halten ein kontinuierliches, professionelles und neutrales Beratungsangebot vor“, sagt Heribert Wilhelmi. „Auch die weitere Verzahnung unserer und der Angebote unserer Partner wie HWK und IHK ist uns weiterhin ein sehr wichtiges Anliegen. Gemeinsam wollen wir Jugendliche voranbringen und für einen Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage sorgen. Unsere neuen Informationsangebote, Online-Produkte und Services werden schon gut in Anspruch genommen, entwickeln sich aber auch noch. Unsere Ausbildungsmesse FUTURE ist mittlerweile fest etabliert und hat sich zur Marke entwickelt. Und auch die Nachvermittlungsaktionen sind ebenfalls routiniert und zum Erfolg führend.“

Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit weist aus, dass im aktuellen Berichtsjahr der Anteil geförderter Ausbildungen durch Förderprogramme wie zum Beispiel der „assistierten Ausbildung flexibel“ (AsA Flex) um 15 auf 91 Fälle leicht angestiegen ist. Das lässt zum einen darauf schließen, dass Unternehmen Jugendlichen eine Chance auf Ausbildung geben, auch wenn die ursprünglich gewünschten Voraussetzungen nicht gänzlich vorliegen. Zum anderen haben sich die Förderinstrumente bewährt und die Unternehmen der Region kennen und nutzen sie. „Wir setzen auch künftig auf die Qualität unserer Beratung, sowohl auf Bewerber- als auch auf Seiten der Unternehmen.“, bilanziert Heribert Wilhelmi.